Meinung

US-Regierungsvertreter geben zu, dass sie die Öffentlichkeit über Russland buchstäblich belügen

Die USA nutzen Geheimdienstinformationen, um einen Informationskrieg gegen Russland zu führen, auch wenn diese nicht belegt sind. "Es müssen keine soliden Geheimdienste sein", sagte ein US-Beamter. "Es ist wichtiger, ihnen [den Russen], insbesondere Putin, zuvorzukommen, bevor sie etwas unternehmen."
US-Regierungsvertreter geben zu, dass sie die Öffentlichkeit über Russland buchstäblich belügenQuelle: www.globallookpress.com © Oliver Contreras / Keystone Press Agency

Ein Kommentar von Caitlin Johnstone

NBC News hat kürzlich einen Bericht mit dem etwas zynischen Titel "In einem Bruch mit der Vergangenheit nutzen die USA Informationen, um einen Informationskrieg mit Russland zu führen, selbst wenn die Informationen nicht felsenfest untermauert sind" veröffentlicht. In diesem Bericht werden mehrere anonyme bleibende US-Regierungsvertreter dahingehend zitiert, dass die Biden-Regierung in schneller Folge "Geheimdienstinformationen" über Russlands Pläne in der Ukraine verbreitete, die auf "wenig Vertrauen" oder "eher auf Analysen als auf harten Beweisen beruhen" – oder schlichtweg gelogen sind –, um einen Informationskrieg gegen Putin zu führen.

Im Bericht steht weiter, dass die US-Regierung zu diesem Zweck absichtlich falsche oder kaum belegte Behauptungen über bevorstehende Angriffe mit Chemiewaffen oder über russische Pläne verbreitet, einen Angriff unter falscher Flagge im Donbass zu orchestrieren, um damit eine Invasion zu rechtfertigen, Berichte über Putins Berater, die ihn aus Angst ungenügend über den Kriegsverlauf informieren sollen, und darüber, dass Russland China um Waffenlieferungen gebeten habe. Ein Auszug aus dem Bericht:

"Es war eine Behauptung, die weltweit Aufmerksamkeit hervorgerufen hat und Schlagzeilen machte: US-Regierungsvertreter behaupteten, man habe Hinweise darauf, dass Russland den Einsatz chemischer Kampfstoffe in der Ukraine vorbereiten könnte.

Präsident Joe Biden erklärte dies später öffentlich. Aber drei US-Regierungsbeamte sagten zu NBC News, es gebe keine Beweise dafür, dass Russland chemische Waffen in der Ukraine verwenden werde. Sie behaupteten, die USA hätten die Informationen veröffentlicht, um Russland davon abzuhalten, die verbotenen Waffen einzusetzen.

Dies sei nur ein Beispiel in einer Reihe von Beispielen dafür, dass die Biden-Regierung mit dem jüngsten Fall einen Präzedenzfall geschaffen hat, indem freigegebene Geheimdienstinformationen als Teil eines Informationskriegs gegen Russland eingesetzt wurden. Die Regierung hat dies selbst dann getan, als die Geheimdienste nicht felsenfest von den Anschuldigungen überzeugt waren, sagten einer der Beamten, um zu versuchen, den russischen Präsidenten Wladimir Putin aus dem Gleichgewicht zu bringen."

Also haben sie gelogen. Die Biden-Regierung mag zwar annehmen, dass sie aus edlen Gründen gelogen hat, aber sie hat nichtsdestotrotz gelogen. Sie verbreitete wissentlich Informationen, von denen sie keinen Grund hatte anzunehmen, dass sie zutrafen – und diese Lügen wurden von den einflussreichsten Medien der westlichen Welt aufgenommen und verbreitet. Ein weiteres Beispiel dafür, dass die Biden-Regierung im Rahmen ihres "Informationskriegs" eine falsches Narrativ veröffentlichte:

"Ebenso fehlten für die Behauptung, Russland habe sich wegen möglicher militärischer Hilfe an China gewandt, handfeste Beweise, beteuerten ein europäischer Regierungsbeamter und zwei US-Beamte. Laut den US-Beamten gibt es keine Anzeichen dafür, dass China erwäge, Russland mit Waffen zu beliefern. Die Biden-Administration habe dies lediglich als Warnung an China verbreitet, dies nicht zu tun, sagten sie."

