"Werkstatt des Teufels" – Watergate-Reporter Woodward veröffentlicht Buch über Trump
Schon das Erscheinungsdatum des Buches lässt erschaudern: Das neue Buch von Pulitzer-Preisträger Bob Woodward (75) soll am 11. September erscheinen. Die Washington Post, die keine Gelegenheit auslässt, um sich an dem amtierenden US-Präsidenten abzuarbeiten, zitierte am Dienstag vorab aus dem Werk. Und wie nicht anders zu erwarten, zeichnen die ersten Auszüge aus dem Buch ein mehr als verstörendes Bild von Donald Trump.
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Das Weiße Haus reagierte prompt – und sprach pauschal von "Lügengeschichten". Das Buch mit dem Titel "Fear – Trump in the White House" ("Angst – Trump im Weißen Haus") erscheint beim Verlag Simon & Schuster. Der Verlag wirbt damit, Woodward, der seit 1971 für die Washington Post schreibt, decke "das erschütternde Leben im Inneren von Präsident Donald Trumps Weißem Haus" auf.
Das Weiße Haus erscheint in dem Beitrag der Washington Post als Hort des Chaos, Trump als ahnungsloser Regierungschef, der Umgang miteinander als zutiefst respektlos – und das alles in noch stärkerem Ausmaß, als Kritiker bislang vermutet haben. Woodward berichtet, nach einem Chemiewaffenangriff in Syrien im April 2017 habe Trump Pentagon-Chef Jim Mattis angerufen und gesagt, er wolle Präsident Baschar al-Assad umbringen lassen: "Lass ihn uns verdammt nochmal töten. Lass uns reingehen."
Mattis habe dem Präsidenten zugesichert, er werde sich darum kümmern. Nach dem Telefonat habe Mattis einem hochrangigen Mitarbeiter gesagt: "Wir werden nichts davon tun. Wir werden viel maßvoller sein." Mattis erklärte, die fraglichen Worte seien von ihm weder geäußert worden noch in seiner Gegenwart gefallen. Trump schrieb auf Twitter, die Mattis und etwa auch seinem Stabschef John Kelly zugeschriebenen Aussagen seien Schwindeleien, die die Öffentlichkeit täuschen sollten. "Es ist nur ein weiteres schlechtes Buch", sagte der US-Präsidenten der konservativen Online-Webseite Daily Caller.
Bei einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates im vergangenen Januar soll Trump nach Darstellung Woodwards gefragt haben, warum die US-Streitkräfte so massiv auf der koreanischen Halbinsel vertreten sein müssten. Mattis Antwort laut Woodword: "Wir machen das, um den Dritten Weltkrieg zu verhindern." Nachdem Trump die Sitzung verlassen hatte, soll Mattis ihm das Verständnis "eines Fünft- oder Sechstklässlers" attestiert haben – so zitiert ihn der Autor.
Woodwards Recherchen werfen die Frage auf, wie viel Kontrolle Trump im Weißen Haus hat. Der Autor schreibt laut Washington Post, der damalige Wirtschaftsberater Gary Cohn habe "einen Brief von Trumps Schreibtisch gestohlen", mit dem der Präsident ein Handelsabkommen mit Südkorea habe aufkündigen wollen. Cohn habe einem Mitarbeiter später gesagt, er habe aus Gründen der nationalen Sicherheit gehandelt. Trump habe das Fehlen des Schreibens noch nicht einmal bemerkt.
Woodward berichtet auch über die Verzweiflung im Weißen Haus über Trumps Twitter-Arien. Der frühere Chef des Stabes, Reince Priebus, habe Trumps Schlafzimmer – wo der Präsident Kabel-TV schaut und Tweets absetzt – als "Werkstatt des Teufels" bezeichnet. Trump wiederum habe Priebus mit "einer kleinen Ratte" verglichen – und zwar im Gespräch mit einem Untergebenen seines eigenen Stabschefs.
Trump trennte sich im Juli 2017 von Priebus, ihm folgte John Kelly nach. Woodward berichtet nun, Kelly habe in kleiner Runde über Trump gesagt: "Er ist ein Idiot. Es ist sinnlos zu versuchen, ihn von irgendetwas zu überzeugen. Er ist entgleist. Wir sind in Crazytown."
Für Trump kommt das Buch zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt: In zwei Monaten stehen Zwischenwahlen zum Kongress an. Der Präsident ist außerdem in der sogenannten "Russland-Affäre" weiterhin unter Druck. Woodward berichtet, Trumps sei von seinem damaligen Anwalt John Dowd gewarnt worden, bei Sonderermittler Robert Mueller auszusagen – weil er ansonsten Gefängnis riskiere.
Das Weiße Haus verschickte wenige Stunden nach dem Bericht in der Washington Post eine Mitteilung, in der Kelly dementierte, dass er Trump jemals einen Idioten genannt habe. "Er und ich wissen, dass diese Geschichte totaler BS ist." BS steht für "Bullshit", ein Wort, das in Mitteilungen des Weißen Hauses sonst eher nicht vorkommt. Auch Mattis dementierte die ihm zugeschriebenen Äußerungen. Trump schrieb auf Twitter von "erfundenen Betrügereien".
Woodwards Werk ist nicht das erste vermeintliche Enthüllungsbuch über Trumps Präsidentschaft. Im Januar hatte "Fire and Fury" Washington erschüttert, das Buch des Autors und Journalisten Michael Wolff hatte die Frage aufgeworfen, ob Trump dem Amt gewachsen ist. Im vergangenen Monat hatte die frühere Mitarbeiterin des Weißen Hauses, Omarosa Manigault Newman, Zweifel an dessen geistiger Gesundheit durchblicken lassen. Trump bezeichnete sie daraufhin als "Hund".
Wolff waren an einigen Stellen sachliche Fehler nachgewiesen worden, Manigault Newman hatte seit ihrer Entlassung im Dezember 2017 eine Rechnung mit dem Weißen Haus offen. Trump und das Weiße Haus versuchen nun, auch den Inhalt des Buches von Woodward zu diskreditieren – oder gleich den mehrfach ausgezeichneten Autor selber. Trump sagte der konservativen US-Internetseite Daily Caller: "Er hat eine Menge Glaubwürdigkeitsprobleme gehabt."
Ob diese Strategie erfolgreich sein wird, ist offen: Woodward gilt als einer der respektiertesten Journalisten weltweit. In 1973 deckte er gemeinsam mit Carl Bernstein den Watergate-Skandal auf, der zum Rücktritt von US-Präsident Richard Nixon führte. Der frühere Verteidigungsminister Robert Gates sagte 2014, er wünschte, er hätte den legendären Reporter für den US-Geheimdienst CIA rekrutiert – "weil er eine außergewöhnliche Fähigkeit dafür hat, ansonsten verantwortungsvolle Erwachsene dazu zu bringen, ihm ihr Herz auszuschütten".
Zudem legte sich Woodward nicht nur mit Trump und Nixon an. Auch die Präsidenten George W. Bush und Ronald Reagan kamen in den "Genuss" eines Buches von Woodward. Fortsetzung folgt.
Dieser Beitrag wurde unter Verwendung von dpa-Material erstellt.
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