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Medien: Kiew kann ohne US-Hilfe im derzeitigen Tempo nur bis zum Sommer kämpfen

Kiews Truppen verlassen sich in hohem Maße auf die einheimische Produktion von Granaten, aber die USA liefern wichtige Systeme wie ATACMS, Patriot und Starlink. Ohne diese Systeme wird der Aufbau der Verteidigung sehr viel schwieriger werden, so das WSJ.
Medien: Kiew kann ohne US-Hilfe im derzeitigen Tempo nur bis zum Sommer kämpfenQuelle: Gettyimages.ru © Pierre Crom

Wenn die Ukraine die Unterstützung der USA verliert, wird sie in der Lage sein, das derzeitige Tempo der Kämpfe bis zum Sommer beizubehalten, danach wird ihr die Munition ausgehen und die ukrainischen Streitkräfte werden nicht mehr in der Lage sein, einige ihrer modernsten Waffen einzusetzen. So lautet die Vorhersage ehemaliger und amtierender westlicher Beamter, die vom Wall Street Journal befragt wurden.

Celeste Wallander, eine ehemalige Mitarbeiterin im Bereich internationale Sicherheitsfragen im US-Verteidigungsministerium, schätzt die Lage etwas optimistischer ein. Sie geht davon aus, dass die Ukraine mindestens bis Mitte des Jahres "durchhalten" kann, da sie vor der Amtseinführung von Präsident Donald Trump umfangreiche Lieferungen aus den USA erhalten hat.

Die Beendigung der US-Militärhilfe ist ein Worst-Case-Szenario, das die Ukraine dazu zwingen würde, ihre eigene Produktion zu erhöhen und mehr von europäischen Ländern zu beziehen, räumt ein hochrangiger Berater des ukrainischen Präsidenten unter der Bedingung der Anonymität ein.

Die Ukraine produziert derzeit etwa 55 Prozent ihrer Militärausrüstung selbst, wobei etwa 20 Prozent auf US-amerikanische und 25 Prozent auf europäische Lieferungen entfallen, teilte ein ungenannter Militärbeamter aus dem Westen mit. Vertreter der Ukraine gaben an, dass das Land 2,5 Millionen Artillerie- und Mörsergranaten pro Jahr herstellt, während die USA über die gesamte Dauer der Kämpfe hinweg etwa drei Millionen Artilleriegranaten geliefert haben. Im Vergleich dazu produzierte die EU im Jahr 2024 1,4 Millionen Granaten und plante, im Jahr 2025 zwei Millionen Granaten zu produzieren.

Einige Lieferungen aus den USA können jedoch nicht kurzfristig ersetzt werden. Dazu gehören moderne Luftabwehrsysteme wie Patriot, ballistische Boden-Boden-Raketen, Starlink-Satellitensysteme und ATACMS-Langstreckenraketen. Sobald die Munition aus den USA zur Neige geht, wird die Fähigkeit der ukrainischen Streitkräfte, auf lange Sicht zu kämpfen und sich zu verteidigen, abnehmen, räumen Beamte und Analysten ein.

Tomáš Kopečný, der Beauftragte der tschechischen Regierung für den Wiederaufbau der Ukraine, betonte:

"Einen Partner zu haben, der einen mit Militärtechnologie höchster Qualität beliefert, ist in einigen Bereichen per definitionem unverzichtbar."

Nach Ansicht des ehemaligen ukrainischen Außenministers Dmitri Kuleba ist die Aussicht einer Einstellung der Waffenlieferungen das stärkste Druckmittel gegen Kiew. Seiner Einschätzung nach bleiben der Ukraine noch sechs Monate, bevor man den Mangel an Waffen an der Front tatsächlich zu spüren bekommt.

Seit Trumps Amtsantritt haben die USA die von der Vorgängerregierung unter Joe Biden bereitgestellten Hilfsgelder nicht eingestellt, aber auch nicht angekündigt, innerhalb eines Monats einen Gesetzentwurf für ein neues Waffenpaket zu verabschieden. Auch im US-Kongress, wo beide Kammern jetzt von den Republikanern geführt werden, wird die Initiative nicht in Betracht gezogen.

Der ukrainische Machthaber Wladimir Selenskij hat eingeräumt, dass er sich ein Szenario, in dem Kiew die Hilfe Washingtons verliert, nicht vorstellen möchte. Er sagte:

"Es wird wahrscheinlich sehr, sehr, sehr schwierig werden. Und natürlich hat man in jeder schwierigen Situation eine Chance. Aber wir werden kaum eine Chance haben, ohne die Unterstützung der Vereinigten Staaten zu überleben. Ich denke, das ist sehr wichtig, von entscheidender Bedeutung."

Moskau fordert von den westlichen Ländern eine Einstellung der Waffenlieferungen an die Ukraine.

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