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Die russischen Bots, die keine waren: Twitter rudert zurück und steuert nun Venezuela an

Twitter hat jüngst seine öffentliche Datenbank über angebliche russische Bot-Konten in aller Stille überarbeitet und daraus 228 Konten entfernt. Zuvor hieß es, diese seien "mit Russland verbunden". Nun weist Twitter diese Konten einem anderen staatlichen Akteur zu.
Die russischen Bots, die keine waren: Twitter rudert zurück und steuert nun Venezuela anQuelle: www.globallookpress.com

Im August 2018 berichtete Bloomberg über den angeblich "sprunghaften Anstieg der Aktivitäten" von Russland zugeordneten Socia-Media-Bots, der sich im Juli 2017 ereignet haben soll. Deren Twitter-Präsenz habe "neue Höhen erklommen", so das Medienunternehmen seinerzeit. Doch nun musste Bloomberg seinen Artikel korrigieren, nachdem Twitter kürzlich still und leise insgesamt 228 Konten von vermeintlichen russischen Troll- und Bot-Accounts aus der Datenbank entfernte.

Doch genau diese, der berühmt-berüchtigten "Petersburger Trollfabrik" zugerechneten, Konten bildeten die Hauptgrundlage für den Bloomberg-Artikel. In einem dem Beitrag vorangestellten redaktionellen Hinweis heißt es nun:

Die Kernpunkte dieses Artikels (....) wurden durch Überarbeitungen ungültig gemacht, die Twitter im Nachhinein an einer Datenbank mit mehr als 3.000 Konten vorgenommen hat, die mit einer russischen Trollfabrik namens Internet Research Agency verbunden sind.

Die besagten 228 Konten waren demnach "weitgehend für die in diesem Artikel hervorgehobenen Aktivitäten ausschlaggebend. (…) Die überarbeiteten Daten belegen nicht, dass die russischen Troll-Operateure ihre Twitter-Präsenz im Juli 2017 auf neue Höhen steigerten und dass sich die russischen Trolle darauf konzentrierten, Schlagzeilen und Nachrichten zu popularisieren, die ursprünglich auf der US-amerikanischen Nachrichtenseite 'Truthfeed' erschienen sind."

Als einziges bedeutendes US-Medienunternehmen hat Bloomberg seinen auf der Twitter-Datenbank beruhenden Artikel korrigiert und deren jüngst vollzogene Revision in einem aktuellen Artikel aufgegriffen. Darin gestand Twitter-Vertreter Yoel Roth ein, dass die "endgültige Zuordnung" von Konten "sehr, sehr schwierig" sei. "Twitter scheut sich, darüber zu diskutieren, auf welche Weise es Konten mit Troll-Netzwerken in Verbindung bringt", so Bloomberg.

Bemerkenswert ist weiterhin, dass Twitter die 228 Konten nun plötzlich einem anderen staatlichen Akteur zurechnet – und zwar Venezuela. Dazu erklärte Roth in einem Tweet:

In diesem Fall haben wir zunächst 228 Konten fälschlicherweise mit Russland in Verbindung gebracht. Als wir unsere Untersuchungen über deren Aktivitäten fortsetzten, entdeckten wir zusätzliche Informationen, die es uns ermöglichen, sie mit größerer Gewissheit mit Venezuela in Verbindung zu bringen.

Vor dem Hintergrund des von Washington derzeit forcierten Sturzes der venezolanischen Regierung unter Präsident Nicolás Maduro mutet es manchen Twitter-Nutzern seltsam an, dass die Konten nun mit dem südamerikanischen Staat in Verbindung gebracht werden.    

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So twitterte der Journalist Sam Sacks, dass die neuen Informationen über venezolanische Bots "zweckdienlich" seien. Die überwiegende Mehrheit der Geschichten über russische Trolle und deren angeblichen Social-Media-Aktivitäten würden nach seiner Ansicht auf einer "Müll-Recherche" ["junk research"] basieren.

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