Meinung

Fanatismus statt Recherche: Der Spiegel ruft zur politischen Säuberung in Universitäten auf

Abweichler sollen rausfliegen: Der Spiegel will die deutschen Universitäten auf Linie bringen und leitet sie an, unter alternativer Auslegung von Grundrechten politisch zu säubern. Statt mit Fakten punktet das Blatt mal wieder mit Framing und Lügen, bis sich die Balken biegen.
Fanatismus statt Recherche: Der Spiegel ruft zur politischen Säuberung in Universitäten aufQuelle: www.globallookpress.com © Christian Charisius

Von Susan Bonath

Die Hochschulen in Deutschland werden auf Linie getrimmt. Wo Abweichler "falsche Gedanken" verbreiten, soll gesäubert werden. Dafür trommelte wieder einmal das selbsternannte Nachrichtenmagazin mit linksintellektuellem Pseudoanstrich namens Der Spiegel. In gewohnter Manier kippte das Sturmgeschütz für westliche Regierungspropaganda kübelweise Diffamierungen und Lügen über Professoren und Dozenten aus, die nicht im Gleichschritt mitmarschieren. Zu Hilfe kommt ihm dabei nicht etwa die Wahrheit, sondern jahrelang medial geschürter Fanatismus bezüglich der wichtigsten politischen Streitthemen.

Pranger für Rufschädigung

Man muss es nicht mehr betonen: Wer öffentlich eine friedliche Lösung des Stellvertreterkrieges in der Ukraine fordert, dabei gar die NATO kritisiert, oder wer für eine Aufarbeitung der Coronapolitik einschließlich der Folgen der Massenimpfungen wirbt, ja, selbst wer publikumswirksam die Politik der deutschen Regierung zu sehr kritisiert, läuft nicht nur Gefahr, ins Visier des deutschen Geheimdienstes zu geraten. Es droht auch der symbolische Scheiterhaufen der Leitmedien, ein moderner Pranger für öffentliche Rufschädigung mit unlauteren Mitteln.

Die Ausrichtung seiner aktuellen Rufmordkampagne legt der Spiegel bereits mit einer reißerischen Überschrift fest: "Querdenker an Hochschulen – Prof. Dr. Kokolores". In besserem Deutsch ausgedrückt lautet die Botschaft so: Missliebig denkende Wissenschaftler seien per se Dummköpfe, wofür der Kampfslogan "Querdenker" steht, die ohnehin nur Unfug (Kokolores) verbreiten, weshalb man ihnen erst gar nicht zuhören und sich mit ihren Argumenten auseinandersetzen dürfe.

Bekannte Namen von Wissenschaftlern tauchen im Weiteren auf, die in den vergangenen drei Jahren als Abweichler offizieller Erzählungen aufgefallen sind: Ulrike Guérot, Michael Meyen, Patrik Baab, Sucharit Bhakdi und sogar der Hamburger Nanophysiker Roland Wiesendanger, der als einer der ersten deutschen Wissenschaftler Hinweise auf einen Laborursprung des Coronavirus veröffentlicht hatte – eine Theorie, die inzwischen sogar das FBI für die plausibelste hält, wie der Spiegel im März sogar selbst berichtet hatte.

Erwünschte Verschwörungsfantasien

Doch von vorne: Zunächst zerreißt das Blatt den Medienwissenschaftler Meyen, über dessen Fall RT DE berichtete. Dessen Lob für gedruckte Medien, weil diese vor Online-Überwachung schützten, sei "Geraune, wie man es von Verschwörungstheoretikern kennt". Und weil jeder weiß, dass Internetkonzerne wie Google und Facebook sehr wohl auf Geheiß westlicher Regierungen rege zensieren und denunzieren, behaupteten die Autoren, Meyen habe dabei "offenbar" an eine "nicht näher beschriebene Macht" gedacht. Das ist zwar eine frei erfundene Unterstellung, soll aber den Kampfbegriff untermauern.

Weiter geht es mit Kontaktschuld, und zwar zur "Querdenker"-Zeitung Demokratischer Widerstand, für die schon mal ein Rechtsextremer einen Artikel geschrieben habe. Für diese verfasst Meyen regelmäßig Kolumnen und war zwei Ausgaben lang als Mitherausgeber gelistet. Anstatt den Professor nach seinen Beweggründen zu fragen und auf den Inhalt seiner Kolumnen einzugehen, zitiert der Spiegel andere Propagandablätter, die über den Vorgang seinerzeit mit bekannten Kampfbegriffen geurteilt hatten, wie die taz, die Frankfurter Rundschau und die Süddeutsche Zeitung.

