Klimakrise statt Klimawandel: ARD hat den "Dreh" raus
Von Björn Kawecki
Glaubt man der Berichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (es gibt gute Gründe, das besser nicht zu tun), befindet sich unser Planet inmitten einer menschengemachten Klimakatastrophe. Dem ARD-Magazin Monitor und seinem Redaktionsleiter Georg Restle scheint die Sensibilisierung der Massen für das Thema besonders am Herzen zu liegen. Auf einer in sozialen Medien verbreiteten Informationstafel wird ausdrücklich vor der Verwendung von "verharmlosender Klima-Sprache" gewarnt.
Von der Verwendung des Wortes Klimawandel wird abgeraten, da es nach einem sanften, natürlichen Prozess klinge. Von Klimakrise zu reden, sei passender. Auch den Ausdruck Klimaskeptiker hält das Magazin für unpassend, da es "Nachdenken, Abwägung, und Eigenständigkeit im Urteil suggeriere". Das bessere Wort: Klimaleugner. An der menschengemachten Klimakrise (siehe oben) gibt es schließlich "keinen Zweifel"! Diese freundliche Einladung zum Orwellschen Neusprech ist eines von vielen Medienereignissen in diesem Sommer, die deutlich gezeigt haben, mit welchem Thema der öffentlich-rechtliche Rundfunk (ÖRR) die Synapsen der Bürger auf Trab hält.
Da gab es noch die Unterrichts-App des WDR, um die keiner gebeten hat, die für Schüler die Schrecken der Erderhitzung erfahrbar machen soll, unter anderem mit einer Animation unseres brennenden Planeten, den Hitzeschutzplan des Bundesgesundheitsministers, der die Bürger daran erinnert, ausreichend zu trinken, Berichte über die spontane Selbstentzündung von Wäldern, und die dunkelrot-schwarz eingefärbten Wetterberichte waren so hysterisch, dass sogar die Sonne ein schlechtes Gewissen bekam und sich wochenlang hinter dicken Regenwolken versteckte.
Es ist eine Kampagne
Auch dem Journalisten Norbert Häring sind die vielen übertriebenen Versuche, den Bürgern das Klimawandel-Narrativ einzubläuen, nicht entgangen. In einem Beitrag hat er sie jüngst zusammengestellt und kommentiert, dass sie zusammen für ihn das "Bild einer Kampagne" ergeben. Dass es sich bei der Klimapanik auf jeden Fall um eine Kampagne handelt, davon muss ausgegangen werden. Ein sicheres Indiz ist, dass sich dasselbe Schema wie bei Corona erkennen lässt: Es gibt eine unumstößliche Wahrheit und bei denjenigen, die sie nicht anerkennen wollen, handelt es sich um Leugner.
Das Problem bei einer Propaganda-Kampagne ist, wie man auch bei Corona bereits feststellen konnte: Es ist gar nicht so einfach festzustellen, wer ihre Auftraggeber bzw. Designer sind. Um ihre Interessen zu verschleiern und die Wirkung der Kampagne zu erhöhen, wollen die lieber unsichtbar bleiben – Edward Bernays lässt grüßen. Sichtbar sind die Exekutoren der Kampagne, die Spin-Doktoren, die den Fakten in der Öffentlichkeit den nötigen Dreh verpassen und unter denen die Sender des ÖRR nur die lautesten und dreistesten sind.
Als weiteren Akteur der Kampagne macht Häring die Initiative World Weather Attribution (WWA, deutsch: Welt-Wetter-Zuteilung) aus, einen Zusammenschluss von Wissenschaftlern, die laut eigenen Angaben anhand von Wetterdaten und Computermodellen berechnen, "wie der Klimawandel die Intensität und Wahrscheinlichkeit eines extremen Wetterereignisses beeinflusst". Zu den Trägern des WWA gehört zufälligerweise das berüchtigte Imperial College London, das sich bereits während Corona mit zweifelhaftem Ruhm bekleckerte, indem es mit seinen Modellen, die eine riesige Opferzahl vorhersagten, zur (un)nötigen Panik beitrug.
Checkliste für die richtige Berichterstattung
Wie Häring anmerkt, sind praktisch alle Beteiligten an der Initiative und ihre Geldgeber überzeugt, dass der Klimawandel menschengemacht ist und CO2-Emissionen um jeden Preis reduziert werden müssen, um die Menschheit vor der drohenden Vernichtung zu retten. Dass es sich bei WWA nicht einfach um einen harmlosen Zusammenschluss von Wissenschaftlern handelt, zeigt zudem der "Leitfaden für Medien", den die Initiative in gleich zwölf Sprachen unter dem Titel "Über Extremwetter und den Klimawandel berichten" veröffentlicht hat, inklusive einer Checkliste mit der richtigen Berichterstattung über die gängigsten Wetterereignisse wie Hitzewellen, Dürren und Hochwasser.
