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"Kuba-Krise 2.0" - Pläne für russische Raketenbasis auf Kuba als Reaktion auf INF-Ausstieg der USA

Der Austritt der USA aus dem INF-Vertrag könnte unvorhergesehene Nebeneffekte für Washington zeigen. Moskau müsse nun, so der führende russische Verteidigungspolitiker Wladimir Schamanow, Mittelstreckenraketen auf Kuba stationieren. Analysten wägen derzeit das Pro und Contra ab.
"Kuba-Krise 2.0" - Pläne für russische Raketenbasis auf Kuba als Reaktion auf INF-Ausstieg der USAQuelle: Sputnik

Die USA planen, einen entscheidenden Abrüstungsvertrag aus der Zeit des Kalten Krieges aufzukündigen: Den sogenannten INF-Vertrag, der die Abschaffung von atomaren Mittelstreckenraketen auf europäischem Boden regelt. Die Reaktion Russlands könnte durchaus dem jetzigen Zeitgeist folgen - nämlich durch die Reaktivierung militärischer Einrichtungen auf Kuba. 

Das erklärte Wladimir Schamanow, Vorsitzender des Verteidigungsausschusses der Staatsduma und ehemaliger Kommandeur der Luftlandetruppen.

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Dafür müsste die kubanische Regierung der Stationierung russischer Truppen zustimmen. Dabei gehe es mehr um Politik als um Verteidigungsfragen, spekulierte Schamanow.

Die Bewertung dieses Szenarios ist im Gange, und [politische] Vorschläge werden als nächstes folgen", sagte er der russischen Nachrichtenagentur Interfax, ohne genauere Details zu nennen.

Dieses Thema könnte angesprochen werden, wenn Kubas neuer Präsident Miguel Díaz-Canel Anfang November Russland besucht. Díaz-Canel, seit Frühjahr dieses Jahres Präsident Kubas, ist zwar gegenüber einer ausländischen Militärpräsenz skeptisch, aber "die Politik ist eine lebendige Angelegenheit", erklärte Schamanow.

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Kuba hat seine eigenen Interessen und wurde durch US-Sanktionen verletzt", fügte er hinzu.

Zuvor hatte der pensionierte General Moskau und Washington aufgefordert, sich zu einigen und zur Verständigung zurückzukehren.

Wenn wir das [Aufhebung des INF-Vertrages] jetzt nicht aufhalten und nicht reden, könnten wir tatsächlich ähnliche Bedingungen schaffen wie in der Kubakrise", wurde er von RIA Nowosti zitiert.

Während der Kubakrise kam es Anfang der 1960er Jahre zu einer scharfen Konfrontation zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion. Die Welt stand damals am Rand eines Atomkrieges. Während dieser Pattsituation stationierte Moskau sowjetische nukleare Raketen in Kuba als Reaktion auf die in der Türkei stationierten US-amerikanischen Atomraketen.

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Während des Kalten Krieges betrieb Russland auch eine militärische Aufklärungsstation in Lourdes, in der Nähe der kubanischen Hauptstadt Havanna. Sie wurde 1967 in Betrieb genommen und galt mit bis zu 3.000 Mitarbeitern als die größte sowjetische Abhörstation im Ausland. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde die Basis in Lourdes verkleinert, aber bis 2002 weiter betrieben. Dann wurde sie stillgelegt.

Konstantin Siwkow, ein Militärexperte und ehemaliger Offizier der Marine, widersprach den Planspielen Schamanows und erklärte, es sei unwahrscheinlich, dass das russische Militär auf die Insel zurückkehren werde. "[In den 1960er Jahren] waren wir gezwungen, diese Entscheidung zu treffen [Raketen nach Kuba zu verlegen], weil wir nicht genügend interkontinentale ballistische Raketen hatten. Jetzt haben wir sie."

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US-Präsident Donald Trump hatte Anfang Oktober für weltweite Entrüstung gesorgt, als er ankündigte, sich aus dem INF-Vertrag zurückzuziehen. Er tat dies unter dem Vorwand, dass sich Russland nicht an die Vereinbarungen des Vertrages halten würde. Russland feuerte zurück und erklärte, dass die USA selbst das INF-Regelwerk längst gebrochen hätten, indem sie bodengestützte Raketensysteme dieser Kategorien mittlerweile sogar in Osteuropa einsetzten.

Der damalige US-Präsident Ronald Reagan und der sowjetische Generalsekretär Michail Gorbatschow unterzeichneten den INF-Vertrag im Jahr 1987. Dies war das erste Mal in der Geschichte, dass sich beide Supermächte darauf geeinigt hatten, eine ganze Gattung von ballistischen Raketen zu demontieren und sich gegenseitigen Inspektionen zu unterwefen.

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