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Syrische Einwanderer in den USA: Nur die Muslimbrüder begrüßen Trumps Militäraktion

Gespaltene Reaktionen in der syrisch-amerikanischen Community auf die jüngste Militäraktion einer US-geführten Koalition auf Syrien: Die Ärzteorganisation SAMS, die zuvor den angeblichen Giftgasangriff bezeugte, steht selbst im Zwielicht.
Syrische Einwanderer in den USA: Nur die Muslimbrüder begrüßen Trumps MilitäraktionQuelle: Reuters

Die Reaktionen innerhalb der syrischen Einwanderercommunity in den USA auf den jüngsten Militärschlag der USA und ihrer Verbündeten gegen syrische Einrichtungen sind geteilt. Syrische Einwanderer und Organisationen, die am Samstag in mehreren Städten den 72. Jahrestag der Unabhängigkeit des Landes von Frankreich begingen, verurteilten den Angriff durch die USA, Großbritannien und Frankreich mehrheitlich als "illegal". Dies berichtete unter anderem die Washington Post.

Auch Ghias Moussa, der Leiter des Syrisch-Amerikanischen Forums (SAF) in New York und New Jersey, sprach sich gegenüber USA Today gegen die US-geführte Intervention aus und erklärte, die Regierung unter Präsident Donald Trump solle nicht auf einen Regimewechsel in Syrien drängen.

Wir denken nicht, dass mehr unschuldige Menschen in Syrien durch Bomben zu töten Gerechtigkeit schaffen wird für das, was geschehen ist, ob nun das Assad-Regime dahintersteht oder nicht", erklärte Moussa. "Amerikaner sollten sich nicht in aller Welt dafür engagieren, Regime zu ändern, damit wir jemanden bekommen, der uns passt und Leute zu bekämpfen, die uns nicht gefallen.

Der Syrisch-Amerikanische Rat (SAC) hingegen, seines Zeichens der älteste und größte Lobby-Dachverband von Exil-Syrern in den USA, hat Fox News zufolge Trumps Entscheidung gelobt, militärisch gegen Syrien vorzugehen. Auf diese Weise habe er dazu beigetragen, dem Völkerrecht zum Durchbruch zu verhelfen, das die Verwendung von Chemiewaffen verbietet.

Wir übermitteln der Regierung unseren tief empfundenen Dank dafür, dass sie [den syrischen Präsidenten Baschar al-] Assad für die Chemiewaffenattacke am Sonntag und für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit während der vergangenen sieben Jahre im Krieg in Syrien zur Rechenschaft gezogen hat", heißt es in einem Statement der Gruppe. Das Vorgehen eröffne eine "wahrhafte Möglichkeit", den Krieg dort zu beenden.

"Fassbomben", "Flugverbotszone" – Verräterische Rhetorik zieht sich durch SAC-Statement

Der weitere Tenor des Statements lässt indessen aufhorchen. Der SAC beschreibt den Konflikt in Syrien als einen, in dem "das Assad-Regime chemische Waffen, Fassbomben und Streumunition verwendet" habe, um "Zivilisten ins Visier zu nehmen und zu töten".

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Der Rat fordert die US-geführte Koalition nun dazu auf, in einem weiteren Schritt "die Schläge weiterzuführen und Assads Luftwaffe zu Boden zu bringen" sowie eine Flugverbotszone zu verhängen und so "die Fähigkeit des Assad-Regimes zunichte [zu] machen, weitere Kriegsverbrechen und massenhafte Grausamkeiten [zu] verüben". Der SAC zeigte sich optimistisch, dass die Regierung Trump "mit dem syrischen Volk arbeiten wird, um Assad zu stürzen, das Abschlachten zu beenden und Freiheit, Frieden und Demokratie in Syrien einzuführen".

