Von der Frontlinie in Syrien: Granatenhagel und Terror der NATO-Handlanger gegen Zivilisten

Häuser werden bombardiert und Felder verbrannt. Kinder kommen ums Leben. Dies ist das Werk der türkischen Artillerie sowie von Terroristen, die oft Waffen aus US-Produktion führen und mit Al-Qaida verbündet sind. Wo bleibt im Westen der Aufschrei gegen diese Kriegsverbrechen?

Kommentar von Vanessa Beeley

UN-Generalsekretär António Guterres feierte am 10. Juli die Verlängerung der "humanitären" Hilfsoperation, die über den Grenzübergang in Bab al-Hawa läuft, die eine "Lebensader für Millionen von Menschen" darstelle. Doch viele Syrer würden das Ganze eher als "Lebensader" für Al-Qaida bezeichnen.

Am 15. Juli besuchte ich Dschurin, ein Dorf im Norden des Gouvernements Hama. Von dort sind es nur fünf Kilometer zu den militärischen Frontlinien zwischen der syrischen Armee samt ihrer Verbündeten und den von Al-Qaida dominierten bewaffneten Gruppierungen, die in Idlib im Nordwesten Syriens das Sagen haben. Unsere Ankunft gegen 9 Uhr morgens wurde mit Explosionen begrüßt: Vom Berg Dschebel Zawiya, der unter der Kontrolle der von der Türkei unterstützten bewaffneten Gruppierungen steht, erfolgte Mörser- und Raketenbeschuss. Dschurin liegt in der Ghab-Ebene am Fuße von Dschebel Zawiya und Dschebel Ansariye und bietet den Terroristen in hochgelegenen Feuerstellungen auf dem Dschebel Zawiya somit ein leichtes Ziel.

Am 20. Juni wurde das dreijährige Mädchen Massa Akram Saleh von Mitgliedern bewaffneter Gruppierungen ermordet: Diese nahmen das Haus ihrer Familie unter Beschuss. Dabei trugen ihr Vater und ihr fünfjähriger Bruder Akram Saleh Verletzungen davon – insbesondere wurde der ganze Körper des Jungen von Splittern aufgeschnitten. Massa wurde mit größter Eile ins Krankenhaus des eine Stunde entfernten as-Suqailabiyya eingeliefert, wo sie jedoch später ihren Verletzungen erlag. Ihr Bruder und ihr Vater befinden sich noch immer in Behandlung. Massas Großvater berichtete mir:

"Wenn es um ein Kind aus einer Familie der Milizen ginge, hätte die UNO ein großes Ding daraus gemacht. Doch in unserer Gegend sind Hunderte von Kindern ums Leben gekommen, aber es ist, als wäre überhaupt niemand gestorben."

Der Großvater beschrieb eine Sintflut von Angriffen der von der Türkei unterstützten bewaffneten Gruppen, die täglich über das Gebiet im Dreieck Dschurin, al-Safafeh und Zkereh hereinbrechen. Er dankt der Syrischen Arabischen Armee dafür, dass sie alles in ihrer Macht Stehende tut, um die extremistischen Gruppen in Schach zu halten. Gleichzeitig richtet er sich an die syrischen Streitkräfte mit der Bitte, die Milizionäre mindestens bis zur Autobahn M4 zurückzudrängen und somit aus dieser Region zu vertreiben, um der unaufhörlichen Aggression ein Ende zu setzen. Diese Aggression ist der UNO in ihren Berichten über die grenzüberschreitenden "humanitären" Aktivitäten offenbar keine Erwähnung wert.

Während der Großvater mit mir spricht, kauert im Hintergrund eine Mutter mit ihrem Baby, umarmt andere Kinder und weint – während die Granaten weiter niederprasseln. Neben ihr steht Massas Großmutter, die sich ohne ihre Gehhilfe nicht bewegen kann.

Eine Granate schlug in die Außenwand des Hauses ein – kurz vor unserer Ankunft. Eine andere sprengte einen zwei Meter großen Krater in den Garten hinter dem Haus der Großfamilie. Eine dritte explodierte fünf Meter von der Stelle entfernt, an der ich später stand, als ich ein zweites Familienmitglied, Ghaith Ghasi Saleh, befragte. Er erzählte mir:

"Wir werden täglich mit Granaten vom Berg az-Zawiya aus beschossen. In den letzten zwei oder drei Jahren haben wir die Ankunft türkischer Konvois in unsere Gegend nicht weiter als zwei Kilometer von unseren Feldern entfernt beobachtet. Sie hindern uns daran, unsere Felder zu bestellen. (...) Die Artillerie, die uns bombardiert, ist türkische Artillerie. Und die Koordinaten werden ihr von den Terroristen vermittelt."

