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Trump verspottet Europas Eliten und lässt sie auf der Rechnung für die Ukraine sitzen

"Wenn die Ukraine, wie ihr Europäer ständig sagt, ohnehin gewinnt, dann könnt ihr euch allein drum kümmern. Wir verkaufen euch weiter Waffen und wünschen euch viel Glück mit eurem Krieg." Das war Trumps Botschaft vom 23. September, die bei Europas Eliten zuerst Euphorie und dann einen Schock auslöste.
Trump verspottet Europas Eliten und lässt sie auf der Rechnung für die Ukraine sitzenQuelle: Gettyimages.ru © Alexi J. Rosenfeld/Getty Images

Im großen Sitzungssaal der Vereinten Nationen hat US-Präsident Donald Trump mit seiner Rede vor der UNO-Generalversammlung am 23. September eine rhetorische Volte hingelegt (keine baerbockschen 360 Grad), die wie ein Donnerschlag durch die weitläufigen Flure und Säle hallt und bei den europäischen Verbündeten im ersten Augenblick für euphorische Stimmung sorgte.

Am Rande der Generalversammlung legte Trump vor den Medien nach und erklärte, dass die Ukraine stark genug sei, um sich mit der Unterstützung der Europäischen Union gegen die russischen Streitkräfte zu behaupten und "all ihr Territorium in seiner ursprünglichen Form zurückgewinnen" könnte. Nicht nur den Donbass könne sie zurückerobern, sondern auch die Krim und – warum auch nicht – noch ein zusätzliches Stück von Russland.

Es war ein Satz, der die Herzen der Kriegstreiber, Russenhasser und Rüstungsprofiteure in Brüssel und in den EU-Hauptstädten höherschlagen ließ. Doch der westliche Optimismus hielt nicht lange an. Sobald sie das "Kleingedruckte" gelesen hatten bzw. verstanden, was Trump nicht gesagt hatte, setzte der Schock ein. Denn hinter den bombastischen Worten Trumps lauert eine kalkulierte Täuschung.

Trumps Mitverantwortung für den Krieg in der Ukraine

Trumps plötzliche Begeisterung für einen ukrainischen Sieg ist nichts als ein Ablenkungsmanöver. Er simuliert Unterstützung, um gleichzeitig die Verantwortung für das drohende Scheitern des Krieges in der Ukraine auf die EU abzuwälzen. Während Trump dabei ist, sich elegant aus der Affäre zu ziehen, droht Europa, die bittere Frucht einer Niederlage im Stellvertreter-Krieg zu ernten. Die Grundlage für den Krieg hatten zwar Barack Obama und Victoria Nuland mit dem Maidan-Gewaltputsch gelegt, aber die massiven Waffenlieferungen und der ernst zu nehmende Aufbau der ukrainischen Streitkräfte zur stärksten konventionell gerüsteten Armee Europas begannen erst in Trumps erster Amtszeit.

Vor diesem Hintergrund war es kein Wunder, dass dann unter dem senilen Präsidenten Joe Biden die kriegslüsternde aber dilettantisch regierende Kabale aus Russenhassern im Weißen Haus glaubte, dass die Ukraine mithilfe der EU und der NATO sowie der Überlegenheit der US-Wunderwaffen gegen Russland gewinnen und Washington auf diese Weise dem "Dritte-Welt-Staat" Russland eine strategische Niederlage zufügen könne.

Jetzt allerdings stehen die Eliten in den EU-Ländern, die das Ziel Washingtons, nämlich die Zerschlagung und Aufteilung Russlands, begeistert teilten, gemeinsam mit Trump vor dem Scherbenhaufen ihrer Politik. Diese ist katastrophal gescheitert an der Widerstandkraft der Russen, an der Überlegenheit ihrer Waffen und militärischen Strategien, an ihrer Anpassungsfähigkeit an neue Technologien und nicht zuletzt an ihrer hohen Kampfmoral.

Trumps Realismus setzt sich durch

Der Unterschied zwischen Trump und seinen europäischen Amtskollegen besteht darin, dass Trump Realist ist und die Unausweichlichkeit der ukrainischen Niederlage erkannt hat. Dem gescheiterten Abenteuer Ukraine will er keinen Dollar mehr nachwerfen. Seine europäischen Amtskollegen dagegen sind bis über den Hals in diese Katastrophe verstrickt. Sie haben viel zu viel in die Ukraine investiert, um nun die Niederlage einzugestehen und zuzugeben, dass sie gigantisch teure Fehler gemacht haben, die Hunderttausende Menschen das Leben gekostet hat. Das würde sie wahrscheinlich mehr als nur die politische Karriere kosten.

Die europäischen Führungseliten haben sich deshalb in den letzten Monaten zunehmend an die Hoffnung geklammert, dass man Trump doch irgendwie überzeugen könne, sich erneut stärker in der Ukraine zu engagieren. Zum Beispiel dadurch, dass man ihm Optimismus vorspielt, dass die Ukraine doch noch gewinnen könne, ja, dass sie eigentlich ganz knapp vor dem Sieg stehe, wenn die Amerikaner noch mal einmal tief in die Tasche greifen würden mit Waffenlieferungen und Finanzen für Kiew. Dann könne man die Russen vielleicht doch in eine Pattsituation zwingen, in der der Westen wenigstens nicht als Verlierer dastünde.

