Nawalny als der neue Skripal: Verquere britische Version als Blaupause für die Bundesregierung
von Rainer Rupp
So sieht ganz aktuell auch einer der beiden SPD-Vorsitzenden, Norbert Walter-Borjans, die angebliche Vergiftung von Alexei Nawalny mit Nowitschok als Teil einer russischen Mordserie im Regierungsauftrag:
Wir hatten bereits den (Skripal-)Fall in Großbritannien, und wir hatten schon einen Fall, der Deutschland unmittelbar als Tatort betraf – nämlich den Tiergarten (Anm.: Mord im sogenannten 'Kleinen Tiergarten' in Berlin-Moabit an dem Georgier Selimchan Changoschwili tschetschenischer Herkunft). Das sind alles Dinge, die die Sache komplexer machen als ein Fall allein.
Borjans ist nur einer von vielen deutschen und westlichen Politikern, für die der Fall Skripal gelöst ist und die Russen als Schuldige ausgemacht sind. Tatsächlich ist aber dabei alles offen und gar nichts gelöst. Es ist jetzt zweieinhalb Jahre her, dass Sergei Skripal und seine Tochter Julia in der bei Touristen beliebten englischen Stadt Salisbury auf einer Parkbank fast bewusstlos aufgefunden wurden und es den beiden anscheinend sehr schlecht ging.
Seither gibt es eine Unzahl von unbeantworteten Fragen. Die Zweifler verweisen auf die eklatanten Widersprüche, während die Apologeten versuchen, diese Widersprüche – ähnlich wie derzeit im Fall Nawalny – mit immer neuen Erklärungen doch noch stimmig zu machen. So ist der Fall Skripal zu einem großen Konvolut von Fakten, Halbwahrheiten und Lügen verschmolzen. Deshalb soll der geneigte Leser jetzt nicht mit weiteren Erklärungsversuchen des Tathergangs und der Suche nach den Tätern gequält werden.
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Stattdessen soll ohne Schnörkel die offizielle Version der britischen Behörden über das angeblich heimtückische, russische Verbrechen präsentiert werden. Denn das wird genügen, damit sich jeder selbst ein Bild von der Glaubwürdigkeit der offiziellen Geschichte machen kann, die von den Politikern und Medien der westlichen "Un-Wertegemeinschaft" auf das Podest der unumstößlichen Wahrheit gehoben worden ist.
Die offizielle britische Version im Fall Skripal
- Sergei Skripal war in seinem früheren Leben Oberst des russischen Militärgeheimdienstes. Von den Briten angeworben, hatte er etliche Jahre russische Staatsgeheimnisse an den britischen Geheimdienst MI6 verraten, bis er im Jahr 2004 aufflog, verhaftet und zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Davon saß er jedoch nur den kleineren Teil ab. Denn 2010 kam er im Rahmen eines Agentenaustausches frei und konnte nach Großbritannien auswandern.
Seine ehemaligen MI6-Auftraggeber versorgten ihn mit einer anständigen Rente. Allen Berichten zufolge führte er im Ruhestand ein ruhiges und bequemes Leben in seinem netten Häuschen im malerischen Salisbury. Seine Tochter Julia lebte in Russland und war zum Zeitpunkt des angeblich russischen Nowitschok-Anschlags zu Besuch bei ihrem Vater.
- Acht Jahre nach seiner Ankunft im Vereinigten Königreich – Anfang 2018, also zu einem Zeitpunkt, als die russischen Präsidentschaftswahlen am 18. März vor der Tür standen und nur wenige Wochen vor der Ausrichtung der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft in Russland – beschloss Wladimir Putin plötzlich, Skripal aus noch ungeklärten Gründen ermorden zu lassen.
