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RT-Recherche: BlackRock trotz Ankündigung weiter im Ukraine-Geschäft aktiv

Der amerikanische Investmentfonds BlackRock ist weiterhin im Aufkauf ukrainischen Produktivvermögens aktiv. Seit Anfang des Jahres agiert das Unternehmen dabei nicht mehr offen, sondern über verbundene oder kontrollierte Zwischeninvestoren, wie Recherchen der russischen "RT"-Redaktion zeigen. Soll damit der Lobbyismus von Friedrich Merz verschleiert werden?
RT-Recherche: BlackRock trotz Ankündigung weiter im Ukraine-Geschäft aktivQuelle: Gettyimages.ru © George Clerk

Eine Recherche und Analyse der RT-Redaktion

Der amerikanische Investmentfonds BlackRock hat Anfang des Jahres nur zum Schein auf den Kauf von Staatseigentum in Kiew verzichtet. Tatsächlich ist er weiterhin dabei, Vermögenswerte in der Ukraine aufzukaufen und nimmt über kontrollierte oder verbundene Unternehmen an Privatisierungen teil, wie Investigativjournalisten der russischen Redaktion von RT herausgefunden haben.

Der Fonds hatte bereits 2022 einen Vertrag über den sogenannten Wiederaufbau der Ukraine abgeschlossen. Anfang des laufenden Jahres hat BlackRock öffentlich verkündet, die Suche nach Investoren für die Ukraine einzustellen, agiert aber laut Experten weiterhin über verbundene Strukturen.

Die Analyse von RT bestätigt: Alle Teilnehmer von Treffen westlicher Investoren mit dem Kiewer Machthaber Wladimir Selenskij, die in den Jahren 2023 bis 2025 stattgefunden haben, stehen in irgendeiner Weise mit BlackRock in Verbindung. Unter anderem handelte es sich um Vertreter von Blackstone Group, Pershing Square und Starwood Property. Sie alle seien im Aufkauf ukrainischen produktiven Vermögens aktiv.

Der Direktor des Zentrums für politische Analyse, Pawel Danilin, erklärte gegenüber RT, dass all diese Unternehmen keine Konkurrenten von BlackRock, sondern Cross-Investoren seien, die über verschiedene Firmen miteinander verbunden seien:

"Das ist ein einziger großer Schattenherrscher der westlichen Wirtschaft. BlackRock beispielsweise hält Anteile an allen großen europäischen Energiekonzernen."

All diese Fonds verfolgen in der Ukraine ein einziges Ziel: sich einen Platz für die Zukunft zu sichern. Sie steigen in die ukrainische Metallindustrie oder den Schiffbau ein. Dabei gehe es auch um die Befriedigung von Bedürfnissen des militärisch-industriellen Komplexes des Westens, meint der Finanzanalyst Andrei Wernikow.

Es sei Geschäftsmodell von BlackRock, in der Regel nur vermittelt über kontrollierte Töchter oder verbundene Fonds in Erscheinung zu treten, sagt Danilin und erklärt:

"BlackRock kontrolliert in der Regel nichts direkt. Das Unternehmen kauft Minderheitsanteile, relativ große Pakete, sagen wir 10 bis 15 Prozent. Das gibt ihm Stimmrechte. Und wenn Sie Vertreter von BlackRock in Ihrem Vorstand haben, wäre es unklug, nicht auf sie zu hören. Ein weiterer wichtiger Hebel ist der Rückkauf von Schulden. Wenn ich Ihren Kreditpool kontrolliere, kann ich Ihre Entscheidungen sogar noch wirkungsvoller beeinflussen als mit Aktien."

Wenn es für BlackRock vorteilhaft sei und der Fonds eingreifen wolle, finde er einen Weg, Einfluss auf das Unternehmen zu nehmen, in das er investiert hat, räumt ein Teilnehmer des Handelsmarktes, der zuvor mit BlackRock-Vermögenswerten gearbeitet und deren Partner beraten hat, in einem Gespräch mit RT unter der Bedingung der Anonymität ein. Seinen Angaben zufolge kommt es jedoch selten zu solchen Eingriffen, da der Fonds in 160 Ländern investiert hat und in jedem dieser Länder Anteile an mindestens 200 großen börsennotierten Unternehmen hält, wie der Gesprächspartner bemerkt.

