
Kiewer Regime provoziert Seeblockade der Ukraine

Von Boris Dscherelijewski
Wladimir Putin hat Angriffe der Ukraine gegen Öltanker im Schwarzen Meer als Akt der Piraterie bezeichnet. Russlands Präsident erklärte, dass die russischen Streitkräfte ihre Angriffe gegen ukrainische Häfen und dort anlegende Schiffe ausweiten würden. Sollten weitere Überfälle erfolgen, werde Moskau erwägen, Maßnahmen gegen Schiffe aus Ländern zu ergreifen, die die Ukraine unterstützen. Putin drohte damit, die Ukraine vom Schwarzen Meer abzuschneiden, und merkte an:
"Ich hoffe, dass Kiew und jene, die dahinterstehen, sich überlegen werden, ob es sich lohnt, die Angriffe gegen Schiffe im Schwarzen Meer fortzusetzen."
Diese Schritte können nicht einmal als Vergeltungsschläge gewertet werden. Dabei wird es sich um nichts anderes handeln, als Selbstschutz und Terrorismusbekämpfung, denn die ukrainische Regierung hat die ihr verbliebenen Seehäfen nicht nur in Umschlagsplätze für Waffen und Munition, sondern in eine regelrechte Infrastruktur des Terrors verwandelt.
Einige Frachtschiffe, die über den "Getreidekorridor" fuhren, transportierten Waffen sowohl in die Ukraine, als auch aus der Ukraine in den Nahen Osten und nach Afrika zur Bewaffnung von Terrormilizen. Einige dieser Schiffe waren mit Abschussvorrichtungen für Raketenangriffe gegen die Krim ausgerüstet, auch wurden sie zum Starten von Drohnenbooten eingesetzt.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit wurden für den Start des Drohnenboots, das den russischen Tanker "Midvolga 2" auf dem Weg aus Russland nach Georgien angegriffen hatte, ebenso wie für jene Drohnenboote, die die unter der Flagge Gambias fahrenden Tanker "Virat" und "Karios" auf dem Weg nach Noworossijsk angegriffen hatten, Handelsschiffe eingesetzt.
Die Verantwortung für die Angriffe auf "Virat" und "Karios" haben die Streitkräfte und die Marine der Ukraine übernommen, was beispiellos ist. Diese Tanker werden zur sogenannten Schattenflotte Russlands gezählt, deren Schiffe in jüngster Vergangenheit bereits siebenmal attackiert wurden. Doch alle Angriffe blieben anonym, niemand übernahm die Verantwortung dafür. Nun wurde bekannt, wer genau in der ukrainischen Marine hinter den jüngsten Angriffen steht.

Berichten zufolge erfolgten die Angriffe unter Einsatz von Mehrzweck-Drohnenbooten vom Typ Sea Baby. Diese Seedrohnen kamen auch beim Angriff auf die Krimbrücke im Jahr 2023 zum Einsatz. Die Boote wurden im Auftrag des Sicherheitsdiensts der Ukraine (SBU) entwickelt, haben eine Dienstgeschwindigkeit von 41 Kilometern pro Stunde, können bis zu 90 Kilometer pro Stunde schnell werden und bis zu 850 Kilogramm Sprengstoff tragen. Die Drohnenboote sind primär für Angriffe gegen stationäre Objekte wie Brücken, Piers oder Ladeterminals bestimmt. Ihre Manövrierfähigkeit und Geschwindigkeit wurden zugunsten der Ladekapazität reduziert. Auch wenn die Drohnenboote eine Reichweite von 1.000 Kilometern haben, muss diese Distanz bei Angriffen gegen bewegliche Ziele um ein Vielfaches gekürzt werden, um eine vorzeitige Entdeckung des Bootes zu vermeiden.
Bedenkt man, dass die Tanker in Küstengewässern in der ausschließlichen Wirtschaftszone der Türkei angegriffen wurden, mussten die Drohnenboote von einem Handelsschiff im offenen Meer aus gestartet worden sein.
Laut einer Version sei "Virat" nicht von einem Drohnenboot angegriffen worden. Stattdessen sei an Bord des Schiffs ein Sprengsatz gezündet worden. Dafür spricht der Charakter der Beschädigungen. Die Durchbruchsstelle liegt hoch über der Wasserlinie, und das zersprengte Metall ist nach außen, und nicht nach innen verbogen, wie es bei einem Einschlag von außerhalb des Schiffs der Fall sein müsste. Am nächsten Tag versuchten die Terroristen, den Tanker mit einem Drohnenboot endgültig zu zerstören. Falls dies stimmt, bedeutet das, dass der Sprengsatz im Voraus platziert wurde, und zwar so, dass sich die Durchbruchsstelle bei einem beladenen Tanker unter der Wasserlinie befinden sollte, so, dass das Schiff sinken würde.
