Die Kinder als Schachfiguren in "woke" gewordenen Schlachten, die überall Verwüstungen anrichten
Ein Kommentar von Robert Bridge
Vergangene Woche wurde bekannt, dass Disney eine "Dragqueen-Geschichenstunde" für die Kinder seiner Mitarbeiter veranstaltet. Das virtuelle Halloween-Themen-Event soll "die Vorstellungskraft und das Spiel der fließenden geschlechtlichen Grenzen in der Kindheit einfangen" und leicht zu beeindruckenden Jugendlichen "glamouröse, positive und unverfroren queere Vorbilder" präsentieren, heißt es in internen E-Mails von Disney, die vom Nachrichtenportal Breitbart News eingesehen werden konnten.
In meiner Kindheit war das Schlimmste, worüber sich Eltern an Halloween Sorgen machen mussten, die Möglichkeit, dass ein geistesgestörter Nachbar eine Rasierklinge in das Fruchtfleisch eines Apfels steckte, um sie einem ahnungslosen Kind zu übergeben. Im Vergleich dazu müssen sich Eltern heute mit der Möglichkeit befassen, dass irgendein abtrünniges Unternehmen seinem Nachwuchs eine teuflische Idee mit potenziell lebensverändernden Folgen in den noch weichen Schädel hämmert. Alles in allem würde ich lieber das Risiko mit der Rasierklinge eingehen.
Kann mir jemand erklären, was daran lehrreich für Kinder sein soll, an einer Dragqueen-Geschichtenstunde teilzunehmen, in der ein behaarter Kerl namens Lil' Miss Hot Mess (Kleines Fräulein Heiße Scheiße), Engel Elektra oder vielleicht Flamme, verkleidet als eine groteske Karikatur des anderen Geschlechts, aus Büchern vorliest mit suggestiven Titeln wie "Teddys Lieblingsspielzeug", "Der Junge, meine Prinzessin", oder "Wurm liebt Wurm". Nennen Sie mich altmodisch, aber solche fleischlichen Inszenierungen gehören in ein innerstädtisches Cabaret-Theater für Männer mittleren Alters, in dem abgestandenes Bier serviert wird, und nicht in die örtliche öffentliche Bibliothek, in der der Fokus auf Unschuld und Lernen liegen sollte. Ehrlich gesagt grenzt dies alles an Pädophilie, Kindesmissbrauch und zivilisatorische Selbstzerstörung.
Ebenso verrückt an diesen unzüchtigen Lesungen ist, dass die selbst ernannten Tugendwächter der Gesellschaft jeden jagen und öffentlich an den Pranger stellen werden, der der "kulturellen Aneignung" für schuldig befunden wird. Und dennoch haben dieselben Verteidiger der öffentlichen neuen Sitten keine Skrupel, wenn sich ein Haufen Kerle eine hypersexualisierte Parodie des anderen Geschlechts "anzueignen", selbst in Anwesenheit von Minderjährigen. Haben wir unseren Verstand verloren? Wir würden den kleinen Peter lieber dafür schelten, dass er sich zu Halloween wie ein Cowboy oder Indianer oder vielleicht sogar als Otto Waalkes verkleiden will, aber niemand denkt zweimal darüber nach, wenn er dazu gezwungen wird, eine Dragqueen-Happy-Hour mit einem Haufen Männer zu verbringen, die sich wie Nutten kleiden, die fünf Euro die Stunde kosten.
Jetzt konnte auch Disney nicht widerstehen, sich auf diesen seltsamen Fetisch einzulassen. Zugegeben, die Geschichten von Riesenkonzernen, die sich vor dem "woken" Mob in den Staub werfen, sind mittlerweile Legion. Mit jeder neuen aufgehenden Sonne gefährdet ein weiterer schwachsinniger Konzernchef den Ruf seines Unternehmens, indem er im Namen der neuesten Ideen verdrehter progressiven Denkweisen Tugendsignale aussendet. Früher habe ich geglaubt, dass diese rücksichtslosen Handlungen lediglich der faule Versuch des Führungspersonals von Unternehmen ist, eine weitere Zielgruppe auszuplündern. Heute bin ich mir jedoch wirklich nicht mehr sicher.