Die intensive Verwendung von Buzzwords und Memes wie "Fassbomben", "chemische Angriffe des Assad-Regims" und "Flugverbotszone" hatten von Beginn der Kampfhandlungen im Jahr 2011 an eine zentrale Rolle in der Agitation und Propaganda der dominanten Fraktion innerhalb der bewaffneten syrischen Opposition gespielt, namentlich unterschiedlicher Gruppierungen radikal-islamischer Kampfverbände von der "Freien Syrischen Armee" (FSA) über Ahrar al-Scham bis hin zu Dschaisch al-Islam oder der Dschabhat al-Nusra. Was sie ungeachtet aller taktischen und personellen Differenzen einte, waren die Entschlossenheit, die Regierung Assad zu Gunsten einer islamischen Ordnung zu stürzen, und die ideologische Übereinstimmung mit den Vorstellungen einer seit 1928 in der islamischen Welt sehr bedeutenden politischen Kraft - der Muslimbruderschaft.

Auch der SAC ist Watchdog-Organisationen zufolge elementarer Teil dieser weltweit tätigen, radikal-islamischen Bewegung, die in vielen Ländern der Welt, etwa in Ägypten, als terroristische Organisation eingestuft wird. So sollen führende Funktionäre des Verbandes wie die Ex-Präsidenten Talal Sunbulli und Hussam Ayloush ebenso wie Führungsmitglied Louay Safi gleichzeitig einflussreiche Funktionäre der Muslimbruderschaft sein, wie die Global MB Watch angibt.

SAMS neben "Weißhelmen" einzige Quelle für "Giftangriff auf Duma"

Dass diese Klammer zwischen oppositionsnahen syrisch-amerikanischen Organisationen und der Anfang der 1980er Jahre in Syrien mit großer Härte niedergeschlagenen Muslimbruderschaft auch heute noch in der politischen Kampagnenführung gegen die syrische Regierung in den USA eine bedeutende Rolle spielt, zeigt auch das Beispiel der "Syrisch-Amerikanischen Ärztegesellschaft" (SAMS).

Dieser kam auf amerikanischem Boden eine tragende Rolle zu als "Quelle" der angeblichen Chemiewaffenattacke der syrischen Regierung in Duma vor einer Woche. Für Medien wie die Washington Post, die New York Times oder CNN war die SAMS neben den umstrittenen "Weißhelmen" die meistzitierte Gruppierung im Zusammenhang mit der Behauptung, in der Stadt in Ost-Ghuta seien 500 Menschen wegen Symptomen behandelt worden, die "darauf hinweisen, einer chemischen Substanz ausgesetzt gewesen zu sein".

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Bereits vor einem Jahr spielte die Gruppe, die sich selbst als "unpolitische, nicht auf Gewinn ausgerichtete Organisation" darstellt, eine bedeutende Rolle bei der Pflege des Narrativs der angeblichen Sarin-Attacke in Chan Scheichun im April 2017, die bereits damals einen Militärschlag der USA gegen einen Militärflughafen in Syrien zur Folge hatte. SAMS soll in diesem Zusammenhang selbst der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) biomedizinische Proben ausgehändigt haben - obwohl dies gegen deren Statuten verstößt, Beweise ohne verifizierbare Herkunftskette entgegenzunehmen.

Kritiker betrachten die 1998 gegründete SAMS hingegen als Exilzweig der radikal-islamisch orientierten syrischen Opposition, die sowohl zu interventionistischen Kreisen in Washington als auch zu Unterstützern der Extremisten in der Türkei und Katar enge Verbindungen pflegt. Der seit Juli 2000 amtierende Vorstandsberater und mehrjährige Präsident von SAMS, der Multifunktionär Zaher Sahloul, diente unter anderem als Präsident der Mosque Foundation, über die die Chicago Tribune im Jahr 2004 herausgefunden hatte, dass sie jährlich mehr als eine Million US-Dollar an Spenden für Organisationen im Ausland sammelte, von denen drei nachweislich in Terrorfinanzierung involviert gewesen seien. Einer seiner Vorstandskollegen in der Mosque Foundation war unter anderem der 1993 in Israel wegen Terrorverdachts festgenommene Hamas-Kommandant Muhammad Salah.

