Kein Ende der Hysterie – Deutschland wieder einmal auf einem Sonderweg?
von Christian Harde
Das soll es also gewesen sein. Hat jemand etwas bemerkt? Wer sich nicht in letzter Zeit in das umgebende EU-Ausland begeben oder über die dortigen Corona-Verhältnisse mittels zielgerichteter Lektüre informiert hat, der könnte meinen, hierzulande in der besten aller möglichen COVID-Welten zu leben.
Lauterbach und kein Ende
Karl Lauterbach, der Bundesgesundheitsminister von der SPD, verkündete denn auch, die "Schutzmaßnahmen" liefen jetzt nicht aus, sondern dauerten zwei weitere Wochen bis zum 2. April, wie das RND meldet. Bis dahin könnten die "Fallzahlen" dann schon wieder "stabiler" sein oder gar sinken – wenn nicht, könnten Auflagen in den sogenannten "Hotspots" sogar verschärft werden.
Lauterbach gestand ein, dass Berlin die Gesetzesänderungen zum ersten Mal ohne Einbeziehung der Länder gemacht habe. Er appelliere aber an die Länder, nicht verschnupft zu reagieren.
"Jetzt darf niemand, ich sag mal, die beleidigte Leberwurst spielen, und macht sich nicht zum Hotspot, wo es notwendig ist."
Die besondere Lauterbach-Logik. Und er führte den Gedanken weiter aus: "Wenn ein Bundesland jetzt sehr viele Hotspots hat, dann setzt sich quasi das Bundesland aus Hotspots zusammen."
Doch der Gesundheitsminister scheint eine weitere Botschaft nicht gehört zu haben, die des hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier (CDU). Dieser hatte im Bundesrat am 18. März verkündet:
"Ganz Begabte kommen auf die Idee, ein ganzes Land zum Hotspot zu erklären." Und hatte für sein Bundesland erklärt: "Man kann nicht von einer Überlastung des Gesundheitssystems in Hessen sprechen."
Diese Aussage ließe sich auf alle anderen Bundesländer übertragen.
Wie hatte Lauterbach doch Ende Oktober 2021 gemeint:
"Klar ist aber, dass die meisten Ungeimpften von heute bis dahin entweder geimpft, genesen oder leider verstorben sind, denn das Infektionsgeschehen mit schweren Verläufen betrifft vor allem Impfverweigerer."
Offenkundig lag der Gesundheitsökonom mit seiner Prognose daneben, wenn auch nicht das erste Mal. Und so konnte gestern ein aufmerksamer Beobachter der Corona-Politik seinen "herzliche[n] Gruß an 15 Millionen Überlebende zu Frühlingsbeginn" entrichten.
Doch offizielle Politik und angeschlossene Medien kommen einfach nicht von der Panik runter. Über die jüngste Bundestagsabgeordnete Emilia Fester (Grüne) und ihren kreischenden Auftritt im Hohen Haus wurde in den letzten Tagen so ziemlich das Nötigste gesagt.
HAHAHAH! pic.twitter.com/NnCnd4hifC
— Eliyo (@eliyojkb) March 17, 2022
Vielleicht noch nicht ausreichend gewürdigt wurde, was die Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring(-Eckardt), eine "entschiedene Befürworterin der Hartz-Reformen und der Agenda 2010", wie die Wikipedia weiß, dazu zwitscherte (Schreibung unverändert):
"Wer sich in den letzten Tage an @emiliafester und @janoschdahmen abgearbeitet hat, hatte selten Argumente und viel zu oft nur Hass & Hetze. Hass ist keine Meinung und wird es nie sein. Ich bin froh, die beiden Kollegin und Kollegen nennen zu dürfen. Gut, dass ihr hier seid!"
Vermutlich kann die Vizepräsidentin auch in der Entgegnung des Studenten Max Roland, der zwei Jahre jünger als Fester ist, kein Argument erkennen – Widerspruch diffamiert sie ja kurzerhand als "Hass & Hetze".
Die Lehrer und "die Wissenschaft"
Dagegen befindet sich der Deutsche Lehrerverband mit seinem Präsidenten Heinz-Peter Meidinger ganz bestimmt auf der guten Seite der Wissenschaft. Meidinger ist der Ansicht, dass durch den "schnellen Wegfall der Maskenpflicht in vielen Bundesländern ... die Schulen zur Durchseuchung freigegeben" würden, wie das RND schreibt. Auch Meidinger zählt zu denjenigen, die aus dem Dauerwarnmodus nicht herauskommen – und dies, obwohl Kinder und Jugendliche nachweislich kaum an COVID-19 und auch nur höchst selten schwer daran erkranken:
"Besonders problematisch ist das Ende der Maskenpflicht, wenn gleichzeitig auch noch die Testpflicht in den Schulen in einigen Bundesländern stark eingeschränkt oder beendet wird."
