Meinung

Die Rache vergesslicher Journalisten, Sündenbockjäger und "Schwurbel"-Forscher – der Fall Bhakdi

Der Freispruch des Mikrobiologen Sucharit Bhakdi sorgte für eine mediale Empörungswelle. Offenbar stecken geblieben auf dem Erkenntnisstand von 2020, kramten Journalisten ihre alten Kampfbegriffe hervor, anstatt das Geschehen und ihre eigene Rolle dabei zu reflektieren.
Die Rache vergesslicher Journalisten, Sündenbockjäger und "Schwurbel"-Forscher – der Fall BhakdiQuelle: www.globallookpress.com © Christian Charisius / dpa

Von Susan Bonath

Der Freispruch des Mikrobiologen und Mediziners Sucharit Bhakdi vom Vorwurf der Volksverhetzung sorgte in zahlreichen Medien für blanken Aufruhr. Empörte Journalisten, NGO-Vorsitzende und Verbandssprecher interpretierten nicht nur den fallen gelassenen Vorwurf rachelüstern und einseitig. Sie erweckten ihre Kampfbegriffe aus düsterer Corona-Zeit, vom "Verschwörungserzähler" bis zum "Schwurbler", zu neuem Leben, als hätte es in den letzten beiden Jahren keinerlei Erkenntnis-Fortschritte zu Corona gegeben und eine tiefgreifende Amnesie die Medienhäuser ergriffen.

Sündenbockjäger gegen "Schwurbler"

Die "Berichterstattung" über den Prozess glich eher einem moralisch überladenen Nachtreten als einer ehrlichen Beschäftigung mit möglichen antisemitischen Vorurteilen in Bhakdis Aussagen. Die Rachsucht jener Fraktion, die noch voriges Jahr Impfunwillige lustvoll schikanierte, ihnen Grundrechte und Menschenwürde absprach, sie als nutzlosen Blinddarm und Mörder bezeichnete, sprang einem geradezu entgegen.

Über viele Monate hinweg drangsalierte der Staatsapparat Ungeimpfte massiv. Man zwang sie zu täglichen Tests, bedrohte sie mit Jobverlust, sperrte sie aus Einkaufsläden und Bussen aus. Der Mob durfte sich in den Medien nach Herzenslust mit seinen Bestrafungsfantasien gegen diese Gruppe austoben, die ihr Ungeimpftsein oftmals gut begründen konnte, auch wenn sie niemand anhörte. In diesem Kontext ist es nicht verwunderlich, wenn derart öffentlich Attackierten die sprichwörtliche Hutschnur platzt, besonders wenn sie, wie Bhakdi, am öffentlichen Pranger der Sündenbock-Theoretiker standen.

Mittlerweile ist längst in den Mainstream gesickert, dass Tausende Menschen in Deutschland durch die von Bhakdi kritisierten Impfstoffe schwer geschädigt wurden. Die genaue Anzahl der Impfopfer ist genauso unbekannt wie die Möglichkeiten für ihre adäquate Behandlung, und zwar schlicht deshalb, weil keiner danach forscht und die Masse der Mediziner und Politiker nach wie vor wegschaut. Wenn hier also jemand etwas leugnet oder verharmlost, dann sind das zuallererst Politiker, Journalisten, Wissenschaftler in Bezug auf diese Schäden.

Vor genau diesen Folgen hatte Bhakdi unter anderem gewarnt. Doch die Fraktion der einstigen Ungeimpften-Jäger leugnet sichtlich aggressiv den verbrieften Erkenntnisfortschritt. Flugs kramte die taz ihren "Schwurbler" und "Coronaleugner" wieder aus der Mottenkiste und warf dem Mediziner in alter Manier "Verschwörungsglauben" vor. Und dass "Schwurbelei" sowieso immer "in Gewalt mündet", weiß man spätestens seit einem Bericht der Rheinischen Post von Anfang Mai.

