Meinung

Des Kaisers neuer Klebstoff – "Klimaproteste" bei Porsche

Eigentlich muss man ihnen fast dankbar sein, den "Aktivisten", die bei Porsche eine dieser gerade so beliebten Festklebeaktionen durchführten, weil sie sichtbar machten, wie absurd dieses ganze Gewerbe ist. Pseudoprotest im Endstadium, bei dem nichts mehr echt ist.
Des Kaisers neuer Klebstoff – "Klimaproteste" bei PorscheQuelle: www.globallookpress.com © Rolf Zöllner via www.imago-image

Von Dagmar Henn

Das ist wirklich nur noch absurdes Theater. Während auf der einen Seite die Maßnahmen gegen jede Abweichung von der offiziellen Linie immer massiver werden, steigen die Erwartungen der "Klimaprotestler" stetig weiter an. Sie sind schließlich die "Guten" und fördern die Strategie der Herrschenden, also muss man sie auch pfleglich behandeln …

Ich habe noch nie eine solche Farce eines künstlichen "Protests" gesehen wie das, was vor einigen Tagen bei Porsche passiert ist. Fast zwei Tage lang saßen einige Personen auf dem Boden eines Verkaufsraums von Porsche in Wolfsburg, vermeintlich, um eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf deutschen Autobahnen zu erzwingen. Es sind die Vorwürfe der "Aktivisten", die die ganze Nummer auf die Spitze treiben. Der VW-Konzern habe "eine Reihe von Aktionen durchgeführt, um unsere körperliche Ausdauer zu erschöpfen." Man habe über Nacht Licht und Heizung abgeschaltet, während die "Aktivisten" immer noch auf dem Boden saßen.

Es ist etwas völlig Neues, diese Erwartung, auch noch vollständig versorgt zu werden. Und ernährt und beheizt, während gleichzeitig Millionen ihre Arbeitstage mittlerweile frierend verbringen müssen. Man habe ihnen Essen aus den Autostadt-Restaurants gebracht, erklärte wiederum der Pressesprecher der Autostadt. Man könnte sich wirklich vorstellen, dass diese Herrschaften sich noch darüber beschweren würden, wenn dieses Essen dann nicht vegan ist.

Der interessanteste Punkt ist natürlich die Frage der Toiletten. Die "Aktivisten" hätten Eimer und ein Sichtschutzzelt gefordert. Die Firma hätte erklärt, es gebe im Gebäude genug Toiletten. Was ist jetzt daran so spannend? Nun ja, das, worüber bei den ganzen "Anklebeprotesten" nicht gesprochen wird. Sowohl für die Benutzung eines Eimers als auch für die Benutzung einer Toilette muss eine Person, die angeblich am Boden festgeklebt ist, aufstehen. Der Pressesprecher sagte dann, bis auf einen hätten auch alle die Toiletten aufgesucht. Was selbstverständlich heißt, dass sie alle eben nicht wirklich klebten.

Bei der Behauptung, man könne sich mit Sekundenkleber festkleben, handelt es sich weitgehend um einen modernen Mythos. Und die Geschichten, dass bei irgendwem ein chirurgischer Eingriff nötig gewesen sei, um zwei miteinander verklebte Finger zu trennen, sind ein klassischer Fall von Spinne in der Yuccapalme. Mag sein, dass das bei Menschen mit extrem trockener Haut etwas länger funktioniert. Aber es wäre weitaus wirkungsvoller, die Hose festzukleben als die Hand. Es gibt auch Lösungsmittel, die diese Bindung, sofern sie entsteht, relativ leicht wieder lösen können. Nagellackentferner beispielsweise. Jede Autowerkstatt dürfte über Lösungsmittel verfügen, die die Wirkung eines Proteinklebers zunichtemachen, und zwar in kürzester Zeit.

Aber sie klebten ja gar nicht, wie die Debatte um Eimer und Toiletten belegt. Das war die Inszenierung eines Protests, bei dem die vermeintliche Opferbereitschaft vollkommener Fake ist, aber von reichlich herrschaftlichen Erwartungen, dennoch bedient zu werden, endgültig aufgehoben wird. Es machte schon Sinn, dass sie sich für diese Aufführung einen Porsche-Showroom ausgesucht hatten. Dort, wo, sagen wir, Dieselfahrzeuge für Handwerker verkauft werden, wären Personal und Kunden wohl etwas ruppiger mit ihnen umgegangen.

Tatsächlich kursierte unmittelbar nach dem "Protest" nur die Information über die Beschwerden unserer Edelaktivisten: Sie hätten eben im Kalten und Dunkeln gesessen und ihre Notdurft nicht verrichten können. Und ich gebe zu, dass ich diese Meldung mit Vergnügen gehört habe, weil das nach einer vernünftigen proletarischen Antwort auf das Herumgezicke dieses bürgerlichen Nachwuchses klang. Dass es dabei um Porsche ging und nicht um VW, und dass der Laden auch noch mitgespielt hatte, hat diese schöne Geschichte ruiniert.

Die Mängel, die die Vollversorgung aufwies, kommentierte dann der Sprecher der Truppe als "Heuchelei des Autostadt-Direktors", der zuvor gesagt habe, ihr "Recht auf Protest unterstützen" zu wollen. Nun, diese besseren Herrschaften vom Verein der Klimairren vergleichen die Reaktion auf ihre Show selbstverständlich nicht mit der, die erfolgen würde, würden sich beispielsweise Menschen mit der Forderung nach einer besseren Bezahlung der Putzfrauen bei VW am Boden festkleben. Die wären selbstverständlich schneller wieder draußen aus dem Bau, als sie "Guten Morgen" sagen könnten.

