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Nächste Woche Putin-Trump-Gipfel in Alaska?

Um den richtigen Pfad zum Gipfel zu finden, müssen die russischen und US-amerikanischen Sherpas noch hart arbeiten. Kann vor dem Hintergrund grundverschiedener Motive und Interessen der Beteiligten ein konstruktives Ergebnis gefunden werden?
Nächste Woche Putin-Trump-Gipfel in Alaska?Quelle: Gettyimages.ru © Lance King/Getty Images

Von Rainer Rupp

Am 8. August 2025 hatten sich bereits die Hinweise verdichtet, dass ein Gipfeltreffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin in greifbare Nähe rückt. Parallel dazu sorgen widersprüchliche Signale über die mögliche Einbindung des ukrainischen Nicht-mehr-Präsidenten Wladimir Selenskij für diplomatische Spannungen, sowohl in Kiew als auch in westlichen Hauptstädten. Die Situation ist nach wie vor fluid und von widersprüchlicher öffentlicher Rhetorik, taktischem Lavieren und gezielter Propaganda der westlichen Akteure geprägt, einschließlich Washingtons und Trumps persönlich.

Der Trump-Putin-Gipfel soll zunächst in den Vereinigten Arabischen Emiraten stattfinden. Der Kreml bestätigt eine grundsätzliche Einigung über das Stattfinden des Treffens, wobei beide Seiten allerdings über die zu behandelnden Inhalte noch weit auseinanderlägen. Anfangs war auch unklar, ob Selenskij beteiligt sein würde. Ursprünglich hatte Trump auf einem trilateralen Format bestanden, später aber eingeräumt, dass die Teilnahme Selenskijs beim Treffen keine Vorbedingung war.

Grundsätzlich verfolgen Trump und Putin weit auseinanderliegende, grundverschiedene Ziele. Putin will eine Einigung, in der die vitalen sicherheitspolitischen Interessen Russlands berücksichtigt werden, die Putin seit Beginn der militärischen Sonderoperation immer wieder ausbuchstabiert hat und die sich in ihren Kernpunkten nicht verändert haben. Ohne substanzielle Vorverhandlungen zur Schaffung einer soliden Basis für ein umfassendes sicherheitspolitisches Abkommen war Putin bisher an einem reinen Palaver-Gipfel mit Trump nicht interessiert.

Präsident Trump sind derartige geostrategische Sicherheitsüberlegungen, die Putin am Herzen liegen, weitgehend egal, denn er versteht sie ohnehin nicht. Dennoch will er unbedingt in die Geschichte eingehen als der Mann, der in der Ukraine den entscheidenden Waffenstillstand herbeigeführt hat, denn das würde ihn, so glaubt er zumindest, seinem großen persönlichen Ziel – nämlich dem Friedensnobelpreis – einen Riesenschritt näherbringen.

Trumps Jagd nach dem Friedensnobelpreis

Emma Shortis, eine britische "Trump-Expertin", wurde jüngst in der britischen Tageszeitung The Independent zitiert, dass Trumps Streben nach dem Nobelfriedenspreis nichts mit Frieden zu tun hat, sondern sein "peinliches Verlangen nach Trophäen" widerspiegelt, dass er nicht um ein kohärentes friedenspolitisches Ziel, sondern um sein übergroßes Ego geht.

Trumps öffentliche Aussagen, insbesondere seine Vergleiche mit seinem Erzfeind, dem ehemaligen Präsidenten Barack Obama, der 2009 bereits zum Beginn seiner Amtszeit den Friedensnobelpreis bekommen hatte, lassen auf rein persönliche Motive für sein Interesse an der Auszeichnung schließen. Ein Bericht in der Zeitschrift The Diplomat hebt Trumps "scheinbare Besessenheit, den Friedensnobelpreis zu gewinnen" hervor, die "möglicherweise mit seiner Rivalität mit Obama zusammenhängt". Dieses Gefühl spiegelt sich in Trumps wiederholten Kommentaren auf Kundgebungen und Pressekonferenzen wider, in denen er seine Friedenserfolge betont und diese oft als weitaus wichtiger darstellt als die von früheren Preisträgern.

