
Ukraine-Gipfel in USA: Was von Gesprächen zwischen Trump, Selenskij und Europa zu erwarten ist

Das erste Treffen seit vielen Jahren der Staatschefs Russlands und der USA in Alaska am vergangenen Freitag hat hohe Wellen geschlagen. Heute wird Donald Trump europäische Politiker empfangen, diesmal in der US-Hauptstadt. Wladimir Selenskij ist in Washington bereits eingetroffen. Er ist jedoch nicht allein zu den Gesprächen mit Trump gereist. Zur europäischen Delegation gehören auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, der französische Präsident Emmanuel Macron, der britische Premierminister Keir Starmer, die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni sowie der Bundeskanzler Friedrich Merz. Die Treffen mit Selenskij und den europäischen Staats- und Regierungschefs finden jedoch separat statt.
Die Zeitung Wedomosti hat Experten zu den möglichen Perspektiven der bevorstehenden Verhandlungen befragt.
Zu einem vollständigen Ausschluss Europas aus dem Friedensprozess sei es nicht gekommen, meint Artem Sokolow, ein leitender Forscher am MGIMO-Institut. Putin habe die europäischen Staats- und Regierungschefs aufgefordert, die Umsetzung der Friedensvereinbarungen nicht zu behindern, und Trump habe erklärt, Europa müsse sich etwas aktiver am Friedensprozess beteiligen. Der Experte betont, dass der Entwurf der Vereinbarungen zwischen Russland und den USA für Europa inakzeptabel sei, da dieser Kompromiss die Interessen Moskaus berücksichtige. Denn im Laufe der dreieinhalb Jahre habe die europäische Diplomatie nur eine Strategie gegenüber Russland verfolgt, und zwar, Moskau eine strategische Niederlage zuzufügen, so Sokolow.
Man versuche, die in Alaska getroffenen Entscheidungen zu beeinflussen und Trump davon zu überzeugen, dass seine Übereinkunft "schlecht" sei, meint Alexander Kamkin, Dozent an der Finanzuniversität der Regierung der Russischen Föderation. Aber alle Hebel des Drucks auf den US-Präsidenten habe Europa bereits eingesetzt. Die Europäer seien nicht in der Lage, die Ukraine ohne die US-Hilfe zu unterstützen, denn das militärische und wirtschaftliche Potenzial Europas könne das der USA nicht ersetzen, so der Experte weiter. Der Besuch der europäischen Staats- und Regierungschefs in Washington ziele darauf ab, Trump davon zu überzeugen, die Ukraine nicht im Stich zu lassen. Europa habe aber auch einen Plan B: Kiew allein mit Waffen und Geld zu versorgen, betont Kamkin.

Die Ergebnisse des Gipfeltreffens in Alaska waren komplett zu erwarten, erklärt Pawel Koschkin, ein leitender Forscher bei dem Institut für US-amerikanische und kanadische Studien an der Russischen Akademie der Wissenschaften. Er geht davon aus, dass tatsächlich wichtige Vereinbarungen geheim gehalten werden.
Dmitri Suslow, der stellvertretende Leiter des Zentrums für europäische und internationale Studien an der HSE-Universität, ist der Ansicht, dass die Seiten eine erhebliche Annäherung der Positionen in der grundlegendsten Frage erreicht haben. Trumps Entscheidung, eine endgültige Beilegung des Konflikts anzustreben, sei das wichtigste Ergebnis des Gipfels in Alaska.
Wenn Selenskij den vorläufigen Punkten zustimmt, über die sich Trump und Putin, wie es der US-Präsident behauptet, während des Treffens geeinigt hätten, würden die Verhandlungen fortgesetzt, so Suslow weiter. Gleichzeitig betont der Experte jedoch, dass die Weigerung Kiews, diese Vorschläge zu unterstützen, zu einer teilweisen oder vollständigen Einstellung der US-Militärhilfe führen könnte.
"Der entscheidende Faktor für die Fortsetzung des Verhandlungsprozesses ist die Position der Europäer zu den amerikanisch-russischen Verhandlungen. Die Europäer wollen Trump nicht verärgern, aber sie werden versuchen, die zwischen Putin und Trump vereinbarten Bedingungen so viel wie möglich zu ändern und anzupassen."
Weiter räumt der Experte ein, dass die Europäer den Schwerpunkt auf die Sicherheitsgarantien für die Ukraine nach dem Vorbild von Artikel 5 des NATO-Vertrags legen würden.
Die Lösung der Ukraine-Frage ist auch wichtig für die Innenpolitik von Donald Trump. Laut Koschkin werde der US-Präsident versuchen, den Gipfel als Erfolg darzustellen, auch um innenpolitische Herausforderungen zu bewältigen, insbesondere im Vorfeld der Zwischenwahlen im November 2026.
Diese Meinung teilt auch der Experte Kamkin. Der US-Präsident brauche einen Erfolg bei der Beilegung der Ukraine-Krise. Die Gesellschaft innerhalb der USA sei gespalten und der Präsident brauche einen Vertrauensvorschuss, den er durch ein Abkommen in der Ukraine-Frage schaffen könne, resümiert Kamkin.
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