Thorsten Schulte: Putins Rede lehrt DAS FÜRCHTEN! Wer muss sich fürchten? Wer bedroht wen?
von Thorsten Schulte
Thomas Röper vom Anti-Spiegel übersetzte Putins Rede. Ich zitiere daraus drei wichtige Abschnitte. Der 1. Ausschnitt aus seiner Rede:
"Faktisch halten die USA Deutschland, Japan, die Republik Korea und andere Länder immer noch besetzt und bezeichnen sie gleichzeitig zynisch als gleichwertige Verbündete. Hören Sie, was ist das eigentlich für ein Bündnis? Die ganze Welt weiß, dass die Führer dieser Länder überwacht und ausspioniert und nicht nur in ihren Büros, sondern auch in ihren Wohnungen abgehört werden. Das ist eine wirkliche Schande. Eine Schande auch für die, die das tun, und für die, die diese Unverschämtheit wie Sklaven stillschweigend und klaglos schlucken."
Ist das nicht interessant? Hat er nicht recht? Wer den Bückling von Kanzler Scholz bei seinem Antrittsbesuch, sein Abnicken des Stopps der Ostseepipeline Nord Stream 2, das beredte Schweigen zur Zerstörung von Nord Stream 1 und 2 wahrnimmt, kann Putin doch nur dankbar für so viel Wahrheit sein, oder nicht? Übrigens: Die BILD-Redakteure müssen sich ja verpflichten, Solidarität mit der so "freiheitlichen Wertegemeinschaft mit den Vereinigten Staaten von Amerika" zu bekennen.
In den Jahren 2017 und 2019 haben die USA den von der deutschen Regierung gewünschten Bau der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 mit Sanktionen belegt. Sie haben alles für einen Baustopp unternommen. Dies beweist der Bericht der US-treuen Atlantik-Brücke mit der stolzgeschwellten Überschrift "Die Sanktionsspirale der USA gegen Nord Stream".
Wie kann es sein, dass Kanzler Scholz und sein Vizekanzler Habeck nicht wirklich über die Zerstörung der Ostseepipeline Nord Stream 2 öffentlich eine Brandrede gehalten haben? Ach ja, Habeck versprach ja bei seiner Antrittsrede in Washington, eine "dienende Führungsrolle auszuüben." Sie machen den Bückling und verraten meiner Meinung nach deutsche Interessen.
Und obwohl Die Grünen in Deutschland die Förderung von Fackinggas verteufeln, soll genau dieses Frackinggas aus den USA uns nun helfen. Klingt komisch, ist aber so. Ach, und derzeit ist das Erdgas in Europa achtmal so teuer wie in den USA. Die Deindustrialisierung ist unterwegs und die deutsche Regierung handelt eindeutig gegen die Interessen der Menschen in Deutschland. Weil sie ach so selbstbestimmt ist, so souverän, so frei in der Entscheidung?
Putin sagte auch:
"Die USA sind das einzige Land der Welt, das zweimal Atomwaffen eingesetzt hat, um die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki zu zerstören. Übrigens haben sie den Präzedenzfall geschaffen.
Ich möchte daran erinnern, dass die USA während des Zweiten Weltkriegs zusammen mit den Engländern Dresden, Hamburg, Köln und viele andere deutsche Städte in Schutt und Asche gelegt haben, ohne dass dafür eine militärische Notwendigkeit bestand. Und das wurde demonstrativ getan, ohne, ich wiederhole, ohne militärische Notwendigkeit. Das hatte nur ein Ziel: unser Land und die ganze Welt, wie mit den Atombombenabwürfen in Japan, einzuschüchtern.
Die USA haben mit ihren barbarischen "Bombenteppichen", Napalm und chemischen Waffen schreckliche Spuren im Gedächtnis der Völker Koreas und Vietnams hinterlassen."
Wären die deutschen Politiker selbstbestimmt und angstfrei, würden sie Putins Aussagen im Faktencheck unterstützen. Oder ist an den Aussagen Putins etwas zu beanstanden? Was die USA in Vietnam trieben, war unsäglich. Napalm, das Entlaubungsgift Agent Orange, die Flächenbombardements der achtstrahligen strategischen US-Bomber B-52. Wir Deutschen denken nur an die von Putin angesprochene Bombardierung Dresdens am 15. Februar 1945 wenige Wochen vor dem Kriegsende. Eine Stadt überfüllt mit Flüchtlingen, mit Zivilisten.
