Sollte Treffen mit Hunderten US-Generälen von akuten Kriegsvorbereitungen ablenken?

Von Rainer Rupp
In Hegseths Rede ging es hauptsächlich um die Straffung der Disziplin in allen Teilen der US-Streitkräfte sowie um einen Bannfluch gegen die sogenannte "woke Kultur" im Pentagon, die während der Biden-Regierung vorherrschte. Hegseth erklärte: "Keine Identitätsmonate mehr, keine DEI-Büros mehr, keine Kerle in Frauenkleidern mehr. Kein Klimawandel-Kult mehr. Keine Spaltungen, Ablenkungen oder Geschlechterwahn. Kein Müll mehr."
"Wie ich schon früher gesagt habe und wieder sagen werde – wir sind fertig mit diesem Mist", betonte der Chef des neu benannten "Kriegsministeriums". In Zukunft gehe es ausschließlich darum, sich auf die Kriegsführung und den Sieg zu konzentrieren: "Von diesem Moment an ist die einzige Mission des neu wiederhergestellten Kriegsministeriums die Vorbereitung auf den Krieg und den Sieg ‒ unnachgiebig und kompromisslos in diesem Streben."
Hegseth versprach zudem, dass sich das Pentagon an keinen weiteren Missionen zum "Nation Building" (Demokratisierung auf Amerikanisch) wie im Irak oder Afghanistan beteiligen werde, wobei ihm anscheinend nicht bewusst ist, dass genau das mit der anhaltenden Unterstützung für die Ukraine weiter geschieht. Aber niemand der Anwesenden wies auf diesen Widerspruch hin.
Trump sprach etwa 70 Minuten über militärische Kultur und politische Themen und schlug vor, die Armee zu vergrößern und nur die Besten für den Wehrdienst auszuwählen: "Wir überlegen, die Armee zu vergrößern, weil wir so viele Leute haben, und es ist schön, Leute aufgrund von Leistung aussortieren zu können, und keine Leute mehr zu nehmen, die aus irgendeinem Grund nicht qualifiziert sind, sei es physisch oder mental." Er deutete auch auf Entlassungen hin: "Und, um ehrlich zu sein, wir haben viele von ihnen hier rausgeworfen. Ich wollte es nicht tun, aber wir haben viele von euch hier rausgeworfen, weil wir nicht zufrieden waren."
Dann machte Trump den abenteuerlichen Vorschlag, gefährliche Städte in den USA, wie zum Beispiel Chicago, als Trainingsgelände für Militär und Nationalgarde zu nutzen: "Ich habe Pete [Hegseth] gesagt, wir sollten einige dieser gefährlichen Städte als Trainingsgelände für unser Militär […] nutzen. Wir werden bald nach Chicago gehen, das ist eine große Stadt mit einem inkompetenten Gouverneur." Auf Unruhen in den Straßen reagierte er mit "Sie spucken, wir schlagen", womit er militärische Gewalt gegen demonstrierende Personen legitimierte.

Fotos von der Versammlung zeigten deutlich, dass die große Mehrheit der Generäle und Admirale gelangweilt wirkte und unbeeindruckt war. Bei dem Gedanken, dass sie für derartig nichtssagendes Gerede, das wie ein Abklatsch von routinemäßig von Washington verschickten E-Mails klang, um die halbe Welt gereist waren, dürfte sicherlich auch für Verärgerung gesorgt haben. Der große Applaus gewohnte Trump war sichtlich irritiert, wie mucksmäuschenstill das Publikum war, und sagte: "Ich bin noch nie in einen so stillen Raum gekommen." Es war eine Aufforderung für lauten Beifall, der nicht kam. Das verärgerte Trump anscheinend dermaßen, dass er jeden, "dem es hier nicht gefällt", aufforderte, "aufzustehen, den Raum zu verlassen und seinen Job und Karriere mitzunehmen".
Das Treffen der 800, das als bedeutender Moment für die Neuausrichtung der US-Streitkräfte angekündigt war, entpuppte sich als eine Veranstaltung von erstaunlicher Banalität. Die hohen Kosten für die Anreise der Generäle standen in keinem Verhältnis zur Trivialität der Botschaften, die Hegseth und Trump vermittelten. Da ist es kein Wunder, dass erfahrene "Verschwörungstheoretiker" wie Ex-CIA-Analyst Larry Johnson etwas ganz anderes hinter dem Zweck dieser Veranstaltung wittern. Johnson tippt auf etwas richtig Großes, das im Hintergrund in kleinem Kreis stattgefunden hat, wovon die Großveranstaltung ablenken sollte ‒ etwas, das auch im Nachhinein die Kosten rechtfertigen würde. In seinem E-Mail-Verteiler vom 1. Oktober schrieb er:
"Abgesehen von der massiven Konzentration von Einheiten der US-Kriegsmarine vor der Küste Venezuelas hören wir aktuell, dass US-Tankerflugzeuge über den Umweg England auf dem Weg in den Mittleren Osten sind. In den Tagen vor dem Angriff gegen Iran konnten wir dasselbe Phänomen beobachten. Wenn also die Trump-Administration einen koordinierten Angriff gegen Venezuela und Iran plant, dann wären die kommandierenden Offiziere von USCENTCOM und USSOUTHCOM eingebunden.
Natürlich könnte man die Pläne für diese Angriffe über sichere Videokanäle diskutieren, aber diese Art von Meetings haben normalerweise Dutzende von Zuhörern. Um Informationen zu diesen Plänen auf einen engsten Kreis zu beschränken, muss man das in persönlichen Treffen, von Person zu Person tun. Wenn jedoch nur die CENTCOM- und die SOUTHCOM-Kommandeure mit ihren Top-Offizieren nach Washington einberufen worden wären, dann wäre die Wahrscheinlichkeit hoch, dass jemand den Braten gerochen hätte."
Die nächsten Tage und Wochen werden zeigen, ob Larry Johnson auch diesmal wieder Recht hatte.
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