Man könnte beinahe vermuten, dass der Pädagoge sich weniger um das Wohlbefinden, die Gesundheit, Bildung und Entwicklung der anvertrauten Kinder und Jugendlichen sorgt als um die angstgetriebene Befindlichkeit mancher seiner Kollegen:
"Ich frage mich gelegentlich, ob vielen Politikern wirklich nicht klar ist, was für eine Vielzahl an Kontakten es in Schulen gibt und auf wie engem Raum dort alle miteinander arbeiten."
Vielleicht sollte der Pädagoge einmal einen Blick in den Artikel des Bundeswehrarztes Daniel Weißflog, der sogar klinischer Direktor der Abteilung Krankenhaushygiene am Bundeswehrkrankenhaus Westerstede ist, riskieren. Denn Weißflog hält einen "Strategiewechsel [für] erforderlich" und spricht sich klar gegen die Maskenpflicht – und für die Impfung! – aus.
Doch wenn eine Alena Buyx (seit 2020 Vorsitzende des "Deutschen Ethikrates") selbst bei der Online-Anhörung im Gesundheitsausschuss des Bundestages Maske trägt, was soll und kann ein Krankenhaushygieniker da noch ausrichten:
Alena #Buyx stellt sich digital den Fragen des #Gesundheitsausschusses mit FFP2 Maske, um sich und andere zu schützen. 🤡 pic.twitter.com/QIKvPNXjmw
— Mic de Vries (@micFDP) March 21, 2022
Appelle an die Moral
So bleibt noch, die Impfverweigerer ein bisschen moralisch vorzuführen. Beispielsweise den ehemaligen, zurückgetretenen Trainer von Werder Bremen, Markus Anfang, der einen gefälschten Impfpass benutzt hatte. Anfang erhielt zwar ein halbwegs einfühlsames Interview bei den Springer-Zeitungen (etwa hier), doch die Botschaft zwischen den Zeilen war klar, schon in der Überschrift: "Wie bescheuert war das von mir?"
Es bröckelt also an der Impf-Front, denn Anfang kann auf seine berechtigte Skepsis gegenüber der ungenügend erforschten Corona-Spritze verweisen, ohne dass ihm dies vorgehalten wird (der falsche Impfpass aber schon). Soweit also alles normal bei den Springer-Blättern, die seit geraumer Weile eine Doppellinie beim Corona-Thema fahren.
Selbst das Ärzteblatt muss zugeben, dass die zweite Booster-Injektion, also die vierte Dosis, den "Schutz vor Omikron nur geringfügig" verbessert. Untersuchungen in Israel hätten ergeben, "dass die Wirkung gegen die aktuelle Omikron-Variante deutlich schwächer war als gegen den Wildtyp, für den der Impfstoff konzipiert wurde". Begleiten solche Meldungen den Rückzug von der allgemeinen Impfpflicht?
Nebenwirkungen der Impfungen nicht mehr zu leugnen
Hatte Karl Lauterbach im August 2021 während des Bundestagswahlkampfs noch behauptet, die Impfungen seien ohne Nebenwirkungen, lassen sich diese nach über einem Jahr der Impfkampagne nicht mehr wegdiskutieren.
Stimmt. Und zusätzlich geht es darum, weshalb eine Minderheit der Gesellschaft eine nebenwirkungsfreie Impfung nicht will, obwohl sie gratis ist und ihr Leben und das vieler anderer retten kann. Daher bin ich pessimistisch was freiwillige Opfer für den Klimaschutz betrifft https://t.co/ZP7W07PD4B
— Prof. Karl Lauterbach (@Karl_Lauterbach) August 13, 2021
Das Portal Telepolis hatte mit dem emeritierten Professor für Innere Medizin Matthias Schrappe ein Interview geführt, das an Deutlichkeit nicht zu wünschen lässt, und zitiert den Professor mit den Worten, die Impfpflicht werde in Deutschland "genauso wie in Österreich scheitern":
"Das Konzept ist unausgegoren und weder hinsichtlich Eignung, Notwendigkeit noch Verhältnismäßigkeit zu begründen."
Schrappes Urteil über die Impfpflicht, auch eine bloß berufsbezogene, ist vernichtend:
"Moralisierende Argumente sind nicht hilfreich, stattdessen wäre ein zugehendes Vorgehen und verlässlichere Erfassung der Nebenwirkungen in einer Form, die Vertrauen schafft, sinnvoll."