Der russische militärische Geheimdienst schickte zwei seiner Eliteoffiziere, die unter falschem Namen unter Verwendung russischer Pässe, die sie angeblich bereits bei früheren Reisen benutzt hatten, direkt von Moskau aus in den Westen flogen. Diese angeblichen Attentäter trugen zwei Parfümfläschchen mit "Nowitschok" bei sich, angeblich eine Art jener tödlichsten Nervengifte, die je entwickelt wurden. Die Menge hätte ausgereicht, um etwa 800.000 Menschen zu töten.
Bei ihrer Ankunft im Vereinigten Königreich buchen diese hochqualifizierten Geheimagenten ein Hotel mit einer Überwachungskamera an der Eingangstür. Und am nächsten Tag, dem 3. März, reisen sie mit dem Zug nach Salisbury – angeblich um die Gegend zu erkunden – und kehren dann nach London zurück. Angeblich wurden sie auf den Bahnhöfen und in den Straßen von Salisbury lückenlos die ganze Zeit von Überwachungskameras beobachtet.
Am Tag darauf, am 4. März, reisen die Killer erneut nach Salisbury. Diesmal gehen die Hauptattentäter zu Skripals Haus und "schmieren" irgendwie das flüssige Nowitschok auf die Klinke seiner Haustür. Kein Augenzeuge, kein Foto und kein Stück Videomaterial wurden jemals öffentlich zugänglich gemacht, um einen dieser beiden Männer irgendwo im Bereich von Sergei Skripals Haus zu zeigen. Der Verbleib der geöffneten Giftflasche wurde nie festgestellt.
Nachdem die Killer das Gift auf die Haustürklinke aufgetragen haben, unternehmen die beiden hochqualifizierten Attentäter zwei Dinge, bevor sie nach London zurückkehren. Sie werfen ihre zweite, ungeöffnete Flasche Nowitschok (vermutlich genug, um etwa 400.000 Menschen zu töten) in einen Behälter für wohltätige Spenden. Dann stoppen sie noch bei einem Antiquitätengeschäft und stöbern dort in den Auslagen.
Die beiden Attentäter verlassen am Nachmittag das Land, fliegen direkt nach Moskau, ohne zu wissen, ob ihre angebliche Zielperson tot ist, und unternehmen wiederum keine Anstrengungen, ihre Herkunft zu verbergen.
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Obwohl beide mit dem Gift hantierten und irgendwie genug davon mit sich führten, um ihr Hotelzimmer zu kontaminieren, werden weder die Männer noch das Personal, die Zugreisenden oder die Passanten, die mit ihnen in Kontakt kamen, jemals krank, obwohl nur 0,2 mg (das Fünftausendfache ergibt ein Gramm) Nowitschok bereits eine angeblich tödliche Dosis ist.
- Später, am Nachmittag des 4. März, werden Sergei und Julia Skripal "fast bewusstlos" auf einer Parkbank im Stadtzentrum von Salisbury gefunden. Es wird behauptet, dies sei auf den Kontakt mit dem Nowitschok zurückzuführen, das auf Sergeis Türklinke geschmiert war, obwohl Berichte ursprünglich besagten, dass weder er noch seine Tochter zwischenzeitlich in das Haus zurückgekehrt seien, und der chronologische Ablauf es auch unwahrscheinlich machte, dass sie es taten.
- Später stellte sich heraus, dass die Person, von der die Skripals gefunden wurden, ausgerechnet die Oberkommandierende des Pflegepersonals der britischen Armee, Frau Oberst Alison McCourt war. (Wahrscheinlich war sie in der Gegend im Rahmen der bahnbrechenden Chemiewaffen-Übung des britischen Militärs "Toxic Dagger" ("Vergifteter Dolch"), die unweit von Salisbury am 20. Februar begonnen hatte und bis zum 12. März 2018 dauerte.
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- Die herbeigeeilte Krankenschwester und ihre Tochter leisten den Skripals "Nothilfe". Weder sie noch irgendjemand anders vor Ort noch einer der anderen Ersthelfer hat im Anschluss irgendwelche Symptome einer Vergiftung durch Nervengift gezeigt. Auch keiner der anderen Menschen, mit denen die Skripals an diesem Tag in Kontakt gekommen waren.
