Ein Kommentar von Thomas J. Penn
Am Mittwoch berichteten die spanischen Behörden, dass John McAfee – der Gründer des ersten weltweit verbreiteten und kommerziell erfolgreichen Cybersicherheitsprogramms "McAfee Antivirus" – im Alter von 75 Jahren in seiner Zelle tot aufgefunden wurde, während er ihn seine endgültige Auslieferung an die Vereinigten Staaten von Amerika wegen Steuerhinterziehung erwartete. Die US-Regierung hatte behauptet, dass McAfee Millionen an US-Dollar als Einnahmen in Kryptowährungen vor den US-Steuerbehörden versteckt hätte. McAfee behauptete, er habe nichts mehr.
Angesichts anderer Begebenheiten – wie der höchst verdächtigen Todesumstände des Pädophilen Jeffrey Epstein, der Inhaftierung des Journalisten und Wikileaks-Gründers Julian Assange, der Verfolgung des NSA-Whistleblowers Edward Snowden, der Lügen der US-Regierung, die als Begründung für den Irak-Krieg dienten – sowie einer Vielzahl anderer höchst fragwürdiger Aktionen der US-Regierung wäre ein gewisses Misstrauen nun in Bezug auf die Umstände von McAfees Tod durchaus gerechtfertigt. Schließlich hat McAfee einmal vorsorglich behauptet, wenn er einst "Selbstmord" begangen haben soll, werde es nicht sein eigenes Werk gewesen sein.
McAfee verdiente anfangs sein Vermögen mit der Programmierung der Software und Gründung von McAfee Antivirus. Die in den späten 1980er Jahren gegründete Firma war das erste Unternehmen, das Cybersicherheitssoftware für die breite Masse von PC-Anwendern entwickelte und auch erfolgreich vermarktete. McAfee verkaufte seine Anteile an der Firma im Jahr 1994 und wurde dadurch sofort ein sehr reicher Mann. Sein Nettovermögen wurde zu diesem Zeitpunkt auf weit über 100 Millionen US Dollar geschätzt. Er zog nach Belize und führte ein eher exzentrisches Leben, erwarb viele Immobilien, konsumierte Berichten zufolge große Mengen illegaler Drogen und war auch als ziemlicher Frauenheld bekannt, um es vornehm auszudrücken.
Doch McAfees Paradies in Belize und ebenso sein Reichtum brachen zusammen, als er auf dem Höhepunkt der großen Finanzkrise zwischen 2007 und 2008 fast sein gesamtes Vermögen einbüßte. Sein vorheriger 100-Millionen-US-Dollar-Besitz war auf weniger als 4 Millionen US-Dollar geschrumpft. Er hatte dann große Schwierigkeiten, wenigstens seinen Immobilienbesitz zu liquidieren, und befand sich somit in erheblichen finanziellen Schwierigkeiten. Sein Ärger in Belize vergrößerte sich, als er wegen der Ermordung seines Nachbarn Gregory Faull für eine Befragung gesucht wurde. McAfee floh dann im Jahr 2012 endgültig aus Belize.
Im Laufe des nächsten Jahrzehnts stürzte sich McAfee von einem Geschäftsvorhaben ins nächste, anscheinend in dem Bestreben, sein verlorenes Vermögen mit allen Mitteln wiederzuerlangen. Seine berüchtigtste Unternehmung betraf seine Geschäfte mit einer wenig bekannten und spärlich gehandelten Firma für Sportwetten namens MGT im Jahr 2016. Es wird vermutet, dass McAfee eine große Beteiligung an dem Unternehmen erwarb, das wegen der Abkürzung bequemerweise in McAfee Global Technologies umbenannt wurde. Ein konzertierter Versuch, den Aktienkurs zu hochzupumpen, wurde dank sachgrundloser Tweets von McAfee selbst erkennbar. Doch sogar das US-Finanznachrichtennetzwerk CNBC beteiligte sich an der Aktienpromotion.
