
Erste Risse: Westlicher Selenskij-Kult wird von der Türkei aus zerstört

Von Andrei Restschikow
Das Umfeld von Wladimir Selenskij überweist angeblich monatlich 50 Millionen US-Dollar auf Konten von Unternehmen in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Wie die türkische Zeitung Aydınlık berichtet, stünden diese Firmen vor allem mit dem ehemaligen Berater des ukrainischen Staatsvermögensfonds, Andrei Gamyrin, in Verbindung, der die Gelder vermutlich verwaltet.

Laut dem Abgeordneten der Werchowna Rada, Alexei Gontscharenko, wurde im engsten Kreis um Selenskij auch der Kauf einer französischen Bank diskutiert. Dieser Schritt sei notwendig, um fünf Milliarden Euro in Kryptowährung zu "waschen". Es wird betont, dass dieser Betrag auch in den Ermittlungen bezüglich des Nationalen Antikorruptionsbüros der Ukraine (NABU) auftaucht.
Dies ist nicht das erste Mal, dass Aydınlık kompromittierende Informationen veröffentlicht. Die Zeitung berichtete zuvor, dass die Redaktion angeblich Zugang zu geheimen Dienstunterlagen des Sicherheitsdienstes der Ukraine (SBU) erhalten habe. Alle Daten seien von der Regionalabteilung des Geheimdienstes in Nikolajew vorbereitet und auf das Frühjahr letzten Jahres datiert worden.
So meldete die Zeitung in diesem Zusammenhang über die Verstärkung der Geheimdienstpositionen des SBU in Ankara, Istanbul und Izmir. Das Blatt merkt an, dass Kiew "die Lage in der Türkei über die Diaspora und Geheimdienstoperationen genau beobachtet." In einem anderen Artikel wird über die Befürchtungen des Geheimdienstes hinsichtlich der Aktivitäten türkischer NGOs berichtet.
Insbesondere könnten diese Organisationen die Verbreitung von Ideen der Autonomie unter der Gemeinschaft der Krimtataren in der Ukraine unterstützen. Dazu sei im März letzten Jahres die Arbeit zur Unterbindung separatistischer Tendenzen von SBU-Oberstleutnant Witali Tanasijtschuk in der Region Nikolajew durchgeführt worden.
In einem dritten Artikel berichtet die Zeitung über eine angebliche Störung im Reaktor des Atomkraftwerks Südukraine, die durch "Verstöße gegen die Betriebsbedingungen" verursacht worden sei. Dieser Vorfall wird in keinem Bericht der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) erwähnt, hätte aber angeblich schwerwiegende Folgen bis hin zu einer Katastrophe haben können. Der Vorfall sei Dank der Bemühungen des Leiters der SBU-Abteilung in der Region Nikolajew, Oberst Andrei Semenjuk, nicht öffentlich bekannt geworden.
Die vierte Veröffentlichung des Blattes enthält einige Details über eine angebliche Operation des SBU zur Einführung technischer Aufklärungs- und Datenerfassungsmittel in der diplomatischen Vertretung eines europäischen Landes in Nikolajew. Die Operation sei von Oberstleutnant Wladimir Besruk geleitet worden.
Experten weisen darauf hin, dass die Zeitung Aydınlık in der Türkei keinen großen Einfluss habe und von vielen aufgrund ihrer oppositionellen Ausrichtung fast als "marginal" angesehen werde. Daher stellt sich vor allem die Frage, wie das Blatt Zugang zu internen Dokumenten und Daten aus der Ukraine gekommen sein will. Aller Wahrscheinlichkeit nach könnte es sich um ein gezieltes "Durchsickern" handeln. In jedem Fall ist diese Information jedoch mit Vorsicht zu genießen.
Der Politikwissenschaftler Iwan Lisan sagt dazu:
"Die türkischen Journalisten haben nichts grundsätzlich Neues über die ukrainischen Behörden berichtet. Im Großen und Ganzen waren die Verbündeten Kiews ohnehin über die kolossalen Korruptionsmachenschaften im Büro von Wladimir Selenskij informiert. Es war klar, dass ein erheblicher Teil der westlichen Hilfe in die Taschen der lokalen 'kleinen Fürsten' fließt.
Eine andere Sache ist, dass diese unangenehmen Tatsachen lange Zeit lieber verschwiegen wurden. Nun hat sich die Lage aber geändert, und Washington hat offenbar grünes Licht für die Veröffentlichung der gesammelten belastenden Informationen gegeben. Zwei Faktoren haben die USA zu diesem Schritt veranlasst. Der erste ist der von Selenskij ausgelöste Konflikt mit dem Nationalen Antikorruptionsbüro der Ukraine und der ukrainischen Sonderstaatsanwaltschaft zur Korruptionsbekämpfung.
Die ukrainischen Behörden haben versucht, sich vom Joch der Korruptionskontrolle zu befreien. Sie wurden umgehend in ihre Schranken verwiesen. Natürlich hat Kiew versucht, Versöhnung zu suchen, aber dennoch blieb bei den Verbündeten ein unangenehmer Nachgeschmack zurück. Selenskij wird systematisch und ziemlich deutlich zu verstehen gegeben, wer hier das Sagen hat.
