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Microsoft fordert US-Regierung zur Regulierung von Gesichtserkennungstechnologie auf

In einem Blogeintrag vom 13. Juli forderte der Präsident von Microsoft, Brad Smith, die US-Regierung eindringlich dazu auf, Technologien zur Gesichtserkennung zu regulieren. Diese seien mit zu vielen Auswirkungen und Risiken für die Gesellschaft verbunden.
Microsoft fordert US-Regierung zur Regulierung von Gesichtserkennungstechnologie aufQuelle: Reuters

Der Präsident von Microsoft, Brad Smith, bezieht in seinem Beitrag auf der Firmenseite ausführlich und grundlegend Stellung zu einem Problem, das seiner Einschätzung nach der Privatwirtschaft über den Kopf wachsen würde:

Die Gesichtserkennungstechnologie wirft Fragen auf, die den grundlegenden Schutz von Menschenrechten wie Privatsphäre und Meinungsfreiheit betreffen. Diese Probleme erfordern eine besondere Verantwortung für Technologieunternehmen, die diese Produkte herstellen. Unserer Meinung nach erfordern sie auch eine durchdachte staatliche Regulierung und die Entwicklung von Normen für akzeptable Nutzungen. In einer demokratischen Republik gibt es keinen Ersatz für die Entscheidungsfindung durch unsere gewählten Vertreter in den Fragen, die eine Abwägung zwischen der öffentlichen Sicherheit und dem Wesen unserer demokratischen Freiheiten erfordern. Die Gesichtserkennung wird sowohl den öffentlichen als auch den privaten Sektor zwingen, sich damit zu befassen - und zu handeln.

Die Technologie, die maschinelle Lernsoftware verwendet, um Personen in Videos und Fotos zu identifizieren, wird von sozialen Netzwerken, Fotoanwendungen und sogar von Apple als Sicherheitsmaßnahme zum Freischalten von iPhones verwendet. Darüber hinaus wird die Technologie zunehmend von Behörden eingesetzt, um Verdächtige bei der Begehung von Straftaten zu identifizieren.

Auf dem Weg zu Orwells "1984"

Obwohl Smith zugibt, dass der Einsatz der Gesichtserkennungstechnologie "sowohl positiv als auch potenziell sogar tiefgreifend" sein kann, argumentiert er auch, dass die Technologie umstritten und gefährlich ist:

Stellen Sie sich eine Regierung vor, die Sie im letzten Monat ohne Ihre Erlaubnis oder Ihr Wissen überallhin verfolgt hat. Stellen Sie sich eine Datenbank von allen vor, die an einer politischen Kundgebung teilgenommen haben, wie sie das Wesen der Redefreiheit ausmacht. Stellen Sie sich die Geschäfte eines Einkaufszentrums vor, die eine Gesichtserkennung haben, um Informationen über jedes Regal, das Sie durchsuchen und über das, was Sie kaufen, miteinander zu teilen, ohne Sie vorher zu fragen. Das war lange Zeit der Stoff für Science Fiction und solch populäre Filme wie "Minority Report", "Enemy of the State" und sogar "1984" - aber jetzt steht es kurz davor, möglich zu werden.

Massenüberwachung und soziale Kontrolle - Pekings Sozialkredit-System offenbart das volle Überwachungspotenzial

Ein Blick in die Volksrepublik China macht deutlich, wohin die Reise gehen kann. Dort ist die staatlich eingesetzte Gesichtserkennung längst Teil der offiziellen Überwachung. Aktuellen Medienberichten zufolge wird die Bevölkerung Chinas über mittlerweile hunderte Millionen Kameras erfasst und kann in deren Bilddatenstrom sukzessive verfolgt werden. Überwachung zur Bekämpfung von Kriminalität und Terrorismus sowie zur sozialen Kontrolle der Bevölkerung gehen dabei Hand in Hand. Denn China nutzt die anfallenden Daten zur Installation eines gigantischen Sozialkredit-Systems. Auf Basis der Sammlung und Auswertung dieser Daten erhält jeder ein Punkte-Konto, auf dessen Basis der Staat seine Bürger gezielt bewerten, belohnen oder auch bestrafen kann. Alles, was die Menschen im Alltag tun oder lassen, kann in deren persönliche Bewertung einfließen - und auch in entsprechende schwarze Listen.

Demgegenüber stecken die Anwendungen solcher Gesichtserkennungstechnologie hierzulande noch in den Kinderschuhen. Einen Testlauf für deren Einsatz am Berliner S-Bahnhof Südkreuz kommentierte der damalige Bundesinnenminister Thomas de Maizière allerdings als "vielversprechend" und sah in der Anwendung dieser Technologie

einen erheblichen Mehrwert für die Fahndung nach Terroristen und Schwerverbrechern.

Die Genauigkeit der Erkennung variiert derzeit noch - je nach Geschlecht und Hautfarbe

Während die einen also über eine neue Phase in der Verbrechensbekämpfung jubeln, sprechen andere schlicht von Massenüberwachung ungekannten Ausmaßes - und von fundamentalen Risiken in der Technologie selbst. So auch der Microsoft-Präsident Smith mit Blick auf eine aktuelle Studie des MIT Media Lab zur algorithmischen Gesichtserkennung:

Noch komplizierter wird es, wenn wir dabei berücksichtigen, dass die Gesichtserkennung schnell voranschreitet, aber noch lange nicht perfekt ist. Wie in den letzten Monaten vielfach berichtet, wurden Verzerrungen in der Leistungsfähigkeit verschiedener Gesichtserkennungstechnologien registriert. Die Technologien arbeiteten bei weißen Männern genauer als bei weißen Frauen und waren bei der Identifizierung von Personen mit hellerem Teint genauer als bei farbigen Personen. Forscher aus dem gesamten Technologiesektor machen Überstunden, um diese Herausforderungen zu bewältigen, und es werden bedeutende Fortschritte erzielt. Doch wie wichtige Forschungen gezeigt haben, gibt es nach wie vor Mängel. Die relative Unreife der Technologie macht diese Fragen für die breite Öffentlichkeit noch dringlicher.

Schließlich räumt Smith ein, dass es durchaus ungewöhnlich sei, wenn ein an diesen Entwicklungen maßgeblich beteiligtes Unternehmen nach dem Gesetzgeber rufe, um verbindliche Regelungen und internationale Abkommen zu etablieren. Allerdings könne man Technologien mit derartigen Auswirkungen und Risiken nicht einfach unreglementiert dem Markt und der Verfügung der Konzerne überlassen. Regulierungen für medizinische Produkte der Pharmaindustrie und die Entwicklungen in der Autoindustrie überlasse man ja auch nicht den jeweiligen Unternehmen.

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