Saleh setzt mich darüber in Kenntnis, dass die bewaffneten Gruppierungen Wohngebiete, Schulen und andere Objekte der zivilen Infrastruktur angreifen. Vor zwei Jahren hätten sie sogar einen Trauerzug und eine Trauerzusammenkunft angegriffen, sagt er. Er beschreibt die Zerstörung des Landes durch die Türkei und die bewaffneten Gruppen – und spricht von einer Intensivierung der militärischen Aggression gegen die russisch-syrischen humanitären Korridore, die es der syrischen Zivilbevölkerung ermöglichen sollen, aus dem unter bewaffneter Besetzung befindlichen Nordwesten Syriens sicher zu entkommen. Dies erlebte ich bereits in Aleppo und Ostghuta: Als dort Zivilisten versuchten, in die Sicherheit der humanitären Sammelstellen der Syrischen Arabischen Armee zu flüchten, wurden sie von den extremistischen Besatzergruppen grausam Artillerie- und Scharfschützenfeuer ausgesetzt – wohl weil die Militanten wütend darüber waren, dass ihre menschlichen Schutzschilde sich ihrer Kontrolle entzogen.

Waffen aus US-Herstellung in den Händen von Al-Qaida-Verbündeten

Es ist kein Geheimnis, dass im Rahmen der CIA-Operation Timber Sycamore in den USA hergestellte Waffen an "gemäßigte" extremistische Gruppen geliefert worden waren – jedoch auf ach so mysteriöse Weise in die Hände von terroristischen Gruppierungen wie Terrormiliz Islamischer Staat und Al-Qaida gelangten. Zu diesen Waffen gehörten Panzerabwehr-Lenkraketen des Typs TOW: Diese wurde von den bewaffneten Gruppierungen in Idlib großzügig gegen zivile Ziele eingesetzt. Nach Ansicht der Investigativjournalistin Diljana Gaitandschijewa, die sich auf die Aufdeckung des illegalen Waffenhandels in Syrien spezialisiert, stellen diese Lieferungen somit unbestreitbar ein Kriegsverbrechen dar.

In ihrer neuesten Untersuchung enthüllte Gaitandschijewa, dass das Pentagon "Waffen im Wert von 2,8 Milliarden US-Dollar beschafft, die in Konfliktgebiete in aller Welt geliefert werden sollen. Die meisten dieser Waffen sind für Syrien bestimmt". Video- und Bildmaterial, das von den bewaffneten Gruppen veröffentlicht wurde, zeigt deutlich, dass Haiʾat Tahrir asch-Scham (HTS), ein Al-Qaida-Ableger, in Idlib mit Raketensystemen des Typs TOW aus US-Herstellung beliefert wurde.

"Diese Rakete des Panzerabwehrsystems TOW aus US-Herstellung entpuppte sich nach Abschuss auf Dschurin an der Grenze zu Idlib als Blindgänger. 'Humanitäre Hilfe' ermöglicht die Belieferung der Al-Qaida mit diesen Waffen, damit diese syrische Zivilisten morden kann. Wenn die UNO angesichts der 'humanitären' Krise ihre Krokodilstränen vergießt, macht sie den vom US-Regime zugelassenen Terrorismus möglich."

Bei meinem Besuch in Dschurin wurde mir Munition demonstriert, die auf zivile Infrastrukturen und Wohngebiete verschossen worden war. Dazu gehörten eine Artilleriegranate der türkischen Armee im Kaliber 155 Millimeter und eine TOW-Rakete US-amerikanischen Ursprungs, die sich als Blindgänger entpuppt hatte. Anwohnern zufolge beliefert die Türkei die bewaffneten Gruppierungen mit Brandgeschossen, die zum Abfackeln von Getreide und anderen landwirtschaftlichen Kulturen eingesetzt werden. Auch dies ist eine bekannte Taktik, mit der man die Zivilbevölkerung aushungern und zwingen will, ihr Land zu verlassen. Mir wurden als Beweis für diese barbarische Praxis verkohlte Felder gezeigt.

