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Rache für Butina? Experten in USA sehen die Festnahme eines US-Bürgers in Russland als "Zeichen"

In den USA werden Zweifel an der Schuld des in Russland gefassten US-Bürgers Paul Whelan laut. Es sei kein Spion, sondern eine Geisel, meint ein CNN-Experte. Zuvor hatte US-Außenminister Mike Pompeo die sofortige Freilassung Whelans gefordert.
Rache für Butina? Experten in USA sehen die Festnahme eines US-Bürgers in Russland als "Zeichen"© Screenshot Reuters-Video mit Erlaubnis der Familie Whelan

Er möge Russland, habe russische Freunde und sei zu einer Hochzeit nach Moskau gereist, erzählte am Dienstag dem britischen Sender BBC der Zwillingsbruder des am 28. Dezember in Moskau verhafteten US-Bürgers Paul Whelan. Er wird vom russischen Geheimdienst FSB der Spionage beschuldigt. David Whelan gab auch andere Details zur Biographie seines Bruders preis. Paul Whelan habe als US-Marineinfanterist 2004 und 2006 im Irak gedient und sei 2008 wegen Diebstahldelikten unehrenhaft aus dem Militärdienst entlassen worden. Er könne aber kein Spion sein, beteuerte der Bruder.

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Die gleichen Zweifel äußerte auch der CNN-Analytiker Robert Baer, der vom US-Sender am Mittwoch zum Fall befragt wurde. "Wir, die USA, setzen keine Privatpersonen in Moskau ein, um Spionageoperationen durchzuführen. Das ist unmöglich. Er wurde als Geisel genommen", so Baer.

Baer weist darauf hin, dass die Festnahme Whelans den Wunsch Russlands verdeutliche, sich für die in den USA verhaftete russische Staatsbürgerin Maria Butina zu rächen. Demnach werde Russland diesbezüglich eventuell einen Deal machen, heißt es.

Er (Wladimir Putin – Anm. d. Red.) gibt uns zu verstehen: Lassen Sie nicht zu, dass das Justizministerium und das FBI damit beginnen, Russen zu verfolgen. Sonst werden wir noch mehr Amerikaner ergreifen. Ich denke, er sendet ein solches Signal, so Baer.

Er fügte hinzu: "Und er hat in diesem Fall teilweise Recht. Die Verhaftung (Butinas – Anm. d. Red.) und ihre Überstellung ins Gefängnis waren wirklich übertrieben. Selbst wenn sie eine Mindesthaftstrafe erhält, werden die Russen es als unehrenhaft, ungerechtfertigt betrachten. Und dadurch stellt sich für Putin die Frage der Gegenmaßnahmen." Mit dieser Einschätzung ist der CNN-Experte nicht allein. Als "sehr wahrscheinlich" stufte ein ehemaliger CIA-Chef in Moskau die Austausch-Option gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters ein. 

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Die russischen Behörden haben inzwischen dem US-Botschafter Jon Huntsman in Moskau Zugang zum festgenommenen US-Burger gewährt. Botschafter habe Paul Whelan im Lefortovo-Gefängnis der russischen Hauptstadt besucht, hieß es am Mittwochabend (Ortszeit USA) aus dem US-Außenministerium. Der Diplomat habe dabei die Unterstützung der Botschaft angeboten und anschließend mit Whelans Familie telefoniert.

Die US-Regierung hatte zuvor von Russland dringend Aufklärung zur Festnahme Whelans gefordert. US-Außenminister Mike Pompeo sagte am Mittwoch am Rande eines Besuches in Brasilien, die US-Regierung wolle erfahren, was dem Mann vorgeworfen werde. Wenn seine Inhaftierung nicht rechtmäßig sei, werde man seine sofortige Freilassung verlangen.

Laut der US-Zeitung Washington Post soll Whelan 1994 den Dienst bei den US-Marines angetreten und sich bis zum Rang des Hauptfeldwebels hochgedient haben. 2004 und 2006 habe er im Irak gedient. 2008 sei Whelan allerdings für mehrere diebstahlbezogene Verbrechen verurteilt und "wegen unangemessenen Verhaltens" unehrenhaft aus dem Militärdienst entlassen worden.

Laut seinen Verwandten arbeitet Whelan derzeit als Direktor im Sicherheitsbereich des US-amerikanischen Automobilzulieferers BorgWarner, der eine Geschäftstätigkeit in Russland betreibt.

Die Situation um Maria Butina und anderen in den USA inhaftierten Russen wurde in den letzten Wochen auch vom russischen Präsidenten Wladimir Putin thematisiert. Bei mehreren Konferenzen sagte er, Butina habe keine Kontakte zu russischen Geheimdiensten. Sowohl russischen Behörden als auch ihr Vater gehen davon aus, dass Maria Butina wegen einer drohenden hohen Strafe und schlechten Haftbedingunen unter Druck gesetzt wird.

Während der großen Pressekonferenz am 20. Dezember fragte der RT-Journalist Ilja Petrenko Putin, u.a. auch im Hinblick auf die exterritoriale US-Justiz, ob es vielleicht nicht angemessen wäre, "zwecks eines möglichen Austauschs" auch US-Bürger in Russland juristisch zu verfolgen. Als Beispiel für einen derartige "Coup" nannte er die Verhaftung von drei kanadischen Staatsbürgern in China, die von vielen Medien als Reaktion auf die Festnahme einer chinesischen hochrangigen Huawei-Managerin in Kanada interpretiert wird.

Wladimir Putin bezeichnete derartige Rechtsprinzipien "aus dem Hammurapi-Kodex" als überholt und schloss Festnahmen ohne nachgewiesenen Rechtsbruch aus. Es komme dabei auch nicht darauf an, ob der Betroffene russischer Staatsbürger sei oder nicht, so Putin.

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