US-Kommentator zur Außenpolitik: Donald Trump als "guter und böser Bulle in einer Person"
Der Mitgründer und Ehren-CEO des konservativen US-amerikanischen Blogportals PJ Media, Roger L. Simon, hat einen viel beachteten Beitrag über die regelmäßig als unstet und vermeintlich konzeptlos kritisierte Außenpolitik des US-Präsidenten Donald Trump verfasst. Darin stellt er die These auf, dass genau dieser Ansatz eine Stärke des Immobilienmagnaten darstellt, der als völliger Polit-Neuling auf direktem Wege ins oberste Amt der USA gewählt worden ist.
Die Kritik, Trump hätte keine "offizielle" Außenpolitik, keine niedergelegte Theorie, auf die er seine ständigen weltweiten Ad-hoc-Initiativen gründe, sei zwar in vollem Umfang korrekt, schreibt Simon. Er bezweifelt jedoch, dass dies ein Manko darstelle:
Offizielle Außenpolitik ist von hohem Wert, wenn man ein Doktoratsstudent der internationalen Beziehungen ist oder ein Stipendium von einem Think Tank hat, aber nicht so sehr für Präsidenten. Diese müssen in der Lage sein, eine sich ständig ändernde politische Landkarte zu lesen und flink zu agieren, ohne durch rigide Konzepte und Ideologien von gestern eingeschränkt zu sein.
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Direkte Ansprache als Person statt diplomatischer Floskeln
Trump habe diesen flexiblen Zugang auf ganz neue Höhen getrieben, er sei "guter und böser Bulle in einer Person", der seine Gegner mal verteufle, ihnen mal gut zurede, ihnen dann gar ab und an sogar schmeichle, was oft als verwirrende Gangart kritisiert werde - aber, so unterstreicht Simon, bis dato zu funktionieren scheint. Er spreche Kim Jong-un und Nordkoreas Führung als Person an, nicht als Amtswalter oder behördliches Konstrukt, und lasse entsprechend die verbrauchte Rhetorik der Diplomatie beiseite. Roger L. Simon zufolge habe sich dies als effektiv erwiesen:
Für die Nordkoreaner - und ich vermute, auch für die Iraner und andere, die es nicht gut mit uns meinen - macht ihn das glaubwürdiger, aber auch bedrohlicher. Despoten tendieren dazu, als Menschen zu reagieren - in ihrem Fall als böse Menschen. Trumps Kommunikationsstrategie hat sich jedoch, ebenfalls bis dato, als weit überlegen erwiesen gegenüber den traditionelleren Methoden der vorhergehenden Präsidenten, die nicht nur nichts erreicht haben, sondern auf fürchterliche Weise gescheitert sind und uns sogar Rückschläge eingehandelt haben.
Obwohl die Amerikaner sowohl im Umgang mit Nordkorea als auch mit dem Iran stets auf der Basis feinsinniger Theorien gearbeitet hätten, die stets eine rationale Begründung dafür geliefert hätten, warum man sich wofür entschieden oder nicht entschieden hätte, sei man "von beiden über den Tisch verhandelt" worden.
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"Trumps entscheidendes Geheimnis - sein gutes Herz"
Trump hingegen habe etwas mehr als ein Jahr lang improvisiert, sich weiterentwickelt und endlich ein Team gefunden, mit dem er gut arbeiten könne. Von Beginn an dabei ist UN-Botschafterin Nikki Haley. Diese, so Simon, setze sich zwar von Zeit zu Zeit von ihrem Präsidenten ab, aber nie so weit, dass sie damit dessen größere, direktere und authentischere Botschaft infrage stellen würde. Dazu kommt nun John Bolton als erfahrener Praktiker. Auch die Zusammenarbeit mit Mike Pompeo als Außenminister funktioniere wesentlich harmonischer als die mit dessen Vorgänger Rex Tillerson, dessen globaler Managerhintergrund wenig zu Trumps Perspektiven gepasst habe.
Das entscheidende Geheimnis Trumps jedoch, warum seine außenpolitische Bilanz auch ohne eine klar erkennbare Theorie beachtlich sei, sei laut Simon viel einfacher: Trump habe ein gutes Herz - und er glaube an die amerikanische Einzigartigkeit.
Ja, er ist dünnhäutig und beißt gegen seine Gegner zurück, auch wenn es manchmal unnötig erscheint. Aber unter dieser Haut steckt ein Mann, dem sein Land und dessen Bürger wirklich am Herzen liegen. Und ihm liegt auch die Welt insgesamt am Herzen. Diese beiden Dinge schließen sich nicht wechselseitig aus, wenn man davon überzeugt ist, dass die Vereinigten Staaten im Großen und Ganzen (nie perfekt - das wäre auch gar nicht möglich) für das Wohl Aller arbeiten und davon, dass wir tatsächlich eine einzigartige Nation sind. Diesbezüglich jedoch war die Vorgängerregierung, um es mal milde zu formulieren, ambivalent.
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Weder Neocon noch Isolationist
Trump sei, so Simon, in keiner Weise ein Neocon – "zumindest nicht in dem Sinne, wie wir diese Demokratieverbreitungsideologie im Vorfeld des Irakkrieges kennengelernt hatten, als faktisch jeder einer war". Aber sein dagegen gesetzter Nationalismus sei auch nicht annähernd so einseitig und isolationistisch wie einige gedacht hätten.
Er hat deutlich gemacht, dass er niemandem Demokratie aufzwingen will, aber er würde auch niemanden daran hindern, sollte irgendjemand sich dazu entschließen, von sich aus diesen Weg zu gehen - ein Kompromiss, der langfristig gesehen wahrscheinlich erfolgversprechender ist (wie man etwa daran sieht, dass Saudi-Arabien plötzlich damit beginnt, Schritte in Richtung einer modernen Gesellschaft zu setzen). Trumps direkter, unverblümter Ansatz könnte sogar noch besser funktionieren als er es selbst erwartet hätte.
Die traditionelle Diplomatie, so Roger L. Simon, habe sich fast immer als Versuch erwiesen, andere Nationen mit ins Boot zu holen oder zu überreden, indem man die Wahrheit verschleiere. Aber dieses Verschleiern der Wahrheit funktioniere bereits in persönlichen Beziehungen nicht - weshalb sollte sie auf globaler Ebene funktionieren?
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