Meinung

Der Sturm auf das Kapitol in Washington im Januar 2021 war nicht der eigentliche Aufstand

Die USA werden von innen heraus angegriffen, aber nicht von jenen Randalierern in Washington, die vor 17 Monaten das Kapitol zu stürmen versuchten. Dieses Ereignis am 6. Januar 2021 wird in den amerikanischen Geschichtsbüchern nur noch eine Fußnote sein.
Der Sturm auf das Kapitol in Washington im Januar 2021 war nicht der eigentliche Aufstand© Brent Stirton / Staff

Ein Kommentar von Ian Miles Cheong

Während sich Mitglieder des Repräsentantenhauses versammeln, um an der Anhörung des US-Repräsentantenhauses zur Untersuchung des Angriffs vom 6. Januar 2021 auf das Kapitol der Vereinigten Staaten teilzunehmen, kommt man nicht umhin, sich über die Heuchelei dieses Spektakels zu wundern, insbesondere angesichts der zögerlichen Herangehensweise der Regierung von Joe Biden bei den Unruhen rund um den Tod von George Floyd, die im Jahr 2020 die Nation erfassten.

Als im Sommer 2020 die Pandemie im Land wütete, gingen Tausende Amerikaner auf die Straße, um gegen den Tod von George Floyd zu protestieren, einem Afroamerikaner, der in Polizeigewahrsam gewaltsam umkam, und in einigen Fällen kam es dabei zu heftiger Randale. Der Tod von Floyd war ein Zündfunke innerhalb der zunehmenden rassischen und kulturellen Spaltung der USA, die von Aktivisten für soziale Gerechtigkeit zusätzlich angeheizt wird, indem sie behaupten, dass die Polizei in Amerika rassistisch sei. Und dass ihr Vorgehen gegen einzelne Bürger durch systemischen Rassismus ermöglicht wird, der in Amerikas Kultur, Geschichte und ihren Grundwerten tief verwurzelt ist.

Laut Berichten des Nachrichtenportals Axios verursachten die Unruhen Sachschäden in Höhe von über einer Milliarde Dollar. Die wahren Kosten dieser Orgie der Gewalt sind aber aufgrund ihrer Auswirkungen auf die Städte noch höher einzustufen – ganz zu schweigen von den menschlichen Opfern und der Zerstörung all dessen, was nicht gründlich versichert war. Opportunisten und Plünderer liefen in amerikanischen Städten Amok und verwüsteten ganze Geschäftsviertel – zum Teil sogar Wohnviertel. Geschäfte im Besitz von Afroamerikanern und ethnischen Minderheiten in Städten wie Kenosha oder Minneapolis wurden von Randalierern niedergebrannt, die gleichzeitig Slogans der "Black Lives Matter"-Bewegung skandierten. Nur wenige dieser Ladenbesitzer konnten sich von den Plünderungen und Brandschatzungen erholen.

In Seattle nahmen die Antifa und Aktivisten der Bewegung "Black-Lives-Matter" ein ganzes Stadtviertel in Beschlag. Die Demonstranten nannten es kurzerhand in "CHAZ – Capitol Hill Autonome Zone" oder "CHOP – Capitol Hill Organisierter Protest" um, riegelten es vom Rest der Stadt ab und verwandelten es in eine Sperrzone, zu der die Polizei keinen Zutritt mehr hatte.

An jeder Ecke herrschte offene Kriminalität, mehrere Menschen, darunter auch Minderjährige, kamen in der sogenannten "autonomen Zone" durch Schusswaffen ums Leben. Auch soll es mehrere sexuelle Übergriffe gegeben haben. Lediglich eine Person wurde erst ein Jahr später wegen der Teilnahme an einer der tödlichen Schießereien festgenommen.

Landesweit wurden schätzungsweise mindestens 25 Menschen getötet, die an Protesten und an Vorfällen im Zusammenhang mit der politischen Gewalt, die in diesem Sommer stattfand, beteiligt waren. Der pensionierte Polizist David Dorn wurde auf den Straßen von St. Louis ermordet, als er versuchte, ein Pfandleihhaus zu beschützen. Sein Tod war ein Fanal für alle Konservativen und Unterstützer der Polizei, die es leid waren, die Männer und Frauen in Uniform wegen ihrer Arbeit verunglimpft zu sehen.

Die Auswirkungen der Unruhen rund um den Tod von George Floyd sind nicht zu unterschätzen. Sie hallen weiterhin in der ganzen USA wider, während zahlreiche liberale Städte sich bemühen, eine Reform des Kautionssystems umzusetzen, den Polizeikräften vor den Kopf zu stoßen und Gesetze zu erlassen, mit der die sogenannte "Polizeibrutalität" verhindert werden soll – wodurch aber effektiv die Strafverfolgung kastriert wird.

Die Nation erlebte einen Rückgang bei der Rekrutierung von neuen Polizeikräften und einen Anstieg der Austritte aus dem Polizeidienst, interne Versetzungen und einen allgemeinen Rückgang der Moral unter den Mannschaften. Städte wie San Francisco, Chicago, Pittsburgh, Los Angeles, Seattle, Portland und Minneapolis sahen hingegen eine Zunahme der Eigentumskriminalität, der Gewaltverbrechen und der Entwendung von Autos auf offener Straße. Staatsanwälte weigern sich, Fälle zu verfolgen und entlassen Verbrecher mit kaum mehr als einem Klaps auf die Finger wieder in die Öffentlichkeit. 