Und er fordert – wie viele kritische Mediziner und Wissenschaftler –, dass die Nebenwirkungen der Injektionen gegen COVID systematisch untersucht werden müssen. Bisher hatten nur einzelne Ärzte oder Privatinitiativen derartige Untersuchungen vorgenommen, nicht aber staatliche Stellen, deren Aufgabe es wäre, allen bekannten Verdachtsfällen nachzugehen und systematisch zu verfolgen. Schrappe:
"Gerade Gesundheitsexperten sehen sehr wohl, dass bei den Impfnebenwirkungen der ursächliche Zusammenhang zwischen Ereignis und Impfung in Zweifel gezogen wird, während es uns zum Beispiel bei der Sterblichkeit an Corona seit zwei Jahren nicht möglich ist, zwischen Tod 'an' oder 'mit' Corona zu unterscheiden – hier spielt die Ursache augenscheinlich keine Rolle."
Nach mehr als zwei Jahren staatlichem und "starrem Pandemiemanagement" resümiert der Mediziner:
"Experten, die mit der Kontrolle von epidemischen Lagen praktische und wissenschaftliche Erfahrung haben – und nicht nur im Labor beziehungsweise am Computer sitzen –, wurden nicht gefragt."
Apropos Kontrolle: Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) und das Paul-Ehrlich-Institut machen ihre Arbeit nicht. Das ist zwar keine taufrische Erkenntnis, sondern seit der zwei Jahren andauernden Corona-Kampagne schon etlichen klaren Köpfen aufgefallen. Die Artikel, auch in etablierten Blättern, zu diesem Versagen erscheinen immer häufiger. So titelte die Rhein-Neckar-Zeitung, nachdem sie den Heidelberger Pathologen Peter Schirmacher interviewt hatte: "Werden viele Impftote gar nicht erkannt?" Dem scheint so zu sein – und in der Tendenz bestätigt Schirmacher damit die Aussagen der "Pathologie-Konferenz" oder die seines Kollegen Schrappe:
"Personen, die überraschend und kurz nach der Impfung versterben, zeigen in unseren Untersuchungen in 30 Prozent einen direkten Impfzusammenhang."
Überwiegend würden diese Fälle nicht erkannt. Schirmacher setzte hinzu, es handele sich auch um eine "Frage des Nicht-Wissenwollens".
Kritische Öffentlichkeit
Ob diese kritischen Feststellungen im politischen Berlin ankommen, darf bezweifelt werden. So sind es – neben den genannten kritischen Wissenschaftlern – Künstler, einzelne Journalisten und Blogger, die wieder einmal maßnahmenkritische Initiativen auf die Beine stellen. Um nur eine kleine Auswahl hier anzuführen, der Regisseur Dietrich Brüggemann hat am vergangenen Freitag, dem Tag der Debatten in Bundestag und Bundesrat, geschrieben:
"Die maßnahmenbewußten Deutschen können, wenn sie ihre eigene Haltung ernst nehmen, jetzt eigentlich nicht mehr ins Ausland fahren, weil sie da ja nicht sicher sind. Ins Ausland können jetzt nur noch die Schwurbler.
Wer hätte mit dieser Pointe gerechnet.
Lustig."
Die maßnahmenbewußten Deutschen können, wenn sie ihre eigene Haltung ernst nehmen, jetzt eigentlich nicht mehr ins Ausland fahren, weil sie da ja nicht sicher sind. Ins Ausland können jetzt nur noch die Schwurbler. Wer hätte mit dieser Pointe gerechnet. Lustig.
— Dietrich Brüggemann (@dtrickb) March 17, 2022
Ob Emilia Fester ihn versteht? Schließlich zählt für sie Dänemark bekanntlich nicht zum Ausland ...
Die Mehrheit der Abgeordneten im Bundestag und in den Landesparlamenten wird sich vermutlich auch als unfähig erweisen, den tiefen Dank des Volkes für alles anzunehmen, der doch auf so schöne und leicht konsumierbare Weise vermittelt wird. Die Annahme dürfte nicht an russischen Hackern, die das Parlamentsnetz stören, sondern an der Bereitschaft der Parlamentarier scheitern zuzuhören.
Aber wenn dieser Dank schon nicht gehört wird, bleibt wenigstens, für die Nachwelt die Namen und die Äußerungen derjenigen festzuhalten, die bis zehn nach zwölf weiter- und mitmachen, die Namen derjenigen zu notieren, die partout dafür sorgen, dass die Mehrheit keinen Ausweg aus einem neuen deutschen Sonderweg finden und anders – als in unseren europäischen Nachbarländern – in Corona-Panik gehalten werden soll.
Weil dies alles nur noch irre zu nennen ist, sei am Ende dieser kleinen Zusammenstellung des herrschenden Wahnsinns eine (Lektüre-)Empfehlung ausgesprochen: "Reißen Sie die Booster-Mauer nieder!"
Mehr zum Thema - Lauterbach sieht die Maskenpflicht durch Lockerungen "gerettet"
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