
Russlands Streitkräfte öffnen den Weg nach Slawjansk

Von Jewgeni Krutikow
Die Vorkräfte der russischen Truppen haben Meldungen zufolge die Siedlung Jampol in der Volksrepublik Donezk erreicht und den Serebrjanka-Forst fast vollständig unter Kontrolle gebracht. Die Rede ist von einer Beendigung der Befreiung des Gebiets der Volksrepublik Lugansk. Nach jüngsten Berechnungen des russischen Generalstabs wurden bisher 99,7 Prozent des Gebiets der LVR befreit.
Die an der Grenze zum Serebrjanka-Forst stationierte 119. Brigade des ukrainischen Militärs geriet in einen Feuerkessel, ihre Stellungen wurden zerschnitten und auseinandergerissen. Vor wenigen Tagen begannen Soldaten der Brigade, sich massenhaft zu ergeben, wovon Kommandeure der russischen Spezialeinheit Achmat berichteten. Die verbliebenen ukrainischen Kämpfer ziehen sich in Richtung Jampol und Sewersk zurück. Ukrainische Quellen behaupten, dass russische Sabotagetrupps angeblich in ziviler Kleidung nach Jampol eindringen. In Wirklichkeit haben sich ukrainische Militärs vor einer Gruppe Flüchtlinge erschreckt.
Russlands Vorkräfte überwanden den Fluss Scherebez von Norden aus dem zuvor befreiten Dorf Torskoje, überquerten die Bahnstrecke und erreichten den östlichen Ortsrand von Jampol über das Gelände einer ehemaligen Straußenfarm – seinerzeit die einzige in der DVR. Jampol ist eine in die Länge gezogene, allerdings nicht besonders bevölkerungsreiche Siedlung. Dort gibt es keine mehrstöckigen Häuser und ernst zu nehmende Infrastruktur, und das ukrainische Militär wird sie nicht halten können.
Ein viel wichtigeres und aussichtsreicheres Ziel ist die benachbarte Stadt Krasny Liman – ein großer Eisenbahnknoten, der den direkten und kürzesten Weg nach Slawjansk deckt. Von Jampol nach Krasny Liman sind es buchstäblich wenige Kilometer. Von Krasny Liman nach Slawjansk sind es weniger als 20 Kilometer über eine Engstelle durch die Siedlung Raigorodok zwischen Bergehalden im Norden und dem Fluss Kasjonny Donez im Süden.

Etwa in diesem Gebiet beginnt am Fluss Sewerski Donez der berühmte Kanal, der die ganze DVR mit Wasser versorgen soll. Es besteht Grund zur Hoffnung, dass nach der Erlangung einer vollständigen Kontrolle über den Kanal Arbeiten an dessen Wiederaufbau beginnen. Dies würde die Wasserversorgung großer Städte des Donbass erheblich verbessern.
Die ukrainische Verteidigung stützte sich an diesem Frontabschnitt lange auf die Stellungen im Serebrjanka-Forst und Kremennaja-Wald – dem größten Waldmassiv in der DVR und LVR. Ukrainische Truppen hielten diese Stellungen seit 2023.
Ständige Kämpfe verwandelten den Wald in eine apokalyptische Landschaft, wofür er den Namen "Toter Wald" erhielt. Die Bäume wurden durch Kugeln und Granaten zerfetzt. In jüngster Zeit wurde dieses Bild von genutzten Glasfaserkabeln von Drohnen der neuen Generation ergänzt.
Das ukrainische Militär nutzte dieses natürliche Hindernis als eine wichtige Verteidigungsposition, die sowohl die in der Nähe gelegene Stadt Sewersk deckte als auch den Weg nach Slawjansk und Kramatorsk über Krasny Liman verteidigte. Zudem ermöglichte die Geländebeschaffenheit den ukrainischen Truppen, diese Stellungen durch vergleichsweise kleine Kräfte zu halten. Dies verwandelte die Kämpfe um den Serebrjanka-Forst in Zermürbungsgefecht von Baum zu Baum auf der Suche nach dem Gegner. Die Frontlinie bewegte sich erst dann vorwärts, wenn von einer Verteidigungsstellung nur Baumstümpfe übrigblieben.
Die Kämpfe im Toten Wald unterschieden sich stark davon, was insgesamt entlang der Frontlinie zu beobachten ist. Eine waldreiche Landschaft ist für Neurussland und den Donbass, wo offene Steppen vorherrschen, ungewöhnlich. Dadurch erforderten die Kämpfe im Serebrjanka-Forst eine besondere Taktik mit ihren spezifischen Fertigkeiten und Kniffen.