Das Vorwort für die deutsche Ausgabe stiftete Özdan Terli, seines Zeichens Meteorologe und Wettermoderator beim ZDF. Wie Häring es ausdrückt, besteht zwischen Terlis Engagement und seiner Arbeit für das ZDF als Teil der ÖRR "Zielharmonie". Jugendliche, die sich für das Klima auf die Straße kleben, sind für Terli nicht "Aktivisten", sondern Helden – eine Darstellung, die auch in ÖRR-Beiträgen immer wieder verbreitet wird. Auffallend ist, dass Terli denselben Wortlaut nutzt (in der PR-Sprache: "Wording"), den auch Georg Restle und Monitor ihrem Publikum empfehlen ("Klimakrise" bzw. "Klimakatastrophe"), und davon abrät, die "Leugner des Klimawandels" als Kritiker zu bezeichnen. Es lässt sich nicht beweisen, aber dass Terli und Monitor den Wortlaut aus derselben Handreichung erhalten haben, mit anderen Worten, dass hinter ihnen derselbe Designer steht, hält Häring zumindest für wahrscheinlich.
Gegründet wurde die Initiative WWA übrigens vom 2021 verstorbenen niederländischen Physiker Dr. Geert Jan van Oldenborgh und Dr. Friederike Otto, die seit ein paar Jahren in der Öffentlichkeit als Klimatologin auftritt und gern als Physikerin präsentiert wird. Anders als man erwarten könnte, hat Otto allerdings in Philosophie promoviert. In Physik legte sie "nur" das Diplom ab. 2020 veröffentlichte Otto ihr erstes Buch, eine populärwissenschaftliche Abhandlung über ihre Klima-Forschung. Seit 2021 ist Otto als Klimatologin in leitender Position am Imperial College London tätig. Otto ist außerdem Mitglied in der Lobbyorganisation Climate Strategies und nicht zuletzt ist sie eine der Leitautoren des sechsten Sachstandsberichts des IPCC (2021), in Deutschland besser bekannt als Weltklimarat.
Menschengemachter Klimawandel als Grundannahme
Wie man sich unschwer vorstellen kann, nahm Ottos Relevanz als Klima-Expertin in den letzten Jahren zu. Anlässlich der Veröffentlichung des IPCC-Berichts durfte Otto in der Tagesschau zur Grundannahme ihrer Forschung mitteilen, es sei "absolut unbezweifelbar", dass der Klimawandel menschengemacht ist. Seine Auswirkungen seien schon jetzt überall auf der Welt zu spüren. Praktischerweise ließe sich der Klimawandel aber durch CO2-Emissionsreduktion aufhalten. Als bezeichnend muss Ottos Antwort auf die Frage gesehen werden, ob es unerwartete Ergebnisse gegeben habe: "Nein." Die Begründung: Der Weltklimarat mache keine "neue Wissenschaft", sondern trage wissenschaftliche Erkenntnisse zusammen und bewerte, "welche Methoden gut sind". Der Bericht sei politisch unabhängig, aber politisch relevant.
Auch Otto sagt anderen gern, wie sie zu denken und zu schreiben haben, z.B. wie Journalisten über den Klimawandel schreiben sollten. Wenn es zu einem Extremwetterereignis komme, solle man nicht fragen, ob der Klimawandel ursächlich sei. Die richtige Frage laute: Wie hat der Klimawandel die Intensität und Wahrscheinlichkeit dieses Ereignisses verändert? Der Clou: Es handelt es hierbei um die Fragestellung der Attributionsforschung, die Otto am Imperial College London selbst betreibt. Eine Grundannahme dieser Forschung lautet, dass man sehr genau sagen kann, wie viele Treibhausgase seit Beginn der Industriellen Revolution durch den Menschen in der Atmosphäre sind. Die Methode der Attribution besteht darin, in einem Modell die Welt zu "simulieren", wie sie ohne die menschlichen Treibhausgase aussehen würde. Aus dem Unterschied des Modells der Simulation und des Modells der "realen Welt" wird dann die Wahrscheinlichkeit eines Wetterereignisses mit und ohne Klimawandel berechnet.