Die Anzahl der gehandelten MGT-Aktien explodierte in kürzester Zeit von mehreren tausend Aktien pro Tag auf mehrere zehn Millionen Aktien täglich. Innerhalb weniger Wochen stieg auch der Kurs der MGT-Aktie exponentiell von 0,15 US-Cent auf einen Höchststand von 5,58 US-Dollar. Nach dem Höchststand stürzte der Kurs allerdings innerhalb einer Stunde wieder auf 2,65 US Dollar ab. Aus all den grandiosen Ankündigungen McAfees über die Gründung eines neuen globalen Technologieunternehmens, das angeblich die Welt verändern werde, wurde nichts Konkretes.
Es scheint, dass er einfach seinen Namen und seinen Ruf benutzen wollte, um zu versuchen, einen schnellen Gewinn für sich und andere interessierte Parteien zu erzielen. Schließlich schaltete sich die US-amerikanische Börsenaufsichtsbehörde (SEC: United States Securities and Exchange Commission, also das US-amerikanische Äquivalent zur deutschen BaFin) ein und das Unternehmen MGT wurde an der NASDAQ-Börse wieder gestrichen und auf dem OTC-Markt platziert.
In den Jahren nach MGT versuchte McAfee, sich stärker im Bereich der Kryptowährungen zu engagieren. Er war ein entschiedener Kritiker des US-Geldsystems und zog sogar mehrmals in Erwägung, als libertärer Kandidat für das Amt des US-Präsidenten zu kandidieren. Allerdings wurde sein ganzes Leben weiterhin von juristischen Problemen überschattet. Im Januar 2019 gab McAfee bekannt, dass er auf der Flucht vor den US-Behörden sei und international auf einem Boot lebe, nachdem eine US-amerikanische Grand Jury Anklage wegen Steuerhinterziehung gegen ihn, gegen seine Frau und gegen vier seiner Mitarbeiter aus dem Präsidentschaftswahlkampf 2020 erhoben hatte.
Am 5. Oktober 2020 konnte McAfee auf Antrag des US-Justizministeriums wegen Steuerhinterziehung in Spanien verhaftet werden. In der Anklageschrift wird behauptet, dass McAfee von 2014 bis 2018 Millionen von US-Dollar verdiente, aber keine Einkommenssteuererklärungen abgegeben hätte. Am 6. Oktober 2020 reichte die SEC eine Klage ein, in der behauptet wurde, dass McAfee bestimmte Initial Coin Offerings (ICO's) in betrügerischer Weise gefördert hätte. Laut der SEC präsentierte sich McAfee als unparteiischer Investor, als er für die ICOs warb, obwohl er angeblich bereits 23 Millionen US-Dollar in digitalen Vermögenswerten als Gegenleistung für die Werbung erhalten hätte.
Am 5. März 2021 erhob die US-Staatsanwaltschaft für den südlichen Bezirk von New York formell Anklage gegen McAfee und einen leitenden Berater wegen angeblicher betrügerischer Förderung bestimmter Kryptowährungen und Durchführung von Marktmanipulationen nach dem Schema Pump and Dump, also Aufpumpen und Wegwerfen. McAfee wurde in Spanien inhaftiert, wo er in Haft auf seine Auslieferung an die Vereinigten Staaten warten musste. Gestern genehmigte das spanische Nationalgericht schließlich die Auslieferung von McAfee an die Vereinigten Staaten, und zwar wegen strafrechtlicher Anklagen in Tennessee. Kurz darauf beging er angeblich Selbstmord im spanischen Gefängnis.
Aber kann man McAfee wirklich die Schuld für sein Verhalten geben? Diese Frage ist umstritten. Schließlich operierte er nur innerhalb eines Systems, das von seiner Natur her ausbeuterisch und zerstörerisch ist. McAfee hat dieses "Spiel" nicht erschaffen, er hat es nur ausgeweitet. Es ist schließlich die Absprache zwischen der US-Regierung und der US-Zentralbank (FED), die eine Art von Verhalten verewigt, wie es 2016 auch während der "Pump and Dump"-Runde mit MGT beobachtet wurde, ebenso seine angebliche Beteiligung an "Pump and Dump"-Vorgängen im Bereich von Kryptowährungen.
