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Corona-Krise: Niedrigster Anstieg der Infektionen in China seit Ausbruch der Epidemie

Das Coronavirus breitet sich weiter rasant aus. Italien weitet die Absperrungen auf das ganze Land aus. Bayern untersagt alle Veranstaltungen mit über 1.000 Teilnehmern. Eher positive Signale kommen aus China und Südkorea. Trump will Maßnahmenpaket für Wirtschaft.
Corona-Krise: Niedrigster Anstieg der Infektionen in China seit Ausbruch der EpidemieQuelle: Reuters © Aly Song

Ein wenig Hoffnungen in Asien, trübe Stimmung in Europa: Während die Behörden in China am Dienstag den niedrigsten Anstieg der Infektionen seit Beginn der täglichen Berichte über die Epidemie vor sieben Wochen meldeten und auch Südkorea berichtete, die Zahl der täglich neu erfassten Infektionen sei weiter gesunken, verschärfte die italienische Regierung die ohnehin drastischen Maßnahmen zur Eindämmung der Krankheit. Man machte nun das ganze Land zur Sperrzone. In Deutschland wird davon ausgegangen, dass demnächst Großveranstaltungen mit mehr als 1.000 Besuchern abgesagt werden.

Weltweit haben sich inzwischen mehr als 110.000 Menschen nachweislich mit dem neuen Coronavirus infiziert. Die Dunkelziffer liegt Experten zufolge noch wesentlich höher. In Deutschland waren am Montag die ersten beiden Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus bekannt geworden – beide Menschen stammen aus Nordrhein-Westfalen. Die Zahl der Infizierten in Deutschland stieg bis Montagnachmittag auf 1.139. Knapp die Hälfte davon verzeichnet NRW.

Positive Nachrichten aus Asien

Chinas Behörden meldeten am Dienstag nur noch 19 neu nachgewiesene Virusfälle und 17 weitere Todesfälle. Nicht nur der Anstieg der Infektionen war relativ gering – auch der tägliche Zuwachs der Todesfälle war der niedrigste seit sechs Wochen. Damit sind in der Volksrepublik 3.136 Tote zu beklagen. Seit Beginn der Epidemie im Dezember haben sich nach der offiziellen Statistik insgesamt 80.754 Menschen in Festlandchina mit dem neuen Coronavirus infiziert. Fast 60.000 haben die Krankenhäuser wieder verlassen.

Inwieweit die offizielle Statistik aber die wahre Lage widerspiegelt und wie hoch die Dunkelziffer ist, scheint unklar. Seit einer Änderung der Zählweise Mitte Februar hat sich der täglich berichtete Anstieg der neuen Infektionen mit dem Sars-CoV-2 genannten Virus und der Todesfälle in der amtlichen Auflistung spürbar reduziert. Behörden verweisen gerne auf den Rückgang der Zahlen, wenn dazu aufgerufen wird, in weniger betroffenen Gebieten zur Normalität zurückzukehren und die Produktion wieder aufzunehmen.

Laut chinesischen Medienberichten hat das Land nun alle provisorischen Krankenhäuser geschlossen, die in Wuhan – dem Epizentrum der Coronavirus-Epidemie – in Rekordzeit gebaut wurden, um Patienten unterzubringen. Auch in Südkorea sank die Zahl der Neuinfizierten. Am Montag habe es 131 weitere Fälle gegeben, teilten die Gesundheitsbehörden am Dienstag mit. Das war die niedrigste Zunahme an einem Tag seit zwei Wochen. Die Gesamtzahl stieg auf mehr als 7.500. Bisher gab es in Südkorea 54 Todesfälle, die mit dem neuartigen Coronavirus in Verbindung gebracht werden.

