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Putin und Modi fällen strategische Entscheidungen – Beziehungen Indiens und Russlands vertiefen

Putins Staatsbesuch in Neu-Delhi ist mehr als erfolgreich verlaufen: Zusammen mit seinem indischen Kollegen Modi unterzeichnete er 29 Dokumente, deren Umsetzung die ohnehin bereits durchaus umfassende Zusammenarbeit nochmals grundlegend vertiefen wird.
Putin und Modi fällen strategische Entscheidungen – Beziehungen Indiens und Russlands vertiefenQuelle: Sputnik © Grigori Syssojew

Von Michail Katkow

Russlands Präsident Wladimir Wladimirowitsch Putin hat seinen zweitägigen Staatsbesuch in Indien beendet. Moskau und Neu-Delhi wollen ihren Handelsumsatz nicht nur nahezu verdoppeln, sondern auch dessen Struktur ausbalancieren – eine strategische Entscheidung für die beiden führenden Volkswirtschaften der Welt.

Gute Freunde

Das Treffen der beiden Staats- beziehungsweise Regierungschefs begann mit einer herzlichen Note – Indiens Premierminister Narendra Damodardas Modi empfing seinen russischen Kollegen mit folgenden Worten:

"Exzellenz!

Lieber Freund!

Ich freue mich sehr über die Gelegenheit, Sie und Ihre Delegation in unserem Land zu treffen und willkommen zu heißen."

Er betonte die hohe Symbolträchtigkeit des Besuchs: Vor genau 25 Jahren kam Putin nach Neu-Delhi und legte den Grundstein für eine strategische Partnerschaft. Dem fügte Modi hinzu:

"Ihre Entscheidungen seit dem Jahr 2000, in den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten, zeugen von Ihrer weitsichtigen und starken Führung."

Sein Verhältnis zu Putin sei so vertrauensvoll, dass sie sich regelmäßig auch über die Ukraine austauschten, fuhr Modi fort. Der russische Präsident halte den indischen Premierminister wie ein wahrer Freund über die Entwicklungen auf diesem Gebiet auf dem Laufenden. Und Neu-Delhi wahre seinerseits nicht etwa, wie manche dies sehen, Neutralität, sondern unterstützt konsequent alle Bemühungen um Frieden.

Putin erwiderte, die russisch-indischen Beziehungen seien "tief in der Geschichte verwurzelt", und Moskau schätze dies sehr. Die Zusammenarbeit Russlands mit Indien, gilt es jedoch weiter auszubauen, obwohl sie schon jetzt überaus umfassend ist:

"Mit der Entwicklung unserer Länder und unserer Volkswirtschaften erweitern sich auch die Möglichkeiten unserer Zusammenarbeit. Wir erschließen neue Bereiche im Zusammenhang mit Hochtechnologie, im Zusammenhang mit der Entwicklung und der gemeinsamen Arbeit in der Luft- und Raumfahrt, der Hochtechnologie im weitesten Sinne und der künstlichen Intelligenz.

Wir pflegen ein sehr vertrauensvolles Verhältnis im Bereich der militärisch-technischen Zusammenarbeit.

Wir beabsichtigen, in all diesen Bereichen Fortschritte zu erzielen."

Große Aufgaben

Auf der Plenarsitzung des russisch-indischen Wirtschaftsforums kündigte Russlands Wirtschaftsminister Maxim Oreschkin die Absicht des Staates an, die Importe indischer Waren und Dienstleistungen deutlich zu erhöhen – denn da gibt es Luft nach Oben:

"Dies ist keine kurzfristige Angelegenheit, sondern eine strategische Wahl zur Entwicklung der Beziehungen zwischen der dritt- und der viertgrößten Volkswirtschaft der Welt – Volkswirtschaften, die doch eindeutig ein großes Handelsvolumen außerhalb des Energiesektors aufweisen sollten. Derzeit aber deckt Indien weniger als zwei Prozent des russischen Bedarfs."

Nach einem zweistündigen Treffen unterzeichneten die Delegationen Indiens und Russlands 29 Dokumente, darunter solche zur Bekämpfung illegaler Migration, zur Zusammenarbeit im Gesundheitswesen und in der Schifffahrt, zum Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und zur Arktisforschung.

Insbesondere einigten sie sich auf ein Programm zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit bis zum Jahr 2030, in dessen Rahmen man den gegenseitigen Handelsumsatz von derzeit umgerechnet 64 Milliarden US-Dollar auf 100 Milliarden US-Dollar auszubauen plant. Dies soll durch die Zusammenarbeit in den Bereichen Landwirtschaft, Düngemittelproduktion, militärtechnische Kooperation und Nukleartechnologie gefördert werden.

