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Mordverdacht: Exil-Journalist nach Besuch des saudischen Konsulats in Istanbul verschwunden

Ein im Exil lebender saudischer Journalist betritt das Konsulat seines Landes in Istanbul – und kommt nicht wieder heraus. Die türkischen Behörden behaupten, die Saudis hätten ihn ermordet und die Leiche verschwinden lassen. Diese bestreiten jede Schuld.
Mordverdacht: Exil-Journalist nach Besuch des saudischen Konsulats in Istanbul verschwundenQuelle: www.globallookpress.com

Der bekannte saudische Journalist Dschamal Chaschukdschi (in englischer Transkription Jamal Kashoggi) ist nach einem Besuch des saudischen Konsulats in Istanbul verschwunden. Türkische Behörden gehen davon aus, dass der Journalist in den Räumen des Konsulats ermordet wurde.

Chaschukdschi war ein prominenter Kritiker der saudischen Regierung. Als er sich in seinem Land nicht mehr sicher fühlte, ging er im September 2017 ins Exil in die USA. Dort trat er unter anderem als Kolumnist der Washington Post in Erscheinung.

Am Dienstag vergangener Woche ging Chaschukdschi in das saudische Konsulat in Istanbul, um ein Dokument abzuholen, das er für seine Hochzeit benötigte. Seine Verlobte wartete vor dem Gebäude, Chaschukdschi kam nicht wieder heraus.

Nachdem zunächst Meldungen über eine Verhaftung Chaschukdschi verbreitet worden waren, erklärten türkische Sicherheitsbehörden am Samstag, dass der Journalist im Konsulat ermordet wurde. Middle East Eye zitierte einen türkischen Offiziellen:

Die erste Einschätzung der türkischen Polizei ist, dass Herr Chaschukdschi im Konsulat von Saudi-Arabien in Istanbul getötet wurde. Wir glauben, dass der Mord vorsätzlich war und die Leiche später aus dem Konsulat entfernt wurde.

Middle East Eye zitierte auch einen Polizisten mit der Aussage, dass Chaschukdschi "brutal gefoltert, ermordet und in Stücke geschnitten" wurde. Alles sei gefilmt worden, der Film sei dann außer Landes gebracht worden. Nach türkischen Angaben waren 15 Saudis nach Istanbul geflogen und hielten sich zeitgleich mit dem Journalisten im Konsulat auf. Noch am Tag des Mordes hätten sie das Land wieder verlassen.

Der türkische Präsident Erdoğan bestätigte am Sonntag gegenüber Reuters die Angaben der Behörden. Erdoğan erklärte, die Behörden würden noch die Aufnahmen der Überwachungskameras auswerten, es gelte, die Untersuchung abzuwarten. 

Die saudischen Behörden bestritten unterdessen, etwas mit dem Verschwinden des Journalisten zu tun zu haben. Kronprinz Mohammed bin Salman, der starke Mann in der Regierung des Landes, lud die türkischen Behörden bereits am Freitag ein, das Konsulat zu durchsuchen.

Die Saudis sind bekannt dafür, hart gegen Kritiker im eigenen Land vorzugehen. Auch Riads Außenpolitik ist seit der Machtübernahme durch den Kronprinzen deutlich aggressiver geworden. Der Fall Chaschukdschi könnte sich zu einem Konflikt zwischen Saudi Arabien und der Türkei entwickeln und die ohnehin schwierigen Beziehungen zwischen beiden Staaten weiter belasten.

Volker Perthes, deutscher Nahost-Experte und Direktor der regierungsnahen Stiftung Wissenschaft und Politik, mahnte am Sonntag auf Twitter zu Zurückhaltung. Meldungen über die Ermordung Chaschukdschis seien besorgniserregend, aber unbestätigt. Es sei besser, zu hoffen und zu beten, dass er am Leben sei, als mit Spekulationen die türkisch-saudische Rivalität weiter anzuheizen.

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