Über die Behauptung des Imperiums, dass Putin von seinen Beratern in die Irre geführt wird, weil sie Angst davor haben, ihm die Wahrheit über den Kriegsverlauf zu sagen, berichtet NBC, dass diese Einschätzung "nicht schlüssig war und mehr auf Analysen als auf harten Beweisen basierte".

Ich hatte mich über diese lächerliche CIA-Pressemitteilung auf Twitter lustig gemacht, die als Eilmeldung getarnt von der New York Times unkritisch veröffentlicht wurde. Wir hatten auch Spaß, als im vergangenen Februar der Sprecher des Außenministeriums Ned Price in die Rolle des Verschwörungstheoretikers Alex Jones geschlüpft war, als er fälschlicherweise behauptet hatte, Russland sei im Begriff, ein Video zu einer "False-Flag-Aktion" zu veröffentlichen, in dem Krisendarsteller zum Einsatz kommen sollten, um eine Invasion der Ukraine zu rechtfertigen. Andere im NBC-Bericht angesprochene Lügen der US-Regierung waren weniger niedlich:

"In einer anderen Offenlegung teilten US-Beamte mit, ein Grund, der Ukraine keine MiG-Kampfflugzeuge zur Verfügung zu stellen, sei, dass Geheimdienstberichte zeigten, dass Russland solch einen Schritt als Eskalation betrachten würde.

Das stimmte zwar, aber das traf auch im Falle der Stinger-Luftabwehrraketen zu, die die Ukraine von der Biden-Regierung zur Verfügung gestellt bekam, bemerkten zwei US-Beamte und fügten hinzu, dass die Regierung die Informationen rund um die Lieferung von MiG durchsickern ließ, um damit das Argument zu untermauern, warum man diese nicht an die Ukraine liefern könne."

Die Biden-Regierung wusste also, dass sie Waffen in die Ukraine schickte, die von einer nuklearen Supermacht als provokative Eskalation wahrgenommen würden, schickte sie aber trotzdem und log dann darüber.

Dieser NBC-Bericht bestätigt Gerüchte, die wir schon seit Monaten hören. Der professionelle Bejubler von US-Kriegen, Max Boot, sagte im vergangenen Februar via die Denkfabrik Council on Foreign Relations, die Biden-Regierung habe "eine neue Ära im Informationskrieg eingeläutet", mit gezielten Veröffentlichungen von Geheimdienstinformationen, die nicht darauf abzielten, Wahrheiten zu verbreiten, sondern Putins Entscheidungen zu beeinflussen.

Der frühere Chef des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6 John Sawers teilte ebenfalls im Februar dem Thinktank Atlantic Council mit, dass die "Geheimdienst"-Veröffentlichungen der Biden-Administration mehr auf einer allgemeinen Stimmungsmache als auf tatsächliche geheimdienstliche Fakten beruhten und eher auf Manipulation als auf Information ausgerichtet waren.

Und falls man sich wundert: Nein, NBC veröffentlichte nicht bloß ein großes Leck durch Informanten aus dem Umfeld der US-Regierung, die mithilfe der "freien Presse mutig die Lügen der Mächtigen aufdecken". Einer der Autoren des Berichts ist Ken Dilanian, von dem 2014 bekannt geworden war, dass er buchstäblich als CIA-Agent gearbeitet hatte, während er für die Los Angeles Times geschrieben hatte. Wenn man den Namen Dilanian in einer Verfasserzeile sieht, können man sicher sein, dass man genau das liest, was die Manager des US-Imperiums der Öffentlichkeit vorlesen wollen.

Warum aber erzählt man uns das alles jetzt? Ist die US-Regierung nicht besorgt darüber, dass sie das Vertrauen der Öffentlichkeit verlieren könnte, wenn sie zugibt, dass sie ständig über einen öffentlichkeitswirksamen internationalen Konflikt lügt? Und wenn dies ein "Informationskrieg" ist, der darauf abzielt, "in Putins Kopf einzudringen", wie die Quellen von NBC behaupteten, würde dann eine offene Berichterstattung darüber durch die Mainstream-Presse den Zweck nicht völlig zunichtemachen?

