Im Auftrag der "Freiheit": Hollywood als Instrument im Kampf gegen China und Russland
Hollywood ist nicht mehr das, was es mal war. Die guten alten Zeiten, in denen die Feindbilder noch treffsicher im Bewusstsein der Kinogänger platziert werden konnten, scheinen vorbei zu sein – zumindest wenn man den "Experten" der ominösen und durch die britische Regierung finanzierten "Integrity Initiative" Glauben schenken möchte. Es ist demnach Peking, das den Niedergang der Traumfabrik als Machtzentrum westlicher "soft power" mit zu verantworten hat, zum Nachteil der "liberalen Demokratien" westlichen Zuschnitts.
Das geht unter anderem aus einem geleakten PDF-Dokument eines gewissen Victor Madeira hervor. Demnach handelt es sich bei Madeira um einen führenden Forscher des Institute of Statecraft, der Mutterorganisation der Integrity Initiative.
Staatskunst ist der geschickte, effektive und strategische Einsatz aller Machtformen, die ein moderner Staat benötigt, um die Sicherheit und den Wohlstand seiner Bevölkerung zu gewährleisten", heißt es unverfänglich und doch vielsagend auf der Homepage des britischen Instituts.
Die Ausübung der eigenen Macht erstreckt sich auch auf die Unterhaltungsindustrie, die es nun wieder fest vor den Karren der globalen Erzählung von Gut und Böse zu spannen gilt.
Wir müssen uns wieder auf 'westliche' Unterhaltung konzentrieren und diese wiederbeleben, um den weltweit zunehmenden Autoritarismus und illiberale Tendenzen zu bekämpfen (...), aber ohne dass es sich um Propaganda handelt.
So zumindest heißt es in dem undatierten "Memorandum", dem PDF-Dokument das letzte Woche an die Öffentlichkeit gelangte. Bei der Veröffentlichung handelt es sich um einen Teil der vierten Tranche von Leaks aus dem Hause der vom britischen Außenministerium finanzierten Integrity Initiative.
Besonders China scheint den besorgten Transatlantikern in ihrem Bedürfnis die Menschheit zu schützen, zunehmend einen Strich durch die Rechnung zu machen. So wird Pekings wachsender Einfluss auf die US-Filmindustrie beklagt. Es sind audio-visuelle Produktionsstätten wie das Filmstudio Legendary, Dick Clark Productions, das die Golden Globes organisiert, oder auch die AMC Theaters, die zweitgrößte amerikanische Kinokette, die in den vergangenen zehn Jahren den Besitzer Richtung China wechselten. Dies kann der wohligen Selbstvergewisserung im Kinosessel bei Popcorn und Cola nicht zuträglich sein.
Filme, die die Politik von Peking/China in der Vergangenheit oder Gegenwart kritisieren, sind nicht mehr so einfach zu machen, oder, wenn sie gemacht werden, werden sie jetzt nicht mehr von chinesischen US-Kinoketten verbreitet", klagt der Autor.
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Erst seit dem wachsenden Einfluss Chinas scheint Hollywood zudem "zunehmend rein von finanziellen Überlegungen getrieben" zu sein, was den Verkauf liberaler demokratischer Werte nach Ansicht des Autors ungleich schwerer macht. Dafür sei nicht zuletzt eine "Selbstzensur" der Filmstudios aus ökonomischen Interessen verantwortlich. Sorge bereitet auch das Filmpublikum, dessen Empfänglichkeit und Interesse für verdeckte Hollywood-Propaganda – an "solchen Inhalten" wie es konkret heißt – schwinde. Verursacht wird dieses Phänomen nicht etwa durch eine differenziertere Weltsicht der Rezipienten in einer zunehmend multipolaren Welt, sondern, so drückt es der Autor aus, durch eine zunehmend "polarisierte" Welt.
Dass China sich anschickt, den bisherigen Hollywood-Hegemon lediglich mit seinen eigenen liberalen Mitteln herauszufordern, lässt wohl nicht nur den Verfasser des Berichts zunehmend ratlos zurück. Doch es werden auch Lösungsansätze präsentiert, darunter die politische Instruktion von Produzenten und Drehbuchautoren, um die Verbreitung der "richtigen" Botschaften zu gewährleisten.
Ziehen Sie derzeitige Experten wie z.B. Martha Bayles und Nick Cull zu Rate, um zu artikulieren, wie sich US- und andere globale Unterhaltungsunternehmen, entweder allein oder in Zusammenarbeit, verbessern und 'koordinieren' können, sodass die letztendlichen Botschaften aufeinander abgestimmt sind, um gemeinsame demokratische Werte zu stärken, aber mit lokal relevanten Inhalten", heißt es unumwunden im geleakten Memorandum.
Zudem sollten sich die Experten der Integrity Initiative dem Gespräch mit "den zuständigen Regierungsausschüssen" widmen, während das Memorandum ebenso vorschlägt, "sich nicht nur auf die (cineastischen) Ergebnisse" zu konzentrieren, sondern ihr Augenmerk auch auf das riesige Netzwerk von Veranstaltungen, Institutionen und "Subcommunities" zu richten.