Die Frage drängt sich notwendigerweise auf: Wie gelangen diese Waffen nach Idlib? Die Journalistin Serena Shim vom iranischen TV-Sender Press TV deckte im Jahr 2013  auf, dass "humanitäre" Hilfslieferwagen unter der Ägide des Welternährungsprogramms (WFP) missbraucht worden waren, um neben Waffen auch IS-Terroristen über die Grenzübergänge von der Türkei nach Syrien zu schleusen. Kurz nachdem Shim über diese ruchlosen Aktivitäten berichtet hatte, kam sie bei einem verdächtigen Autounfall ums Leben – zuvor war sie von türkischen Behörden bedroht worden. Diese im Jahr 2020 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete Organisation unterhält nach wie vor eine Präsenz in Bab al-Hawa und engagiert sich dort.

Im Jahr 2021 blieb offiziell nur ein Grenzübergang im Betrieb, nämlich der von Bab al-Hawa. In einer Erklärung vom 11. Juli 2020 setzte der russische UN-Vertreter die Weltgemeinschaft über Folgendes in Kenntnis:

"Die UNO ist immer noch nicht in der Deeskalationszone von Idlib präsent, in der internationale Terroristen und Milizionäre herrschen. Dies macht es unmöglich zu kontrollieren, wie und an wen die Hilfslieferungen ausgeteilt werden, wer letztendlich der Begünstigte ist. Es ist kein Geheimnis, dass vom UN-Sicherheitsrat als  Terrororganisationen anerkannte Gruppierungen, die immer noch bestimmte Gebiete in der Deeskalationszone kontrollieren, die humanitäre Hilfe der UNO als Instrument nutzen, um Druck auf die Zivilbevölkerung auszuüben, und ganz offen von solchen Lieferungen profitieren."

Der oppositionelle türkische Journalist Abdullah Bozkurt, der der Gülen-Bewegung nahesteht und das Nordic Research & Monitoring Network leitet, ein nach eigener Angabe gemeinnütziges Recherche- und Überwachungsnetzwerk zu Extremismus, machte Ende Mai 2021 auf eine Enthüllung von Sedat Peker, eines ehemaligen Beraters des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, zur Unterstützung der Nusra-Front durch die Türkei aufmerksam:

"Der türkische Mafioso Sedat Peker, ehemaliger Verbündeter von Präsident #Erdoğan, hat enthüllt: Er lieferte auf Ersuchen von #Sadat, einem türkischen Auftragnehmer, der von Erdoğans ehemaligem Chef-Militärberater Adnan Tanrıverdi geleitet wird, Waffen, Militärgüter, Drohnen und Fahrzeuge an die al-Nusra-Front in #Syrien aus."

Konkret wusste Peker zu berichten:

"Wir entsandten Lastwagen mit großen Lieferungen an Drohnen, Kleidung, kugelsicheren Westen, Funkgeräten und anderen Versorgungsgütern an die [syrischen] Bayırbucak-Turkmenen und an andere – genug, um alle Milizionäre dort[, in Syrien,] auszurüsten.

Dann sagte man uns, wir sollen noch weitere Lkw in unseren Konvoi aufnehmen. Unsere Lkw fuhren als 'Hilfskonvoi Sedat Peker'. Wir waren ja nicht blöd. Wir wussten, dass diese anderen Lastwagen, die in meinem Namen mitfuhren, Waffen geladen hatten. Und das war auch nicht ungewöhnlich.

Organisiert wurde das von einer Arbeitsgruppe von [dem privaten Sicherheits- und Militärunternehmen] SADAT. Keine Anmeldung, keine Dokumentation war für diese Lieferungen notwendig, die direkt über die Grenze [nach Syrien] gingen."

Wer kontrolliert Bab al-Hawa?

Ein Artikel von Al Monitor vom Mai 2020 besagte: HTS beschlagnahmt im Schnitt mindestens zehn Prozent der "humanitären" Hilfe, die nach Bab al-Hawa gelangt. HTS profitiert vom illegalen Handel mit der von den Vereinten Nationen gelieferten Ausrüstung und Hilfsgütern und hat über ihre lukrative Firma Watad Petroleum ein Monopol auf die Verarbeitung des von der US-Koalition und ihren Stellvertretern im besetzten Nordosten Syriens gestohlenen Erdöls. Die HTS-Warlords verdienen mit diesem kriminellen Handel mit syrischen Ressourcen und UN-"Hilfe" insgesamt schätzungsweise 130 Millionen US-Dollar pro Monat – alldieweil sie der Zivilbevölkerung hohe Steuern und "Zollgebühren" auferlegen, um die schwindende Hilfe, die sie aus dem Ausland empfangen, aufzustocken.