- Allerdings scheint der Detective Sergeant Nick Bailey von der Kriminalpolizei weniger Glück gehabt zu haben. Angeblich war er an diesem Tag in der Wohnung der Skripals gewesen und ist anschließend krank geworden. Es wurde nie gesagt, welchen Substanzen er angeblich ausgesetzt war. Ursprünglich hieß es sogar, er sei ein Ersthelfer am Tatort gewesen, aber diese Geschichte wurde geändert. Und später wurde behauptet, er habe die (bereits verstorbene) Ehefrau der Skripals besuchen wollen. Trotz der angeblich tödlichen Wirkung von Nowitschok, selbst in sehr geringen Dosen, war Bailey nach 18 Tagen wieder zurück im Dienst.
- Porton Down, das Chemiewaffenforschungszentrum der britischen Regierung, das weniger als 10 Autominuten von Salisbury entfernt ist, wird zur Identifikation der Art des Giftes und seiner möglichen Herkunft in die Skripal-Untersuchung eingebunden.
- Innerhalb eines Monats veröffentlichte das britische Chemiewaffenforschungszentrum eine Erklärung, in der behauptet wird, das Gift sei "ein Nowitschok-ähnlicher Wirkstoff", aber sie könnten seine Herkunft hinsichtlich des Ursprungslandes nicht genau bestimmen.
Anmerkung: Wie die Experten im britischen Chemiewaffenforschungszentrum in der Lage waren, auf eine im Westen angeblich gar nicht existierende Chemikalie zu testen, ohne eine Probe zu haben, gegen die sie testen konnten, wurde bis heute nicht offiziell erklärt.
Allerdings hat aktuell der russische Außenminister Sergei Lawrow bei einer Pressekonferenz am 12. Oktober 2020 gemeinsam mit seinem dänischen Amtskollegen Jeppe Kofod die Lösung für dieses Rätsel geliefert. Er sagte:
Wir bekräftigen offiziell, dass die gesamten chemischen Waffen, die Russland besaß, unter strengster internationaler Kontrolle vernichtet wurden. Dieser langwierige Prozess wurde am 27. September 2017 abgeschlossen. Am 11. Oktober desselben Jahres bestätigte der Generaldirektor des Technischen Sekretariats der OPCW die endgültige Vernichtung von Chemiewaffen in Russland.
"Was den Nervenkampfstoff anbelangt, der im Westen als Nowitschok bezeichnet wird, so wurden seine Struktur und Massenspektrum zum ersten Mal 1998 in die Datenbank des National Institute of Standards and Technology (NIST) eingetragen. Es ist bemerkenswert, dass die Daten zu dieser Substanz durch ein Forschungszentrum des Verteidigungsministeriums der USA geliefert wurden. Später wurde auf Basis der erwähnten Verbindung eine ganze Gruppe toxischer Chemikalien entwickelt, die nicht unter das Übereinkommen über das Verbot chemischer Waffen (CWÜ) fallen", erläutert der russische Außenminister und präsentiert eine Sensation, die bis jetzt noch darauf wartet, von den deutschen Lückenmedien erwähnt zu werden.
Unter Bezugnahme auf diese neuen, noch nicht auf der Verbotsliste registrierten Nowitschok-ähnlichen Gifte fuhr Lawrow fort, dass man sich aktuell "nicht nur in den USA, sondern in mindestens 20 anderen westlichen Ländern mit diesen Substanzen beschäftigt. Nowitschok ist also eine rein westliche Marke. In diesen westlichen Ländern sind etwa 140 Varianten dieser Substanz synthetisiert und vorhanden. Wir verfügen über diese nicht", bekräftigte Lawrow.
