
China will westliche Vorherrschaft auf dem globalen Goldmarkt brechen

Von Rainer Rupp
Über Jahrzehnte hinweg hat der Westen, vor allem die US-Zentralbank Fed, den Marktpreis für Gold als einzig wahre Messlatte für die Inflation nach unten manipuliert. Dadurch konnten die inflationären Effekte immer neuer Überschwemmungen mit Dollar-Papiergeld vor der Öffentlichkeit besser versteckt werden. Unter den aktuellen globalen Veränderungen im Finanzwesen, in dem China eine größere Rolle spielt, und vor dem Hintergrund zunehmender Krisen und wachsender Kriegsgefahren erwarten viele internationale Goldhändler einen "Tsunami von Kapital" in den Goldmarkt, was für den Dollar und die US-Staatsanleihen nichts Gutes verheißt.
China verstärkt aktuell seine Bemühungen, die westliche Vorherrschaft auf dem globalen Goldmarkt zu brechen, und positioniert sich als zentraler Akteur im Handel und der Lagerung von Gold, um eine globale Alternative zu dem von den USA dominierten Finanzsystem zu schaffen. Dazu nutzt die Volksbank von China (PBOC) die Shanghai Gold Exchange (SGE – Schanghaier Goldbörse), um Zentralbanken aus befreundeten Ländern, insbesondere in Südostasien, dazu zu bewegen, ihre staatlichen Goldreserven nicht länger in New York, London oder Zürich, sondern in China zu lagern.

Mit einem solchen Vertrauensbeweis würde Pekings Rolle in der globalen Finanzinfrastruktur weiter gestärkt und die Abhängigkeit des Globalen Südens vom US-Dollar sowie von westlichen Finanzzentren verringern.
Die Goldpreise haben im September 2025 immer neue Rekordhöhen erreicht. Treiber dieser Entwicklung sind nicht nur die vom kollektiven Westen geschürten, geopolitischen Spannungen, sondern auch nationale Zentralbanken und Finanzinstitute haben ihre Nachfrage nach Gold in letzter Zeit rapide erhöht. Hinzu kommt ein Boom von Privatanlegern, die ihre Ersparnisse in physisches Gold umwandeln, zwecks Absicherung gegen wirtschaftliche und politische Krisen sowie gegen das Wiederaufflammen der Inflation.
Chinas Vorstoß zur Entwestlichung des Goldmarktes wird von dem strategischen Ziel angetrieben, den Yuan zu internationalisieren und die Abhängigkeit vom Dollar-zentrierten Finanzsystem zu reduzieren. Die Entscheidung der USA und ihrer Verbündeten, im Jahr 2022 nach Beginn der militärischen Sonderoperation Russlands in der Ukraine die im westlichen Ausland liegenden Devisenreserven Russlands einzufrieren, hat internationale Anleger von Vermögenswerten in EU-Ländern und den USA aufgeschreckt.
Erschwerend kommt hinzu, dass der Westen inzwischen die Zinserträge der eingefrorenen russischen Gelder klaut, und zu allem Überfluss kommen nun auch noch die Absichtserklärungen westlicher, vor allem EU-Politiker, hinzu, die gesamten russischen Gelder in Höhe von weit über 200 Milliarden Euro zu stehlen – für einen solchen Schritt gibt es keine Rechtsgrundlage. All dies verdeutlicht dem Rest der Welt, vor allem dem Globalen Süden, welche Risiken sie eingehen, wenn sie ihre Vermögenswerte in westlichen Ländern deponieren.
Gold, der beste Schutz gegen Krisen aller Art
Gold hat in den letzten 6.000 Jahren der Menschheitsgeschichte jede Krise, egal ob politisch, kriegerisch oder wirtschaftlich, unbeschadet überstanden und ganz im Gegensatz zu anderen sogenannten "Vermögenswerten" nichts von seinem Wert verloren. Im Kontrast dazu sind bisher alle Papiergeld-Währungen der Welt früher oder später kaputtgegangen oder haben jeglichen Bezug zu ihrem einstigen Originalwert verloren. So ist der heutige US-Dollar weniger als ein Prozent dessen wert, was er vor hundert Jahren wert war. Den Rest hat die Inflation aufgefressen. Aber erst in den letzten Jahren ist Gold im Westen wieder zu einem entscheidenden Vermögenswert geworden.
