Die Ukraine hat ihre Wahl selbst getroffen
Von Irina Alksnis
Die meist verbreitete – und zutiefst fehlerhafte – Auffassung ist die, dass die Behörden in Kiew und die ukrainischen Eliten Marionetten sind, die voller Hingabe dem Willen ihrer westlichen Herren gehorchen. Wer genau diese Meister sind, darüber gehen die Meinungen auseinander: Einige verweisen auf den Atlantik, während andere dazu neigen, die wahren Puppenspieler auf einer Insel jenseits des Ärmelkanals zu suchen.
Die Realität ist jedoch weitaus prosaischer und erschreckender. Es läuft darauf hinaus, dass die Ukraine (ihre Behörden, ihre Eliten und – leider – ein großer Teil ihrer Gesellschaft) ein staatlich-territoriales Gebilde ist, das von Krieg, Zerstörung, Hass und Tod besessen ist – und als solches willentlich und wissentlich alle dafür notwendigen Entscheidungen und Maßnahmen trifft.
Und schlimmer noch: Diese ukrainische Besessenheit von Hass und Tod ist absolut rational. Es hat nichts Mystisches, Geheimnisvolles und Unverständliches an sich. Es stimmt, der kollektive Westen hat seinen Teil dazu beigetragen, dass die Ukraine diesen Weg eingeschlagen hat, doch letztendlich hat sie ihre eigene Wahl selbst getroffen. Deshalb sollte man bei der Analyse der aktuellen Ereignisse und dem Versuch, ihre künftige Entwicklung vorherzusagen, immer daran denken, dass Kiew und insbesondere Wladimir Selenskij gar keine gehorsamen Werkzeuge in den Händen westlicher Drahtzieher sind, sondern vom Enthusiasmus beseelte Partner mit eigenen Interessen, Plänen und Zielen. Und gerade diese Partner bemühen sich nach Kräften – manchmal sogar gegen den Willen der höheren Mächte –, dass alles so weitergeht wie bisher.
Warum das so ist? Die Antwort liegt auf der Hand: Die Ukraine hat endlich erreicht, wovon sie seit vielen Jahren geträumt hat. Und es geht nicht nur um Geld, das aus dem Westen auf das Land niederprasselt, sondern auch um das Gesamtpaket an materiellen, rechtlichen, moralischen und imagebezogenen "Privilegien", von denen die Ukrainer in diesem Jahr profitiert haben. Betrachtet man das Umfeld von Selenskij, so lassen sich diese Vorteile tausendfach multiplizieren: Milliardenvermögen, die innerhalb weniger Monate erwirtschaftet werden, der Eintritt in den Kreis der bekanntesten Führungspersönlichkeiten der Welt mit der Möglichkeit, mit den Mächtigen in Kontakt zu treten, und auch der glamouröse Erfolg in Form von Fotos auf den Titelseiten der internationalen Hochglanzmagazine.
Im Verlauf der postsowjetischen Jahrzehnte hat die Ukraine einen tiefgreifenden Komplex entwickelt, in dem Großmachtambitionen (ganz klar, woher sie stammen) in Konflikt mit den wenig inspirierenden Realitäten eines osteuropäisch-peripheren Landes geraten sind, das das Erbe der ehemaligen Metropole auffrisst. Und gerade der Krieg – der Krieg gegen Russland – hat das alles verändert. Dieser hat die Ukraine und ihre Führung, aus ihrer Sicht, auf einen Sockel unglaublicher moralischer und politischer Autorität gehoben, und dieser sind nun der Westen und die ganze Welt geschuldet: Geld, Privilegien, Ehrungen – und, wenn die Zeit des Ruhestandes kommt, Zuflucht.
Selenskij und die ukrainischen Eliten sind also ganz allgemein an einer weiteren Eskalation interessiert. Und sie werden alles tun, um Russland zu provozieren und jede Friedensinitiative zu torpedieren, selbst dann, wenn sie offiziell aus dem Weißen Haus oder der Downing Street kommt.
Daraus resultiert das Problem mit den gelegentlichen Träumen und Vorschlägen einiger einheimischer Blogger und sogar Experten über die physische Beseitigung des ukrainischen Präsidenten. Das macht überhaupt keinen Sinn, denn anstelle von Selenskij wird ein anderer Mann treten, der ebenfalls ein paar Milliarden klauen, sich von den Mainstream-Medien blenden lassen, Macron und Scholz aus irgendeinem Grund anrufen, Fotoshootings für die Vogue machen und sich ein Nest im Westen bauen wird, um sich am Ende seiner präsidialen Abenteuer dort niederzulassen. Aber das alles ist nur dann möglich und ausschließlich in dem Fall, wenn die Ukraine ein Schlachtfeld bleibt.
Besonders schrecklich ist, dass die Nutznießer dieses Systems ein großer Teil der ukrainischen Gesellschaft sind (bzw. sie zählen sich zu diesen). Einige nutzen die Gelegenheit, um als Flüchtlinge in den Westen zu gelangen. Die anderen profitieren von Waffenverkäufen, wieder andere von Freiwilligenarbeit, doch alle hoffen, das verwüstete Land eines Tages verlassen zu können. Manche wollen einfach nur im turbulenten Strom der Geschichte mitschwimmen, von dem sie erhoffen, dass er alles vergessen lässt. Auf alle beliebigen Fragen wie "Warum haben sich die Eliten von Selenskij/Ukraine/Kiew auf Terrorismus und andere Provokationen gegen Russland eingelassen, die mit Sicherheit eine harte Antwort nach sich ziehen werden?" ist die Antwort simpel: Es ist für ihn/sie profitabel – ganz einfach und wortwörtlich aus persönlicher Habsucht.
Allein durch die Provokation unseres Landes zur "Ausweitung der Aggression" sind sie in der Lage, ein solch angenehmes und vielversprechendes Leben für sich persönlich fortzusetzen. Man sollte nicht unterschätzen, dass sie keine Grenzen kennen und zu jedem Mittel – ob nuklear, chemisch oder bakteriologisch – greifen werden, um die Eskalation voranzutreiben. Denn ihnen sind nicht nur Russland und die Russen gleichgültig (das versteht sich von selbst), sondern ihr eigenes Land und ihr eigenes Volk. Die Verwandlung der Ukraine zu einem Territorium des Gemetzels ist also nicht nur in ihrem Sinne, sondern eine notwendige Option, denn im blutigen Wasser lässt sich noch besser fischen als in trübem Gewässer.
Als Ergänzung hierzu sei noch gesagt, dass diese Eigenheit von Kiew in Zukunft noch einige Überraschungen mit sich bringen wird, da der Westen sich der Illusion hingibt, diese an selbstmörderischer Tollwut erkrankten Machthaber in der Ukraine vollständig kontrollieren zu können.
Übersetzt aus dem Russischen
Mehr zum Thema – Juri Podoljaka: Warum Selenskij keine Million Mann unter Waffen zusammenbekommen kann
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