Erwischt: CNN, BBC, WELT und SPIEGEL bringen Fake News über "Donbass-Separatisten"
Zahlreiche westliche Medien, darunter CNN und BBC aber auch deutsche Medien wie Spiegel, Welt und Taz, zitierten im Zusammenhang mit einer Razzia bei Rechtsextremen in Italien falsch aus dem Polizeibericht. Statt die in dem Bericht aufgeführte Verbindung der italienischen Rechtsextremen mit Neonazis in der Ukraine aufzunehmen, behaupteten besagte Medien, dass die italienischen Rechtsextremen mit "von Russland unterstützten Donbass-Separatisten" in Verbindung stünden.
Mehr zum Thema - Italien: Polizei beschlagnahmt Luft-Luft-Rakete und andere Waffen bei Rechtsextremisten
Die italienische Polizei hatte am Montag während einer Durchsuchung in Norditalien massenweise NS-Devotionalien und auch Waffen, darunter eine Luft-Luft-Rakete, gefunden.
Die Operation, so die Polizei, sei das Ergebnis einer einjährigen Untersuchung rechtsextremer politischer Bewegungen, die "gegen die Separatisten" in der östlichen abtrünnigen Region Donbass der Ukraine gekämpft hätten. Trotz des ziemlich eindeutigen Wortlauts der polizeilichen Aussage hat eine Vielzahl von westlichen Mainstream-Medien genau das Gegenteil berichtet.
Unter Berufung auf Polizeiangaben oder nicht näher genannten "italienischen Medien" berichteten unter anderem Reuters, CNN, The Guardian, BBC und CBS, dass die Gruppe "an der Seite russisch unterstützter separatistischer Kräfte in der Ostukraine gekämpft habe" (CNN, Reuters), "am russisch unterstützten Aufstand teilgenommen habe" (The Guardian) oder dass die Razzia "im Rahmen einer Untersuchung der italienischen Rechtshilfe für russisch unterstützte Separatisten" (BBC) durchgeführt wurde.
Falls den Kollegen @tazgezwitscher@welt + @SPIEGELONLINE bisher die Berichtigung @dpa zum Waffenfund bei Neonazis #Italien auch nach 20h nicht unter die Augen gekommen sein sollte, hier ein Screenshot. Jetzt könnt Ihr aber eure HLs und Artikel entsprechend korrigieren, oder? pic.twitter.com/YPQXhx23Xk
— Florian Warweg (@FWarweg) July 16, 2019
Auch im englischsprachigen Raum sorgte diese Verdrehung für Erstaunen und Verwunderung. So schreibt ein Twitter-Nutzer:
Italienische Medien machen Sinn: Diese Nazis waren auf der Seite der ukrainischen Nazis gegen von Russland unterstützte Rebellen. Aber die BBC (verlegen, auf der gleichen Seite zu stehen wie diese Nazis im Bürgerkrieg in der Ukraine) lügt und sagt das Gegenteil. Das ist ein Propaganda-Stück im orwellschen Stil. #thisispropaganda
Italian media make sense: these nazis were on Ukrainean nazis side against Russian supported rebels. But BBC (embarrassed to be on the same side as these nazis in the civil war in Ukraine) lies and says the opposite. This is an orwellian-style propaganda piece. #thisispropaganda
— Helmholz Watson (@HelmholzWatson) 15. Juli 2019
Ein weiterer formuliert ebenfalls auf Twitter:
Offizielle italienische Polizeierklärungen besagen, dass die Nazis mit den Raketen "gegen pro-russische Separatisten" gekämpft haben. Aber BBC sagt, dass die italienischen Nazis für russisch unterstützte Separatisten kämpften.
Official Italian police statement says the Nazis with the missiles fought "against [pro-Russian] separatists". But BBC says the Italian Nazis fought *for* Russian-backed separatists. Someone's dezinformatsiya-ing 🤔 https://t.co/jByo12vtjTpic.twitter.com/1XLF32YgIj
— Mark Ames (@MarkAmesExiled) 15. Juli 2019
Wie es zu dieser Verdrehung der Tatsachen gekommen ist, bleibt unklar. Dabei ist es ein offenes Geheimnis, dass mehrere Neonazigruppen aus Europa und sogar den USA an der Seite ihrer "ukrainischen Kameraden" stehen. Andrei Bilezkyj, ein führender Rechtsextremer in der Ukraine, Mitbegründer des offen faschistischen "Regiment Azow" und seit 2014 Mitglied der Werchowna Rada, hatte das Ziel dieser Gruppierungen einmal klar umrissen:
Die historische Mission unserer Nation in diesem kritischen Moment ist es, die weißen Rassen der Welt in einen finalen Kreuzzug für ihr Überleben zu führen.
Der "Kreuzzug" sei einer "gegen die von Semiten geführten Untermenschen." Diesem "Kreuzzug" hatten sich unter anderem auch der französische rechtsextreme Söldner Gaston Besson, der italienische Faschist Francesco Fontana und der schwedische Neonazi Mikael Skillt angeschlossen. Selbst aus den USA gab es Unterstützung. So rief die "Women for Aryan Unity" (WAU) zu Spendentätigkeiten für das Azow-Bataillon auf. Doch nicht nur das – auch gab und gibt es eine Zusammenarbeit zwischen Neonazis und islamischen Extremisten, wie die New York Times schon im Jahr 2015 berichtete.
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