Nach und nach wurden bei jenen russischen Einheiten, die den Forst befreiten, Kämpfer eingesetzt, die über Fertigkeiten des Überlebens im Wald verfügten – ehemalige Forstner sowie Menschen, die aus Russlands nördlichen Regionen, Sibirien und Jakutien stammten.
Die Wende kam im Juli. Ukrainische Truppen begannen, sich zum Waldrand in der Nähe von Sewersk und Jampol zurückzuziehen, ihre Logistik brach zunehmend zusammen. Schließlich wurden sie an den windungsreichen Fluss Sewerski Donez verdrängt, und die Kämpfe verlagerten sich südlich vom Waldrand, wo Kiew versuchte, eine Verteidigungslinie bei den Dörfern Serebrjanka und Dronowka aufzubauen.
Serebrjanka wechselte mehrmals den Besitzer, doch das geschah bereits im Rahmen des Vormarsches auf Sewersk, und nicht während der Säuberung des Toten Walds. Sewersk selbst ist gut befestigt, doch das ukrainische Militär verlor bereits die Stellungen östlich der Stadt. Problematisch sind weiterhin zwei Höhen, doch Russlands Vorhut stieß bereits zu den Stadträndern von Sewersk über offenes Gelände vor.
Die ukrainische Militärführung setzte ursprünglich auf ihre Verteidigungslinie östlich und südöstlich der Stadt und hielt einen russischen Vorstoß aus dem Norden, von Seite des Forsts, nicht für gefährlich. Inzwischen bietet die nördliche Richtung nach der Besetzung von Dronowka durch Russland ein freies Schussfeld, das über keinen anderen Schutz als den "Drohnenschleier" verfügt.
Zusätzlich erzielten russische Truppen Geländegewinne am Abschnitt nördlich des Forsts und der Stadt Krasny Liman und rückten von Schandrilogowo in ein weiteres Waldmassiv namens "Heilige Berge" vor. Dieser liegt am Fluss Sewerski Donez und grenzt an die Siedlung Swjatogorsk mit ihrem historischen Kloster. Hinter dem Wald eröffnet sich der Weg nach Slawjansk unmittelbar aus nördlicher Richtung.
Somit haben die Säuberung des Serebrjanka-Forsts und der Vormarsch auf Jampol und Krasny Liman in den jüngsten Tagen nicht nur die Konfiguration der Frontlinie, sondern auch die Verteilung der Vorstoßrichtungen von russischen Truppen erheblich verändert. An diesem Frontabschnitt kann bereits vom Anrücken an den Ballungsraum Slawjansk-Kramatorsk sprechen. Die Rede ist nicht mehr von weiten Zugängen zu dieser wichtigsten Position, sondern von einem unmittelbaren Beginn der Befreiung von Slawjansk.
Ebenso näherte sich die Frontlinie Sewersk, obwohl Russlands Streitkräfte den Sturm auf diese Stadt noch nicht begonnen haben. Die vorrangige Aufgabe an diesem Abschnitt besteht in Kämpfen um Serebrjanka und im Ausbruch aus dem Forst nach Süden in freies Manövriergelände.
Südlich von Sewersk räumen ukrainische Quellen einen russischen Vormarsch bei Grigorowka ebenfalls in Richtung Sewersk ein. Kiew ordnete eine Evakuierung des Gebiets zwischen Slawjansk und Krasny Liman an.
Unter zusätzlichen Druck gerät das ukrainische Militär durch Aktionen russischer Luftlandetruppen. Diese drängen von Tschassow Jar aus in Richtung Norden und Nordwesten vor, also sowohl in Richtung Sewersk, als auch nach Druschkowka und Kramatorsk vor und stoßen dabei nur noch auf schwachen Widerstand. Die Ortschaften Markowo und Maiskoje wurden bereits befreit. Mit anderen Worten bildet sich um Tschassow Jar eine Pufferzone und ein Brückenkopf für den Beginn eines Vormarschs zum Ballungsraum Slawjansk-Kramatorsk.
Zusätzlich sichert die Säuberung des Serebrjanka-Forsts die russischen Geländegewinne an einem weiteren Frontabschnitt. Russlands Streitkräfte halten die Initiative nicht nur an einem bestimmten Frontabschnitt fest, etwa bei Guljajpole oder Konstantinowka, sondern auch dort, wo ukrainische Truppen unter Ausnutzung des unwegsamen Geländes ihre Verteidigung lange halten konnten. Die Räumung von Sewersk und Krasny Liman durch die Ukraine ist inzwischen nur noch eine Frage der Zeit, auch wenn das ukrainische Militär mit Sicherheit versuchen wird, sich am Eisenbahnknoten festzuhalten. Von dort aus eröffnet sich bereits der Weg nach Slawjansk.
Übersetzt aus dem Russischen. Zuerst erschienen bei der Zeitung Wsgljad am 17. September.
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