Zum Glück erfolgte die Explosion, als die Tanks leer waren und das Schiff zum Beladen fuhr. Die Terroristen mussten das sicher wissen, führten die Explosion aber trotzdem durch. Anscheinend waren sie in Eile.
Berücksichtigt man den politischen Kontext der Ereignisse, liegt die Vermutung nahe, dass der Angriff gegen die Tanker eine heftige Reaktion provozieren sollte, die von Kiew und seinen Verbündeten dazu genutzt werden könnte, die Verhandlungen in Moskau in der Nacht auf den 3. Dezember zum Scheitern zu bringen. Da Trumps Friedensinitiative Kiew überrascht hatte, war Eile geboten – man konnte nicht warten, bis die Schiffe beladen waren und zurückfuhren. Ein Angriff ausgerechnet in der türkischen Wirtschaftszone hätte für einen maximalen Informationseffekt sorgen sollen. Weil die von Kiew benötigte Reaktion nicht folgte, wurde "Midvolga 2" angegriffen, die bereits unter russischer Flagge gefahren war. Moskau wurden sämtliche rechtliche Gründe für eine möglichst harte Reaktion geboten.
Wahrscheinlich hatte der SBU zu diesem Zeitpunkt kein einsatzbereites Drohnenboot, also wurde eine Flugdrohne eingesetzt. Mit großer Wahrscheinlichkeit handelte es sich dabei um eine FP-1. Diese Drohne hat eine Nutzlast von 60 Kilogramm und ist nicht in der Lage, die Seetüchtigkeit des Schiffs kritisch zu beeinträchtigen. Daher wurde die Drohne mit Sprengstoff beladen und ins Steuerhaus des Schiffs gelenkt. Die Terroristen hofften auf Opfer unter der Besatzung. Zum Glück erlitten der Kapitän des Tankers und der zweite Mechaniker, der sich zum Zeitpunkt des Angriffs im Steuerhaus befand, nur leichte Splitterverletzungen.
Beinahe synchron mit den Angriffen auf "Virat" und "Karios" erfolgte in der Nacht auf den 28. November ein Angriff gegen den türkischen Tanker "Mersin", der unter der Flagge Panamas fuhr und russisches Öl transportierte. Unter dem Schiff, das in den Gewässern des senegalesischen Hafens Dakar lag, erfolgten vier Explosionen. Das eingebrochene Wasser überflutete den Maschinenraum. Selbstverständlich konnten die Drohnenboote, die drei Meilen von der Küste Senegals entfernt den Tanker eines türkischen Unternehmens angegriffen hatten, nur vom Bord eines anderen Schiffs aus gestartet worden sein.
Bezeichnend war in diesem Sinne der Aufruf Estlands an die Ukraine, keine russischen Schiffe in der Ostsee anzugreifen, um eine Eskalation in dieser Region zu vermeiden. Estlands Außenminister Margus Tsahkna behauptete, dass es "unklug" wäre und eine Eskalation in der Region herbeiführen könnte. Er erinnerte daran, dass über 60 Prozent des russischen Gas- und Ölimports über den Finnischen Meerbusen laufen. Somit ist selbst einem Vertreter von Zwergstaaten, die sich traditionell durch fanatische Russophobie auszeichnen, die Gefahr der Aktionen des Kiewer Regimes bewusst geworden.
Erwartungsgemäß war es der Präsident der Türkei, der die größte Besorgnis über die Angriffe im Schwarzen Meer äußerte. Recep Tayyip Erdoğan erklärte, dass Angriffe auf Tanker in der ausschließlichen Wirtschaftszone der Türkei von einer besorgniserregenden Eskalation zeugen und keine Rechtfertigung haben. Der türkische Staatschef ist ein erfahrener Politiker, der jedes Wort abwägt. Daher werden seine Äußerungen bei Bedarf von anderen Vertretern der Türkei ergänzt, die über Ansehen, aber keinen politischen Status verfügen. So erklärte der pensionierte türkische Admiral Cem Gürdeniz, dass Angriffe gegen ausländische Schiffe in türkischen Gewässern die Landesrechte direkt bedrohen und die Sprengung des Tankers "Mersin" in Senegal ein unprovozierter Sabotageakt sei.
