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Unter dem Radar: Wie die Trump-Regierung Bosnien und Herzegowina befriedete

Der Wirtschaftsanalyst Alex Krainer gibt den Glauben an Donald Trump als Friedensstifter nicht auf. Im Interview erklärt er, warum er in der kaum bekannten US-Intervention in Bosnien und Herzegowina ein Indiz für die guten Absichten der Trump-Regierung sieht.
Unter dem Radar: Wie die Trump-Regierung Bosnien und Herzegowina befriedete© Screenshot aus dem Youtube-Video / https://www.youtube.com/watch?v=fxa3kuKxYtc

Von Felicitas Rabe

Bei all der widersprüchlichen Rhetorik des US-Präsidenten sei es schwer, die wahren Ziele der US-Regierung zu erkennen, erklärt der Wirtschaftsanalyst Alex Krainer. Der kroatische Ökonom begründet, warum die Trump-Regierung seiner Meinung nach ernsthaft für den Frieden arbeitet. Auf seinem Youtube-Kanal "Dialogue Works" spricht Nima Alkhorshid mit dem Analysten. 

Ob Trump wirklich Frieden wolle, darüber lasse sich angesichts der politischen Entwicklungen in der Ukraine, Israel, Iran, Jemen und Venezuela hin- und herdiskutieren, so Krainer. Schließlich führe die US-Regierung offenbar fast gleichzeitig mit Kriegsvorbereitungen mit den jeweiligen politischen Gegnern auch Verhandlungen. Erst später würde es womöglich so scheinen, als habe der US-Präsident nie die Absicht gehabt, tatsächlich in den Krieg zu ziehen.

Insbesondere für einen gelösten Konflikt sei Trump überhaupt nicht gewürdigt worden, weil er kaum in der Öffentlichkeit erwähnt wurde. Krainer hob hervor: "Aber es gibt einen Ort, der unter dem Radar ist, wofür Trump null Wertschätzung erfahren hat: Bosnien und Herzegowina."

In der Hauptstadt Sarajevo sei im Jahr 1914 der erste Weltkrieg entfacht worden. Seit ein paar Jahren versuchten die Briten in dem Vielvölkerstaat erneut einen Krieg zu provozieren. Die dort lebenden Menschen würden ganz offen aussprechen: "Es sind die Briten, sie treiben uns in einen Krieg."

Dementsprechend könne man auch in Dokumenten der britischen Denkfabrik RUSI (Royal United Services Institution) über britische Pläne lesen, wonach auf dem Balkan die zweite Front des Westens im Krieg gegen Russland errichtet werde. Zuvor wolle man mittels absichtlich herbeigeführter Provokationen die verschiedenen religiösen und ethnischen Gruppen in Bosnien und Herzegowina gegeneinander aufhetzen, habe der britische Thinktank verlautbart.

Diese Provokationen hätten sich in den vergangenen zwei Jahren so weit gesteigert, dass ein Krieg bereits unausweichlich schien. Bis zu Beginn dieses Jahres die Trump-Regierung ins Amt kam. Krainer führte aus: "Und das alles änderte sich praktisch von dem Tag an, als Trump ins Weiße Haus kam."

Ende Oktober habe er selbst einen serbischen Minister gefragt, ob sich seiner Meinung nach die Situation seit Trumps Antritt geändert habe. Der Minister habe geantwortet, seit Trump gebe es in Bosnien und Herzegowina einen Unterschied wie Tag und Nacht. Es sei nun alles besser geworden. Vor Trump hätten sich die Briten zum Beispiel bei Verhandlungen über Lithium-Konzessionen äußerst aggressiv gebärdet. Jetzt seien die Briten weg, stattdessen verhandele man auf ganz vernünftige Weise mit den Amerikanern.

Schließlich erklärte Krainer, warum er diesen unter dem Radar stattgefundenen Richtungswechsel in Bosnien und Herzegowina so bedeutsam finde und nochmals beleuchte.

  • Erstens ginge daraus hervor, dass der Trump-Regierung das Problem auf dem Balkan sehr bewusst war
  • Zweitens zeige es, dass die Trump-Regierung die Ziele der Briten auf dem Balkan verstanden habe
  • Drittens müsse die Trump-Regierung die Briten dazu gebracht haben, ihre kriegerischen Pläne auf dem Balkan erst einmal aufzugeben

In diesem Kontext sei auch eine Mitteilung des russischen Wirtschaftsexperten Kirill Dimitriev, der dem russischen Präsidenten Wladimir Putin nahestehe, von Bedeutung. Dimitriev habe im August, kurz nach dem US-russischen Gipfeltreffen in Alaska, die Aussage gepostet, dass "Wladimir Putin und Donald Trump den 3. Weltkrieg verhindern werden". Dimitriev habe nicht geschrieben "verhindern sollten". Noch habe er geschrieben "verhindern könnten". Dimitriev habe geschrieben "verhindern werden", betonte Krainer. 

Inzwischen habe sich herausgestellt, dass Russland und die USA die ganze Zeit über im Geheimen verhandelt hätten. Und in diesen Tagen höre man nun erstmals Stimmen in Russland, die über eine umfassendere Perspektive sprächen. Diese russischen Stimmen besagten:

"Wir sind optimistisch. Es geht nicht nur um die Ukraine. Wir arbeiten an einer komplett neuen Sicherheitsarchitektur für Europa."

Krainer zufolge bedeutet das, dass wir dem Ende von zwei Jahrhunderten britischer Geopolitik entgegensehen, welche die Briten als Gleichgewicht der Macht bezeichneten, damit aber das Konzept von "teile und herrsche" meinten. Es sei längst noch nicht alles in trockenen Tüchern, aber wir könnten bereits in eine Zukunft des Friedens blicken.

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