Insbesondere zum Bereich der Nukleartechnologie, in dem Russland heute weltweit unangefochten an der Spitze steht, äußerte sich Putin ausführlicher:

"Wir gehen davon aus, dass die Rede sowohl vom Bau kleiner modularer Reaktoren sein könnte als auch von schwimmenden Kernkraftwerken – sowie von der Anwendung der Nukleartechnologie in Medizin, Landwirtschaft und anderen Bereichen fernab von der Energiegewinnung."

Russland und Indien unterhalten bereits stabile Kanäle für den Interbankenhandel und verfolgen anderweitige finanzielle Zusammenarbeit. Gleichzeitig muss die Idee einer 30-tägigen Visafreiheit für Touristen erörtert und die Zusammenarbeit in Bildung und Wissenschaft erweitert werden.

Echte Politik

Russlands Präsident traf am 4. Dezember 2025 in Indien ein. Modi empfing ihn auf dem Stützpunkt der indischen Luftstreitkräfte in Palam, auf dessen Flugplatz Putins Maschine landete. Von dort fuhren die beiden Staatschefs gemeinsam zur Residenz des indischen Premierministers.

Dort sprachen sie sich etwa zweieinhalb Stunden lang informell unter vier Augen. Wie der Präsidentenberater Juri Uschakow erklärte, erörterten sie die strittigsten und wichtigsten Aspekte der russisch-indischen Beziehungen sowie die internationale Agenda. Uschakow betonte:

"Solche Treffen sind es, bei denen Politik gemacht wird."

Vor seinem Besuch gab Putin dem Fernsehsender India Today ein Interview. Er sprach über die wichtigsten Bereiche der Zusammenarbeit der beiden Länder und Moskaus Sicht auf die internationale Lage. Insbesondere hob er hervor, dass er und Modi noch nie ihre gemeinsame Arbeit gegen jemanden ausgerichtet haben. Der Präsident zeigte sich zuversichtlich, dass "vorübergehende politische Schwankungen oder Ereignisse in der Ukraine" die Zusammenarbeit beider Länder im Bereich der Energieversorgung nicht beeinträchtigen würden.

Nebenher merkte er an, dass große US-amerikanische Unternehmen Briefe nach Moskau schicken – mit der Bitte, sie nicht zu vergessen, da sie nach der "Lösung aller Probleme" auf den russischen Markt zurückkehren wollen.

Auch ging Putin auf die schwierigen Beziehungen zwischen Indien und China ein:

"Ich weiß, dass sowohl Premierminister Modi als auch Präsident Xi Jinping sich der Suche nach Lösungen für alle Probleme verschrieben haben, selbst für die komplexesten zwischenstaatlichen Probleme. Ich weiß das, weil beide die zunehmenden Spannungen erkennen und mit allen Kräften nach Lösungen suchen. Ich weiß das genau und sehe es klar. Der Schlüssel zu ihrem Erfolg läge in ihrer Weisheit, die auch wir sehr schätzen."

Er fügte hinzu, dass Russland und Indien die Autorität der BRICS-Staaten auf der internationalen Bühne weiter stärken, indem sie sich für den Aufbau einer gerechteren und demokratischeren, multipolaren Weltordnung einsetzen und Grundprinzipien des Völkerrechts verfechten, die in der UN-Charta verankert sind.

Zeitfenster der Chance

Zum Abschluss seines Besuchs nahm Putin gemeinsam mit Margarita Simonjan, der Chefredakteurin der russischen internationalen Nachrichtenagentur Rossiya Segodnya und des Kanals RT, an der Eröffnungszeremonie von RT India teil. Der indische Zweig von RT begann vor Kurzem, aus dem Studiokomplex in Neu-Delhi zu senden. Laut Präsident Putin ist dies ein wichtiges und bedeutendes Ereignis. Der Sender werde insbesondere dazu beitragen, den Austausch zwischen den Bürgern Russlands und Indiens zu fördern. Überhaupt äußerte sich Russlands Staatschef über die Arbeit von RT überaus lobend:

"RT ist eine Informationsquelle maximaler Reinheit. Dort setzt man sich das Ziel, dem Publikum wahrheitsgemäße Informationen über Russland und das Weltgeschehen zu vermitteln.

In einigen Ländern werden RT-Sender geschlossen. Dies geschieht aus Angst vor der Wahrheit."

Simonjan dankte dem Präsidenten für das Lob für die Arbeit von RT und versprach, auch weiterhin alles zu tun, um ihn nicht zu enttäuschen.

Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen bei RIA Nowosti am 5. Dezember 2025.

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