Verzehnfachung des Etats in nur zwei Jahren

Dennoch hat sich die SAMS im Laufe der letzten Jahre eines sprunghaften Anstiegs ihrer Ausstattung mit Finanzmitteln erfreuen können. Waren es 2013 nur 672.987 US-Dollar, die man dem eigenen Rechenschaftsbericht 2015 zufolge zur Verfügung hatte, verzehnfachte sich dieser Betrag in nur zwei Jahren auf fast sechs Millionen. Kritiker wollen nicht ausschließen, dass eine personelle Verstärkung der Reihen von SAMS mit früheren Funktionsträgern der "Behörde der Vereinigten Staaten für internationale Entwicklung" (USAID), deren Begriff von Entwicklungszusammenarbeit im Laufe der Jahre auch den Export von Freiheit und Demokratie zunehmend auch ohne Abstimmung mit deren Empfängerstaaten umfassen sollte, dabei eine Rolle gespielt hat.

So war der Vorstandsdirektor von SAMS, David Lillie, ebenso zuvor in den Reihen von USAID beschäftigt wie der operative Leiter Tony Kronfli. Nicht nur die für Regime-Change-Vorhaben bedeutende Agentur des US-Außenministeriums, der Präsident Donald Trump gegen Kritik aus Ministerialbürokratie und Medien im Laufe seiner bisherigen Amtszeit spürbar die Mittel gekürzt hat, hat offenbar einen kurzen Draht zu SAMS. Auch Zaher Sahloul ist in Teilen des Washingtoner Establishments ein gern gesehener Gast - auch wenn er Trump-Vorgänger Barack Obama vorwarf, "einen Genozid in Syrien [zu] erlauben", nachdem dieser seinem Verlangen nach Verhängung einer Flugverbotszone nicht nachgekommen war. Noch im September 2016 war er Gast einer Veranstaltung der umstrittenen exil-iranischen "Volksmodschahedin" (MEK), einer Gruppe, die im Iran mit terroristischen Mitteln einen Sturz der Mullahs anstrebt. Mit von der Partie: Senator Joseph Lieberman, ehemals Running Mate beim im Jahr 2000 gescheiterten Versuch Al Gores, Präsident zu werden.

Auch Sahlouls Sohn Adham mischt offenbar aktiv in der islamistischen Lobbyarbeit unter dem Dach der vermeintlich unverfänglichen "Gesundheitspartner"-Organisation SAMS mit. So war dieser unter anderem als Kontaktoffizier der Gruppe in Gaziantep tätig, einer Stadt, die als eine der Drehscheiben und als wichtiger Umschlagplatz für Kämpfer, Geheimdienstinformationen und Material mit Blick auf den Krieg in Syrien gilt. Adham publiziert auch regelmäßig für von Katar unterstützte, Muslimbrüder-nahe Portale wie Al-Araby oder Middle East Eye. Zudem war er Berichten zufolge auch für Portland Communications tätig, eine PR-Agentur, die ein ehemaliger Spin Doctor des britischen Ex-Premiers Tony Blair gegründet hatte.

Das "Feldlazarett von Al-Kaida", wie eine Aktivistin im SAMS-Umfeld die Gruppe einem Blogbetreiber selbstironisch genannt haben soll, sieht es allem Anschein nach nicht als seine primäre Aufgabe an, in den USA erworbenes medizinisches Know-how in syrischen Kriegsgebieten zum Wohle der Leidenden anzuwenden. Auch geht es der Organisation definitiv nicht darum, objektive Informationen über chemische Angriffe oder anderer Gräueltaten in Syrien zu liefern. Tatsächlich ist SAMS ein Instrument der Muslimbrüder und anderer islamischer Extremisten, das helfen soll, das Ziel einer Machtergreifung in Syrien zu verwirklichen - und dabei die Militärmaschinerien des Westens für sich einzuspannen versucht.