Nun, die Antwort auf diese Frage ist der Punkt, an dem es wirklich gruselig zu werden beginnt. Ich bin offen für alle Argumente und Theorien zu diesem Thema, aber soweit ich weiß, ist der einzige Grund, warum die US-Regierung diese Geschichte via NBC der Öffentlichkeit zugänglich macht, der, dass sie möchte, dass die breite Öffentlichkeit davon erfährt. Und der einzige plausible Grund, der mir einfällt, warum man will, dass die Öffentlichkeit davon erfährt, ist, dass man zuversichtlich ist, dass die Öffentlichkeit diesen Lügen zustimmen wird.

Um ein besseres Gefühl dafür zu bekommen, worauf ich hinauswill, hilft es, sich die TV-Version des NBC-Berichts anzusehen, in der Dilanian und NBC-Moderatorin Alison Morris darüber ins Schwärmen geraten, wie brillant und wunderbar es sei, dass die Biden-Administration diese Taktiken der psychologischen Kriegsführung anwendet, um "Chaos in Putins Verstand zu bringen".

Die Botschaft, die ein indoktrinierter NBC-Zuschauer dadurch erhält, wenn er sich diesen Abschnitt des Berichts ansieht, lautet: "Ist das nicht großartig? Unser Präsident zieht all diese coolen 3D-Schachzüge durch, um Putin zu schlagen, und wir sind irgendwie ein Teil davon!"

Es ist seit Langem schon offensichtlich, dass das US-Imperium daran arbeitet, die Kontrolle über das Narrativ enger zu ziehen, um seine hegemoniale Herrschaft über den Planeten zu stärken, durch Zensur im Internet, Propaganda, Manipulation von Silicon-Valley-Algorithmen und die Normalisierung der Verfolgung von Journalisten. Vielleicht befinden wir uns jetzt einfach auf der Stufe der imperialen narrativen Kontrolle, auf der man beginnt, offen Zustimmung der Öffentlichkeit dafür zu fabrizieren, dass sie zu ihrem eigenen Wohl belogen wird.

So wie die Verleumdungskampagne gegen Julian Assange die Mainstream-Liberalen darin konditionierte, das Recht ihrer Regierung zu verteidigen, ihnen dunkle Geheimnisse vorzuenthalten, erleben wir jetzt möglicherweise das Stadium der Entwicklung der narrativen Kontrolle, in dem die Mainstream-Liberalen konditionierte werden, das Recht ihrer Regierung darauf zu verteidigen, sie anzulügen.

Die Vereinigten Staaten verschärfen die Aggressionen des Kalten Krieges gegen Russland und China in einem verzweifelten Versuch, die unipolare Hegemonie zu sichern. Psychologische Kriegsführung spielt traditionell eine wichtige Rolle bei Winkelzügen des Kalten Krieges, da es nicht möglich ist, direkter gegen nuklear bewaffnete Feinde vorzugehen. Jetzt wäre also definitiv die passende Zeit, die "Denker" der beiden politischen Mainstream-Fraktionen der USA dazu zu bringen, die kriegspsychologischen Manipulationen ihrer Regierung fanatisch zu bejubeln.

Ein flüchtiger Blick im Internet auf das, was Mainstream-Liberale über diesen NBC-Bericht schreiben, zeigt, dass dieser Prozess tatsächlich in Gang gekommen ist. In liberalen Kreisen scheint es weitgehend akzeptiert zu sein, dass die mächtigste Regierung der Welt die mächtigsten Medieninstitutionen der Welt benutzt, um die Öffentlichkeit für strategische Geländegewinne zu belügen. Wenn dies weiterhin von der Öffentlichkeit akzeptiert wird, wird es die Dinge für die Manager des Imperiums in Zukunft erheblich leichter machen.

Übersetzt aus dem Englischen.

Caitlin Johnstone ist eine unabhängige Journalistin mit Sitz in Melbourne, Australien. Ihre Webseite findet sich hier und sie twittert auf @caitoz

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