Irak-Besuch: Papst will im Einklang mit der Politik des Wertewestens missionieren

Papst Franziskus ist zu einem mehrtägigen Besuch im Irak. Doch während er in seiner Rolle des Moralapostels der syrischen Regierung im Kampf gegen den Islamismus in den letzten Jahren Steine in den Weg legte, will er den bedrängten Christen im Irak nun Mut machen.

von Seyed Alireza Mousavi

Papst Franziskus reist dorthin, wo das Christentum entstand. Seine Reise führt ihn in ein umkämpftes Land. In Mossul im Norden des Irak wütete noch vor wenigen Jahren der sogenannte Islamische Staat (IS), sein Terror richtete sich unter anderem gegen Christen und Jesiden. Die Reise sei eine "Geste der Liebe" des Papstes, sagte Matteo Bruni, Direktor des Presseamts des Heiligen Stuhls. Ein Großteil der irakischen Christen ist mittlerweile aus dem Land geflohen. Es wird erwartet, dass der Papst bei seinem Besuch jene, die noch dort sind, zum Bleiben auffordert.

Im Irak wird er für die Opfer des Krieges beten. Dabei ist das Gebet offenbar die einzige Option der katholischen Kirche für die Konflikte in Syrien und im Irak, die zudem mit einer moralischen Überheblichkeit aufgeladen ist.

Als die Islamisten 2013 dabei waren, in Syrien Fuß zu fassen, rief Franziskus am ersten Weihnachtsfeiertag zu Frieden und Demokratie in dem Land auf, anstatt ihm bei der Bekämpfung des Terrorismus beizustehen: Die Konfliktparteien sollten jedwede Gewalt beenden und der humanitären Hilfe Zugang gewähren. Der syrische Präsident Baschar al-Assad wandte sich daraufhin in einem Brief an den Papst und warnte den Westen vor jeglicher äußeren Einmischung in den Bürgerkrieg in seinem Land, die den Terroristen in die Hände habe spielen können.

"Um den Terrorismus abzustellen, ist es erforderlich, dass jene Länder, die sich an der Unterstützung der bewaffneten terroristischen Gruppen beteiligen, damit aufhören, diesen Gruppen militärische, logistische und ausbildungsmäßige Hilfe zu gewähren."

Der Vatikan hatte den Erhalt des Briefes seinerzeit bestätigt, ohne allerdings auf dessen Inhalt einzugehen. Im Februar 2020 meldete sich der Papst wieder zu Wort und rief angesichts der eskalierenden Lage im syrischen Bürgerkriegsgebiet Idlib zur "Einhaltung des humanitären Völkerrechts in Syrien" auf. Hintergrund war ein Vormarsch der Streitkräfte des syrischen Staates in das von Islamistenmilizen beherrschte Rebellengebiet, die letzte Hochburg der Islamisten in Syrien. 

Im Juli 2017 galt Mossul als zurückerobert, im Rahmen der Kämpfe war es jedoch schwer beschädigt worden. Franziskus will dort nun für die Opfer des Krieges beten und den bedrängten Christen, die den Islamisten ausgesetzt waren, Mut machen. Gleichzeitig legte dieser in seiner Rolle des Moralapostels der syrischen Regierung im Kampf gegen den Islamismus in den letzten Jahren jedoch Steine in den Weg.

Die Lage im Irak und in Syrien ist weiter extrem angespannt. Erst am 27. Februar wurde ein Raketenangriff auf die US-Militärbasis Al Asad im Irak verübt. Am Mittwoch schlugen dann mindestens zehn Geschosse im Bereich des Luftwaffenstützpunkts ein. Wie das US-Verteidigungsministerium mitteilte, sei dabei ein US-Amerikaner durch einen Herzinfarkt ums Leben gekommen. Die US-Luftwaffe flog zuvor einen Luftangriff auf Ziele in Syrien, die angeblich von Iran unterstützte schiitische Milizen nutzten. Der Angriff wurde von Biden persönlich angeordnet. Mitte Februar waren zudem drei Raketen auf dem Flughafen von Erbil im Nordirak eingeschlagen. Mittlerweile verstärkt der IS seinen Terror. Am 21. Januar rissen zwei Selbstmordattentäter auf einem Altkleidermarkt in Bagdad 32 Menschen mit in den Tod, Hunderte weitere wurden verletzt.

Die US- und NATO-Mission im Irak ist längst zu einem groß angelegten Projekt zur Bekämpfung von Anti-US-Stimmungen im Irak geworden und hat sich in einen Kampf gegen den iranischen Einfluss verleitet. Unter diesen Umständen erstarkten Terrorgruppen wie der IS, da der Irak seit Längerem Schauplatz des Konfliktes zwischen den USA und Iran geworden ist. Während das irakische Parlament im letzten Jahr den Abzug der US-Truppen aus dem Land gefordert hatte, kündigten die NATO und die USA kürzlich an, dass sie ihre Mission im Irak ausweiten wollen. Im Einklang mit dem Wertewesten will nun der in einer Informationsblase befindliche Papst Franziskus missionieren und zu "Toleranz und Frieden" aufrufen, ohne die wahren Probleme beim Namen zu nennen.

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