Kann vor dem Hintergrund dieser grundverschiedenen Motive und Interessen, mit denen Putin und Trump auf dem Gipfel – falls er zustande kommt – zusammentreffen, tatsächlich ein konstruktives Ergebnis für Russland herauskommen? Auf den ersten Blick ist es schwierig, sich das vorzustellen. Andererseits könnte die russische Seite Trump seinen gewünschten Waffenstillstand in der Ukraine geben, wenn Trump den russischen Bedingungen zustimmt, und genau diese Entwicklung zeichnet sich am Abend des 9. August ab.

Kiews Angst vor US-Ausverkauf

Bereits am 8. August 2025 hatte die Welt erfahren, beispielsweise von Juri Uschakow, einem russischen Top-Diplomaten und Kreml-Insider, dass "es ein Angebot von US-Seite gab, das die russische Seite als akzeptabel erachtet". Zugleich begannen Gerüchte über die angebotenen US-Zugeständnisse an Putin bezüglich der Ukraine beim bevorstehenden Treffen zwischen Putin und Trump zu kursieren. Das alles geschah vor dem Hintergrund zahlreicher (zumeist noch unbestätigter) Berichte, dass die Front der Streitkräfte der Ukraine um die letzte wichtige Festung Pokrowsk herum zusammengebrochen sei, wobei russische Truppen den größten täglichen Vormarsch des Krieges verzeichnet hätten.

Derweil wuchs und wächst in Kiew die Sorge, von zentralen Gesprächen ausgeschlossen zu werden. Auch die europäischen Politiker versuchen zu stören und äußern ihre Skepsis, ob Trumps Ansatz wirksam ist. Russische Medien dagegen begrüßen den Ausschluss der Europäer und Selenskijs als sehr positiv.

Derweil wurde der ukrainische Nicht-mehr-Präsident Selenskij in der New York Times (NYT) zitiert, wonach er jeglichen Verzicht auf ukrainisches Territorium im Austausch gegen Frieden kategorisch abgelehnt. Die NYT bemerkt dazu, dass Selenskijs harte Haltung Trump verärgern könnte, der ein Friedensabkommen zwischen der Ukraine und Russland zu einer seiner wichtigsten außenpolitischen Prioritäten gemacht hat – auch wenn dies bedeutet, Bedingungen zu akzeptieren, die für Kiew ungünstig sind.

Im NYT-Artikel wird auch Selenskijs Amtsvorgänger Petro Poroschenko mit den heroischen Worten zitiert:

"Die Ukrainer sind eine Nation, die ihre Territorien nicht tauschen. Wir können keinen Präzedenzfall zulassen, in dem Frieden im Austausch für unser Land erreicht wird."

Die NYT weist jedoch darauf hin, dass der Anteil der Ukrainer, die zu territorialen Zugeständnissen an die Russen bereit sind, seit 2023 gewachsen ist und nun bei rund der Hälfte der Befragten liegt. Laut westlichen Medien beinhalten die aktuellen Diskussionen zwischen den USA und Russland über die Beendigung des Krieges, dass Kiew alle seine Streitkräfte aus der gesamten Region Donezk abzieht.

Aber weder die Proteste der "Koksnase", deren Haltbarkeitsdatum als Präsident der Ukraine längst überschritten ist, noch die seines Vorgängers Poroschenko noch irgendeines anderen Ukrainers, die alle behaupten: "Ohne uns, ohne die Ukraine kann der Krieg nicht beendet werden kann", können irgendetwas ausrichten. Denn Washington hat sein Ukraine-Projekt vor Jahrzehnten begonnen, und wenn es sich jetzt daraus zurückzieht, wie vor einigen Jahren aus Afghanistan, dann können auch die Europäer der Ukraine nicht mehr helfen.

Laut jüngsten Nachrichten soll der Gipfel zwischen Putin und Trump nun am 15. August stattfinden, und zwar in der Hauptstadt Alaskas. Die Entscheidung, das Treffen in Alaska abzuhalten, ist sowohl symbolisch – es ist der US-Bundesstaat, der Russland geografisch und historisch am nächsten liegt – als auch praktisch. Das russische Präsidentenflugzeug könnte einfach über die Beringstraße fliegen, um Alaska zu erreichen. Und Anchorage ist weit genug von externen Akteuren wie Einmischern aus Großbritannien und der EU entfernt und bietet ein kontrolliertes und sicheres Umfeld für Verhandlungen.

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