Meinung

Nach Kimmich, Wagenknecht und Precht: Diesmal wird Philosophin Flaßpöhler im ÖR gegrillt

Die Nächste, bitte! Wer im öffentlich-rechtlichen Fernsehen auch nur Millimeter vom offiziellen Corona-Kurs abweicht, hat nichts mehr zu lachen. Und wie im alten Rom darf sich der zahlende Zuschauer an der Zerfleischung der mutigen Gladiatoren "erfreuen" und lernt: Leg' dich ja nicht mit der Obrigkeit an, sonst ergeht es dir genauso.
Nach Kimmich, Wagenknecht und Precht: Diesmal wird Philosophin Flaßpöhler im ÖR gegrillt© Rolf Vennenbernd

Von Kaspar Sachse

Wir kennen das Spielchen mittlerweile gut: Wer in den GEZ-Sendern auch nur leiseste Kritik an staatlich verordneten Corona-Maßnahmen verlautbart, bekommt heftigen Gegenwind, neudeutsch auch Cancel Culture genannt.

Der Fußballspieler Joshua Kimmich kann genauso ein Lied davon singen wie der Philosoph Richard David Precht und die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht. Am Montag wurde die nächste Runde eingeleitet: Bei Hart aber fair war der Titel so gar nicht Programm: "Nur ja keinen Zwang: Ist unsere Politik beim Impfen zu feige?"

Denn mittlerweile gilt es, die Bevölkerung auf eine mögliche Impfpflicht gegen COVID-19 vorzubereiten. Das machte gleich zu Beginn die Tübinger Notärztin Lisa Federle klar, sie sagte:

"Langsam sollten wir uns mal am Riemen Reißen und die Verantwortung in die Gesellschaft geben. [...] Es gibt also Fakten, die wir alle sehen."

So seien 80 Prozent auf den Intensivstationen ungeimpft und nur etwa 15 Prozent geimpft. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) stimmte im Anschluss der von Moderator Frank Plasberg eingefügten Aussage von Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery zu, dass wir in einer "Tyrannei der Ungeimpften" leben, denn:

"20 Prozent der Erwachsenen reichen aus, die anderen 80 Prozent in Angst und Schrecken zu versetzen."

Dass eine Impfpflicht von Bundeskanzlerin Angela Merkel bis Gesundheitsminister Jens Spahn und diversen Landesfürsten bis vor Kurzem vehement ausgeschlossen wurde, spielt nun offenbar keine Rolle mehr.

Das mediale Gedächtnis ist in der Corona-Krise der digitalen Demenz zum Opfer gefallen, zumal Merkel und Spahn ohnehin nicht mehr lange im Amt sind und dann die Karten wieder neu gemischt werden. In bester Suggestivfragestellung trat Plasberg in Anspielung auf Montgomery an den Journalisten Georg Mascolo heran, ob sich der Staat denn "tyrannisieren" lassen solle. Mascolo nahm die Vorlage dankbar an und sagte

"Es war ein grober politischer Fehler die Impfpflicht von vornherein auszuschließen"

Der Philosophin Svenja Flaßpöhler kam dann die Rolle der Buhfrau zu. Sie wirft der Politik vor, die Ungeimpften zu "kriminalisieren". Die Machthaber hätten mit dem Abschaffen der kostenlosen Tests und den Abbau Tausender Intensivbetten ein erhebliches "Versagen" an den Tag gelegt, das nun mit der Lenkung auf die Impfdebatte einer "grandiosen Komplexitätsreduktion" mit den entsprechenden Schuldigen kompensiert werde. Für sie ist klar:

"Die Ungeimpften, das ist keine dumme Gruppe, die man in einen Topf werfen kann. Man darf diese Menschen nicht kriminalisieren."

Dann warf sie einen Blick auf die Statistik – laut der auch doppelt Geimpfte ansteckend sein und schwere Verläufe bekommen können:

"Wie wollen Sie denn auf unserer Datenbasis eine Impfpflicht durchsetzen?"

Der Immunologe Carsten Watzl meinte dagegen, Ungeimpfte kommen in den kommenden zehn, 20 Jahren nicht an einer Erkrankung vorbei, und versteht überhaupt nicht, warum Leute Angst vor dieser Impfung haben. Er resümierte:

"In einer ganz nüchternen Risikoabschätzung ist es für alle Altersgruppen sicherer, sich impfen zu lassen, als sich dem Risiko der Infektion auszusetzen." 

Im weiteren Verlauf der Sendung kritisierte Flaßpöhler eine zu "unausgewogene Berichterstattung" über die Corona-Krise. Spätestens das war ein medial-politischer Sündenfall. Ob Plasberg, Weil oder Mascolo: Das große Moralisieren begann für den Rest der Sendung. Dass Flaßpöhler dann auch noch das Beispiel Schweden als besseres als das "bevormundende" Deutschland hervorhob, kommentierte Federle mit den Worten:

"Diese Ausrede, das jeder für sich selbst entscheiden kann, lasse ich nicht mehr gelten."

Die restlichen 45 Minuten verstärkten den Eindruck beim Zuschauer, dass die Ungeimpften und hier stellvertretend Flaßpöhler Schuld an der aktuellen Misere haben und was für tolle Vorbilder doch Nationen wie Frankreich mit teilweiser Impfpflicht sind.

Dazu kamen noch diverse Drohungen von Niedersachsens Minister Weil mit Einschränkungen, auf die sich die hartnäckigen Ungeimpften vorbereiten sollen.

Nach der Sendung ließ der Shitstorm gegenüber der Philosophin nicht lange auf sich warten, vom "kreativen Umgang mit Fakten" bis zur Aussage "Impfskeptiker in den Talkshows befeuern das neue Mittelalter" war alles dabei. Merke: Das Framing darf nicht in Frage gestellt werden, mutige Gladiatoren! Aber dennoch: Danke, Frau Flaßpöhler!

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