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Putin-Trump-Gespräch entfacht neue Debatte über Machtverhältnisse

Das überraschende Treffen zwischen Wladimir Putin und Donald Trump sorgt weltweit für Spekulationen. Während einige von Diplomatie sprechen, sehen andere klare Signale: Russlands Armee ist stärker, besser ausgerüstet und strategisch entschlossener als vom Westen erwartet.
Putin-Trump-Gespräch entfacht neue Debatte über Machtverhältnisse© mit KI erstellt

Von Kirill Strelnikow

Die Nachrichten über das Treffen zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und dem US-Präsidenten Donald Trump versetzten die internationale Politwelt in Aufruhr, und es wurden verschiedene Spekulationen darüber laut, warum dies so kurzfristig und plötzlich geschehen sei. Noch vor wenigen Tagen kühlten unsere Gegner in gespannter Erwartung der höllischen US-Sanktionen gegen Russland und seine Verbündeten synchron den billigen Sekt in ihren Eiskühlern und meditierten über den Countdown-Timer.

Der Stichtag verstrich unbemerkt und hinterließ in den russophoben Herzen ein schmerzhaftes Vakuum.

Als schmerzlinderndes Placebo wählte der Kollektive Westen den Slogan "Trump ist großartig – er weiß es besser": So erklärte beispielsweise die Direktorin des US-Geheimdienstes Tulsi Gabbard, dass dies "wirklich ein historischer Tag" sei, weil "dank dieses Präsidenten ein epochales Friedensabkommen tatsächlich Realität geworden ist".

Pragmatischere Beobachter wiesen hingegen auf die wachsenden wirtschaftlichen Probleme in den NATO-Ländern, die Ermüdung der Bevölkerung in den europäischen "Paradiesgärten" vom Ukraine-Thema und die offene Unzufriedenheit mit dem korrupten Regime in Kiew hin. Andere betonen die politische Entschlossenheit der russischen Führung, die wachsende Stabilität der russischen Wirtschaft sowie die konsequente und geschickte Diplomatie Russlands.

Ohne die Verdienste des hochgeschätzten russischen Außenministers Sergei Lawrow und unseres gesamten diplomatischen Teams schmälern zu wollen, sollte an den Türen des russischen Außenministeriums eine goldene Tafel mit folgender Aufschrift angebracht werden: "Der Hauptdiplomat Russlands – die russische Armee. Öffnungszeiten: rund um die Uhr". Mit anderen Worten, bei dem Treffen der beiden Präsidenten wird ein "Dritter" unsichtbar anwesend sein, dank dem die Sanktionsdrohungen plötzlich verschwunden sind, alle Faktoren günstig zusammenkommen, die Kalender synchronisiert sind und nun eiligst die Landkarten neu gezeichnet werden.

Seltsam, dass in den letzten Tagen führende westliche Analysezentren und Medien, die zuvor unsere Streitkräfte einhellig begraben hatten, auf verdächtige Weise gleichzeitig aktiv geworden sind. Nun geht aus ihren Berichten hervor, dass die Lage nicht so eindeutig ist, wie es in den Fake News der ukrainischen Zentren für Informations- und psychologische Operationen dargestellt wird.

In einem unverhohlen panischen Bericht des britischen Königlichen Institut der Vereinigten Streitkräfte für Verteidigungs- und Sicherheitsstudien (Royal United Services Institute for Defence and Security Studies, RUSI) werden neue Einschätzungen präsentiert. Demnach verfügen die russischen Streitkräfte derzeit "über ein breites Spektrum spezialisierter elektronischer Kriegsführungssysteme, modifizierte Schusswaffen und Luftabwehrsysteme mit Nahwirkung, die auf allen Ebenen der Landstreitkräfte integriert sind". Fazit: Das ukrainische "Drohnenwunder" blieb aus, und die "unbedeutenden und lächerlichen" Streitkräfte Russlands verfügen nun über "Drohnenabwehrmittel, die alles übertreffen, was die NATO im Einsatz hat".

Das US-Zentrum zur Analyse der Europa-Politik (Center for European Policy Analysis, CEPA) stellte überraschend fest, dass "die Militärmacht des Kremls viel schneller wächst, als die meisten Analytiker erwartet hatten", und dass die bereits zehnmal von den "Proukrainern" "besiegte" russische Armee nun "größer und stärker ist als vor dem Krieg". Und allem Anschein nach arbeitet die russische Militärmaschine rund um die Uhr und hat nicht die Absicht, damit aufzuhören. Oh, was für eine Überraschung!