Der syrische Analytiker Ibrahim Mohammad verwies auf einen Bericht, der im Mai 2020 von Amjad Media, einem bekannten Medienorgan der Nusra-Front (Al-Qaida), veröffentlicht worden war. Darin war die Einrichtung eines militärischen "einheitlichen operativen Hauptquartiers" in Bab al-Hawa bekannt gegeben worden, in dem türkische Offiziere und HTS-Kämpfer Seite an Seite arbeiten. Mit anderen Worten: In Idlib operiert ein zentrales Al-Qaida-Kommando, das mit der Türkei von einem NATO-Mitgliedsstaat unterstützt wird.

Die Türkei hat in Idlib Fuß gefasst – um Al-Qaida zu unterstützen und syrische Zivilisten anzugreifen

Vor neun Monaten war ein türkischer Konvoi in Quqfin östlich von Dschurin eingedrungen und errichtete dort einen militärischen Beobachtungsstützpunkt. Nach Angaben der syrischen Militärangehörigen, mit denen ich in Dschurin gesprochen habe, liefert dieser Stützpunkt Überwachungsdaten und Koordinaten an Haiʾat Tahrir asch-Scham und ermöglicht es der Terrormiliz, nicht etwa militärische Einrichtungen, sondern Objekte der zivilen Infrastruktur, Schulen, Ackerland und Häuser anzugreifen. Nach Ansicht der Syrer in Dschurin ermöglicht die Türkei Kriegsverbrechen und begeht sie selber.

Das Zeyzoun-Kraftwerk und der Diebstahl an der syrischen Infrastruktur – mit türkischer Unterstützung

Im Mai 2020 hatte der ehemalige syrische Botschafter bei den Vereinten Nationen, Dr. Baschar al-Dschafari, die von der Türkei unterstützte Zerstörung des größten Wasserkraftwerks im Nordwesten Syriens beschrieben, des Kraftwerks der Zeyzoun-Talsperre. Das Kraftwerk lieferte Strom in die Region al-Ghab, in der sich auch Dschurin befindet, sowie in die Gouvernements Hama, Latakia, Tartus (an der Küste) und Idlib.

Das Kraftwerk war von den bewaffneten Gruppierungen unter türkischer Kontrolle demoliert worden. Anschließend plünderten sie die Überreste und transportierten sie über den "humanitären" Grenzübergang Bab al-Hawa in die Türkei. Dadurch kam es in der Region al-Ghab zu ausgedehnten Stromausfällen – und diese werden durch die Besetzung der syrischen Ölvorkommen im Nordosten durch die USA, direkt ebenso wie von Stellvertretern aufrechterhalten, noch verschärft. Die Zerstörung wichtiger Objekte der zivilen Infrastruktur ist ebenfalls ein Kriegsverbrechen.

Seit dem Jahr 2015 halten verschiedene Gruppen Zeyzoun besetzt, wobei die dominierenden Warlords dort nach wie vor HTS oder Al-Qaida angehören. Jedoch waren es zum Zeitpunkt der Demontage und Zerstörung Mitglieder der salafistischen Turkestan Islamic Party (TIP), die einer Quelle vor Ort zufolge die technische Ausrüstung und Maschinen nach Zeyzoun heranfuhren, um die Anlage zur Gewinnung von marktfähigem Schrott zu zerlegen.

Derselben Gruppe wurde auch vorgeworfen, neben landwirtschaftlichen Erzeugnissen Spannungswandler zum Zwecke des Verkaufs und der Geldbeschaffung gestohlen zu haben – zumal ihre finanzielle Unterstützung weitgehend versiegt war. Das Kraftwerk umfasste drei Generatoren mit einer Leistung von je 128 Megawatt, die von mit Gas und Flüssigkraftstoff beheizten Gasturbinen im kombinierten Zyklus angetrieben wurden. Das folgende Video zeigt die endgültige Sprengung des Kraftwerks durch die TIP:

In Verbindung mit der illegalen Besetzung der Energieträgervorkommen in Syrien durch die US-geführte Koalition wirken sich die Schäden im Strom- und Energiesektor und die Sanktionen verheerend auf die Fähigkeit des syrischen Staates aus, die Zivilbevölkerung mit Strom und Kraftstoff zu versorgen. Dies ist eine bewusste Politik der Allianz unter der Leitung der USA und Großbritanniens, die das syrische Volk kollektiv abstrafen und es in die Opposition zur syrischen Regierung und dem Präsidenten zwingen soll. Allein das zerstörte Zeyzoun-Kraftwerk wiederaufzubauen, wird schätzungsweise 450 Millionen US-Dollar kosten.

Die extremistischen Stellvertreter der NATO-Mitgliedsstaaten zerstörten und plünderten die syrische Infrastruktur in jeder Region, die sie je besetzt hatten, vorsätzlich – und das ist kein Zufall. Im Oktober 2015 bombardierte die US-Koalition unmittelbar das Kraftwerk von Aleppo und versetzte die Region in Dunkelheit.