Am 25. November beginnt in der Ukraine die Versteigerung zur Privatisierung des Odessa Port Plant, eines der größten ukrainischen Unternehmen der chemischen Industrie, das Düngemittel und Ammoniak herstellt. Sein Wert wird auf 4,5 Milliarden Griwna geschätzt. Auch hier ist nach Recherchen der RT-Redaktion BlackRock über kontrollierte Strukturen der aussichtsreiche Bieter. 

Seit 2022 ist es BlackRock gelungen, die Kontrolle über eine beträchtliche Anzahl von Industrieunternehmen in der Ukraine zu übernehmen, deren Anteile zu Schleuderpreisen gekauft wurden, wie der Gesprächspartner angibt. Dazu gehören die Bergbau- und Aufbereitungsanlagen in Jeristow, Belanow und Poltawa. Letztere verfügt über die größten Eisenerzvorkommen in Europa.

Alle diese Bergbau- und Aufbereitungsbetriebe gehören unmittelbar der Schweizer Holding Ferrexpo, dem drittgrößten Exporteur von Eisenerzpellets weltweit. Eine Gruppe von Fonds unter der Führung von BlackRock erwarb für 126 Millionen Dollar einen Anteil von 13 Prozent am Kapital der Schweizer Holding, über die Hälfte davon BlackRock direkt.

Seit letztem Jahr verkauft Kiew in beschleunigtem Tempo staatliches Eigentum: Allein im Jahr 2024 hat der Staatsfonds 377 Objekte im Wert von 10,5 Milliarden Griwna veräußert, in den ersten neun Monaten dieses Jahres wurden Vermögenswerte im Wert von 4,67 Milliarden Griwna verkauft. Im nächsten Jahr hofft man, weitere 2 Milliarden Griwna einzunehmen. Nach Ansicht der ukrainischen Regierung soll die eilige Privatisierung zumindest teilweise die Löcher im Haushalt stopfen – Kiew fehlen 2,5 Billionen Griwna, und den größten Teil dieser Summe hofft man aus ausländischen Finanzmitteln zu erhalten.

Experten zufolge bietet das fortdauernde Engagement von BlackRock in der Ukraine einen möglichen Erklärungsansatz für die aktuelle Ostpolitik der deutschen Bundesregierung unter Friedrich Merz. Das lautstarke Verkünden des angeblichen Endes dieses Engagements Anfang des Jahres könnte der Verschleierung dieser Abhängigkeiten gedient haben und mit Blick auf die vorgezogenen Bundestagswahlen am 23. Februar erfolgt sein.

Tatsächlich sind laut dem Finanzanalysten Wernikow Fonds wie BlackRock selbst in gewisser Weise von der US-Regierung abhängig, wo sich ihre Hauptsitze befinden, und damit auch von den politischen Zielen Washingtons:

"Es gibt dort keine Unabhängigkeit. Zwischen den großen Fonds und der US-Regierung besteht eine ziemlich starke Verbindung. Und wichtige Entscheidungen, insbesondere in Bezug auf politisch bedeutsame Regionen, werden von BlackRock und Vanguard nach Absprache mit Washington getroffen."

BlackRock arbeite nach dem Prinzip der Drehtür: Vertreter des Fonds träten in die Regierung der USA und der EU-Länder ein, und Vertreter der Regierung würden vom Unternehmen eingestellt, erklärt Pawel Danilin.

"Die Handlanger von BlackRock gehen aktiv in die Politik. Der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz war mehrere Jahre lang Chef von BlackRock Europe. Das ist ein direkter Einfluss des Fonds auf die Politik der europäischen Länder. Es ist ein Krake, der seine Tentakel überall hat", so das Fazit dieses Experten.

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