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Afghanistan nach Machtübernahme der Taliban: Besteht nun eine Chance auf Frieden?

Am Sonntag haben sich die Taliban zum Sieger des Bürgerkriegs in Afghanistan erklärt, nachdem sie zuvor auch die Hauptstadt Kabul eingenommen hatten. In der Folge war es zu teilweise dramatischen Szenen am Kabuler Flughafen gekommen, als Menschen verzweifelt versuchten, das Land zu verlassen.

Der Westen will Evakuierung – und humanitäre Hilfe

Bei der Sitzung des UN-Sicherheitsrats bekundeten die westlichen Staaten vor allem ihre Besorgnis über die Lage der Frauen im Land und die Zukunft des demokratischen Prozesses, der in den vergangenen 20 Jahren Fortschritte gemacht habe und nun bedroht sei.

In praktischer Perspektive liegt der Fokus vor allem auf der Evakuierung von diplomatischem Personal sowie von afghanischen Ortskräften der am Afghanistaneinsatz beteiligten Staaten. Zudem soll möglichst sichergestellt werden, dass Afghanen, die vor den Taliban auf der Flucht sind, in sichere Drittländer ausreisen können. Da ein großer Teil der Bevölkerung unter der Armutsgrenze lebt und es vielen an Essen, Trinkwasser, aber auch anderen lebensnotwendigen Gütern mangelt, ist ein weiterer Fokus die Sicherstellung der humanitären Versorgung.

"Wir sind zutiefst besorgt darüber, dass derzeit keine Hilfsgüter zu den Menschen in der Krise fließen. Nach Angaben des Welternährungsprogramms lagern derzeit mehr als 500 Tonnen Hilfsgüter an Grenzübergängen, die von Taliban-Kräften übernommen wurden. Diese Hilfslieferungen müssen fortgesetzt und sofort wieder aufgenommen werden", sagte Linda Thomas-Greenfield, Ständige Vertreterin der USA bei den Vereinten Nationen." Und schließlich müssen alle afghanischen Staatsangehörigen und internationalen Bürger, die ausreisen wollen, die Möglichkeit haben, dies sicher zu tun."

Auch der afghanische Ständige Vertreter bei der UN, Ghulam M. Isaczai, zeigte sich äußerst besorgt über die Lage, da die Taliban seiner Ansicht nach keine zuverlässigen Partner seien. "Wir können nicht zulassen, dass dies in Kabul geschieht, das für viele Menschen der letzte Zufluchtsort auf der Flucht vor der Gewalt und den Racheakten der Taliban war", so Isaczai. "Einwohner von Kabul berichten, dass die Taliban in einigen Vierteln bereits mit Hausdurchsuchungen begonnen haben, Namen registrieren und nach Personen auf ihrer Zielliste suchen. Es gibt bereits Berichte über gezielte Tötungen und Plünderungen in der Stadt, die Einwohner Kabuls leben derzeit in absoluter Angst."

 

China und Russland wollen pragmatische Lösung für Afghanistan

China und Russland betonen vor allem, dass es nun darum gehe, Frieden im Land herzustellen und den Wiederaufbau Afghanistans zu fördern – in Zusammenarbeit mit den Taliban. "Das derzeitige Chaos in Afghanistan steht in direktem Zusammenhang mit dem übereilten Abzug der ausländischen Truppen", erklärte der stellvertretende Ständige Vertreter Chinas bei den Vereinten Nationen, Geng Shuang. "Die betroffenen Länder sollten sich ernsthaft verpflichten, Frieden, Versöhnung und Wiederaufbau in Afghanistan zu unterstützen und eine konstruktive Rolle in der Afghanistan-Frage zu spielen."

Ähnlich äußerte sich auch der russische Vertreter. Grund zur Panik bestehe nicht. "Die Hauptsache ist, dass ein großes Blutbad unter der Zivilbevölkerung vermieden wurde. Wir fordern alle afghanischen Parteien auf, von Feindseligkeiten abzusehen und eine friedliche Lösung zu fördern."

 

"Es gab keinen einzigen Schuss"

Im Gegensatz zu den meisten westlichen Staaten hat Russland auch sein Botschaftspersonal nicht evakuiert. Dem russischen Botschafter in Kabul Dmitri Schirnow zufolge ist die Lage in der Stadt derzeit ruhig. "Als ihre Hauptstreitkräfte begannen, in die Stadt einzurücken, auch friedlich, ohne Exzesse, ohne Widerstand, ohne irgendetwas, ohne Opfer, da begann die Ordnung. Und als in der Nacht die Ausgangssperre verhängt wurde, wurde nicht mehr geschossen, es gab heute den ganzen Tag über keinen einzigen Schuss – alles ist ruhig, es gibt keinen einzigen Schuss. Sogar die Mädchenschulen arbeiten", meint Schirnow.

Die aktuelle Lage in Afghanistan und auch in der Stadt Kabul wird sehr unterschiedlich bewertet. Schwer absehbar sind derzeit die weiteren Entwicklungen. Die Taliban haben in der Bevölkerung durchaus starken Rückhalt; problematisch ist die Situation vor allem für die Bürger, die sich eine progressivere Ausrichtung des Landes erhofft hatten, wie sie die NATO versucht hatte, im Land zu fördern.

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