Derartige sadistische Taktiken waren bereits im Jahr 1991 im Irak angewandt worden und werden heute mit der Zerstörung von Stromnetzen und -erzeugungsanlagen durch die Terrormiliz Islamischer Staat fortgesetzt. Es waren dies die Aktionen einer Terrorgruppierung, die von den USA ermächtigt, ausgerüstet und ausgebildet wurde – obwohl sie gleichzeitig den falschen Vorwand für die militärische Präsenz der USA, Großbritanniens und der EU im Nahen Osten lieferte. Dies ist ein wichtiger Teil des psychologischen Krieges, der gegen das syrische Volk zum Zwecke dessen Unterwerfung und zum Zwecke eines "Regimewechsels" geführt wird.

Warum hat Russland die Betriebsverlängerung für Bab al-Hawa gebilligt?

Russland und Syrien positionieren sich seit jeher gegen die UN-"Hilfslieferungen" über die Türkei. Die Gründe dafür werden offensichtlich, wenn man die oben umrissenen Vorteile bedenkt, die Al-Qaida aus dessen Betrieb zieht. Viele waren daher überrascht, dass Russland kürzlich einer sechsmonatigen Verlängerung von dessen Betrieb schließlich doch noch zugestimmt hatte. Doch da wäre noch ein von langer Hand geplanter "substanzieller" Bericht des UN-Generalsekretärs über die Transparenz des Mechanismus für grenzüberschreitende humanitäre Hilfslieferungen. Dieser wird für die US-Koalition und die Türkei einen Anlass zur Sorge darstellen: Russland wird wahrscheinlich Beweise dafür sammeln können, dass ein Großteil der Hilfen für Al-Qaida und zur Unterstützung des Krieges gegen die syrische Regierung bestimmt ist. Nach meiner Ansicht, die nicht von allen Experten auch in Moskau geteilt wird, hat Russland diese Entscheidung getroffen, um Anschuldigungen der USA wegen Kriegstreiberei zu vermeiden – und um gleichzeitig sicherzustellen, dass die Unterstützung von Terroristen durch NATO-Mitgliedsstaaten ihrerseits offengelegt wird und dass daher die Beteiligten für die daraus resultierenden Kriegsverbrechen unbedingt mit zur Rechenschaft gezogen werden.

Viele Syrer, darunter auch diejenigen, die täglich unter den Angriffen auf Dschurin und die anderen Dörfer an den Frontlinien leiden, werden jedoch nur die schlimmen Folgen sehen, die diese politische Entscheidung sie für ihre Kommunen haben wird. Dies ist ein weiteres Beispiel dafür, wie dieser von außen angezettelte und am Schwelen gehaltene Krieg das syrische Volk auf so schreckliche Weise traf und niemand von Tragödien und Verlusten verschont blieb.

Bab al-Hawa – kein Rettungsanker für die syrischen Zivilisten in Dschurin

Bei meinem Besuch an der Front in Idlib wurde eines deutlich: Der Grenzübergang Bab al-Hawa ist nicht die "humanitäre" Lebensader, als die ihn Vertreter der USA und Großbritanniens oder die ihnen gleichgeschalteten UN-Funktionäre beschreiben. Syrischen Zivilisten bringt er die ständige Gefahr von Tod oder Verwundung, bringt er die Zerstörung ihrer Lebensgrundlage und ein Leben in Entbehrung, in Blutvergießen und in Angst.

Noch immer posaunen die westlichen Medien die angeblichen "Kriegsverbrechen" der syrischen und russischen Streitkräfte heraus – die aber doch darum kämpfen, syrisches Territorium aus den Klauen von Terrorgruppierungen zu befreien, die die Einwohner von Dschurin im Handumdrehen massakrieren würden, könnten sie nur die syrischen und russischen Verteidigungslinien durchbrechen.

Zwei Tage nach meinem Besuch, in der Nacht des 17. Juli, wurden elf Zivilisten durch HTS-Artilleriebeschuss verletzt – darunter ein Kind. So sieht die Realität dieses Krieges aus – eine Realität, die von den hinter der NATO stehenden Medien und den "humanitären" Organisationen, die nur darauf aus sind, die syrische Regierung zu dämonisieren und diese unbequemen Syrer, die das moralische Vakuum ihrer Erzählungen aufdecken, "verschwinden" zu lassen, nie erörtert wird. 

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Übersetzt aus dem Englischen.

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