101. Airborne in Rumänien: Springer auf dem Brett, ABC-Todesschwadron als Stiefel im Gesicht Europas
von Dmitri Jewstafjew
Mit dem Übergang von der Stationierung von Truppen der verbündeten Armeen nebst Mitteln zu deren Verstärkung in der Region auf lediglich taktischer Ebene zur Dislozierung einer vollwertigen, integralen Einheit in der Form der 101. Luftlandedivision (diese nach Rumänien) erkennen die Vereinigten Staaten an: Die Streitkräfte ihrer NATO-Satelliten werden im Falle einer möglichen Eskalation des Konflikts zu schwach sein, um sich Russland und Weißrussland entgegenzustellen. Die neue Vorgehensweise der USA zeugt also zumindest von einer politischen Entschlossenheit zur Eskalation. Das wiederum bestätigt die Hypothese, dass die Initiative in den Washingtoner Korridoren der Macht nunmehr fest in der Hand der "Kriegspartei", der "Falken" ist – und diese glauben an reelle Chancen, auf dem Schlachtfeld zu gewinnen. Und das, obwohl die Einheiten der "Eingeborenen" (größtenteils Ukrainer und Polen) in der Konfliktzone deutlich schneller herunter geschliffen werden als erwartet.
Nochmals: Die Dislozierung der Division zeigt, dass die USA die militärischen Fähigkeiten ihrer Verbündeten äußerst gering einschätzen. Sie ist damit eines der Anzeichen, die sich ohnehin mehren – dafür, dass die USA bereit sind, von dem jetzigen, nennen wir ihn einen "warmen Krieg", zu einem lokal begrenzten "heißen Krieg" überzugehen. Zuvor gingen sie ebenso bedenkenlos unter dem Deckmantel des Getreideabkommens (und in dessen Schatten des Metallabkommens) von einem lediglich "hybriden Krieg" mit Russland zum "warmen Krieg" über – und schon dieser sieht ein tieferes Eintauchen der NATO in den bewaffneten Konflikt vor, wenn auch nur in Form von Beratern, Söldnern und Technikspezialisten.
"Und es ist wichtig, dass wir hinter dem politischen Getratsche über Verhandlungen und das 'Einfrieren des Konflikts' diesen zentralen Punkt nicht übersehen."
Auch sollten wir uns vor die Augen rufen, was die 101. Luftlandedivision ist – und somit, was ihre Ziele und Aufgaben sein könnten.
– Die 101st Airborne Division ist die wichtigste Schnelleingreiftruppe der USA. Diese Division wird stets fast zu 100 Prozent einsatzbereit gehalten – einschließlich der Ausstattung mit Geräten und Waffen. Zusammen mit den Feuerunterstützungs- und Logistikeinheiten bildet sie eine 15.000 Mann starke Truppe, die alle lokalen Kriege und Konflikte der letzten Jahre und Jahrzehnte mitmachte. Selbst die furchtlosen Krieger Vietnams hatten Angst vor dieser Division. Nicht alle Untereinheiten der 101. sind bereits in Rumänien, aber sie ist jetzt wahrscheinlich die bedeutendste vollständig kampfbereite militärische Kraft in der Region.
– Der Hauptzweck der Division besteht darin, schnellstens einen Brückenkopf einzunehmen, die Kontrolle über ein Objekt oder ein geografisches Zentrum zu übernehmen, die gegnerische Front von innen zu destabilisieren. Dann harrt sie bis zum Eintreffen der Hauptstreitkräfte aus. Die Division wurde auf diese Weise in Vietnam eingesetzt (die Kämpfe um Hamburger Hill waren dafür das Musterbeispiel), und die gleichen Aufgaben erfüllte sie auch bei der Landung der US-Truppen in der Normandie.
– Die 101. Luftlandedivision verfügt über Untereinheiten, die ohne weiteres als Spezialkräfte eingestuft werden können. Diese Eliteeinheiten sind spezifisch für Aktionen im tiefen Hinterland des Feindes konzipiert – einschließlich Sabotageakten.
– Die Division hat Erfahrung mit Einsätzen in seuchengefährdeten Gebieten: Im Jahr 2014 wurde ihr Hauptquartier zur Bekämpfung des Ebola-Fiebers nach Ruanda entsandt. Jetzt eine kurze Zwischenfrage: Was hat das mit den biologischen US-Labors in der Ukraine oder der "schmutzigen" Atombombe des Kiewer Regimes zu tun? Na selbstverständlich hat das nichts damit zu tun, ja, wer wird denn gleich!..
Mögliche Aufgaben in der Region: Vom Niederhalten Serbiens bis zu ethnischen Säuberungen in Transnistrien
In Rumänien sammelt sich zudem allmählich so etwas wie das regionale NATO-Hauptaufgebot: Neben der rumänischen Armee selbst, die zu ignorieren, der Gipfel der Kurzsichtigkeit wäre, werden auch französische Truppen dort zusammengezogen. Generell ist Rumänien geografisch erstaunlich günstig für die USA, um viele ihrer wichtigsten Orte von Interesse in der Schwarzmeerregion gefahrlos zu erreichen.