42 Stunden lang taten beide Seiten so, als klebten da ein paar Menschen am Boden, und sie wurden zwar auf die Toiletten verwiesen, aber nicht einmal aufgefordert, dass, wenn sie etwas zu essen wollten, sie schon zu dem Essen gehen müssten. Nein, das wurde ihnen gebracht.

"Sie brachten uns allen Pizza und Getränke. Ich fühlte, dass das eine Fassadenaktion war, um uns zu beschwichtigen. Das ekelte mich so, dass ich beschloss, nichts von ihrem Essen zu wollen. Darum trat ich in den Hungerstreik."

Wie lächerlich und verlogen das ganze Theater war, wäre nie an die Öffentlichkeit gedrungen, wenn die "Aktivisten" noch einen Ansatz von Gespür dafür hätten, wie sich ihre Beschwerden außerhalb ihrer Fanatikerblase lesen. Das ist die Zuspitzung der Arroganz, die schon bei Thunberg und Neubauer wahrzunehmen war, denen die Lebensumstände des gemeinen Volkes stets so unbekannt wie gleichgültig waren. Ein fiktives "Kleben", das in Wirklichkeit nur dazu dient, den eigenen Lebenslauf damit zu schmücken, um sich als Bewerber für höhere Positionen ins Spiel zu bringen, und bei dem alle anderen Anwesenden nur als Dienstpersonal betrachtet werden, das bei Fotos nicht im Bild stehen, aber ansonsten für das leibliche Wohl der "Protestierer" sorgen soll.

Eigentlich wäre es egal gewesen, sie hätten mit Ladenschluss ihre fiktiven Klebestellen verlassen können, um sie mit Ladenöffnung wieder einzunehmen. Aber sie wollen für ihren Unsinn auch noch als Helden gesehen werden, also blieben sie zweimal über Nacht in dem Geschäft, beschwerten sich aber, die Wachleute hätten sie nicht schlafen lassen … und die Gesellschaft ist mittlerweile verrückt genug, diese Beschwerde anzuhören, und nicht die wahrscheinliche Beschwerde der Wachleute, sie wären bei der ordentlichen Verrichtung ihrer Arbeit behindert worden. Die einen gehören nun einmal zu den besseren Kreisen und die anderen nicht.

Eine Projektion? Herr Gianluca Grimalda, der Sprecher der "Aktivisten", hat Ende des Jahres 2021 einen Aufsatz über einen Feldversuch in Kolumbien mitverfasst, in dem es um die Frage ging, ob höhere Löhne zu höherer Produktivität führten. Ein Feldversuch, bei dem Beschäftigte wie die Laborratten aufgeteilt wurden, die einen besser, die anderen schlechter bezahlt, mit unterschiedlichen Begründungen. Ein Experiment mit einem klaren Klassenstandpunkt, könnte man sagen, und nicht dem der Beschäftigten. Ein Experiment, das moralisch höchst fragwürdig ist und für eine "Wissenschaft" steht, die sich vollkommen den Kapitalinteressen unterordnet und, indem alle möglichen anderen Faktoren ausgeblendet werden, schließlich das gewünschte Resultat liefert, dass es nämlich eigentlich keinen Grund gibt, Löhne zu erhöhen.

Grimalda selbst ist das beste Beispiel dafür, wie diese Art von "Aktivismus" funktioniert. Sein eigener Arbeitsplatz hängt an der Klimaerzählung. Er handelt also im unmittelbaren, eigenen Interesse. Das sei ihm unbenommen, nur die Täuschung, es ginge dabei um ein öffentliches, sollte er unterlassen. Während er daran arbeitet, seine eigene Stelle zu sichern, erwartet er, als politisch Handelnder gesehen und respektiert zu werden, der sich für das größere Wohl einsetzt.

Wessen größeres Wohl das ist, kann man problemlos daran erkennen, welches Dasein die Klima-Aktivisten für die gewöhnliche Bevölkerung vorgesehen haben und welche Haltung sie gegenüber Projekten einnehmen, die die Unabhängigkeit von Ländern der Peripherie ermöglichen. Inzwischen liegen genügend dieser Punkte auf dem Tisch, um jenseits von identifizierbaren Vertretern des großen Geldes wie Neubauer klar zu erkennen, dass es vor allem darum geht, den Lebensstandard der breiten Massen zu senken.

Die in Deutschland zentrale Automobilindustrie ist da auf mehrfache Weise der ideale Gegner, auch wenn man nüchtern festhalten kann, dass ein "Protest", der angeblich die Einführung einer Höchstgeschwindigkeit auf deutschen Autobahnen erreichen will, vor dem Hintergrund eines beginnenden industriellen Zusammenbruchs mehr als albern ist, denn ohne gesicherte Energieversorgung erübrigt sich auch die Fahrzeugproduktion. Der vermeintlich heroische Einsatz der "Aktivisten" hat im größeren Zusammenhang doch einen Beigeschmack davon, jemanden, der ohnehin am Boden liegt, noch zu treten.

Aber vielleicht gehört so etwas nur in die Kategorie "Spiele" des alten Spruchs "Brot und Spiele", wobei das Brot bekanntermaßen gerade knapp wird, weshalb die "Spiele" verstärkt werden müssen. Vermutlich werden in naher Zukunft noch viel mehr solcher angeblicher "Proteste" inszeniert werden, während gegen wirkliche Proteste, die sich gegen die Verarmungs- und Kriegspolitik richten, mit allen Mitteln vorgegangen wird. Grimalda und seine Kompagnons sind die willigen Komparsen bei der Aufrechterhaltung einer politischen Kulisse, die sich mit allem beschäftigt, nur nicht mit den wirklich existenziellen Problemen. Absurdes Theater eben.

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