In einer nicht allzu fernen Vergangenheit waren Unternehmen davon besessen, den Ruf ihrer Marke zu schützen, wenn auch nicht immer erfolgreich. 1985 beispielsweise beging die Coca-Cola Company, die besorgt war, dass ihr Konkurrent Pepsi auf dem Schlachtfeld des sprudelnden Zuckerwassers an Boden gewinnen könnte, einen der schlimmsten Marketingfehler aller Zeiten, indem sie ihr Jahrhunderte altes Rezept für ihr Getränk änderte. Die Reaktion der Konsumenten erfolgte schnell und gnadenlos, und schließlich war Coca-Cola gezwungen, zu Kreuze zu kriechen und den Verbrauchern wieder das zu geben, wonach sie verlangten.
Im Vergleich dazu sind Unternehmen heute viel mehr damit beschäftigt, eine "woke" Minderheit zu besänftigen, obwohl dieser Schuss im Endeffekt tendenziell nach hinten losgeht. Mit jedem Werbespot, der auf Transgender-Lebensstile oder überzeichnete Männlichkeit abzielt, ist das Einzige, das ein moralisierendes, unsensibles Unternehmen gewinnen kann, die Entfremdung von seiner Kundschaft.
Warum also stellen die Unternehmen diese Fanatiker der Cancel Culture nicht bloß, indem sie das tun, was sie am besten können – Produkte verkaufen statt Ideologie? Die einzige Antwort, die mir einfällt, ist, dass diese Unternehmen dermaßen von der aktuellen politischen Ideologie infiziert wurden, dass sie lieber ihre Kunden zu den Notausgängen eilen sehen, als es zu unterlassen, die müde Öffentlichkeit über politisch brisante Themen zu belehren.
Es kann sogar vermutet werden, dass transnationale Konzerne – zu denen Disney mit Sicherheit gehört, ein wahrhaft mächtiges Königreich in sich selbst – sich so viel vom Monopoly-Spielbrett unter den Nagel gerissen haben, dass eine mögliche Entfremdung von ihrer Verbraucherbasis in ihren strategischen Überlegungen nicht mehr berücksichtigt werden muss.
Ein solcher Zustand gibt vielen linksgerichteten Unternehmen die Freiheit, sich einer radikal progressiven Agenda anzuschließen, ohne sich über die Konsequenzen daraus Gedanken machen zu müssen. Obwohl Verbraucher mit dem Boykott eines Produkts drohen können, nachdem ein Unternehmen eine kontroverse Botschaft aufgemotzt hat (so, wie es viele Verbraucher nach dem äußerst unpopulären Werbespot über "toxische Männlichkeit" von Gillette angedroht haben), verursachen diese öffentlichen Aufschreie in der Regel viel Rauch ohne Feuer. Dank der relativen Schwäche der Verbraucher sind Unternehmen heute nicht mehr darauf beschränkt, einfach nur Gewinn zu erwirtschaften, sondern können mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln gleichzeitig stark spaltende politische Agenden vorantreiben. Auch solche, mit denen das Wohlergehen von Kindern gefährdet wird.
Die tragische Ironie dieser dramatischen Wende im Verhalten von Unternehmen besteht darin, dass diese Raubtiere keine rein kapitalistischen Kreaturen mehr sind. Angesichts der Ideologie hinter den seltsamen Agenden, die sie fördern, orientieren sich die Unternehmen eher an linkem Denken – dem kulturellen Marxismus, wie es manche nennen – als am reinen Kapitalismus. Ich bin mir zwar nicht sicher, was Walt Disney von all dem halten würde, aber Konzerne, die in die Rolle des politischen Aktivisten für eine radikal progressive Agenda schlüpfen, sind zutiefst beunruhigend, völlig undemokratisch und, wie ich argumentiere, wie niemals zuvor weitgehend mitverantwortlich für die Spaltung der Gesellschaft. Tragischerweise sind die größten Opfer dieser radikalen Überarbeitung des "westlichen Lebensstils" die Kinder, die in den "woke" gewordenen Schlachten, die jetzt überall Verwüstungen anrichten, zu bloßen Schachfiguren geworden sind. Die Unternehmen sollte aufhören, Unsinn im Namen von Radikalen zu verkaufen, und zu ihren kapitalistischen Wurzeln zurückkehren.
RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.
Übersetzt aus dem Englischen.
Robert Bridge ist ein US-amerikanischer Schriftsteller und Journalist. Er ist Autor von "Midnight in the American Empire". Er twittert unter @Robert_Bridge.
Mehr zum Thema - Supermans Erbe ist bisexuell – konservative Kritiker hochskeptisch
Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.