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In diesem Zusammenhang muss auch erwähnt werden, dass vor zwei Wochen die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) bekannt gegeben hat, dass die in den biomedizinischen Proben von Nawalny gefundenen Substanzen nicht auf der Liste der verbotenen Substanzen stehen würden. Sie seien "nach ihren Eigenschaften denen von Nowitschok ähnlich". Zur Erinnerung: Das britische Chemiewaffenforschungszentrum Porton Down hatte die im Fall Skripal verwendete Substanz auch als einen "Nowitschok-ähnlichen Wirkstoff" identifiziert.
- Fast vier Monate später, Ende Juni 2018, findet Charlie Rowley die ungeöffnete Parfümflasche voller Nowitschok (ob er sie in einem Wohltätigkeitsladen gekauft oder in einem Mülleimer gefunden hat, ist unklar, beide Versionen wurden berichtet). Bei der Verwendung des Parfüms erkrankt Rowleys Partnerin Dawn Sturgess. Später an diesem Tag erkrankt auch Rowley. Sturgess stirbt zwei Wochen später im Krankenhaus. Aber Rowley überlebt und kann am 20. Juli das Hospital verlassen. Damit ist er die vierte Person in dieser offiziellen Darstellung, die den absolut tödlichen Wirkstoff Nowitschok überlebt hat.
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- Auch Sergei Skripal und Julia erholten sich beide und entschieden sich angeblich für ein zurückgezogenes Leben. Seit der Episode, bei der Sergei angeblich auf der Parkbank gefunden wurde, ist er in der Öffentlichkeit überhaupt nicht mehr aufgetaucht. Julia gab eine kurze Presseerklärung im Internet ab. Der Aufenthaltsort der beiden ist derzeit vollkommen unbekannt. Ihrer Familie in Russland wird von britischer Seite jeglicher Kontakt verwehrt, angeblich aus Angst vor neuen Anschlägen der Russen.
Wohl gemerkt, bislang sind weder die Täter noch die Hintermänner des angeblichen Anschlags im englischen Salisbury bekannt.
Dies ist die offizielle Version der britischen Regierung. Nichts von den hier präsentierten Umständen und Details wird von offizieller Seite bestritten, nichts ist übertrieben oder spekulativ. So sieht die offizielle, britische Skripal-Verschwörungstheorie aus!
Nicht anhand von Indizien und erst recht nicht anhand von Beweisen wurde die russische Regierung zum Schuldigen erklärt, unter zur Hilfenahme von verqueren Plausibilitätsgründen nach dem Motto "Wer sonst als Putin könnte es denn gewesen sein?!" Und weil das im Fall Skripal so gut geklappt hat, versuchen die transatlantischen US-Vasallen in der Bundesregierung in Berlin mit demselben britischen Skripal-Zaubertrick das Nawalny-Kaninchen aus dem Nowitschok-Hut zu zaubern, denn die deutsche Bevölkerung muss gegen die bösen Russen in Stellung gebracht werden. An vorderster Front dieser anti-russischen Hetzkampagne spielt der Zauberlehrling Heiko Maas den Außenminister. Letzterer stellt die Personifizierung der Dekadenz und des Niedergangs der SPD dar, die kaum noch tiefer fallen kann.
Dabei lautete noch vor wenigen Jahren in Deutschland und in den alten Ländern der Europäischen Union der außenpolitische Konsens, dass "ohne Russland Frieden und Stabilität in Europa nicht möglich sind, und gegen Russland erst recht nicht". Diese Einsicht hat seither nichts von ihrer Richtigkeit verloren, und in den Köpfen eines Großteils der Bevölkerung ist der Wunsch nach Frieden mit Russland fest verankert. Dem jedoch wollen die transatlantischen Kriegstreiber in der EU mit gefakten Horrorgeschichten des Typs Skripal und jetzt mit der fingierten Nowitschok-Vergiftung Nawalnys entgegenwirken.
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