Die Rache der Ertappten

Der Spiegel machte sich lustig über die vor Ort anwesenden Unterstützer Bhakdis, die ihre "Ikone der Querdenkerbewegung" wie einen "Messias" feierten. Unter Berufung auf die einstigen Regierungsvirologen, die nachweislich in vieler Hinsicht grandiosen Unsinn verbreitet hatten, qualifiziert das Blatt auch heute noch "viele seiner Thesen" als "irreführend" und "schlichtweg falsch" – ohne irgendeine Begründung.

Dass der Spiegel seinerseits Anfang 2021 die BioNTech-Chefs wie Gottgesandte feierte und dabei auch noch allerlei Falschinformationen über die Wirksamkeit ihres Präparats verbreitete, also "schwurbelte", was das Zeug hielt, blieb freilich unerwähnt in der aktuellen "Berichterstattung". In der Psychologie nennt man so etwas Projektion des eigenen Verhaltens auf andere, eine Art Rache der Ertappten.

Für das öffentlich-rechtliche Schlachtschiff der Meinungsmache, die Tagesschau, bleiben Bhakdis Äußerungen trotz einer anderslautenden Gerichtsentscheidung eine "antisemitisch" motivierte "Relativierung des Holocaust". Und natürlich ist die "jüdische Werteinitiative", wer immer sich von ihr konkret vertreten fühlt, "entsetzt". Jüdisches Leben sei damit in Deutschland gar "einen Schritt unsicherer geworden", so deren Vorsitzender. Man will offenbar mit Empörung Leser bei der Stange halten. Immerhin unterließ es die ARD diesmal, über Bhakdis angebliche Falschbehauptungen zu Corona zu "schwurbeln".

Israel als Impfweltmeister 2021

Der tatsächliche Kontext zu Bhakdis Aussagen (wörtlich hier nachzulesen) blieb aber größtenteils unerwähnt. Der Wissenschaftler hatte schon früh vor den Gefahren durch Massenimpfungen mit der ganz sicher unzureichend erprobten mRNA-Technologie gewarnt – und auch nicht gänzlich Unrecht behalten.

Ausgerechnet Israel wurde schon Ende 2020 zum Impfweltmeister. Als in Deutschland gerade die ersten Probanden aus Altersheimen medienwirksam mit den mRNA-Vakzinen behandelt wurden, war dort bereits eine halbe Million Menschen durchgeimpft – nicht zuletzt massiv genötigt vom Staat durch angedrohte Repressionen. Israels Ministerpräsident Benjamin Nethanjahu strebte demzufolge einen "Weltrekord" an – Bhakdi sprach von einem Versuchslabor.

Für sich allein betrachtet erscheinen Bhakdis Aussagen tatsächlich problematisch, schon weil er von "den Juden" sprach. Erst im Zusammenhang wird deutlich: Bhakdis Kritik richtete sich gegen die israelische Regierung und ihre autoritäre Vorreiterrolle in Sachen Impfzwang – ohne dass Nutzen und Schaden der Präparate genau erforscht waren. "Die Juden" hätten, so Bhakdi sinngemäß, selbst unfassbares Leid durch die Nazis erlebt – und jetzt praktiziere ihr eigener Staat ähnliches.

Wirklich keine Parallele?

Ähnlich bedeutet nicht gleich, und das Affektgeschrei, Bhakdi habe den Holocaust damit verharmlost, blendet eines aus: Die industrielle Ausrottungsmaschinerie der deutschen Nazis, die sich gegen Juden, Sinti und Roma, Kommunisten, Arbeitslose und auch verschiedene Bevölkerungsgruppen slawischer Herkunft richtete, bestand nicht allein aus Gaskammern.

Viele KZ-Häftlinge, die nicht sofort hingerichtet oder zum langsameren Sterben durch Überarbeitung in Rüstungskonzernen und systematische Unterversorgung verurteilt waren, missbrauchte die SS für vielfach tödliche medizinische Menschenexperimente – übrigens auch für die Impfindustrie. Oder besser gesagt: Die SS befahl die grausamen Versuche, Ärzte, Mediziner und Wissenschaftler führten sie beflissen aus.