Virus in Europa weiter im Vormarsch

In Europa dagegen breitet sich das Virus weiter rasant aus. Im am stärksten betroffenen Land Italien weitete die Regierung Absperrungen und Einschränkungen der Bewegungsfreiheit auf das ganze Land aus. Rund 60 Millionen Menschen können sich von Dienstag an nicht mehr frei bewegen. Es gebe keine Zeit zu verlieren, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, sagte Premierminister Giuseppe Conte am Montagabend. Internationale Zug- und Flugverbindungen sowie der öffentliche Nahverkehr sollen nicht ausgesetzt werden. Mit Bezug auf das Ausland "ändere sich nichts".

Dafür bleiben Schulen, Universitäten und Kindergärten im ganzen Land bis mindestens 3. April geschlossen. Auch alle Sportveranstaltungen, eingeschlossen der Spiele der Serie A, werden ausgesetzt. Das Land kämpft gegen eine rapide steigende Zahl von Infizierten und Toten durch die COVID-19-Lungenkrankheit. Mittlerweile haben sich fast 10.000 Menschen angesteckt, mehr als 460 sind gestorben. Die Krankenhäuser in den besonders betroffenen Zonen sind am Limit, Plätze in den Intensivstationen sind knapp.

Touristen konnten auch bisher aus den Sperrzonen im Norden ausreisen. Allerdings hatten Fluglinien ihre Verbindungen in den Norden zusammengestrichen oder ganz ausgesetzt. An den Grenzen sollen Einreisende nach Italien kontrolliert werden. Angesichts der Epidemie hatte das Auswärtige Amt in Berlin schon vorher von Reisen in zahlreiche Gebiete im Norden und in der Mitte Italiens abgeraten.

Kritik an Bundesgesundheitsminister Spahn

Auch in Deutschland sollen künftig stärkere Einschränkungen gelten: Der Deutsche Städtetag rechnet wegen der Ausbreitung des Coronavirus damit, dass hierzulande Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Besuchern in vielen Städten "in der Regel abgesagt werden". Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte dies angesichts zunehmender Coronavirus-Infektionen in Deutschland empfohlen.

Die bayerische Staatsregierung will sich daran halten und Veranstaltungen in dieser Größenordnung bis zunächst Karfreitag untersagen. Darauf habe sich der schwarz-orange Koalitionsausschuss am Montag in München geeinigt, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Teilnehmerkreisen.

Kritik an Spahns Empfehlung kam von Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD). Er bezeichnete die Zahl in der Rheinischen Post vom Dienstag als "ziemlich willkürlich" und fügte hinzu: "Dann müsste man auch den Betrieb von Großmärkten schließen, in denen sich über 1.000 Kunden aufhalten."

USA wollen Wirtschaft stützen

Derweil stellte US-Präsident Donald Trump ein Maßnahmenpaket in Aussicht, um den wirtschaftlichen Auswirkungen entgegenzusteuern. Er kündigte am Montagabend an, die Regierung wolle mit dem Kongress unter anderem über Lohnsteuererleichterungen sowie über Kredite für Kleinunternehmen reden. Angedacht seien auch Hilfen für Menschen, die nach Stundenlohn bezahlt würden, für die also bei einem Arbeitsausfall wegen einer Erkrankung besondere Härten entstehen. Am Dienstag solle es dazu Gespräche mit Kongressvertretern geben, sagte Trump. Auch Gespräche mit Fluggesellschaften, Kreuzfahrtveranstaltern und der Hotelindustrie seien geplant.

Das sich weiter ausbreitende Coronavirus und ein Crash an den internationalen Ölmärkten hatten den US-Aktienmarkt am Montag einbrechen lassen. Der Dow Jones Industrial fiel auf den tiefsten Stand seit Anfang vergangenen Jahres. Nach Zählungen der New York Times gab es am Montagabend bereits mehr als 660 Infektionen und mehr als 25 Todesfälle in den Vereinigten Staaten.

Abgeordnete des Europäischen Parlaments wollen am Dienstag in Brüssel mit Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen über ein gemeinsames Vorgehen der EU-Staaten im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus diskutieren. Über eine entsprechende Resolution soll am Donnerstag abgestimmt werden.

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(rt/dpa)

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