Infiltrationsversuche gingen Aufstand voraus

Bereits vor Ausbruch des Krieges 2011 soll die Gruppe medizinisches Fachpersonal nach Syrien geschickt haben, um vorgeblich mit der Regierung zusammenzuarbeiten. Tatsächlich habe man jedoch nach Wegen gesucht, das Innere des Staates mit Muslimbrüdern infiltrieren zu können, um später den bewaffneten Gruppen ihre Arbeit zu erleichtern. Unterdessen sollen säkulare und christliche Vorstandsmitglieder zunehmend ihre Ämter in der SAMS-Führung niedergelegt haben, weil deren Ausrichtung immer eindeutiger ins radikal-islamistische kippte.

Augenzeugen berichten, dass SAMS vor Ort in Flüchtlingslagern und Lazaretten in syrischen Gebieten wie Idlib tätig sei, die von radikalen Islamisten gehalten werden. Die Gruppe soll in der Provinz, in der die Scharia als oberste Rechtsquelle gilt und Bilder von Osama Bin Laden die Wände von Schulen schmücken, etwa 100 medizinische Einrichtungen unterhalten. Unabhängigen Beobachtern und Reportern ist es kaum möglich, die Angaben der dortigen Stellen persönlich zu verifizieren, da die Gefahr von Entführung oder Tötung als ständige Damoklesschwert über Personen schwebt, die in dieser Funktion in die Region einzureisen wagen.

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Unterdessen koordiniert Zaher Sahloul online mithilfe seiner Zuarbeiter vor Ort Medienkampagnen wie jene um den "verstaubten Jungen" Omran Daqneesh, den Extremisten der Gruppe Nourideen al-Zenki, die unter anderem für die Enthauptung eines Minderjährigen vor laufender Kamera bekannt wurde, als Posterboy der vermeintlichen Grausamkeit des "Assad-Regimes" für westliche Medien in Szene setzten. Der Vater des Jungen klagte ein Jahr später, nach der Befreiung von der islamistischen Herrschaft über die Region, darüber, dass er und seine Familie von den Terroristen instrumentalisiert worden seien.

Washington übernimmt Narrativ einer Organisation, die bald auf der Terrorliste stehen könnte

Inszenieren Sahloul und die SAMS nicht gerade Medienkampagnen wie jene rund um Omran Daqneesh, betreiben sie Lobbyarbeit in Washington und das möglicherweise nicht gänzlich erfolglos. So traten Sahloul oder dessen Koordinator für Idlib, Mohamed Tennari, vor dem UN-Sicherheitsrat, dem Kongress, dem Außenministerium oder der früheren UN-Botschafterin Samantha Power auf - und werben damit auch in eigenen Broschüren. Dabei inszenierten sie sich als unerschrockene, heldenhafte Feldärzte, klagten über die angebliche Unmenschlichkeit der syrisch-russischen Militärkampagne gegen Rebellengebiete und warben für Waffenlieferungen an die militanten Gruppen und für Flugverbotszonen.

Medien und Politiker zeigten sich stark beeindruckt und übernehmen nicht nur die Narrative der radikalen Islamisten, sondern auch deren Forderungen. So etwa der frühere UN-Botschafter der USA, Frederic Hof, der am 6. März 2017 die jährliche SAMS-Gala besuchte und in einer Rede eine Flugverbotszone über Idlib und ein Verhindern des Wiederaufbaus Syriens forderte, bis der ersehnte Regime-Change endlich erreicht wäre.

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Seit Beginn der Präsidentschaft Donald Trumps fordern Berater und Kongressabgeordnete mit zunehmender Vehemenz, die Muslimbruderschaft, ebenso wie die iranischen Revolutionsgarden, offiziell und verbindlich in den USA zur terroristischen Organisation zu erklären. Umso skurriler wirkt es nun, dass Washington einen gefährlichen überregionalen Konflikt riskiert, sobald umstrittene Organisationen aus dem Dunstkreis exakt dieser radikal-islamischen Vereinigung als Einzige über vermeintliche Giftgasangriffe der syrischen Regierung berichten – ohne dass überhaupt eine unabhängige Überprüfung der Fakten stattgefunden hätte.

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