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Ukrainische Energie wird "abgeschaltet"

Russlands Streitkräfte haben die Intensität von Angriffen gegen die kritische Infrastruktur des Kiewer Regimes erheblich gesteigert. Raketen und Drohnen treffen Energieerzeugungsobjekte, Bahnwerke, Flugplätze und Industriebetriebe. RIA Nowosti berichtet von wichtigsten Zielen.
Ukrainische Energie wird "abgeschaltet"Quelle: Sputnik © Verteidigungsministerium Russlands

Von Andrei Koz

In der ganzen Ukraine

In der Nacht auf den 6. November griff die russische Armee Eisenbahn-, Energie- und Militärobjekte in den Gebieten Dnjepropetrowsk, Charkow und Tschernigow an. Nach Angaben lokaler Medien wurden in der Stadt Dnjeprodserschinsk (ukrainisch Kamenskoje) am Bahnunterwerk Saporoschje-Dnjeprodserschinsk fünf Transformatoren außer Betrieb gesetzt. Der zugehörige Bahnabschnitt blieb lange ohne Strom, was dem ukrainischen Dnjepropetrowsker Truppenverband erhebliche Schwierigkeiten bereitete.

In der Stadt Bachmatsch im Gebiet Tschernigow wurden Stromleitungen getroffen, die die Stationen Tscherjomuschki, Kruty und Chalimonowo versorgen. Die Energieversorgung eines wichtigen Eisenbahnknotens, über den Züge mit Munition und Kriegsgerät aus zentralukrainischen Gebieten fahren, wurde unterbrochen. Auch Energieobjekte in den Gebieten Odessa und Dnjepropetrowsk wurden getroffen. Insbesondere wurde in Pawlograd ein Umspannwerk zerstört.

In der Nacht auf den 8. November führten Russlands Streitkräfte mit Raketen, Flugzeugen und Drohnen einen der größten kombinierten Schläge gegen die ukrainische Infrastruktur durch. Zum Einsatz kamen mindestens 120 Geran-Drohnen, Marschflugkörper der Typen Kinschal, Iskander und Kalibr. Hauptsächlich wurden Objekte in der Ukraine links des Dnjepr angegriffen.

Zu den Zielen gehörten das Wärmekraftwerk Dnjepropetrowsk und das Industriegebiet von Pawlograd. Dies führte zu Unterbrechungen der Strom- und Wasserversorgung in Dnjepropetrowsk. Im Gebiet Charkow wurden wiederholt das Wärmekraftwerk Smijew sowie die Wärmekraftwerke 5 und 6 angegriffen. In der Stadt Charkow kam es zu Ausfällen in der Stromversorgung und im U-Bahn-Betrieb. In Krementschug, Globin und Kotelwa im Gebiet Poltawa wurde die Gas-Infrastruktur angegriffen. Auch das Wärmekraftwerk 5 in Kiew sowie Energieobjekte in Borispol, Odessa, Saporoschje, Nikolajew und Tschernigow wurden getroffen.

In der laufenden Woche wurden erneute Angriffe durchgeführt. Im Gebiet Odessa sowie in der Stadt Grebenka im Gebiet Poltawa wurden Bahnbetriebswerke beschädigt. Methodische Angriffe gegen solche kritisch wichtigen Logistikobjekte werden die Versorgung der ukrainischen Truppen an der Front erheblich erschweren.

Ohne Strom und Heizung

Der Energieexperte Stanislaw Mitrachowitsch erklärt in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur RIA Nowosti:

"Möglicherweise haben wir nur irgendeine Probe gesehen. Bei Bedarf könnte Russland die gesamte Spitzenlast-Stromerzeugung der Ukraine einschließlich der Wärmekraftwerke zerstören. Kernkraftwerke allein werden es nicht schaffen, weil sie nicht auf Spitzenlasten ausgelegt sind. Ohne Spitzenlast-Stromerzeugung, also ohne Gas-, Kohle- und Wasserkraftwerke, geht es nicht. Dann könnte es zu vollständigen Blackouts kommen."

Am 10. November meldete der ukrainische Energiekonzern DTEK den Ausfall der Stromerzeugung im Umfang von einem Gigawatt und warnte vor Stromabschaltungen von über zwölf Stunden. In mehreren Regionen, darunter in den Gebieten Kiew, Odessa, Charkow, Sumy und Poltawa, fehlt der Strom inzwischen vier Stunden am Tag.

Ukrainische Medien veröffentlichen Fotos und Videos von Städten, die im Dunkeln liegen. Im Gebiet Odessa kam es zu einer Unterbrechung des Verkehrs über die Grenze, an den Kontrollpunkten bildete sich ein großer Stau.

Mit der Ankunft der kalten Jahreszeit besteht Gefahr für die Kommunalwirtschaft, weil Wasser in den Heizungsrohren gefrieren und diese zum Platzen bringen kann. Eine weitere Gefahr sind ein Ausfall der Kanalisation und damit einhergehende sanitäre Probleme. Auch die Industrie wird zum Stillstand kommen. Der Politologe Alexei Anpilogow bemerkt:

"Angriffe gegen Energieobjekte sind eine humanere Einwirkungsweise auf die ukrainische Militärindustrie, denn so verliert sie eine notwenige Ressource. Ohne Strom lässt sich nicht viel produzieren."

Systematischer Charakter

Die Hauptaufgabe scheint allerdings in einer Schwächung des ukrainischen Militärs vor der Winterkampagne zu bestehen. Präzisionsangriffe gegen Wärmekraftwerke, Umspannwerke und Bahnwerke werden sich früher oder später auf die militärische Logistik auswirken und die Versorgung der Front verschlechtern.

Die Belastung des Autoverkehrs wird erheblich zunehmen. Jeder Unfall könnte dazu führen, dass eine Militärkolonne für Stunden oder gar Tage aufgehalten wird. Bei winterlicher Glätte werden die Zwischenfälle zunehmen. Zudem ist eine über eine Straße ausgedehnte Militärkolonne ein hervorragendes Ziel für Raketen oder Drohnen.

Somit werden die Fronttruppen ungenügend mit Ressourcen für den Kampf versorgt. Systematische Angriffe auf das Hinterland wirken sich unmittelbar an der Front aus. Bisher macht sich dies kaum bemerkbar, doch der Effekt ist kumulativ. Je öfter die Angriffe kommen, desto schwieriger wird es für das ukrainische Militär zu kämpfen.

Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen bei RIA Nowosti am 13. November.

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