Meinung

Achtung, Frauen bitte nicht mehr kritisieren!

Es geht ein Gespenst um in Deutschland, das Gespenst des Sexismus. Alle und jede Kritik an Frauen ist immer sexistisch. Die "Opfer" dieser Angriffe sind seltsamerweise gleichzeitig sehr mächtig, einflussreich und unantastbar. Ist das nicht ziemlich seltsam?
Achtung, Frauen bitte nicht mehr kritisieren!Quelle: www.globallookpress.com © Hanno Bode

von Arthur Buchholz

Es vergeht kein Tag, an dem Frauen, die ohnehin Macht besitzen, nicht darauf hinweisen, wie unterdrückt sie doch sind. Und das sogar dann, wenn es eigentlich gar nicht um sie geht. Beispiel: Luisa Neubauer mal wieder. In einem Podcast mit der ebenfalls bestimmt furchtbar unterdrückten Sandra Maischberger kam die Sprache auf Jens Spahn. Die Aufgabe von Maischberger lautete: "Ein Satz zu ..."

Jetzt kann man zu Jens Spahn vieles sagen, was in einen Satz passt. Zum Beispiel: "Er ist ein schlechter Politiker." Oder: "Er ist ein guter Bankkaufmann." Den Kredit für sein bescheidenes Heim hat er ja bekommen.

Aber von allen Dingen, die man über ihn sagen kann, schafft es Luisa Neubauer, das auszuwählen, was mit Spahn am wenigsten zu tun hat:

"Wäre Jens Spahn eine Frau, wäre er längst zurückgetreten."

Wie selbstbezogen muss man sein, um alles, aber auch alles, durch die eigene Brille des angeblich bedrohten Feminismus zu sehen? Was hat denn diese Aussage mit Jens Spahn zu tun? 

Der Satz kommt von einer Frau, die schon ganz professionell jede Kritik an ihrer Person als sexistisch abbügelt. Ob Langstreckenflüge oder alarmistisches Gekreische über das Ende der Welt. Die moderne Frau, feministisch durchgebildet, sieht überall den Frauenhass am Werk.

Diese Reaktion passt natürlich in diese Zeit, wo Frauen es doch so furchtbar schwer haben. Erst kürzlich wurde Annalena Baerbock völlig unverdient wegen ihres Lebenslaufs verspottet, der ungefähr so authentisch war wie die Hitlertagebücher. (Aber keine Angst, die Öffentlich-Rechtlichen sind schon dabei, die Grünen aus dem Umfragetief zu ziehen.)

Dass Franziska Giffey zurücktreten musste, ist fast schon ein Ausreißer in der Reihe starker, mutiger Frauen, die so viel vermasseln können, wie sie wollen, ohne Konsequenzen ziehen zu müssen. Als Trost darf sie immer noch Bürgermeisterin Berlins werden. Passt irgendwie.

Und dass Neubauer für ihre Spahn-Aussage auch wieder kritisiert wird, deutet sie wahrscheinlich ebenfalls als sexistischen Hatespeech. 

Wie räsonieren ihre Verteidiger dann so schön: "Das macht ihr nur, weil sie eine Frau ist."

Das mit dem Sexismus ist aber auch nicht so neu, jedenfalls in der Denke der Klimakreischer und Frauen-Empowerer. Da fällt ohnehin alles in einen Topf. So klärte Neubauer uns kürzlich auf: "Die Klimakrise ist auch eine sexistische und rassistische Krise."

Womit sie natürlich suggeriert, dass schwarze Männer nicht so unter der Krise leiden würden. Dass von Hunger und Tod bedrohte Flüchtlinge noch nach Geschlecht zu trennen sind, darauf kommt nur die wohlstandsgeschädigte nächste Generation, die sich anschickt, bald die Politik in Deutschland zu übernehmen. Ein Graus.

Ein wenig musste man aber auch an den zutiefst unironischen Tweet der UN von 2017 denken, der empört darauf hingewiesen hat, dass 19 Prozent der getöteten Journalisten Frauen waren. 

In der Tat eine etwas seltsame Art, die übrigen 81 Prozent der männlichen toten Journalisten herabzusetzen. Aber so ist es bei weithin offenbar gewordenen Benachteiligungsmeisterschaften der intersektionalen Feministen. Der weiße Mann, strukturell als schlimmster Unterdrücker gebrandmarkt, hat kein Mitleid verdient.

Wie Slavoj Žižek sagte: "Die größte Macht hat der, der von sich sagen kann: 'Ich bin machtlos'".

Dem Schreiber dieser Zeilen kommt ein furchtbarer Verdacht: Vielleicht sind die Leute, die ständig rufen, wie unterdrückt sie sind, gar nicht so arm dran. Im Gegenteil: Verschafft ihnen das Pochen auf die vermeintliche Unterdrückung nicht vielleicht sogar Vorteile? 

Es lebt sich doch recht leicht, wenn man jede Kritik auf einen diffusen Sexismus schieben kann, der einem so zu schaffen macht.

Mit Gleichstellung, Chancengleichheit und Emanzipation hat das nicht mehr viel zu tun, sondern nur für die Verteilung von Pöstchen an Frauen, die genauso unqualifiziert sind wie ihre männlichen Kollegen. Und zugegeben: Darauf haben auch Frauen ein Anrecht. Luisa Neubauer sowieso.

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