"Abscheulich" – SS-Show samt Gaskammerwagen und tanzender Nazis in Spanien sorgt für breite Empörung
Die Bilder, die auf den Straßen im spanischen Campo de Criptana 150 Kilometer südlich von Madrid entstanden sind, hat für viele nichts mehr mit Narrentum oder Witz zu tun. Eine Gruppe Männer marschiert dort in SS-Uniformen auf, zielt mit Gewehren auf Zuschauer am Straßenrand, gefolgt von einem Gaskammer-Umzugswagen, auf dem zwei große Schornsteine stehen, dazwischen befindet sich eine jüdische Menora, beziehungsweise ein siebenarmiger Leuchter, eines der wichtigsten Symbole im Judentum.
Frauen in blutverschmierten Kleidern, die den Mustern der Häftlingskleidung aus den Nazi-Massenvernichtungslagern nachempfunden sind, tanzen in paillettenbesetzten Strumpfhosen fröhlich mit israelischen Flaggen in den Händen. SS-Dominas in roten Hotpants und Peitschen marschieren vor Männern in KZ-Kleidung vorweg. Auch kleine Kinder mit gelben Davidsternen auf ihren Kostümen marschierten mit.
Desfile d carnaval (con niños incluidos) en Campo de Criptana hoy de la Asoc. Cultural El Chaparral, del pueblo Las Mesas (Toledo) llamado HOLACAUSTO. Mira q tengo yo la manga ancha con el humor pero...!¿esto?¡ @Juliaenlaonda@julia_otero@goyobenitez@mcarmenjuan@noeliaclasicapic.twitter.com/2UTfy8URFF
— David Chica Cuín 🏳️🌈 (@DavidChicaCuin) February 24, 2020
All das wird von fröhlicher Pop- und Techno-Musik begleitet.
Die Bilder gehen um die Welt und zwingen höchste politische Vertreter aus Spanien zu Reaktionen.
In der israelischen Botschaft in Madrid zeigte man sich empört:
Wir verurteilen die abscheuliche und widerliche Darstellung, die den Holocaust beim Karneval von Campo de Criptana banalisiert und sich über die sechs Millionen von den Nazis getöteten Juden lustig macht. Europäische Länder müssen Antisemitismus aktiv bekämpfen!
Condenamos la vil y repugnante representación banalizando el #Holocausto en el carnaval de Campo de Criptana, haciendo burla de los seis millones de judíos asesinados por los nazis. ¡Los países europeos deben combatir activamente el #antisemitismo!https://t.co/9UZwU5UyF8
— Embajada de Israel 🇮🇱 (@IsraelinSpain) February 25, 2020
Im belgischen Aalst waren einen Tag zuvor antisemitische Ressentiments zur Schau gestellt worden. Juden wurden mit langen Zähnen und Hakennasen dargestellt, die Gold horten.
The anti-Semitic carnival in Aalst, Belgium, is underway. Complete with Ultra-Orthodox Jews as flies and a "Wailing Wall" to make fun of those criticizing the parade.Cc @EmmanuelNahshon@BelgiumMFA@IsraelinBelgiumpic.twitter.com/HntDQ9hQZ4
— Raphael Ahren (@RaphaelAhren) February 23, 2020
Die spanische Außenministerin Arancha González Laya verurteilte die Aufführung in Campo de Criptana aufs Schärfste:
Ich bin entsetzt über die Karnevalstruppe in Campo de Criptana. Ich lehne jede Verharmlosung des Holocaust strikt ab. Die Organisatoren haben sich bei der Föderation der Jüdischen Gemeinden entschuldigt, nachdem sie die Organisatoren kontaktiert hatten. Es ist unerlässlich, die Aufklärung über das Holocaust-Gedenken fortzusetzen.
Horrorizada x la comparsa del carnaval en Campo de Criptana. Rechazo sin matices a cualquier banalización d Holocausto. Tras contacto con organizadores han pedido disculpas a la Federación de Comunidades Judías de 🇪🇸. Esencial seguir educando en la Memoria del Holocausto @MAECgob
— Arancha González (@AranchaGlezLaya) February 26, 2020
Der Stadtrat von Campo de Criptana pflichtet der Kritik aus Israel bei und erklärt, man habe die Genehmigung zu dem Holocaust-Umzug erteilt, da man davon ausging, dass dessen Opfer geehrt würden.
Auch die israelische Botschaft in Deutschland twitterte zu dem SS-Aufmarsch in Spanien:
Es ist abscheulich und empörend, den Holocaust so darzustellen – besonders in Spanien, das vor über 500 Jahren die Inquisition gegen Spaniens Juden initiierte. Diese und die Veranstaltung in Belgien lassen das Bild von Europa als Wiege des Antisemitismus wieder aufleben.
Es ist abscheulich und empörend, den #Holocaust so darzustellen - besonders in #Spanien, das vor über 500 Jahren die Inquisition gegen Spaniens Juden initiierte. Diese und die Veranstaltung in #Belgien lassen das Bild von Europa als Wiege des #Antisemitismus wieder aufleben. https://t.co/KP1XKbmD5F
— Botschaft Israel (@IsraelinGermany) February 26, 2020
Der örtliche Radiosender Cadena SER zitierte den Bürgermeister der Stadt dazu wie folgt: "Ich stimme zu, dass es sich nicht nach einem sehr karnevalistischen Thema anfühlt. Ich glaube nicht, dass es wieder passieren wird."
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