Berlin oder New York? US-Botschaft dementiert Abberufung von Grenell

Am Sonntag veröffentlichten die zur Holtzbrinck-Gruppe gehörenden Zeitungen Handelsblatt und Tagesspiegel Artikel, in den von einer angeblich bevorstehenden Abberufung des US-amerikanischen Botschafters in Deutschland, Richard Grenell, berichtet wurde.
Grenell ist erst seit Mai 2018 Botschafter in Berlin. Er gilt vor allem wegen seiner wenig diplomatischen Art als umstritten. Grenell hat seinem Gastland wiederholt öffentlich Forderungen gestellt und Anweisungen gegeben. In Zusammenhang mit der Erdgaspipeline Nord Stream 2 hatte er deutschen Firmen einen Drohbrief geschrieben.
Mehr zum Thema - Grenell-Interview in der WamS: Wenn der Prokonsul zum Provinzvolk spricht
Grenell, so meldeten die Zeitungen, solle nach New York zurückgehen und dort neuer Missionschef der USA bei den Vereinten Nationen werden. Die eigentlich für diesen Posten vorgesehene Heather Nauert, Sprecherin des US-Außenministeriums, hatte aus familiären Gründen abgesagt.
Der US-Botschafter in Deutschland soll neuer Missionschef der USA bei den UN in New York werden. Ein Nachfolger soll auch schon im Gesprächs ein. https://t.co/c9JbKapOg3
— Handelsblatt (@handelsblatt) 17. Februar 2019
Nachfolger Grenells solle, so die Zeitungen, der Manager David Knower werden, Geschäftsführer der deutschen Niederlassung des berüchtigten Finanzinvestors Cerberus. Cerberus ist unter anderem an der Deutschen Bank und der Commerzbank beteiligt.
Die US-Botschaft ließ die Meldung von Handelsblatt und Tagesspiegel noch am Sonntagabend dementieren. Eine Sprecherin erklärte gegenüber Bild, dass Grenell in Berlin bleibe und auch nichts auf einen Wechsel nach New York hindeute.
Bild meldet weiter, dass die Falschmeldung aus dem Umfeld Knowers lanciert wurde, um diesen für den Posten ins Spiel zu bringen. Der Handelsblatt-Artikel zum Thema ist im Netz inzwischen nicht mehr aufrufbar.
Unterdessen tritt Grenell in einem ganz anderen Zusammenhang in Erscheinung. Der Botschafter soll als ranghöchstes offen homosexuell lebendes Mitglied der Trump-Administration eine neue US-Kampagne zur weltweiten "Entkriminalisierung" von Homosexualität anführen. Das berichtet NBC News. Am Dienstagabend wurde die Kampagne in Berlin mit einem "Strategie-Dinner" eröffnet, zu dem die Botschaft LGBT-Aktivisten aus mehreren europäischen Ländern einfliegen ließ.
I’m inspired by these courageous leaders. https://t.co/9dhyp9MUym
— Richard Grenell (@RichardGrenell) 20. Februar 2019
Die Kampagne richtet sich gegen die über 70 Staaten, in denen Homosexualität immer noch unter Strafe steht. Tatsächlich dürfte aber der Iran auch hier im Mittelpunkt stehen. Bereits Anfang Januar hatte Grenell in einem Gastbeitrag in der Bild die Hinrichtung eines Homosexuellen scharf und öffentlichkeitswirksam verurteilt. Der Mann war nach iranischen Angaben wegen der Vergewaltigung von Jugendlichen zum Tode verurteilt worden.
Die Kampagne könnte nun dazu dienen, den Iran weiter zu diskreditieren und eine mögliche US-Militärintervention zusätzlich humanitär zu unterfüttern. Die Kampagne dürfte aber auch zu neuen Verwerfungen in den Beziehungen zu traditionellen Verbündeten der USA wie Saudi-Arabien und Pakistan führen. Wahrscheinlich werden auch die Leser von Bild, Grenells deutschsprachigem Lieblingsmedium, bald mit der neuen US-Kampagne vertraut gemacht.
Mehr zum Thema - "Ernsthaft? Wer lädt den denn ein?" US-Botschafter Grenell auf dem Neujahrsempfang der Linksfraktion
Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.