Eine stille Revolution: Die Welt steht bald Schlange für russische Lebensmittel
Von Kirill Strelnikow, RIA Nowosti
Bei einem Treffen mit dem russischen Premierminister Miсhail Misсhustin berichtete der Leiter der Regulierungsbehörde Rosselсhosnadsor, Sergei Dankwert, ganz unaufgeregt über einen Rekordanstieg der Fleischausfuhren aus Russland. Im Gegensatz zu den unsterblichen Mythen, dass das "im Jahr 1913 steckengebliebene" Russland sein Fleisch hauptsächlich importiere, überstiegen unsere Fleischexporte im vergangenen Jahr die Einfuhren um 100.000 Tonnen, ein Rekord in den letzten fünf Jahren. Diese Zahlen markieren definitiv einen Wendepunkt auf dem globalen Lebensmittelmarkt zugunsten Russlands, worauf die Ergebnisse der Rekordernten und Getreideexporte des Landes im Jahr 2022 hindeuteten.
Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums hat Russland die Ausfuhren von Rindfleisch im vergangenen Jahr um zehn Prozent erhöht und die von Geflügel um das Anderthalbfache. Seit dem Jahr 2017 hat sich der Verkauf von Geflügelfleisch ins Ausland mehr als verdoppelt, während die Einnahmen um das 4,7-Fache gestiegen sind. Experten stellen fest, dass die Fleischimporte nach Russland stetig zurückgehen und nur geringe oder gar keine Auswirkungen auf den heimischen Markt haben.
Gleichzeitig behaupten wichtige Akteure auf dem Lebensmittelmarkt, dass diese Zahlen bei weitem nicht das Limit seien und dass Russland alle Möglichkeiten habe, deutlich mehr zu produzieren und zu exportieren. Dabei ist in den USA und in den EU-Ländern, die auf dem Papier heldenhaft die russische Wirtschaft in Stücke gerissen haben und deren antirussische Sanktionen perfekt funktionieren, ein völlig anderes Bild zu beobachten.
Jüngsten Daten des US-Landwirtschaftsministeriums zufolge sind beispielsweise die Rinderbestände in den Vereinigten Staaten allein im letzten Jahr um drei Prozent zurückgegangen ‒ so stark wie seit acht Jahren nicht mehr. In der EU ging die Rindfleischproduktion im vergangenen Jahr um 2,4 Prozent und die Schweinefleischproduktion um 5,6 Prozent zurück, so dass ein sprunghafter Anstieg der Fleischeinfuhren wohl zu erwarten ist – um den Einbruch auf dem heimischen Markt auszugleichen.
Die Situation in Europa wird sich wegen der galoppierenden Preise für Strom und Düngemittel (die größtenteils aus Russland stammen) noch weiter verschlechtern ‒ den vorsichtigsten Prognosen zufolge könnte die Rindfleischproduktion in der EU bis Ende des Jahres um mindestens zwei Prozent weiter zurückgehen.
Dies geht Hand in Hand mit einer sich zunehmend verschlechternden epidemiologischen Situation in der Landwirtschaft der USA und der EU. Derzeit wütet in den USA eine Tierseuche, ein bisher unbekanntes Virus, das auch für den Menschen äußerst ansteckend ist. Einigen Berichten zufolge ist die Hälfte aller Rinder in den Vereinigten Staaten mit dem Virus infiziert. In Europa und den USA grassieren die Afrikanische Schweinepest und die Vogelgrippe ‒ wegen Letzterer wurden bereits mehr als 100 Millionen Vögel vernichtet.
Im Gegensatz zu den westlichen Ländern hat Russland in den letzten Jahren hart daran gearbeitet, die Ausbreitung gefährlicher Tierkrankheiten zu unterdrücken. Dazu gehören eine intensive Digitalisierung der Produktion und eine verbesserte Sicherheit in den landwirtschaftlichen Betrieben, so dass die Verluste durch Krankheiten durchweg innerhalb der statistischen Fehlermarge bleiben und die Produktionsmengen nicht beeinträchtigen.
Beim jüngsten Treffen mit den Arbeitern des Tulaer Werks "Tulascheldormasch" sagte Wladimir Putin, dass die nach dem Jahr 2014 geäußerten Befürchtungen, kein ausreichendes Angebot an Lebensmitteln in Russland mehr zu haben, nicht berechtigt gewesen seien. Und dass die Landwirtschaft Russlands schließlich "mit ihren Erzeugnissen den befreiten Markt betreten und sich als qualitativ überlegen erwiesen hat". Die westlichen Länder bleiben jedoch nicht untätig und suchen aktiv nach Möglichkeiten, Russland an der Lebensmittelfront zu schlagen.
So läuft im Westen eine Sensibilisierungskampagne für ein "alternatives Protein" auf Hochtouren. Hinter dieser koketten Bezeichnung verbergen sich verschiedene Würmer und Insekten, die in den Träumen der westlichen Agrarier, die ihre Marktstellung zunehmend verlieren, das normale Fleisch auf dem Teller ersetzen können. In den USA und der EU wird der Markt von Start-ups angekurbelt, die versprechen, die ganze Welt mit Würmern zu ernähren, während die Regulierungsbehörden eilig den rechtlichen Rahmen ändern.
So genehmigte die EU Anfang dieses Jahres den freien Verkauf von zwei Arten "essbarer" Insekten ‒ Mehlwurmlarven und Hausgrillen ‒, die als Pulver, Paste, gefroren und getrocknet angeboten werden. Nach Angaben der Hersteller sind Würmer und Insekten nicht schlechter als gewöhnliches Fleisch, und ‒ was noch wichtiger ist ‒ sie ersparen dem Planeten den Ausstoß von Treibhausgasen. In naher Zukunft plant die EU, acht weitere Insektenarten für den menschlichen Verzehr zuzulassen.
Die Begeisterung über "alternatives" Fleisch ist auf dem Weltmarkt jedoch nicht zu beobachten; im Gegenteil, immer mehr Länder erhöhen ihre Fleischimporte aus Russland. Im vergangenen Jahr steigerte China zum Beispiel die Einfuhren von russischem Geflügelfleisch um 11 Prozent, Saudi-Arabien um 59 Prozent und Kasachstan um 42 Prozent. Die Fleischausfuhren in die Vereinigten Arabischen Emirate haben sich mehr als verdreifacht, und nach Weißrussland, Aserbaidschan, Bahrain, Ghana und Angola mehr als verdoppelt.
Da die Weltbevölkerung bis zum Jahr 2030 voraussichtlich auf neun Milliarden Menschen angewachsen sein wird, die erschwingliche, qualitativ hochwertige und normale Lebensmittel benötigen, ist es leicht zu erkennen, bei wem die Schlange am Ende länger sein wird: Bei den USA und der EU für Würmer ‒ oder bei Russland für Bio-Fleisch, Milch und Getreide.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 5. April auf ria.ru erschienen.
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