Die offene Brutalität und Grausamkeit der Mordmaschine der deutschen Nazis ist gewiss ein absoluter Höhepunkt in der langen Geschichte imperialistischer und faschistischer Barbarei. Genau deshalb gibt es heute beispielsweise den Nürnberger Kodex: Niemals wieder dürfen danach Menschen gegen ihren Willen zu medizinischen Experimenten genötigt oder gezwungen werden.

Doch wenn man ehrlich ist, passierte eine solche Nötigung mit den neuartigen Corona-mRNA-Vakzinen: Viele Regierungen, darunter die israelische, zwangen ihren Bürgern unter Androhung teils massiver Repressionen Medikamente auf, von denen weder die konkrete Wirksamkeit noch das Schadenspotential bekannt waren.

Man kann es drehen und wenden, wie man will: Das Corona-Impfprogramm war ein gigantisches Massenexperiment mit unbekanntem Ausgang – und viel mehr Nebenwirkungen, als lange Zeit suggeriert wurde. Es wurde betrogen und gelogen, bis sich die Balken bogen. Nicht zuletzt ging es dabei vor allem wohl um eins: um gigantische Maximalprofit-Aussichten einschlägiger Pharmakonzerne, die dafür in der Vergangenheit durchaus schon über Leichen gingen. Pfizer ist das beste Beispiel.

Vom Staat in die Enge getrieben

Bevor mir jetzt auch Holocaust-Verharmloserei vorgeworfen wird, möchte ich noch mal persönlich zurückgehen in diese Zeit der öffentlichen Jagd auf jene Menschen, die an diesem Experiment nicht teilnehmen wollten. Ich habe viele Betroffene (zu denen ich selbst gehörte) kennengelernt. Es grassierte vielfach die blanke Angst: vor Zwangsimpfungen, Gefängnisstrafen, sozialem Ruin bis hin zur Obdachlosigkeit, Verlust des Studiums oder Jobs, Erpressung der eigenen Kinder durch Lehrer und so weiter. Ich habe junge und alte Leute getroffen, die in schwere Depressionen verfallen waren, Suizid- oder Fluchtgedanken hegten.

Dass tatsächlich Menschen an der Impfung gestorben sind, lässt sich auch nicht mehr von der Hand weisen. Bei der mit 32 Jahren verstorbenen Dana Ottmann aus Herford ist die Impfung als Auslöser sogar rechtsmedizinisch erwiesen. Bei der erst 15-jährigen Cheyenne Braun aus Bayern ist diese Ursache so gut wie sicher. Und dass die Impfung des 2021 verstorbenen 12-jährigen Jason aus Cuxhaven nicht die alleinige Todesursache gewesen sein soll, heißt zugleich, dass die Spritze sehr wohl mit dazu beitrug und er vermutlich ohne Impfung noch leben würde. Und das sind nur drei Beispiele von vielen.

Das Problem bei den nicht bis ins letzte Detail bewiesenen Fällen ist die Unmöglichkeit eines hundertprozentigen Beweises. Und der behördliche Unwillen, genauer hinzusehen. Es ging nie um bloße Angst vor einem "Pieks", wie es vielfach bagatellisiert wurde, sondern um Angst von jener Sorte: Was, wenn mir oder meinem Kind das Gleiche passiert, wenn wir dem Druck der Medien, Politik und Institutionen nicht mehr standhalten können? Der Staat und die Medien trieben die Menschen regelrecht in die Enge.

Diesen beängstigenden Druck haben seinerzeit viele der Schreiberlinge, die jetzt ihren "Schwurbler"-Vorwurf aus der Mottenkiste holen, selbst ausgeübt. War das nicht echte Volksverhetzung mit durchaus schweren Nebenwirkungen? Darüber muss gesprochen werden, nicht über Bhakdis emotional aufgeladene Warnungen vor genau diesen in Kauf genommenen Gefahren.

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