Was die Schanghai Goldbörse für Anleger besonders vielversrechend macht, ist die Aussicht, dass die kriminellen Machenschaften der westlichen Goldbörsen ein Ende haben werden. Vor allem die Goldbörsen in London und New York haben in den vergangenen Jahrzehnten in Abstimmung mit den jeweiligen nationalen Aufsichtsbehörden den Goldpreis nach unten manipuliert, um dadurch Anlagen in Gold im Vergleich zu Staatsanleihen unattraktiv zu machen. Das funktionierte sogar dann, wenn die Staatsanleihen weniger Zinserträge einbrachten als die Inflation wegfraß. Mit anderen Worten: Selbst wenn die Anlagen in Staatsanleihen für den Sparer ein Verlustgeschäft waren, war Gold noch weniger attraktiv. Die Einzigen, die von diesem gigantischen Betrug profitierten, waren die Staaten, bzw. die verantwortungslosen und unehrlichen Politiker am Ruder. Zum besseren Verständnis folgt ein kurzer historischer Exkurs:
Das Ende der Goldbindung des Dollars und die Unterdrückung des Goldpreises
Im August 1971 leitete US-Präsident Richard Nixon eine der folgenreichsten Entscheidungen der modernen Finanzgeschichte ein: Die Demonetisierung des Goldes. Er schloss das sogenannte "Goldfenster" des Bretton-Woods-Systems, wodurch der US-Dollar nicht mehr zu einem festen Kurs von 35 US-Dollar pro Unze in Gold umgetauscht werden konnte. Damit endete das Nachkriegssystem, das den Dollar an Gold und andere Währungen an den Dollar gekoppelt hatte. Der Schritt wurde erzwungen durch wachsende US-Defizite, die Kosten des Vietnamkriegs und durch die Forderungen ausländischer Staaten nach Goldauslieferungen, insbesondere Frankreichs, das der Wertbeständigkeit des Dollars nicht mehr traute.
Dies ließ die US-Reserven von 574 Millionen Unzen im Jahr 1945 auf unter 300 Millionen 1971 schrumpfen. Bis 1973 brach das Bretton-Woods-System vollständig zusammen, schwankende Wechselkurse traten an die Stelle fester Paritäten, und der Dollar wurde zur Fiat-Währung – losgelöst von jeglicher Rohstoffbindung oder anderen realen Werten. Westliche Zentralbanken, allen voran die US-Notenbank (FED) und das Finanzministerium, stuften Gold fortan als "barbarisches Relikt" ein, ein Begriff, der auf den Ökonomen John Maynard Keynes zurückgeht. Sie priesen Fiat-Geld, also bedrucktes Papier, als modern und flexibel, da es die Geldmenge nicht durch Goldvorräte beschränke, sondern (mit Inflation) wirtschaftliches Wachstum fördere.
Im Jahre 1978 hoben die USA die Beschränkungen für den privaten Goldbesitz auf, doch die Rolle des Goldes in den offiziellen Devisenreserven wurde marginalisiert. Der Internationale Währungsfonds (IWF) und die G7-Staaten unterstützten diesen Kurs, indem sie ihre Goldbestände verkauften – der IWF etwa veräußerte in den 1970er Jahren 50 Millionen Unzen. Weltweit hielten Zentralbanken 1971 noch 1,1 Milliarden Unzen; in den USA sank der Goldanteil an den Reserven bis in die 1980er Jahre von einst 25 auf unter 10 Prozent.