Denken Sie an die globale Reichweite/Auswirkung von z.B. den Oscars, den Grammys, den Brits, den BAFTAs, der Film Academy usw.", rät Autor Victor Madeira.
Anstatt sich bei dem Kampf um die Verbreitung westlicher Werte auf die bereits gesättigten Märkte wie die USA zu konzentrieren, sei es außerdem ratsam, mit aufstrebenden ausländischen Filmindustrien zusammenarbeiten, die vermeintlich weniger gewinngesteuert und in den Augen des ausländischen Publikums glaubwürdiger seien. Zu diesen noch jungfräulichen Märkten gehört neben China demnach auch Russland.
Selbst russische und chinesische Entertainment-Gemeinschaften sollten nicht außerhalb der Grenzen 'westlicher Unterstützung' liegen", schreibt der Autor.
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Wie würden wohl die Reaktionen ausfallen, wenn etwa der FSB mit US-Filmemachern "zusammenarbeiten" würde? Man stelle sich vor, Robert Mueller fände nach intensivsten Recherchen heraus, dass der jüngste Dokumentarfilm von Michael Moore nicht nur erneut das politische US-Establishment im Visier hat, sondern zu allem Überfluss mit freundlicher Unterstützung des Kreml produziert wurde? Doch das ist natürlich weit hergeholt und nicht vergleichbar, denn in London, Washington und eben Hollywood widmet man sich schließlich der Verbreitung des Guten. Der Zweck heiligt bekanntlich die Mittel.
Bei der Einordnung der Sehnsucht nach den guten alten Hollywood-Zeiten, die aus den Worten des Autors spricht, helfen unter anderem die Erkenntnisse der Autoren Matthew Alford und Tom Secker. In Ihrem aufwendig recherchierten Buch mit dem Titel "National Security Cinema: The Shocking New Evidence of Government Control in Hollywood" führen beide den Beweis, dass der von der CIA und dem Pentagon geführte Nationale Sicherheitsrat an mehr als 800 Hollywood-Filmen und über 1.000 Fernsehsendungen mitwirkte. Demnach habe selbst die jüngste Forschung zum Thema den Umfang der Manipulation unterschätzt, auch weil die Regierung erhebliche Anstrengungen unternommen habe, um die Verbreitung entsprechender Informationen zu verhindern.
Währenddessen habe die Zusammenarbeit zwischen Regierung und Hollywood aber nicht etwa aufgrund ausländischen Einflusses abgenommen, sondern sich weiter intensiviert.
Es gibt keinen Zweifel daran, dass das Verteidigungsministerium die Militarisierung der Populärkultur gefördert hat und proaktiv nach weiterem Einfluss in Hollywood sucht", zeigt sich Secker überzeugt.
Weniger Aufmerksamkeit erhalte zudem die Tatsache, dass die Förderung durch das Pentagon, also die US-Regierung, keineswegs eine Vorbedingung für die Produktion militaristischer Unterhaltungserzeugnisse sei. Anders gesagt: Propaganda wird auch produziert, ohne dass das Militär am Drehbuch mitschreibt. Das patriotische Sendungsbewusstsein ist Teil der Hollywood-DNA.
An Beispielen mangelt es nicht. Man denke nur etwa an sehr erfolgreiche Produktionen wie "Rambo III". In dem im Jahr 1988 entstandenen Actionstreifen nimmt es Einzelkämpfer John Rambo mit der Sowjetarmee in Afghanistan auf. Die Rollen sind klar verteilt, hier die stumpfsinnigen Sowjets, dort die Verbündeten aus den Reihen der Mudschahedin. Diese opfern sich heroisch für die gute Sache, bedürfen dazu aber der Aufsicht des gewieften Stirnbandträgers Rambo, da sie allesamt als einfältige und hitzköpfige Araber daherkommen. Das perfekte Bild also für die Mobilisierung nicht nur der Heimatfront, sondern auch der sogenannten "internationalen Gemeinschaft" im Kampf gegen das Böse.
Zwar erhielt "Rambo III" bei der technischen Umsetzung eine gewisse Unterstützung durch das Außenministerium, doch die US-Militärs hatten keinen Einfluss auf das Drehbuch. Dennoch bestand für den militärisch-industriellen Komplex wenig Grund zur Klage.
Doch man bedient sich bei der speziellen Art der Filmförderung auch subtilerer Methoden. So zeigt "Transformers II" einen Verschwörungstheoretiker, der (im Film zurecht) darauf besteht, dass die Regierung die Existenz außerirdischer Riesenroboter vertuscht. Zum Glück ist es ja nur ein Film. Dass die eigene Regierung etwas zu verbergen haben könnte, ist ja auch eine absurde Vorstellung, so absurd wie kuriose außerirdische Riesenroboter.
Bekanntlich ist auch James Bond im Auftrag der britischen Regierung unterwegs. "Goldeneye" beinhaltet einen Spruch, bei dem M sagt:
Im Gegensatz zur amerikanischen Regierung ziehen wir es vor, unsere schlechten Nachrichten nicht von CNN zu erhalten.
Beide Filme erfreuten sich der Zusammenarbeit mit dem Pentagon.
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