Übermäßiges Gelddrucken, auch staatlich durch die US-Notenbank zur Finanzierung massiver, nicht tragbarer US-Defizite betrieben, dient dazu, Fehlallokationen in einem Ausmaß zu ermöglichen, wie es die Welt noch nie zuvor gesehen hat – und wird letztlich durch den Status des US-Dollars als Leitwährung ermöglicht. Das "Pump and Dump"-Geschäft mit MGT war nur eine winzige Ausprägung solcher Fehlallokation. McAfee profitierte von der künstlichen Nachfrage und der Gier, die die US-Zentralbank ansonsten generell fördert. Millionen träumen davon, rasch reich zu werden, und auch McAfee muss dies gut verstanden haben.
Zurück zur Frage, ob McAfee tatsächlich Selbstmord begangen hat oder ermordet wurde, bleibt eine objektive Betrachtung der Lage das Einzige, was wir tun können. Wie bereits erwähnt, besteht kein Zweifel daran, dass alle Entscheidungen und Beschlüsse der US-Regierung angesichts ihres bisherigen Verhaltens mit großer Skepsis betrachtet werden müssen.
Julian Assange stellt ebenso eine echte Bedrohung für die US-Regierung dar. Er hat die Heuchelei und den Betrug aufgedeckt, als es um den Irak-Krieg ging – der nichts anderes als ein blutiger Versuch war, die US-Dollar-Hegemonie zu proliferieren. Heute soll Assange in einem britischen Gefängnis bei lebendigem Leibe verwesen. Edward Snowden seinerseits deckte ebenfalls die Heuchelei und den Betrug der US-Regierung auf, hatte aber das Glück, in der Russischen Föderation freies Asyl zu finden. Jeffrey Epstein, der bekannte Pädophile, der enge Beziehungen zu so vielen bekannten Leuten hatte wie etwa dem ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton, dem Milliardär Bill Gates, dem britischen Hochadel Prinz Andrew sowie einer langen Reihe anderer, sehr einflussreicher Mächtigen der westlichen Welt, verstummte für alle Zeit, indem er angeblich in einer New Yorker Haftzelle Selbstmord beging, während diejenigen, die mit seiner Bewachung und damit auch seinem Schutz beauftragt waren, entweder wegschauten oder während des Dienstes einschliefen.
Die Vorstellung, dass es sich bei McAfees Selbstmord um einen von der US-Regierung verübten Mord handeln könnte, eine Vorstellung, die er selbst vor seinem Tod verbreitet hatte, scheint ein letzter Versuch eines Mannes zu sein, der Regierung, die er verachtete, eine Ohrfeige zu verpassen. Es scheint, dass McAfee es vorzog, sein Leben zu beenden, anstatt sich der Auslieferung in die Vereinigten Staaten zu stellen, wo er wahrscheinlich einige Zeit im Gefängnis verbracht und auch weitere finanzielle Schwierigkeiten gehabt hätte.
Es gibt viel zu kritisieren, wenn es um die US-Regierung geht, auch im Hinblick auf die McAfee vorgeworfene angebliche Steuerhinterziehung sowie das gesamte US-Steuersystem. Allerdings hatte die US-Regierung wohl keinen Grund, McAfee den Tod zu wünschen.
McAfee war ein exzentrischer Schausteller, der menschliche Emotionen nur allzu gut verstand. Er hatte auch ein gutes Verständnis für die Verderbtheit des gegenwärtigen Geldsystems, das auch von den höchsten Ebenen der US-Regierung aufrechterhalten wird. Seine ständige Kritik an dem System beweist dies.
Die Tatsache, dass wir darüber diskutieren, ob sein Suizid möglicherweise ein von der US-Regierung durchgeführter Mord war oder nicht, ist wahrscheinlich genau das, was er geplant hatte. Dies war McAfees letzter Akt. Er wusste, dass das Anzweifeln der Art und Weise seines Todes die Mehrheit dazu bewegen würde, die Handlungen der US-Regierung weiterhin zu bezweifeln und in Frage zu stellen. Letztendlich hatte er sogar recht: Konsequente, harte Kritik an der Regierung ist genau das, was wir brauchen.
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