Am 2. Februar 1965, rund 20 Jahre später, schrieb das Nachrichtenmagazin Der Spiegel noch von 135.000 Toten bei den Bombenangriffen. Heute gaukeln uns die sogenannten Historiker nur noch 25.000 Tote vor. Die Verbrechen der USA und Briten werden bagatellisiert.
Der Chef des britischen Bombenkommandos Marschall Harris, auch Bomber-Harris genannt, war wohl selbst von einem schlechten Gewissen heimgesucht. Er schrieb in seinen im Jahr 1947 erschienenen Memoiren: "Ich möchte nur sagen, dass der Angriff auf Dresden damals von weit wichtigeren Leuten als mir für militärisch notwendig gehalten wurde." Damit deutete er an, dass dieser Befehl tatsächlich vom damaligen Premierminister und Freimaurer Churchill kam. (Buch Fremdbestimmt, Fußnote 653: Air Marshal Sir Arthur Harris, Bomber Offensive, London, Collins, 1947, Seite 242; zitiert von: F. J. P. Veale, Advance to Barbarism: The Development of Total Warfare From Serajevo to Hiroshima, Devin-Adair Company, New York 1968, Seite 187)
Das alles bestätigte der Spiegel am 1. April 2003.
Der Spiegel schrieb am 3. Februar 1965 sogar noch: "In der Nacht vom 10. auf den 11. Mai (1940) griff die Royal Air Force (RAF) erstmals westdeutsche Wohnviertel an und eröffnete damit den sogenannten totalen Luftkrieg. Dazu der englische Luftkriegs-Theoretiker Spaight: 'Wir begannen Ziele in Deutschland zu bombardieren, ehe die Deutschen das in England taten. Das ist eine historische Tatsache.'"
Mir liegt das Buch "Bombing Vindicated" dieses britischen früheren Staatssekretärs im britischen Luftfahrtministeriums vor und es bestätigt alles, was der Spiegel schreibt. Der Bombenkrieg gegen Städte, gegen Zivilisten ging von den Briten aus.
Als Deutscher bin ich dem russischen Präsidenten Putin für die am vergangenen Freitag ausgesprochenen Wahrheiten dankbar.
Aber es geht auch um die russische Geschichte. Putin sagte in seiner Rede:
"Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion hat der Westen beschlossen, dass die Welt, wir alle, uns für immer mit seinem Diktat abfinden müssen. Damals, 1991, dachte der Westen, dass sich Russland von diesen Turbulenzen nie mehr erholen und von selbst zerfallen würde. Fast hätte das geklappt – wir erinnern uns an die 90er-Jahre, die schrecklichen, hungrigen, kalten und hoffnungslosen 90er-Jahre. Aber Russland hat durchgehalten, wurde wiederbelebt, gestärkt und hat wieder seinen rechtmäßigen Platz in der Welt eingenommen."
Jeder im Westen muss die verheerende Entwicklung Russlands in den 90er-Jahren kennen. Die Lebenserwartung Russlands, gestützt auf Daten der US-hörigen Weltbank, fielen damals auf den tiefsten Stand in der Nachkriegszeit. Heute sind sie so hoch wie nie zuvor. (Buch Fremdbestimmt, Fußnote 684: Worldbank: Life expectancy at birth, total (years); https://data.worldbank.org/indicator/SP.DYN.LE00.IN?locations=RU&view=chart)
Mit welcher Doppelmoral die Demokraten in den USA agieren, zeigt der Vorwurf, Russland habe im Jahr 2016 Trump zur Wahl zum US-Präsidenten verholfen. Wirklich massiv geholfen haben US-Vertreter bei der Wiederwahl Boris Jelzins zum russischen Präsidenten im Jahr 1997 ganz im Interesse der angloamerikanischen Finanzelite. In der Times erschien ein umfassender Bericht "Yanks to the Rescue: The Secret Story of How American Advisers Helped Yelsin Win". Noch im Februar 1996, so heißt es in dem Bericht, lagen fünf Mitbewerber vor ihm und Jelzin kam nur auf sechs Prozent. Aber dann kamen US-Marketingexperten und nicht nur die ...