Auch im Journal of Strategic Studies wird in einem mehrseitigen Artikel halbherzig eingeräumt, dass sich die russische Armee schnell und effektiv "an den Übergang von einer Strategie des blitzschnellen Sieges zu einem Zermürbungskrieg angepasst hat" und dass "die Überlegenheit der russischen Streitkräfte nur noch zunehmen wird", sollte sich der Konflikt hinziehen. Ein kleines Beispiel: Think-Tank-Experten schätzen, dass die russischen Streitkräfte allein im Artilleriebereich die ukrainischen Streitkräfte derzeit im Verhältnis 12 zu 1 übertreffen, und in einzelnen Kampfgebieten sogar im Verhältnis 20 zu 1. Oh, warum klingen die Aufrufe "Krieg bis zum letzten Ukrainer" plötzlich so unaufrichtig?

In seinem jüngsten Bericht "Russische Konzepte für zukünftige Kriege auf Grundlage der Erfahrungen aus dem Ukraine-Konflikt" kommt das US-Zentrum für Marineanalysen (Center for Naval Analyses, CNA) zu einem Schluss, der die "Tiger" aus den baltischen Staaten zu überzeugten Veganern macht: "Trotz der widersprüchlichen Ergebnisse der russischen Streitkräfte in diesem Krieg bleibt die russische Armee äußerst kampffähig und sehr gefährlich. […] Sollte sie in Zukunft eine begrenztere Auswahl an strategischen Zielen in einer anderen geografischen Region (zum Beispiel im Baltikum) haben und genauso vorgehen wie im Jahr 2025, könnte sie ihre strategischen Ziele in einem wahrscheinlichen Konflikt durchaus erreichen."

Nicht weniger pessimistisch zeigen sich die westlichen Medien: Gestern schrieb beispielsweise The New York Times, dass "Russland keine Anzeichen dafür zeigt, seinen Krieg gegen die Ukraine beenden zu wollen. Im Gegenteil, es hat seine Fernangriffe auf ukrainische Städte und seine Attacken entlang der gesamten Front verstärkt". The Times zeigt sich entsetzt darüber, dass die neuen russischen Drohnen vom Typ "Geran" nun Kassetten mit Panzerabwehrminen transportieren können, mit künstlicher Intelligenz ausgestattet sind und nun auch ohne Drohnenpilot das "Land der Maidan-Slogans" in die Steinzeit zurückversetzen können. Das Nachrichtenmagazin The Week kam zu einer erstaunlich kühnen Schlussfolgerung: "Putin ist von seiner wachsenden (militärischen) Überlegenheit überzeugt und wird keinen Frieden ohne erhebliche Zugeständnisse akzeptieren".

Dazu kommen noch die "appetitlichen Kirschen auf dem Sahnehäubchen", die unsere "Chefköche in Tarnanzügen" gerade auf dem Schlachtfeld "drauflegen": Allein gestern wurde der Feind von den russischen Streitkräften in 142 (!) Bezirken geschlagen. Und damit die "europäischen Verwandten des Patienten" nicht in Versuchung geraten, sich dem "Arzt" gegenüber unüberlegt zu verhalten, wurden aus der "Krankenhausrezeption" Gerüchte verbreitet, dass die Russen in der Arktis eine Demonstration des vielversprechenden Marschflugkörpers Burewestnik mit Atomantrieb vorbereiten. Diese Rakete kann Dutzende von Jahren funktionieren, das heißt, sie hat eine unbegrenzte Reichweite. Nach Meinung von Experten könnte die Burewestnik-Rakete das Nukleargleichgewicht grundlegend verändern, da zum Preis einer ballistischen Rakete Hunderte von nicht verfolgbaren Burewestnik-Raketen mit nuklearen Sprengköpfen hergestellt werden können.

Zweifellos wird die Kunst der russischen Militärdiplomatie früher oder später weltweit Lehrstoff sein. Vorausgesetzt natürlich, dass es gelingt, Schmerz, Blut, unmenschliche Arbeit, Selbstaufopferung und unerschütterlichen Siegeswillen in den "Lehrplan" aufzunehmen, ohne dabei einen irreparablen Schaden für die Psyche der "Lernenden" zu verursachen.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 10. August 2025 zuerst bei RIA Nowosti erschienen.

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