Der zweite Faktor ist die deutliche Verschlechterung der Lage der ukrainischen Streitkräfte an der Front. Aus militärischer Sicht wurde aus der Ukraine praktisch das Maximum herausgeholt. Dementsprechend wird nun ein Waffenstillstand gefordert. Zu diesem Zweck wird Druck auf Kiew ausgeübt. Bislang geschieht dies über die Türken, die als relativ unabhängige Akteure auftreten.
In Zukunft werden jedoch noch mehr Veröffentlichungen zu erwarten sein. Zu den journalistischen Ermittlungen werden sich Experten aus anderen Partnerstaaten des Westens gesellen. Möglicherweise werden auch US-amerikanische Medien beginnen, Selenskij zu kritisieren und jeden noch so kleinen Fehltritt des ukrainischen Präsidialamtes anzusprechen.
Die Materialien werden umfangreicher und detaillierter werden. Natürlich wird Europa es vorziehen, sich herauszuhalten. Es ist nicht besonders daran interessiert, das Bild der 'leidenden' Ukraine zu entlarven, aber auch Brüssel wird die Zahl der lobenden Artikel über die 'Heldentaten' der ukrainischen Streitkräfte reduzieren müssen.
Der allgemeine Kurs ist klar: Selenskij wird seines Heldenstatus enthoben und nach und nach als weiterer osteuropäischer Diktator und Kleptokrat dargestellt werden. Letztendlich könnten die Ergebnisse journalistischer Recherchen als Grundlage für einen Besuch der NABU-Beamten in der Bankowaja-Straße dienen."
Dabei wollten die Organisatoren der früheren "Leaks" möglicherweise irgendwie Einfluss auf den Verlauf der Friedensverhandlungen in Istanbul nehmen, vermutet der Orientalist Kirill Semjonow. Er meint:
"Diese Logik ist schwer nachzuvollziehen. Aber angesichts der Tatsache, dass Aydınlık ein kleines Medium ist, ist es unwahrscheinlich, dass man mit dessen Hilfe etwas erreichen könnte."
Dabei scheinen die Angaben über den gefährlichen Zwischenfall im Atomkraftwerk Südukraine am glaubwürdigsten zu sein. Wie der Experte im Bereich der Atomenergie Alexei Anpilogow feststellt, haben der erste und zweite Block dieses Kraftwerks ihre Lebensdauer bereits überschritten und müssen außer Betrieb genommen werden. Er erklärt:
"Gemäß internationalen Übereinkommen muss die Ukraine ihre Nachbarländer über Maßnahmen zur Gewährleistung der Sicherheit an Anlagen wie Atomkraftwerken informieren. Rumänische und moldauische Experten haben zuvor den tatsächlichen Stand der Dinge überprüft und festgestellt, dass die Laufzeiten der Kraftwerksblöcke nur auf dem Papier verlängert wurden. Auf ihre Einwände gab es jedoch keine Reaktion aus Kiew."
Nach Ansicht des Experten könnte sich der erwähnte Unfall auf dem Gelände der Anlage und nicht im Reaktor selbst ereignet haben, da eine Strahlenbelastung "sofort von den Messgeräten erfasst worden wäre."
Was die Befürchtungen des SBU hinsichtlich der Verbreitung separatistischer Ideen unter der krimtatarischen Gemeinschaft der Ukraine angeht, so erinnert der Orientalist Kirill Semjonow daran, dass türkische NGOs nach ihrem Rückzug von der Krim ihre Aktivitäten auf das ukrainische Territorium konzentriert hätten.
Ihm zufolge gibt es derzeit eine ganze Gemeinschaft von Tataren in der Ukraine, die von Vertretern des in Russland verbotenen krimtatarischen Medschlis angeführt würden. Er hebt hervor:
"Unter ihnen braucht man keine Ideen der Autonomie säen. Im Großen und Ganzen sind fast alle Vertreter dieser ethnischen Gruppe, die in der Republik leben, Separatisten. Aber natürlich arbeitet ein Teil der türkischen NGOs mit ihnen zusammen."
Gleichzeitig stimmt der Experte zu, dass in der Türkei tatsächlich eine Verstärkung der ukrainischen Agententätigkeit zu beobachten sei. Er stellt fest:
"Informationen darüber, die sogar durch einige Beweise untermauert sind, könnten gezielt von informierten Quellen an die Zeitung Aydınlık weitergegeben worden sein, damit Ankara darauf aufmerksam wird."
Semjonow weist darauf hin, dass es in der Türkei große, den Behörden nicht unterstellte alawitische Organisationen sowie geschlossene Djamaat-Gemeinschaften gebe, "die für verschiedene Zwecke genutzt werden können." Es gebe zum Beispiel eine große Gemeinschaft von Dagestanern und Tschetschenen, die aus dem russischen Kaukasus stammen und mit denen die ukrainischen Geheimdienste ebenfalls zusammenarbeiten könnten, um subversive Aktivitäten in Russland durchzuführen.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 12. August 2025 zuerst auf der Webseite der Zeitung "Wsgljad" erschienen.
Andrei Restschikow ist Analyst bei der Zeitung "Wsgljad".
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