Die Goldpreisunterdrückung – Ein verdeckter Raubzug der Zentralbanken
Obwohl offiziell demonetisiert, blieb bei unverbesserlichen Kritikern des ungedeckten Papiergeldes Gold ein Indikator für Währungsstabilität, und damit ein Dorn im Auge der Zentralbanken, da Goldpreisentwicklungen die Inflation oder Dollarschwächen erkennbar machten und damit die Glaubwürdigkeit des Fiat-Papiergeldsystems untergruben.
Es gibt Hinweise darauf, dass die Federal Reserve zusammen mit anderen Zentralbanken wie der Bank of England und der Bundesbank zwischen den 1970er und 1990er Jahren gezielt den Goldpreis manipulierte: Mit massiven Verkäufen und Geld-Leasing überschwemmten die Zentralbanken den Markt. Die USA veräußerten von 1975 bis 1979 etwa 17 Millionen Unzen, der IWF weitere 25 Millionen. Durch Leasing konnten Banken Gold an Bullion-Banken verleihen, die es leer verkauften, um die Preise niedrig zu halten. In den 1990er Jahren machte geleastes Gold 10–15 Prozent des globalen Angebots aus. Das heißt: Durch den Börsenverkauf von nicht vorhandenem Gold, das nur auf dem Papier existierte, wurden die Marktpreise von realem, physischen Gold gedrückt, um die Illusion der Preisstabilität des Dollars und anderer Fiat-Währungen aufrechtzuerhalten.
Vor 1971 hatten die USA und Verbündete über den London Gold Pool (1961–1968) den Goldpreis bei 35 US-Dollar pro Unze stabilisiert. Nach 1971 setzte sich diese Koordination informell fort. Freigegebene Dokumente, wie Protokolle der Fed aus den 1970er Jahren, zeigen Diskussionen über die "psychologische" Wirkung des Goldpreises. Das Washingtoner Goldabkommen von 1999 begrenzte die Verkäufe europäischer Banken auf 400 Tonnen jährlich und gab indirekt frühere Überschwemmungen zu.
Die Zentralbanken förderten die Goldpreismanipulationen auch über Derivate-Märkte. Mit ihrer Unterstützung konnten Bullion-Banken mit Wetten (Futures und Optionen) auf die zukünftige Entwicklung des Goldpreises ein weiteres künstliches Angebot schaffen, um die Preise nach unten zu manipulieren. Laut dem Gold Anti-Trust Action Committee (GATA) bestätigen Memos der Bank of England aus den 1990er Jahren sogenannte "Stabilisierungsmaßnahmen" durch Swaps, die den Preis oft unter 300 US-Dollar pro Unze hielten.
Nach der Freigabe 1971 stieg der Goldpreis bis 1980 auf 850 US-Dollar pro Unze, fiel jedoch in den 1990er Jahren trotz beachtlicher Inflation auf 250–300 US-Dollar zurück – ein klarer Hinweis auf Manipulation. Studien, etwa von GATA, schätzen, dass dadurch der Marktwert der Unze um 20–30 Prozent gesenkt wurde, wodurch die Illusion von der Stabilität des Dollars aufrechterhalten und die Hegemonie des Dollars geschützt wurde.
Ab den 2000er Jahren ließ die Manipulation nach, da Schwellenländer wie China und Indien die Nachfrage nach realem, physischem Gold ankurbelten, was den Preis bis 2011 auf 1.900 US-Dollar trieb. Die Fed und ihre Verbündeten haben öffentlich nie die Gold-Manipulationen eingestanden, doch seither freigegebene Regierungsdokumente und Markt-Anomalien stützen die Behauptung gezielter Preiskontrollen zur Stützung des Fiat-Systems.