Allerdings ist auch eine Pattsituation illusorisch. Denn was der ukrainischen Armee zu ihren besten, hochgerüsteten Zeiten nicht gelungen ist, wird den inzwischen ausgelaugten und an Waffen und Mannschaften dezimierten Einheiten erst recht nicht mehr gelingen, zumal auch die NATO-Arsenale weitgehend leer sind und Verluste nicht mehr umgehend ausgeglichen werden können.

Schützenhilfe für die Europäer von Trumps Ukraine-Gesandtem

Dennoch wird in den europäischen Hauptstädten das Narrativ von der Möglichkeit eines Sieges der Ukraine weiterhin gepflegt. Demnach ist die ukrainische Armee weiterhin unglaublich stark, weltführend in Sachen Drohnenkrieg und in vielem mehr. Demgegenüber stehen Horrormeldungen von angeblich unglaublich hohen russischen Verlusten in der Ukraine. Sie sind begleitet von Berichten über den rasanten Niedergang der russischen Wirtschaft, was implizit Hoffnung wecken soll, dass der Kreml durch soziale Unruhen unter Druck kommen und zum Einlenken auf westliche Forderungen in der Ukraine bereit sein könnte.

Schützenhilfe haben die Europäer sogar von Trumps Ukraine-Gesandtem, General Keith Kellogg, bekommen, der auf der sogenannten "Jalta-Konferenz" vor zwei Wochen in Kiew entlang dem oben dargestellten Narrativ geprahlt hat, dass die Russen in einer derart verzweifelten Lage seien, dass "wir Russland in den Arsch treten" werden ("We’d kick Russia’s ass") Weiter sagte Kellogg, dass Moskau den Krieg verliere und ohne China bereits zusammengebrochen wäre.

Kehrtwende oder Täuschung

Nach diesem Vorspann wollen wir uns genauer ansehen, was Trump tatsächlich in seinem Truth-Social-Post geschrieben hat und ob es tatsächlich eine Kehrtwende oder eine List war, um die Verantwortung für die Ukraine auf die Europäer abzuwälzen.

Genauer betrachtet, kam Trumps Truth-Social-Post nicht aus heiterem Himmel. Monatelang hatte Trump Kiew gedrängt, die Realität zu akzeptieren und den von Russland beanspruchten und von Russen seit Jahrhunderten bewohnten Teil der Ukraine in Verhandlungen abzutreten, um Territorium gegen Frieden zu tauschen. "Die Ukraine hat keine Karten mehr", hatte er im Februar schon zu Präsident Selenskij im Weißen Haus gesagt. Doch nun, nach der Generalversammlung der UNO und dem Sieben-Minuten-Treffen mit Selenskij in New York am 23. September, postet er auf seinem Truth-Social-Kanal überraschend einen überschwänglichen Optimismus, der suggeriert, dass die Ukraine in der Lage sei, mit EU-Unterstützung den "Paper Tiger" Russland zu besiegen.

Mit der nachfolgenden viel beachteten Botschaft verhöhnte Trump die europäischen Kriegstreiber:

"Nachdem ich die militärische und wirtschaftliche Lage zwischen der Ukraine und Russland genau verstanden und die wirtschaftlichen Probleme gesehen habe, die der Krieg in Russland verursacht, glaube ich, dass die Ukraine mit der Unterstützung der Europäischen Union in der Lage ist, zu kämpfen und die GANZE Ukraine in ihrer ursprünglichen Form zurückzugewinnen, und auch noch ein Stück russischen Territoriums dazu." (Anmerkung: Diesen letzten Nebensatz hat Trump am selben Tag in einem Interview noch hinzugefügt. Weiter im Originaltext)

"Mit Zeit, Geduld und der finanziellen Unterstützung Europas, insbesondere der NATO, sind die ursprünglichen Grenzen, von denen aus dieser Krieg begann, durchaus eine Option. Russland kämpft seit dreieinhalb Jahren ziellos in einem Krieg, den eine echte Militärmacht in weniger als einer Woche hätte gewinnen können. Sie sind ein Papiertiger, und die weltweiten wirtschaftlichen Sanktionen sowie die Tatsache, dass sie (die russischen Autofahrer) kein Benzin bekommen, schaden ihnen sehr. Ich habe großen Respekt vor Präsident Selenskij und dem ukrainischen Volk für ihren enormen Mut und ihre Stärke angesichts dieser schrecklichen Aggression."

Diese Botschaft markiert nur scheinbar eine Kehrtwende von Trumps früherer Forderung, die Ukraine solle territoriale Zugeständnisse an Russland machen. Denn eine Analyse zeigt, dass es eine Täuschung ist, ein sarkastisches Manöver, um die Verantwortung für die drohende Niederlage der Ukraine auf Europa abzuwälzen. Denn dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, dass Trump schreibt, dass die Ukraine mit der Unterstützung der Europäischen Union und der NATO in der Lage sei, zu gewinnen; insbesondere, da die Ukraine und die EU- und NATO-Europäer ständig davon reden, wie katastrophal die Lage der russischen Wirtschaft sei, müsse der Sieg der Ukraine mit "Zeit und Geduld" sicher sein. Hier kann man die Häme deutlich heraushören. Zudem spricht Trump hier von der NATO, als ob die USA gar nicht mehr dazugehörten, als ob die NATO jetzt eine rein europäische Angelegenheit sei.

