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Wohin Streit zwischen USA und Indien wegen Ölkäufen aus Russland führen könnte

US-Präsident Trump stellt Indien Ultimaten. Er will das Land wegen der Handelsbeziehungen zu Moskau mit hohen Zöllen belegen. Dies könnte ein strategischer Fehler sein, meinen Experten. Indien widersetzt sich dem US-Druck und wirft dem Westen Doppelmoral vor.
Wohin Streit zwischen USA und Indien wegen Ölkäufen aus Russland führen könnte© Andrew Harnik/Getty Images

Die Beziehungen zwischen den USA und Indien haben sich verschlechtert. Anlass dafür sind Indiens Ölkäufe aus Russland im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt. Am Dienstag erklärte US-Präsident Donald Trump im Fernsehsender CNBC, dass er in den kommenden 24 Stunden die Zölle auf Waren aus Indien stark erhöhen werde.

Gleichzeitig hat Trump der russischen Führung ein Ultimatum gestellt. Nach dessen Ablauf am 8. August wird die Einführung von Sekundärzöllen für Käufer russischer Kohlenwasserstoffe erwartet. Trump ist überzeugt, dass eine mögliche Senkung der Ölpreise infolge dieser Maßnahmen Russland angeblich dazu zwingen könnte, den Konflikt in der Ukraine zu beenden.

Am Montag hat Indiens Außenministerium als Reaktion auf Trumps Drohungen eine strenge Position des Landes zu den Öllieferungen aus Russland zum Ausdruck gebracht. Wie es heißt, sicherten diese Öllieferungen niedrige Preise für die indischen Verbraucher. Neu Delhi wies auf die Heuchelei jener hin, die "selbst Handel mit Russland betreiben", wie zum Beispiel die EU. Man erinnerte daran, dass auch Washington Uran, Palladium, Düngemittel und Chemikalien aus Russland kauft. Angesichts dieser Sachlage hält Indien den Druck seitens der USA für ungerechtfertigt.

Zuvor hatte der US-Präsident auf Truth Social klargestellt, warum er Indiens Handelsbeziehungen zu Moskau verurteilt. Trump behauptete, Indien verkaufe Öl aus Russland und ziehe daraus Gewinn.

"Indien kauft nicht nur riesige Mengen an russischem Öl, sondern verkauft dann einen Großteil auf dem freien Markt mit hohen Gewinnen weiter."

Moskau hat auf Trumps Vorgehen gegen Indien reagiert. Der Kreml nehme die Drohungen aus Washington gegenüber Neu Delhi zur Kenntnis, halte sie jedoch für unrechtmäßig, erklärte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag. Er betonte, dass souveräne Staaten ihre Handelspartner selbst wählen sollten.

Die Zeitung Wedomosti hat Experten zu einem möglichen Ausgang des Konflikts zwischen Neu Delhi und Washington befragt.

Trump zeige einen aggressiven Geschäftsstil gegenüber Indien, meint Lew Sokolschtschik, ein führender Forscher am Zentrum für europäische und internationale Studien an der HSE. Im Frühling habe Trump sich gegenüber China auf dieselbe Weise verhalten. Dann habe er jedoch Verhandlungen aufgenommen und sei in Bezug auf die harten Zollmaßnahmen zurückgerudert. "Es ist nicht auszuschließen, dass sich dies wiederholen wird", so der Experte. 

Es könnte auch so sein, dass Trump Indiens Abhängigkeit vom US-Markt einfach überschätzt habe, meint der Experte weiter:

"Der Druck könnte zu einem schwerwiegenden strategischen Fehler führen. Indien wird zu der Überzeugung gelangen, dass es notwendig ist, auf sich selbst gestellt zu sein und die Beziehungen innerhalb der BRICS zu stärken. Selbst dann kann man Kompromisse mit den USA finden, aber nur pragmatische."

Allerdings wäre auch Indien von einem ernsthaften Konflikt mit den USA betroffen.

Die Reaktion der indischen Behörden sei keine Überraschung, meint der Indienexperte Alexei Kuprijanow. Neu Delhi habe sich 2018 genauso verhalten, als die USA Indien wegen des Kaufs von S-400-Raketen aus Russland mit Sanktionen gedroht hätten. Auch damals sei Washington zurückgerudert. Als aber die USA Sanktionen gegen die DVRK und den Iran verhängt hätten, habe Indien den Handel mit diesen Ländern eingestellt, ohne sich offiziell den Sanktionen anzuschließen, erinnert der Indologe. Solche Entscheidung führe auf Indiens pragmatische Politik zurück. Entscheidungen würden auf der Grundlage des Handelsvolumens mit dem sanktionierten Land, alternativer Routen und der Stimmung unter der Bevölkerung getroffen. Kuprijanow wörtlich:

"Russland wird von der Gesellschaft und Elite Indiens als Freund wahrgenommen."

Neu Delhi sei bereit zu verhandeln und gewisse Zugeständnisse zu machen, aber dafür seien lange Verhandlungen und klare Forderungen nötig. Der Experte resümiert:

"Trump zerstört mit seinen plötzlichen Ausfällen die Strategie Indiens und zwingt die Regierung Modi zu einer harten Reaktion. Sollte Trump seine Strategie aber ändern oder die Einsätze erhöhen, könnte Indien zurückrudern."

Mehr zum Thema – Indien: Bei Trump mit den Schultern zucken, auf billiges Öl achten und zusehen, wie Europa zahlt

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