Die USA überredeten den Internationalen Währungsfonds, Russland vor der Wahl einen Kredit von 10 Milliarden US-Dollar zu gewähren. Etwa zwei Milliarden erreichten Russland noch vor der Wahl. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung erklärte der US-Politikwissenschaftler Dov H. Levin, dessen Forschungsgebiet Wahleinmischungen von Russen und von Amerikanern sind, "die Amerikaner mischten sich 1996 intensiv bei den Wahlen ein". Auch dies zeigt wieder einmal, wie wir hinter die Fichte geführt werden. Das Titelblatt des Magazins Time vom 15. Juli 1996 ist sehr vielsagend. (Buch Fremdbestimmt, Fußnote 695 Time, Yanks to the Rescue: The Secret Story of How American Advisers Helped Yelsin Win, 15. Juli 1996)
Das Geld des Internationalen Währungsfonds gab es übrigens nur mit den üblichen Sparauflagen für Russland. Bereits im Mai 1998 kam es an den russischen Finanzmärkten zu Turbulenzen und der IWF kürzte natürlich wegen schleppender Umsetzung notwendiger Reformen die Zahlung eines vereinbarten Kredits. Der Rubel, Russlands Währung, wertete im August 1998 um die Hälfte ab. Der russische Staat war bankrott und das russische Finanzsystem brach zusammen.
Selbst nach der russischen Staatspleite und sogar nach dem Ende des Kosovo-Kriegs im Juni 1999, als ein Zusammenprall von russischen und US-Soldaten durch den völkerrechtswidrigen NATO-Einsatz im ehemaligen Jugoslawien drohte, sagte Boris Jelzin am Telefon zu Clinton laut nunmehr veröffentlichten Mitschriften der Clinton Library: "Ich würde dich gerne umarmen und küssen, und bin sehr froh, dass unsere Freundschaft in einer solch schwierigen Situation nicht zerbrochen ist." (Quelle: Buch Fremdbestimmt, Fußnote 697 Reinhard Veser, FAZ, Bill umarmte Boris, 1. September 2018, Seite 10)
Im Jahr der beginnenden russischen Präsidentschaft Boris Jelzins (1991) lag die Lebenserwartung eines Russen bei 68,5 Jahren und nach seiner Amtszeit im Jahr 2000 nur noch bei 65,5 Jahren. Heute sind es 71,6 Jahre. Während sein Volk darbte, lebte Jelzin bestens.
Wer darum weiß, wie angloamerikanische Kreise Russland ab (dem Jahr) 1991 ausverkauften und die Ukraine insbesondere ab (dem Jahr) 2014, der muss doch die Worte Putins und seine Taten schätzen. Wäre ich Russe, wäre ich ihm dankbar für das, was er seit (dem Jahr) 2000 für das Land und seine Menschen erreichte.
Ich wäre froh, wenn Deutschland einen Präsidenten wie Putin hätte, der sich den Menschen seines Landes widmet und für die Selbstbestimmung eintritt. Dies sage ich überall, wo ich es kann, und noch darf aus tiefster Überzeugung. Meine Bitte an Sie alle: Lesen oder hören Sie die gesamte Rede Putins, die wir verlinken. Gott schütze die Völker Russlands und Deutschlands, die einen gemeinsamen Feind haben. Mögen diese beiden Völker in Europa im Frieden leben können mit ihren Nachbarn. Mögen sie sich äußeren Einflüssen entziehen und beide Völker zum gegenseitigen Nutzen in eine gemeinsame Zukunft führen.
Thorsten Schulte ist eine Stimme der Vernunft zu Wirtschaft und Politik in Europa. Er ist der Autor von Büchern wie "Kontrollverlust – Wer uns bedroht und wie wir uns schützen" (Spiegel-Bestseller Platz 1, mit Vorwort von Willy Wimmer) und "Fremdbestimmt: 120 Jahre Lügen und Täuschung", redet Tacheles, deckt auf, klagt an und entwirft einen besseren Weg für Deutschland.
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Am 24. Februar kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, gemeinsam mit den Streitkräften der Donbass-Republiken eine militärische Spezialoperation in der Ukraine zu starten, um die dortige Bevölkerung zu schützen. Die Ziele seien, die Ukraine zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren. Die Ukraine spricht von einem Angriffskrieg. Noch am selben Tag rief der ukrainische Präsident Wladimir Selenskij im ganzen Land den Kriegszustand aus.
Der Westen verurteilte den Angriff, reagierte mit neuen Waffenlieferungen, versprach Hilfe beim Wiederaufbau und verhängte Sanktionen gegen Russland.
Auf beiden Seiten des Konfliktes sind zahlreiche Soldaten und Zivilisten getötet worden. Moskau und Kiew haben sich gegenseitig verschiedener Kriegsverbrechen beschuldigt. Tausende Ukrainer sind mittlerweile aus ihrer Heimat geflohen.