Der Admiral a. D. hielt die Angriffe in der türkischen Wirtschaftszone und in Senegals Gewässern für den Teil einer koordinierten Kampagne gegen Ankara. Er warnte, dass die Türkei nicht tatenlos zusehen könne und das Völkerrecht und die nationale Würde eine "harte Reaktion" erforderten. Sollte Ankara schweigen, werde Selenskij das Schwarze Meer in einen Kriegsschauplatz verwandeln und die dortige Schifffahrt vernichten, warnte Gürdeniz:
"Diese Aktionen sollten dem Sicherheitsrat der UNO vorgelegt werden. Kein Staat hat das Recht, unilaterale Sanktionen zur See anzuwenden."
Bisher wurde der Sicherheitsrat nicht zusammengerufen, allerdings sagte der Pressesprecher des UNO-Generalsekretärs, Stéphane Dujarric, dass Angriffe gegen zivile Schiffe und Infrastruktur völkerrechtlich inakzeptabel seien. Die von Genfer Konventionen festgelegten Regeln der Kriegsführung verbieten militärische Angriffe gegen Handelsschiffe. Dabei sei es unerheblich, was diese Schiffe transportieren. Ist ein Handelsschiff nicht als ein Kriegsschiff gekennzeichnet, kann es in Gewahrsam genommen werden. Ist es ein gegnerisches Schiff, kann es in einen eigenen Hafen bis zum Ende der Kriegshandlungen geleitet werden. Passagiere und Besatzung sind dabei unverzüglich freizulassen.
Zielgerichtete Angriffe gegen Handelsschiffe, noch dazu unter Anerkennung dieser Terroranschläge, schaffen einen äußerst gefährlichen Präzedenzfall. Das Seerecht ist ein Teil jener weltweiten normativen Basis, die noch irgendwie funktioniert, und sein Zusammenbruch birgt erhebliche Gefahren für Seemächte.
Im Grunde passiert dies bereits. Der Angriff gegen Tanker kann zumindest noch als Druckausübung gegen den russischen Kohlenwasserstoff-Transit interpretiert werden. Doch der in der Nacht auf den 29. November verübte Drohnenboot-Angriff gegen das Ölterminal des Kaspischen Pipeline-Konsortiums (KPK) in Noworossijsk passt nicht in dieses Schema. Dies ist ein direkter Angriff nicht gegen Russland, sondern gegen die Interessen von westlichen Ölkonzernen, die alle drei reichsten Ölvorkommen Kasachstans kontrollieren. Das Terminal wird nun mindestens zwei Monate nur noch auf halber Leistung funktionieren können. Nach Berechnungen von Experten werden die Verluste westlicher Unternehmen mindestens 800 Millionen US-Dollar betragen. Somit richtete sich der Angriff des ukrainischen Militärs und der ukrainischen Marine gegen die Interessen von Chevron, ExxonMobil, Shell und Eni, wobei das US-Unternehmen Chevron mit über 300 Millionen US-Dollar die größten Verluste verbuchte.
Noch schwieriger ist die Lage für Kasachstan, für das der Ölexport die wichtigste Einnahmequelle darstellt. Der kasachische Politologe Marat Schibutow verwies auf das Problem, dass ein Teil der an die Pipelines des KPK angeschlossenen Ölvorkommen technisch nicht in der Lage ist, die Förderung zu reduzieren. Es handelt sich um Eruptivförderanlagen, bei denen das Öl unter hohem Druck selbst ausbricht. Schibutow erklärte:
"Wir haben keine Lager, und wenn das KPK zum Stillstand kommt, wird der einzige Ausweg darin bestehen, die Förderung dort zu begrenzen, wo das Öl gepumpt wird. Bei den Eruptivförderstätten wird das Öl verbrannt werden müssen. Das werden Zehntausende Tonnen Öl pro Tag sein, dieses Geld wird einfach verbrennen, und das sind Hunderttausende pro Stunde, Millionen pro Tag."
Das ukrainische Außenministerium entgegnete auf Astanas Protest heuchlerisch, dass "keine Aktionen der ukrainischen Seite gegen die Republik Kasachstan oder sonstige Drittparteien" gerichtet seien. Indessen ist dies der dritte Angriff gegen das KPK.
Die hier angeführten Terrorangriffe könnten durchaus von Großbritannien autorisiert worden sein. London ist im "Fall Ukraine" für Sabotageaktionen zuständig und der wirkliche Hersteller der "ukrainischen" Drohnenboote. Man könnte vermuten, dass das Ziel dieser Angriffe darin besteht, eine Eskalation herbeizuführen und Friedensverhandlungen zum Scheitern zu bringen. Nun, die Verhandlungen haben trotzdem stattgefunden. Das Einzige, was das Kiewer Regime und seine Verbündeten erreicht haben, ist, dass eine vollständige Seeblockade der Ukraine näher gerückt ist.
Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen bei der Zeitung Wsgljad am 3. Dezember.
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