Es gibt zunehmend schockierende Beispiele von Opfern, die auf der Strecke bleiben, während Gewaltverbrecher mit umfangreicher Polizeiakte mit rassistisch motivierten Übergriffen auf Weiße, Asiaten und Juden davonkommen. Ihre Verbrechen bleiben ungestraft, während Joe Biden und Mitglieder seiner Regierung weiterhin gegen eine "Bedrohung durch die weiße Vorherrschaft" wettern, dabei Regenbogen-Fahnen schwenken und leere Reden über die anscheinend am stärksten marginalisierte Bevölkerungsgruppe der Gesellschaft halten – den Transmenschen.

"Raus aus den Städten" ist unter Konservativen zu einem verbindenden Motto geworden, die eine zunehmende Zerstörung der wohlhabendsten und bevölkerungsreichsten Gegenden Amerikas als Grund dafür anführen, weshalb sie dem ländlichen Leben außerhalb der Vorstädte den Vorzug geben. Die Städte, einst die Zentren der amerikanischen Kultur und Heimat von Denkmälern zu Ehren der Gründerväter, sind zu einer traurigen Parodie ihrer selbst geworden. Verbrechen bleiben ungestraft, Drogenabhängige verunreinigen die Straßen mit Nadeln und Unrat und Obdachlose schlagen ihr Lager direkt vor den Glaspalästen der größten Konzerne der Welt auf. In Seattle war Amazon aufgrund von Gewaltverbrechen gezwungen, seine Niederlassung in der Innenstadt zu schließen.

In diesem Sommer 2020 wurden unzählige Statuen in unzähligen Städten aufgrund rassistisch aufgeladener Proteste niedergerissen, beschädigt oder gleich ganz entfernt. Nur wenige mussten sich jemals für die Zerstörung historischer Denkmäler verantworten. Trotz der Zerstörung und der Verwüstung amerikanischer Städte sowie der Angriffe auf Amerikas Grundwerte hat sich die liberale Linke dafür entschieden, nicht nur die Kosten dieser sozialen Unruhen für das amerikanische Volk zu ignorieren, sondern diese Proteste auch noch als etwas Positives und Fortschrittliches zu fördern.

Ungefähr 90 Millionen US-Dollar wurden an Black Lives Matter gespendet und weitere Millionen für die Umgestaltung der amerikanischen Kultur durch Initiativen zur Förderung der Diversität in Unternehmen, der Zivilregierung und sogar des Militärs ausgegeben. Die Bürgermeister von Portland und Minneapolis mussten Gehässigkeiten über sich ergehen lassen, während liberale Linke in symbolischen Gesten zu Ehren von Black Lives Matter niederknieten. Wenn die Demokraten darauf bestehen, dass der "Angriff" vom 6. Januar 2021 auf das Kapitol einer der schlimmsten Momente in der amerikanischen Geschichte war, ignorieren sie die anhaltende Zerstörung Amerikas und sprechen sich von ihrer Beteiligung daran frei.

"Der Aufstand vom 6. Januar war eines der dunkelsten Kapitel in der Geschichte unserer Nation", sagte Präsident Joe Biden vergangene Woche bei einer Veranstaltung. Der Präsident beschrieb es als "einen brutalen Angriff auf unsere Demokratie und einen brutalen Angriff auf die Polizei". Er betonte, dass es wichtig sei, "dass das amerikanische Volk versteht, was wirklich passiert ist und verstehen muss, dass die gleichen Kräfte, die zum 6. Januar geführt haben, auch heute noch am Werk sind". Biden hat in einem Punkt recht – die Kräfte, die zu den Ereignissen am 6. Januar geführt haben, sind auch heute noch am Werk.

Um zu verstehen, was vor sich geht, muss man verstehen, wie der Vorfall vom 6. Januar durch ein allgemeines Gefühl der Unzufriedenheit mit Amerikas Abwärtstrend verursacht wurde. Es wurde von einem Kollektiv von Amerikanern inszeniert, die sich selbst als Patrioten bezeichnen und die sich der fortgesetzten Zerstörung der USA und seiner Werte widersetzen. Als sie ihre Stimme erhoben, wurden sie verspottet, zum Schweigen gebracht und als Verräter und Verschwörungstheoretiker entrechtet – und zwar noch vor den Ereignissen dieses schicksalhaften Tages. Nach diesem 6. Januar wurden viele verhaftet und einige von ihnen befinden sich bis heute noch in Einzelhaft und sind ihrer Rechte beraubt. Sie hatten nur wenige Verteidiger und die etablierten Medien sind nach wie vor nicht bereit über diese Schicksale zu berichten.

Wenn es einen Aufstand gab, dann ist er noch in vollem Gange und treibt die Zerstörung der Grundwerte Amerikas voran. Wenn eines Tages alles gesagt und getan ist, werden die Ereignisse vom 6. Januar 2021 nur noch eine Fußnote in den amerikanischen Geschichtsbüchern sein.

Übersetzt aus dem Englischen.

Ian Miles Cheong ist ein Politik- und Kulturkommentator. Seine Arbeiten wurden in The Rebel, Penthouse, Human Events und The Post Millennial veröffentlicht. Man kann Ian auf Twitter unter @stillgray und auf Telegram @CultureWarRoom folgen.

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