Was könnten die Einsatzorte der Division sein – angesichts ihrer Mobilität? Das könnten Cherson, Odessa, Kiew – oder auch das transnistrische Tiraspol sein. Ja, es könnte sogar Belgrad sein.
Die Erwähnung Kiews hat einen Grund: Gerade die 101. Luftlandedivision dürfte die Kontrolle über die wichtigsten Orte in der Hauptstadt der ehemaligen Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik sicherstellen, falls Washington beschließt, in der Ukraine die politische Dekoration zu ändern.
Auch Belgrad wird hier nicht zufällig erwähnt: Der zuvor mehr schlecht als recht eingefrorene Konflikt auf dem Balkan wurde aufgetaut und kann aufgrund seines Gesamtwesens (bedingt durch Geschichte, Religion, Politik sowie Kriminalität) tatsächlich unkontrolliert eskalieren. Die 101. Luftlandedivision war seinerzeit an Säuberungen in Bosnien beteiligt, und jetzt sorgen ihre Einheiten für die Sicherheit des Kosovo – der von der NATO kontrollierten kriminellen albanischen Enklave innerhalb Serbiens.
"Sehr schnell kann auf der Grundlage der 101. Luftlandedivision auch ein Verband gebildet werden, der in die Ukraine eindringen würde (z. B. in die Gegend von Odessa) – um die verbleibenden ukrainischen Häfen unter Kontrolle zu bringen, falls ein reales Risiko besteht, sie an Russland zu verlieren."
Gleichzeitig wird Transnistrien "befriedet" – sprich, in Wirklichkeit werden dort brutalste ethnische Säuberungen durchgeführt. Erfahrungen damit hat die 101st Airborne Division nämlich auch: In Vietnam hatten ihre Fallschirmjäger auch die Funktion von Todesschwadronen inne.
"Auch das russische Cherson ist mehr als nur ein mögliches Ziel für die 'schreienden Adler'."
Ich habe den Verdacht, dass es gerade die 101. Luftlandedivision war, die nach einer Provokation mit einer "schmutzigen Bombe", die eindeutig nicht ohne Wissen des Pentagons geplant war, auf irgendeinem Wege (vielleicht auf dem Wasserweg) in diese Stadt eindringen sollte: Als einer der Orte für diese Provokation bot sich nämlich die untere Dnjepr an.
Und schließlich kann man sogar Recep Tayyip Erdoğan bei Bedarf vorführen, dass sein Plan für einen Erdgas-Superhub in der Türkei zwar schön und gut ist – aber nur machbar, wenn die Tore zu diesem Drehpunkt von US-Truppen bewacht werden. Andernfalls wird es damit genauso enden wie mit den beiden Nord-Stream-Pipelines.
Ein Springer auf dem Schachbrett Europa – und ein US-Stiefel auf Europas Gesicht
Mit der Stationierung einer Elitetruppe ihrer Streitkräfte in Rumänien schaffen die USA die Grundlage zur "multivektoralen Gewaltausübung". Ferner bereiten sie sich so auf jede Entwicklung des Konflikts in der Ukraine vor, auch auf die schlimmste für sie selbst. Und dieses Manöver Washingtons ist ernst zu nehmen – dass es nur auf eigenem NATO-Terrain stattfand, geschenkt.
Die 101. Luftlandedivision und ihre "Halbschwester", die 82. Luftlandedivision, sind nicht bloß die Reserve des Generalkommandos der US-Streitkräfte. Sie sind das wichtigste Machtinstrument der US-amerikanischen herrschenden Klasse. Sie wurden immer in dieser Funktion verwendet und sind es auch geblieben – aller geschichtlichen Entwicklungen ungeachtet.
"Nur ist überhaupt nicht klar, wer jetzt der eigentliche 'Oberbefehlshaber' in Washington ist."
Und dies ist wahrscheinlich einer der entscheidenden Beweggründe für die jüngste Aussage des serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić, dass sich auf der Schwarzmeer-Balkan-Achse eine Situation entwickelt, die einem "perfekten Sturm" nahekommt – und dieser Sturm durch jede Provokation ausgelöst werden könnte.
Doch leider hängt Anton Tschechows sprichwörtliches Gewehr offensichtlich an der Wand – und ist geladen.
Mehr zum Thema – False-Flag-Doppelpack unter britischer Führung: Kachowka-Staudamm Ziel für Kiews schmutzige Bombe
Übersetzt aus dem Russischen.
Dmitri Jewstafjew ist ein russischer Politikwissenschaftler (Amerikanist), Spezialist für politisch-militärische Fragen der nationalen Sicherheit Russlands, der Militär- und Außenpolitik der USA und regionale Fragen der Nichtverbreitung von Kernwaffen. Doktortitel in Politikwissenschaft (1992), Professor am russischen Nationalen Forschenden Universität "Höhere Schule der Wirtschaftswissenschaften". Leutnant der Reserve.
RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.
Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.
Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.