Trumps Botschaft ist daher kein Zeichen von Unterstützung, sondern ein strategischer Rückzug, wie auch ein Meinungsartikel in der Londoner Financial Times vom 24. September 2025 fand, der die neuen Ängste europäischer Politiker beleuchtete.

Europa im Alarmmodus: Trump baut sich einen Ausstieg

Der Financial-Times-Artikel ist betitelt mit "Europäische Beamte befürchten, dass Trump plant, ihnen die Schuld für das Scheitern der Ukraine zuzuschieben". Das zeigt, dass Trumps Taktik durchschaut wurde. Der Untertitel präzisiert: "Polens Ministerpräsident Tusk warnt, dass die neue Haltung der USA eine Verlagerung der Verantwortung verschleiert." Weitere Zitate in der FT untermauern die Besorgnis: "Mehrere europäische Beamte schlussfolgerten, dass Trump ihnen die Verantwortung für die Verteidigung der Ukraine überträgt, eine Erwartung, die Europa schwer erfüllen kann." Polens Tusk warnte, dass "Trumps überraschender Optimismus nichts anderes tut, als ein geringeres US-Engagement zu versprechen und eine Verlagerung der Verantwortung für die Beendigung des Krieges auf Europa zu schieben". Resigniert fügt Tusk an: "Die Wahrheit ist besser als Illusionen."

Ein weiterer europäischer Beamter nannte es "den Beginn eines Schuldzuweisungsspiels" und fügte hinzu: "Die Vereinigten Staaten wussten, dass die Zölle gegen China und Indien für die EU inakzeptabel sind. Trump baut sich damit seine Ausfahrt aus dem Ukraine-Konvoi, um Europa die Schuld zuschieben zu können, wenn es nötig ist." Carlo Masala, Professor an der Bundeswehr-Universität München, erklärte: "Trump will vermeiden, dass dieser Krieg nach neun Monaten an der Macht auch sein Krieg wird und nicht mehr nur Bidens Krieg ist." Ein weiterer europäischer Beamter resümierte: "Jeder sieht, dass Trump sich zurückzieht."

Diese Zitate enthüllen die für EU-Eliten bittere Wahrheit: Trump inszeniert sich als Unterstützer, während er die USA aus dem Konflikt herauszieht. Europa soll die Verantwortung für die Niederlage der Ukraine aufgebürdet werden, die in Washington und wahrscheinlich auch insgeheim in Europa als unvermeidlich angesehen wird. Ein früherer US-Medienbericht, der vom Weißen Haus nicht dementiert wurde, zitiert Trump mit der Aussage, die Ukraine müsse "schließlich einlenken", da "die Realitäten auf dem Schlachtfeld sie dazu zwingen" würden. All dies untermauert die Einschätzung, dass Trump die Niederlage der Ukraine erwartet und sich von Kiew distanziert.

Europas Eliten halten weiter an ihren Illusionen fest, zumindest öffentlich.

Die Reaktion der Europäer ist vielsagend. Die europäische Führung, die oft ihre wirtschaftliche Überlegenheit über Russland betont, weiß insgeheim, dass der Krieg in der Ukraine nicht gewonnen wird. Er wird tatsächlich verloren. Europas Festhalten am Krieg ist daher vollkommen irrational und angesichts der vielen Opfer, die der Krieg täglich fordert, in höchstem Maße unmoralisch und ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Dabei stehen in vielen europäischen Ländern die Volkswirtschaften vor schweren Krisen: Es gibt tiefe "Rezessionen", und in einigen Länder drohen sogar neue "Finanzkrisen". Laut britischen Medien hat die EU seit 2022 über 100 Milliarden Euro Finanzhilfe in die Ukraine gepumpt, während die USA unter Trump die Hilfe drastisch reduziert haben. Die Forderung, Europa solle jetzt die ganze Last allein tragen, ist ein Schlag ins Gesicht, der die Ohnmacht der EU offenlegt. Aber anstatt ebenfalls, wie Trump, einen Ausstieg zu suchen, klammern sie sich an Illusionen von Pattsituationen oder ukrainischen Siegen.

Die europäische Führung ist gefangen in ihrer eigenen Rhetorik, sie erkennt oder zumindest erahnt sie die Wahrheit, handelt aber nicht entsprechend. Statt Verhandlungen anzustreben, um das "Desaster" zu beenden, klammert sie sich an die Hoffnung, die USA einzubinden. Trump indes feiert "die goldene Ära Amerikas", während Europa mit einer astronomischen Rechnung zurückbleibt. Dieses zynische Spiel zeigt: Der Krieg ist verloren, und Europa wird ihn nicht gewinnen – weder mit noch ohne Trump.

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