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"Größter Fehler meines Lebens" – deutsches IS-Mitglied berichtet

Martin Lemke erzählt, wie er Mitglied des selbst ernannten "Islamischen Staates" (IS) wurde, und wie es war, in dessen "Kalifat" zu leben.
"Größter Fehler meines Lebens" – deutsches IS-Mitglied berichtet

In einem exklusiven Interview, das am Montag für Ruptly in einem Gefangenenlager für ehemalige IS-Mitglieder in der Nähe von Qamischli in der syrischen Region Dschazira aufgenommen wurde, gibt Lemke zu, dass der Beitritt zum IS "der größte Fehler seines Lebens" war.

Der Schweißer aus Sachsen-Anhalt konvertierte im Alter von 18 Jahren zum Islam, nachdem er nach Leipzig gezogen war.

Einige Zeit später wurde er zu einem Seminar nach Hildesheim eingeladen. "In dieser Stadt gab es viele Menschen, die den IS vertraten. Sie versuchten uns zu erklären, dass der IS 'den wahren Islam' vertrete", erinnert er sich.

Ich war zwei oder drei Monate dort und ließ mich überzeugen, und dann ging ich in den Islamischen Staat. Ich wanderte mit zwei Frauen aus – ich hatte zwei Frauen in Deutschland und einen Sohn."

Nach seiner Ankunft in der Türkei wurden Lemke und seine Familie von einem Schmuggler über die Grenze nach Syrien gebracht, wo er bald an einer IS-Religionsschule eingeschrieben wurde.

Laut Lemke war der Hauptgrund für seine Auswanderung der Wunsch, das von ihm gewünschte islamische Leben zu führen.

Meine Familie und ich sind ausgewandert, um den Islam ohne Probleme leben zu können, um keine Probleme zu haben. Und das ist der Grund, warum wir ausgewandert sind. Wir sind nicht wegen des Krieges ausgewandert, wir sind nicht ausgewandert, um zu kämpfen, nicht mit solchen Absichten. Als wir auswanderten, kannten wir den Islamischen Staat nicht – wir hatten nur von ihm gehört. Wir waren sehr naiv und fielen sehr schnell darauf rein.

Nach dem Training soll Lemke angeblich in einem Krankenhaus in Raqqa gearbeitet haben.

Im Krankenhaus spielte ich eine wichtige Rolle bei der Sicherheit – ich nahm Waffen ab, da Waffen im Krankenhaus nicht erlaubt waren. Messer durften nicht eingeführt werden, wenn Bombenanschläge stattfanden, mussten Dinge organisiert werden, Autos und dergleichen", sagt er.

Als das Gebiet des IS durch die Kämpfe schrumpfte, musste Lemkes Familie fliehen.

Wir hatten kein Haus, kein Essen, kein Geld. Wir reisten von einem Ort zum anderen. Wir brachen in Geschäfte ein, wo wir zwei oder drei Tage schliefen, dann gingen wir zum nächsten Ort.

Ab dem Zeitpunkt erkannte Lemke, dass der IS nichts mit dem wahren islamischen Glauben zu tun hatte.

Natürlich haben wir angefangen, diese Leute zu hassen. Aber wir konnten nicht einfach gehen. Es war schwierig, sie machten es schwierig. Wie gesagt, viele Leute wurden erwischt, wir waren sehr eingeschüchtert.

Kurz bevor der IS eine endgültige territoriale Niederlage erlitt, wurde Lemke von den Syrisch-Demokratischen Kräften (SDF) festgehalten. Jetzt versucht er, nach Deutschland zurückzukehren.

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Wenn die deutschen Behörden seinem Antrag zustimmen, hofft er, seine Kinder, die sich derzeit in Frankreich befinden, dorthin zu bringen, ebenso wie seine Frauen, die sich offenbar noch in Lagern in Syrien befinden.

Ruptly konnte die Authentizität von Lemkes Aussagen nicht überprüfen, und seine Darstellung gibt nur eine ganz persönliche Sicht auf die Ereignisse wieder.


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