von Dagmar Henn
Der ukrainische Journalist Ruslan Kozaba wurde bekannt, nachdem er im Frühjahr 2015 verhaftet wurde. Er war im Jahr 2014 tatsächlich in den Donbass gereist, um von dort zu berichten, und hatte aus seinen Beobachtungen den Schluss gezogen, dass dort ein Bürgerkrieg stattfindet. Als dann 2015 eine Einberufungswelle folgte, hat er ein Video veröffentlicht, das aufrief, der Einberufung nicht zu folgen. Er wurde wegen Landesverrats angeklagt, verbrachte 16 Monate in Haft und wurde dann freigesprochen; das Urteil wurde aufgehoben und der nächste Verhandlungstermin steht am 29. Juli bevor.
Seit diesem Video wird er nicht nur juristisch verfolgt, er steht auch auf der berüchtigten ukrainischen Denunziationsliste "Mirotworez" (dt. Friedensbringer). Mehrere oppositionelle Journalisten, die auf dieser Liste standen, wurden bereits ermordet, angefangen mit Oles Busina. Da ist es keine Überraschung, dass Kozaba immer wieder von ukrainischen Nationalisten überfallen wird, zumal seine Heimatstadt Iwano-Frankiwsk eine ihrer Hochburgen ist.
Gestern Abend war es wieder einmal so weit. Eine "Heil der Ukraine, heil den Helden" brüllende Meute verprügelte ihn und übergoss ihn mit grüner Farbe. Diesmal hat Kozaba den Überfall nach Aussage von Vertrauten gut überstanden. Erst beim vorletzten Verhandlungstermin im Januar "wurden Ruslan und seine Anwältin auf dem Weg zum Gericht von einem rechtsextremen Mob angegriffen der einen 'Korridor der Schande' formierte, durch den Ruslan gehen musste. Er wurde mit einem Feuerlöscher besprüht und der Mob skandierte: 'Tod den Feinden! Ukraine über alles!' Die Polizei schritt ein, nahm aber keinen der Angreifer fest. "
Als Kozaba 2015 verhaftet wurde, kommentierte das der damalige ARD-Hörfunkkorrespondent Bernd Großheim mit den Worten: "Einige halten ihn für einen russischen Spion, viele mindestens für einen Nestbeschmutzer, andere schätzen seine Arbeit", und gab damit zu erkennen, dass er Haft für ein Video akzeptabel findet.
Dennoch ist Ruslan Kozaba einer von wenigen oppositionellen ukrainischen Journalisten, die im Westen bekannt sind und etwas Schutz und Unterstützung erfahren haben. Während der Haft wurde Ruslan Kozaba sogar von Amnesty International zum Gewissenshäftling erklärt. Seit 2015 gibt es immer wieder Solidaritätsaktionen für ihn, auch in Deutschland, zuletzt beispielsweise Mahnwachen und Schreiben an den Botschafter. Diese Aufmerksamkeit mag ihn vor lebensbedrohlichen Momenten bewahren; vor der Belästigung durch aufgehetzte Nationalisten nicht.
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