Dabei handelt es sich ausschließlich um Dokumente der CIA, des Außenministeriums und der Federal Reserve. Sie zeigen die Bemühungen, mit Eingriffen in den Goldmarkt und Koordinierungsmaßnahmen zur Preiskontrolle die Hegemonie des Dollars nach dem Ende des Bretton-Woods-Systems aufrechtzuerhalten. Diese Dokumente wurden durch Anfragen nach dem Freedom of Information Gesetz (FOIA) ans Licht gebracht und werden häufig vom Gold Anti-Trust Action Committee (GATA) zitiert. Nachfolgend einige Beispiele:
Das Memorandum der Federal Reserve vom Vorsitzenden Arthur Burns an US-Präsident Gerald Ford, das eine geheime US-deutsche Vereinbarung detailliert, in der Deutschland zusagte, kein Gold über dem offiziellen US-Preis von 42,22 US-Dollar pro Unze zu kaufen, obwohl die Marktpreise bei 160–175 US-Dollar lagen. Es zeigt die Bemühungen der Fed, sich mit Verbündeten zu koordinieren, um Preissprünge zu verhindern. Siehe "U.S. Government Gold Manipulation Document Declassified".
Das Reserve Protocol des G-10 Gold- und Devisenkomitees. Durch eine Klage seitens GATA gegen die Fed im Jahr 2009 freigegeben, dokumentieren diese Protokolle geheime Absprachen zwischen westlichen Finanzministern und Zentralbankern über Goldpolitiken, einschließlich Verkäufen und Swaps, um Preise zu beeinflussen.
Nachholbedarf des Goldpreises?
Nach Jahrzehnten der Goldpreisunterdrückung bei anhaltender Inflation hat sich laut vielen Experten ein gewaltiger Nachholbedarf aufgestaut, der in den letzten 12 Monaten erst zaghaft und dann rasant entfesselt wurde und sich aktuell mit fast täglich neues Rekordpreisen für Gold manifestiert. Diese fulminante Entwicklung geschieht vor dem Hintergrund eines fundamentalen Wandels im System der Anlagestruktur im Finanzsystem: Nach Jahrzehnten der Dominanz des 60/40-Portfolios – 60 Prozent Aktien, 40 Prozent Anleihen – empfehlen heute führende Finanzinstitute erstmals seit über einem halben Jahrhundert, Kapital in Edelmetalle wie Gold zu investieren.
Diese Entwicklung markiert eine tektonische Verschiebung in der Anlagewelt, da Gold lange Zeit als "barbarisches Relikt" galt, das zum Beispiel von Investorenlegenden wie Warren Buffett als unproduktiv abgelehnt wurde. Wer Goldbesitz vorschlug, wurde oft als Verschwörungstheoretiker belächelt. Doch nun signalisieren einflussreiche Stimmen eine Kehrtwende. Mike Wilson, Chefstratege bei Morgan Stanley, plädiert sogar für eine 60/20/20-Aufteilung: 60 Prozent Aktien, 20 Prozent Anleihen und 20 Prozent Edelmetalle. Jeff Gundlach, der berühmte "Bond (Anleihen) King" und Manager eines bedeutenden Anleihenfonds, empfiehlt ein 25/25/25/25-Portfolio mit je einem Viertel in Aktien, Anleihen, Edelmetallen und Bargeld. Dass selbst ein Anleihen-Spezialist wie Gundlach Gold empfiehlt, unterstreicht die Bedeutung dieses Wandels.
Diese neuen Empfehlungen großer Finanzinstitute wie Morgan Stanley und anderer Investmentgrößen signalisieren, dass Gold als legitime Anlageklasse wieder anerkannt wird. Die Konsequenz: Milliarden Dollar könnten in den Goldmarkt fließen. Der gesamte jährlich gehandelte Goldbarrenmarkt umfasst nur etwa 60 Milliarden US-Dollar, und die Marktkapitalisierung aller in den USA gehandelten Goldminenaktien beträgt lediglich 600 Milliarden US-Dollar. Angesichts dieser geringen Marktgröße birgt der Zustrom von Kapital enormes Aufwärtspotenzial, das den aktuellen Gold-Bullenmarkt zusätzlich zu den geopolitischen Unsicherheiten und der steigenden Nachfrage seitens der Zentralbanken befeuert.
Dieser Wandel prophezeit nichts Gutes für den US-Dollar, denn er unterstützt den eingangs thematisierten chinesischen Vorstoß zur Entwestlichung des Goldmarktes und der globalen Finanzordnung.
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