Und schließlich unterstellte das Zentralorgan für Russenhass und Wissenschaftsschwurbelei dem Münchner Professor eine Nähe zu Gewalt. So habe nämlich einer der Herausgeber der Zeitung, für die Meyen schreibt, einmal einen "angeblichen Forenbeitrag" unter einer Stellungnahme von Meyens Universität gerechtfertigt, in dem Gewaltfantasien gegenüber der Bundesregierung dargelegt worden seien. Mit anderen Worten: Der Spiegel spinnt seine eigenen Verschwörungsfantasien über geheime Gedanken von Abweichlern aus kruden Zirkelschlüssen zusammen.

Inhaltsleere Totschlagkeulen

Dann fliegt die Keule auf den renommierten Mikrobiologen Sucharit Bhakdi hernieder, der kürzlich vom Amtsgericht Plön vom Vorwurf des Antisemitismus freigesprochen wurde. Schade sei es ja, meinen die Autoren, dass Bhakdis ehemalige Universität Mainz seit Monaten vergeblich darauf hoffe, dass sie ihm den Professorentitel entziehen könne. Bhakdi kritisierte von Beginn an die Corona-Politik und warnte früh vor schweren Nebenwirkungen der neuartigen RNA-Technologie, auf der die Impfstoffe basieren. Vieles hat sich heute zwar bestätigt, doch dafür interessieren sich die Autoren mit keiner Silbe.

In den Topf der Lügen griff der Spiegel im Fall Patrik Baab. "Auffällig" sei der langjährig verdiente NDR-Journalist und Dozent geworden, so das Kampfblatt. Baab war nämlich letztes Jahr von zwei Universitäten geflogen, nachdem er für ein Buch in den Donbass gereist war, um vor Ort nach der Wahrheit zu suchen, also weil er das tat, was ein Journalist so tun sollte. Baab sei als "Wahlbeobachter" dort gewesen, behauptete das Blatt. Dabei ist inzwischen sogar gerichtlich geklärt (siehe hier), dass dies erstunken und erlogen ist.

Die Lüge in die Welt gesetzt hatte zuerst das vom Werbekonzern Ströer betriebene Internetportal t-online, zahlreiche Medien haben sie einfach übernommen. Inzwischen hat t-online den Text ein bisschen umgeschrieben. Denn Baab hatte kürzlich mit seiner Klage gegen die Universität Kiel gewonnen. Diese habe seinen Lehrauftrag schon deshalb zu Unrecht gekündigt, so das Gericht, weil ihr dafür herangezogenes – und abgeschriebenes – "Argument" von Baabs angeblicher Wahlbeobachtung schlicht falsch sei. Den Spiegel interessiert das offenkundig nicht.

Wenig später fällt das Blatt über den renommierten Nanophysiker Roland Wiesendanger her. Dieser habe mit seiner Studie "Quatsch" verbreitet und seine Hamburger Universität habe das auch noch mit einer Pressemitteilung unterstützt, giften die Autoren. Der angebliche "Quatsch" ist Wiesendangers These, zu der er in der Studie kommt. Danach sei das Pandemie-Coronavirus sehr wahrscheinlich ein Laborprodukt. Dass mittlerweile das FBI und andere die These stützen, bleibt unerwähnt. Das Hauptargument des Spiegels gegen Wiesendanger: Diese Forschung liege "weit außerhalb seiner Fachkompetenz".

In ähnlicher Manier holt das Blatt zum Endschlag gegen Ulrike Guérot aus. Die Universität Bonn hatte der Politikwissenschaftlerin unter dem Deckmantel "Plagiatsvorwurf" gekündigt. Guérot ist bekannt geworden für ihre abweichenden Einschätzungen und Mahnungen in Sachen Corona und Ukraine. Laut WDR erfuhr sie "mit ihren Positionen viel Sympathie in der Querdenkerszene". Anstatt Guérots Positionen zur Debatte zu stellen, "argumentierte" der Spiegel damit, dass "rund 30 Studierende" vor dem Arbeitsgericht Bonn, das über ihren Fall entscheiden soll, für ihren Rauswurf "demonstriert" hätten. Können sich 30 Studenten irren?

Die Verschwörungswelt gekränkter Corona-Hardliner

Der Spiegel geht bei seinem Propagandaschlag nicht ganz ungeschickt vor. Zwischendurch lässt er mehrere "Experten" zu Wort kommen, die offenbar den Schein von Redefreiheit in Deutschland erhalten sollen. Die sagen dann so Dinge wie: "Schon der Anschein, die Wissenschafts- und Meinungsfreiheit nicht zu wahren, sollte seitens einer Hochschule vermieden werden." Oder: "Wer sich in fragwürdiger Weise exponiere, aber auf die Wissenschaftsfreiheit berufen könne – dem dürfe eine Hochschulleitung nicht einfach den Mund verbieten." Dann rätselt das Blatt ein wenig darüber, wie man die Störer dennoch loswerden könnte.