Zusammengefasst lautet die Forschungsfrage: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass das einzelne Wetterereignis ohne die durch CO2-Emissionen verursachte Erderwärmung nicht eingetreten wäre? Der menschengemachte Klimawandel ist somit eine Grundannahme der Attributionsforschung, nicht ihr Ergebnis. Es geht nicht darum, zu berechnen, ob der Klimawandel einen Anteil an einem Wetterereignis hat, sondern welchen. Otto und der oben erwähnte Leitfaden fordern Journalisten folglich auf, sich unkritisch dem Ausgangspunkt ihrer Forschung anzuschließen.
Für Globalismus und "große Veränderungen"
Widersprüchlich hierbei ist, dass Otto selbst einräumt, wie ungenau die Ergebnisse ihrer Studien sein können. Zweifel an ihrem Wahrheitsgehalt hat sie trotzdem nicht. Das könnte daran liegen, dass Otto nicht zwischen den Bereichen Wissenschaft und Politik unterscheidet. In einem Interview mit der Bethmann Bank, die sich auf Verwaltung, Beratung und Planung großer Privatvermögen konzentriert, gab sich Otto unverblümt als Globalistin zu erkennen, indem sie sich dafür aussprach, dass "wir" endlich von "dieser Nationalstaaten-Idee aus dem 19. Jahrhundert wegkommen" und zu einer "globalen Gemeinschaft werden" müssten, die Probleme "gemeinschaftlich" löse. Für ihren Sohn wünsche sie sich, dass er in den "Vereinigten Staaten von Europa" leben könne, wenn er es möchte. Ein echter "sozialer Kapitalismus" sei möglich, so Otto, bevor sie sich mit dem Zitat über die Freiheit der Andersdenkenden von Rosa Luxemburg schmückt, mit dem man auch Liberale abholen kann.
Im Interview mit Tilo Jung sagte Otto außerdem, dass es in der Welt "große Veränderungen" brauche. Die könnten aber nicht so sein, "dass jeder sie jederzeit immer toll findet", würden das Leben der Menschen "im Großen und Ganzen" aber besser machen. Als das Gespräch auf die Frage fällt, wie man CO2 der Atmosphäre entziehen kann, sagte Otto:
"Eine solche Technologie wird nicht erfunden, wenn nicht unser Wirtschaftssystem gezwungen wird, das Business-Modell umzustellen. Solange man weiter CO2 emittieren kann, hat ja niemand einen Grund, irgendwelche teuren Technologien zu erfinden. Man muss ja schon die Anreize so setzen, dass es auch passieren kann."
Was könnten diese "Anreize" in Deutschland sein? Vielleicht eine Energie- und Gasmangellage? Eine abnehmende Wirtschaftsleistung? Bislang lässt die Technologie "X" noch auf sich warten.
Aktivisten im Forscherkittel
Häring weist in seinem Beitrag richtig darauf hin, dass zur Wissenschaft der Disput gehört – den Wissenschaftler wie Otto mit journalistischer Unterstützung jedoch bewusst unterlaufen. Einer Stellungnahme zum tatsächlichen Stand der Wissenschaft will sich Häring jedoch lieber enthalten. Der Diskurs über den Klimawandel sei so gestört, dass eine Beurteilung für Laien unmöglich sei, und um Klimatologe zu werden, fehle ihm die Zeit und das Selbstbewusstsein. So viel Bescheidenheit ist nachvollziehbar, könnte jedoch unangebracht sein, da bereits Corona gezeigt hat, wie leicht es ist, Wissenschaft als Verkünder der Wahrheit zu vereinnahmen. Die Störung des Diskurses muss als bewusster Teil einer Kampagne anerkannt werden.
Die Feststellung, dass es sich bei Personen wie Otto um Aktivisten im Forscherkittel handelt, bedeutet, dass sich die Frage nach dem echten wissenschaftlichen Stand des Klimawandels überhaupt nicht stellt. Wer Journalisten unter Berufung auf die Autorität der Wissenschaft Empfehlungen gibt, ist bereits unglaubwürdig. Der Aktivismus Ottos wird in Zukunft womöglich noch offensichtlicher werden. Mit ihrem zweiten Buch, das für November angekündigt ist, macht sie nämlich den Schritt zur echten Klima-Intersektionalistin. Der Titel: "Klimaungerechtigkeit: Was die Klimakatastrophe mit Kapitalismus, Rassismus und Sexismus zu tun hat".
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