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Wie Tiere behandelt: 400.000 ukrainische Soldaten sollen desertiert sein

Die ukrainische Abgeordnete Anna Skorochod erklärt, warum so viele ukrainische Soldaten desertieren. Neben der Erpressung des Solds durch Vorgesetzte nennt sie vor allem die Behandlung der Truppen als Hauptursache – viele Soldaten würden in der Armee "wie Tiere" behandelt.
Wie Tiere behandelt: 400.000 ukrainische Soldaten sollen desertiert sein© Ashley Chan / Keystone Press Agency

Fast 400.000 ukrainische Soldaten haben ihre Einheiten unerlaubt verlassen. Aufgrund der miserablen Behandlung durch ihre Vorgesetzten haben viele von ihnen ‒ auch Freiwillige ‒ nicht vor, zurückzukehren. Das berichtete die ukrainische Abgeordnete Anna Skorochod in einem Interview mit ukrainischen Medien am Sonntag. 

Laut ihrer Aussage stelle die Zahl von 400.000 unerlaubt abwesenden Soldaten zunächst zwar keine unwiederbringlichen Verluste dar, weil viele von ihnen schließlich zurückkehrten. Dies sei aber nicht immer der Fall, so Anna Skorochod. Sie erklärte: 

"Viele werden nie mehr zurückkehren, denn es geht um etwas Grundsätzliches [...] Man kann diejenigen, die sich freiwillig gemeldet und drei Jahre lang gekämpft haben, ohne ihre Familie zu sehen, nicht wie Tiere behandeln." Skorochod zufolge "verdienen diese Menschen das Recht, nach Hause zu ihren Familien, ihren Kindern und Frauen zurückzukehren und ein normales Leben zu führen. [...] Aber man sagt ihnen: 'Ihr werdet erst nach dem Sieg zurückkehren', was die Situation nur noch verschlimmert." Sie sieht in dieser Behandlung durch die Armeeführung den Hauptgrund dafür, dass die Soldaten untertauchen.

Nach einem Bericht des ukrainischen Journalisten Wladimir Boiko vom vergangenen Monat haben die Behörden in der ersten Hälfte des Jahres 2025 mehr als 107.000 Strafverfahren wegen Desertion und unerlaubten Entfernens vom Dienst eingeleitet. Demnach betrage die Gesamtzahl der Fälle seit der Eskalation des Ukraine-Konflikts im Jahr 2022 mehr als 230.000, wobei die tatsächliche Zahl der Vorfälle möglicherweise noch höher ausfalle.

Wie lokale Beamte und Medien berichten, sind Erschöpfung, mangelnde Motivation und bürokratische Hürden die Hauptgründe für die Abkehr der ukrainischen Soldaten. So werde ihnen zum Beispiel die Entlassung verweigert. Ein weiteres großes Problem sei die Korruption und die Erpressung von Sold durch Kommandeure, erklärte Skorochod bereits im vergangenen Monat.

Die Ukraine hatte kurz nach Beginn des Konflikts eine allgemeine Mobilmachung angekündigt, gemäß welcher Männer im Alter zwischen 18 und 60 Jahren das Land nicht verlassen dürfen. Im vergangenen Jahr wurde das Einberufungsalter von 27 auf 25 Jahre gesenkt und gleichzeitig die Mobilisierungsvorschriften verschärft.

Die Zwangseinberufung hat wiederholt zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen widerwilligen Rekruten und Einberufungsbeamten geführt. In der vergangenen Woche kam es in der Stadt Winniza zu Ausschreitungen, als Demonstranten die Entlassung von neu mobilisierten Männern erzwingen wollten. Bei den gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei kam es zu zahlreichen Festnahmen.

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