Woran es gänzlich fehlt in diesem Lehrstück für Lesermanipulation, sind konkrete Sachinhalte. Über Guérots, Meyens, Bhakdis, Baabs und Wiesendangers Argumente erfährt der Interessierte: nichts. Ein Abgleich mit der Realität? Fehlanzeige. Dabei ist die Realität zum Beispiel in Sachen Corona-Impfung inzwischen ziemlich eindeutig: Die Präparate verursachen viele Schäden, nur das Ausmaß kennt man nicht genau, weil sich die Politik und ihre Wissenschaftsinstitute weigern, das zu untersuchen.

Statt in dieser Richtung nachzuhaken, fahren die meisten Medien heute einen irrationalen Zickzackkurs. Sie kommen zwar nicht mehr umhin, den einen oder anderen Impfgeschädigten zu präsentieren, weil inzwischen vermutlich viele derartig Betroffene in ihrem Umfeld kennen. Dennoch, die "Querdenker", die genau davor gewarnt hatten, bleiben Schwurbler und Verschwörungsnazis auf Lebenszeit.

Diese wütenden "Corona-Gekränkten" riefen nun sogar nach Aufklärung, entrüstete sich Ende März zum Beispiel der Spiegel-Kolumnist und Berufs-"Punk" Sascha Lobo. Er schwurbelte frei von der Leber weg von einer "düsteren Fantasiewelt" durchgeknallter "Querdenker*innen, Verschwörungstheoretiker*innen und Esoteriker*innen", die das Pandemiegeschehen "irrational" umdeuten wollten und auf der Suche nach Schuldigen seien. Der ganze Beitrag legt nahe, dass Lobo mutmaßlich selbst als gekränkter Corona-Hardliner in einer Verschwörungswelt lebt und die Realität komplett ignoriert.

Glaubensformeln als Grundlage

Zu welch ausuferndem, religiös anmutendem Fanatismus die Dauerschleifen-Propaganda der vergangenen drei Jahre tatsächlich führte, belegt ein Artikel über einen Impfgeschädigten im Schweizer Tagesanzeiger ziemlich beispielhaft. Es geht um einen 35-jährigen Wissenschaftler, der erwiesenermaßen durch die Spritzen die schwere und unheilbare Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose (MS) erworben hat.

Doch vorangestellt hat das Blatt nicht etwa eine Zusammenfassung des Problems, wie es im Journalismus üblich ist, sondern ein Loblied auf die Impfungen, oder besser gesagt: ein Glaubensbekenntnis, eine Heiligsprechung, die man von verwirrten Sektenanhängern, nicht aber von Journalisten oder gar Geschädigten erwarten würde. Zitat:

"Vorneweg: R. R. (Name der Redaktion bekannt) würde sich wieder impfen lassen. Er ist überzeugt, dass Impfungen grundsätzlich wichtig sind und die COVID-Vakzine entscheidend für die Bekämpfung der Pandemie waren. Sie haben Todesfälle, schwere Verläufe und auch Long-COVID-Fälle verhindert. R. R. bestürzt weniger, dass er wegen der Impfung krank wurde, als dass er dabei von Ärztinnen und Ärzten und den Behörden allein gelassen wurde."

Die Formel ähnelt einem Gebet an einen Gott, den man niemals hinterfragen dürfe. Solche Bekenntnispredigten zieren mal in der einen, mal in der anderen Form nicht nur sämtliche Berichte im Mainstream über Impfgeschädigte. Jeder, der sich gegen Waffenlieferungen in die Ukraine aussprechen und dabei nicht in den Fokus der Gesinnungswächter geraten will, muss beteuern, wie abscheulich er den "brutalen Angriffskrieg der Russen" finde.

Auf derlei Glaubenssätzen baute auch der Spiegel seine neuerliche Rufmordkampagne auf. Wozu störende Fakten, wenn man sein Ziel mit Empörungsgeschrei viel besser durchsetzen kann. "Kokolores" statt Recherche eben. Es geht so einfach, wie damals bei der Hexenverfolgung in der frühen Neuzeit. Nur, dass die "Delinquenten" heute nicht mehr auf dem echten Scheiterhaufen landen. Die PR-Berater der Bundesregierung lassen vermutlich täglich die Champagnerkorken knallen angesichts ihres Erfolgs.

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